Non-Profit-Organisationen in die Zukunft entwickeln. Heike Fischer

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Non-Profit-Sektors an den Staat bindet, ist in der amerikanischen »civil society« der Dritte Sektor eher staatsfern. Die Kultur privater Wohltätigkeit wird in den USA allerdings von weiten Teilen der Bevölkerung gepflegt und finanziert. (Eine ausführliche Würdigung der Entwicklung des Non-Profit-Sektors in den USA findet sich bei Anheier 2005, 21-29.)

      In den USA sind die Instrumente der sozialen Sicherung von Marktprinzipien und Interessen privater Kapitalakkumulation geprägt. Betriebliche Sozialleistungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die sie gewährleistenden Fonds sind bedeutende Akteure auf den Finanzmärkten. Und die Wirksamkeit von Marktkräften darf durch staatliche Maßnahmen nicht beeinträchtigt werden – so sagt die liberale Doktrin.

      Das US-amerikanische Modell ist von den in Europa vorherrschenden wohlfahrtsstaatlichen Mustern ebenso weit entfernt wie beide wiederum vom staatszentrierten Planwirtschaftssystem der ehemaligen Ostblockstaaten (vgl. Kaufmann 2003).

      Zu den Besonderheiten der Situation in Deutschland zählt das gemeinwirtschaftliche Modell, das sich nach 1945 angesichts der Ost-West-Dichotomie vor allem in Nord- und Westeuropa entwickelte. Gemeinwirtschaftliche Ansätze sind im Genossenschaftswesen und im Wohnungsbau am stärksten ausgeprägt. Erst Anfang der 1990er-Jahre begannen sich diese Bereiche, zu denen Genossenschaften im Bank- und Wohnungswesen gehören, dem kommerziellen Sektor anzunähern.

      Bis 1989 bewegte sich die Entwicklung in Westdeutschland im Spannungsverhältnis zwischen Kapitalismus und Sozialismus.

      Der westdeutsche Weg unterscheidet sich ebenso deutlich von der liberal-kapitalistischen Tradition der Vereinigten Staaten wie vom sozialistischen Weg der Sowjetunion und ihrer Einflusssphäre im anderen Teil Deutschlands. Vielfach ist, auf die westeuropäischen Staaten bezogen, auch von einem »Dritten Weg« zwischen Kapitalismus und Sozialismus die Rede. Es war der Weg der Kompromisse zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften.

      Die Gewerkschaften in der BRD rückten von Vorstellungen umfassender Gemeinwirtschaft ab und erkannten die marktwirtschaftliche Ordnung an. Damit akzeptierten sie das Privateigentum an den Produktionsmitteln sowie die sich daraus ableitende Leitungskompetenz der Unternehmen. Im Gegenzug akzeptierten die Unternehmer die Gewerkschaften als Verhandlungspartner und legitime Vertreter der Arbeiterinteressen. Außerdem arrangierten sich die Unternehmer mit staatlichen Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Arbeitnehmer. Von den Vorteilen friedlicher Arbeitsbeziehungen profitierten alle Seiten. Die Unabhängigkeit wirtschaftlicher Unternehmerfunktionen blieb gewährleistet, gleichzeitig wurden Schutz- und Teilhaberechte der Beschäftigten sowie soziale Sicherungssysteme gestärkt. Der Kapitalismus erhielt ein soziales Gesicht. Die sich daraus ergebende Stabilität und Prosperität erwies sich als ein starkes Argument für die soziale Marktwirtschaft.

      Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Öffnung der Märkte wurde der Einflussgewinn des US-amerikanischen Modells und seiner liberal-kapitalistischen Prinzipien von vielen als globaler Siegeszug des Kapitalismus gewertet. Es schien dazu keine Alternative zu geben (s. o.: 2. Paradigmenwechsel von der Bedarfs- zur Marktorientierung). Heute verschiebt sich das Kräfteverhältnis mit Blick auf den asiatischen Wirtschaftsraum sowie auf aufstrebende »Schwellenländer«. Zudem mehren sich die Sorgen, das liberale marktwirtschaftliche Modell sei in Zeiten der Globalisierung an seine Grenzen gestoßen. Angesichts weltweiter Erschütterungen durch »von der Leine gelassene« Finanzmärkte wirkt der starke Staat wieder attraktiv – aber auch eine starke Zivilgesellschaft, die bei Marktversagen oder Staatsversagen handlungsfähig ist.

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