Hospiz ist Haltung. Группа авторов

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Vision Christophorus Akademie

      Ein weiteres Beispiel ist das neue Betäubungsmittelgesetz. Ich hätte gerne den Zusatz Schmerzmittelgesetz eingebracht, weil für uns der Gebrauch von Morphin immer noch belastet mit den Schmerzmythen war, die besagen, dass man z. B. sein Bewusstsein verliert, wenn man Morphium nimmt. Es ging also um den offeneren Zugang zu Betäubungsmitteln, wo wir in Deutschland fast am Ende der europäischen Liste standen. Damit war der Plan für eine Akademie gereift. Eine Akademie wie die Mildred-Scheel-Akademie in Bonn wollten wir unbedingt auch in Bayern haben. Dies war nur mit großer finanzieller Hilfe oder eigentlich nur mit der finanziellen Hilfe der Krebsgesellschaft möglich. Mit viel Überzeugungsarbeit musste ich den Vorsitzenden der Krebsgesellschaft klarmachen, dass selbst mit aller Verbesserung und Forschung für Krebsmittel der Tod als solches am Ende jedes Lebens steht. Ich denke, all diese Aktivitäten haben zu dieser Akademie geführt, in der alle Berufe, die im Hospiz oder in der Palliativstation zusammenarbeiten, eine gute Ausbildung erhalten. Die Akademie, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, war eines meiner letzten großen Anliegen.

       Welchen Rat, würden Sie den Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit für die Zukunft geben?

      Das ist schwierig, weil ich als ausgebildete Ratgeberin in der Psychotherapie keinen Rat gebe. Aber ich möchte doch sagen, schauen Sie, wie Sie auf Ihrem eigenen Weg immer der Mensch werden, der Sie eigentlich schon immer waren. Schöpfen Sie ihre ganzen Möglichkeiten aus, geben Sie weiter und nehmen Sie das an, was Ihnen von Ihrem Hospizverein an Hilfe angeboten wird. Wie wir früher sagten, Gott schütze mich vor den Erleuchteten. Es gibt immer noch Menschen, die ihre Aufgabe mit großer Begeisterung beginnen und nicht darauf achten, ob sie es auch wirklich aushalten. Also soviel Nähe wie möglich und soviel Distanz wie nötig.

       Wie sollte die Hospizbewegung den Spagat zwischen Ehrenamt und den zunehmend stärker werdenden Professionellen meistern?

      Wieder eine persönliche Antwort. Jeder hat seine Berechtigung. Wenn wir an die Anfänge denken, wussten wir, dass im angelsächsischen Bereich die ehrenamtliche Arbeit viel selbstverständlicher war als bei uns. Ich weiß nicht, ob man bei uns noch auf die Ehre wartet oder was das auch immer ist. Viel wichtiger ist es, dass wir uns immer wieder bemühen und wie bei allen Auseinandersetzungen die Menschen reden lassen, wir zuhören können und einen Kompromiss finden, der es beiden Seiten möglich macht, nebeneinander zu arbeiten.

       Drängen nicht zurzeit die „Hauptamtlichen“ durch die zunehmende Verrechtlichung und die bessere Kassenfinanzierung die „Ehrenamtlichen“ an den Rand?

       Die Fähigkeit, sich dem anderen zuzuwenden, muss nicht professionalisiert werden

      Ich denke, in einem gewachsenen Hospizverein wird sich das lösen lassen. Ich habe diesen Vorwurf oft gehört, auch von unseren Sozialministern: „Ja wollen Sie denn das Sterben professionalisieren?“ Ich konnte dem mit gutem Grund widersprechen, denn was heißt professionalisieren? Jeder Mensch hat diese Fähigkeit, einem anderen beizustehen, sonst würden wir nicht unsere Lieben verheiraten, Kinder bekommen und unsere Eltern pflegen. Die Fähigkeit, sich dem anderen zuzuwenden, ist da, also da muss nichts professionalisiert werden. Vergessen wir aber nicht, dass es Menschen gibt, die in ihrer Profession etwas leisten können, was ein Ehrenamtlicher nicht leisten kann.

       Frau Dr. Everding, meine letzte Frage: Sehen Sie die Gefahr, dass sich die Ehrenamtsbewegung von der Hospizidee auf andere gesellschaftliche Aufgaben verlagert, weil sie sich nicht oder nicht mehr entsprechend einbringen oder verwirklichen kann?

      Diese Angst habe ich nicht. Ich denke, dass Menschen, die sich diese Aufgabe gegeben haben, nicht mehr loslassen können. Wenn Sie das Leben anschauen, ist es doch das Wichtigste, das normale Leben in diese Krankenstuben zu bringen, die Menschen teilhaben zu lassen, auch an dem, was außerhalb geschieht.

       Das Interview führte Horst Schmidbauer

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       Joseph von Radowitz

       Botschafter der BAG Hospiz e.V.

       Joseph von Radowitz, geb. am 11.6.1935 in Insterburg / Ostpreußen, gehört zweifellos zu den Pionieren der Hospizbewegung der 90er Jahre. Er lässt sich in kein Schema einordnen und ist einer von diesen Quereinsteigern, die vielleicht gerade deshalb so unverzichtbar für die Bürgerbewegung Hospiz geworden sind. Als Joseph von Radowitz schließlich 1993 in der Malteser Hospizarbeit landete, hatte er bereits ein angefülltes Berufsleben, u. a. als Militärattaché in Rom und Führungspositionen in Washington und Oslo, hinter sich. Losgelöst von Loyalitäten zu den prädestinierten Gesundheitsberufen konnte er entideologisierend und verbindend wirken. Selten findet man bei einem Menschen in solcher Weise Humor, Lebensfreude, die Fähigkeit zur Menschenliebe und -führung und Sprachgewandtheit, gepaart mit einer unstillbaren Neugier und der Fähigkeit, auch Einzelheiten nach vielen Jahren noch rezitieren zu können.

       Dass er von 1993 – 2003 maßgeblich den Aufbau der hospizlichen Arbeit der Malteser und der damaligen Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz mitgeprägt hat, verdankte er der Fähigkeit, sich in Sachverhalte hineindenken, klar formulieren und andere dabei in ihrer eigenen Fachlichkeit stärken zu können. Sein geschultes diplomatisches Geschick half ihm, innerhalb der Malteser ehrenamtliche Sozialdienste, wie z. B. Hospizdienste und Besuchs- und Begleitungsdienste, hoffähig zu machen. Damit wurde eine Weitung einer damals weithin männlich geprägten Hilfsorganisation (vorwiegend Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Breitenausbildung) eingeleitet. In der BAG Hospiz waren es die politischen Verbindungen des Wahlbonners, die die ersten parlamentarischen Abende auf den Weg brachten. In seinen 9 Jahren Vorstandsarbeit begleiteten ihn die starken Geburtswehen in der Neuordnung der BAG Hospiz im Zusammenspiel mit den neu gegründeten Landesarbeitsgemeinschaften ebenso wie die steten Grundsatzauseinandersetzungen mit den großen Wohlfahrtsverbänden.

       Heute ist Joseph von Radowitz ehrenamtlich u. a. aktiv bei der Organisation der Romwallfahrten mit Behinderten, nimmt regelmäßig an den Lourdes-Krankenwallfahrten des Malteserordens teil und unterstützt zwei Malteser Hospiz-Fördervereine durch seine Mitarbeit in den Vorständen und Beiräten. Der Ruhestand eines Vaters von drei Söhnen und mittlerweile einiger Enkel ist weiterhin geprägt durch die tief im christlichen Glauben verwurzelte Motivation, seine Kraft in den Dienst des Gemeinwohls zu stellen. In diesem ist er heute wie zu Beginn seiner Zeit in der Hospizbewegung Beispiel für die Bedeutung jedes Einzelnen, um an einer verbesserten Lebenskultur für Menschen in Not, im Besonderen schwerkranken, sterbenden und trauernden Menschen mitzuwirken. Er ist auch ein Beispiel für diejenigen der Generation 55+, die sich nach „getaner Arbeit“ gegen den Trend nicht ins Private zurückziehen, sondern sich mit ihren Erfahrungen der Gesellschaft weiterhin zur Verfügung stellen.

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      1.3Das Lebensende therapieren?

       Interview von Radowitz

       Interview und Vita Herr von Radowitz

       Herr von Radowitz, Sie haben die Hospizarbeit in der Aufbauphase der BAG Hospiz maßgeblich mitgestaltet und als „Botschafter“ erfolgreich gewirkt.

      Ja, ich erinnere mich gerne daran, wie wir gerade in Ihrem Büro, aber auch bei anderen Abgeordneten, oft auch zusammen mit Monika Müller, unser Anliegen vortragen konnten. Es ging damals um eine Gesetzesinitiative zur Finanzierung stationärer Hospize. Ich habe auf Ihren Rat hin die Parlamentarischen Abende der BAG Hospiz mit den zuständigen Abgeordneten des Bundestages organisiert.

      Was mich besonders beeindruckt hat: An einem dieser Abende kamen die Vertreter aller Fraktionen und Ausschüsse zu einer übereinstimmenden Feststellung: Alle Parteien unterstützen das Anliegen und Ziel der Hospizbewegung und bejahten eine rasche gesetzliche Regelung.

      Da ich als Vorstandsmitglied


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