Legionär in der römischen Armee. Филипп Матышак
ist alles an Familie, was ein Legionär für die nächsten 20 Jahre haben wird.
Longinus Longus, Feldzeichenträger der 1. Lusitaner-Kohorte, an seinen Zenturio Tituleius Longinus: Ich bestätige den Empfang von 423 Denaren und 20 Obolen; bei besagter Summe handelt es sich um hinterlegte Gelder von 23 Rekruten, die bei dieser Zenturie eingetroffen sind am 6. Thoth [3. September] im 21. Jahr des edlen Caesar, unseres Herrn Traian.
(Papyrus aus Ägypten, 117 n. Chr.)
A. S. HUNT/C. C. EDGAR, Select Papyri II 368
II Der Legions-Schnelltest
Milites exercitati facile intellegi possunt. abundant tamen tirones periculosi.
Profis sind berechenbar. Die Welt wimmelt von gefährlichen Anfängern.
Wenn man bedenkt, dass Rom bereits rund 700 Jahre im Geschäft ist, kann man schon einen kleinen Schock bekommen, sobald man sich klarmacht, dass der Staat erst seit weniger als einem Fünftel dieser Zeit eine Berufsarmee hat. Wenn Sie davor einen römischen Soldaten finden wollten, mussten Sie bloß einen beliebigen gesunden Römer auf der Straße anhalten. Es war damals sehr wahrscheinlich, dass dieser Mann die letzten paar Monate im Feld verbracht hatte und mit seinem General – der gleichzeitig römischer Konsul war – in die Stadt zurückgekehrt war, als die Saison für Feldzüge endete.
Eine kurze Geschichte der römischen Armee
500 v. Chr. Seinerzeit war das Soldatsein viel leichter, weil Roms Feinde um die Ecke wohnten. Als Rom beispielsweise gegen die Etrusker aus Veii kämpfte, konnten ein paar Offiziere mal schnell zum Abendessen nach Hause. Die Zeit zum Kämpfen begann im Frühjahr, wenn die Armee aufgestellt wurde, und endete im Herbst, wenn man sie entließ, sodass die Männer zuhause bei der Ernte helfen konnten. Jeder römische Soldat war Bürger – und umgekehrt. Wenn sich die Bürger versammelten, um abzustimmen, wer sie anführen sollte, taten sie das in Rom auf dem Marsfeld, nach Zenturien geordnet wie die römische Armee. Als Daumenregel galt: Jede Stimme hatte etwa so viel Gewicht wie die militärische Ausrüstung des Wählers. Als Erste stimmten die Ritter ab. Pferde sind schwer, also waren die Stimmen der Ritter enorm wichtig. Als Nächste kamen die Wähler der ersten Klasse – die, die sich eine schwere Rüstung, Schwerter und Schilde leisten konnten. Offensichtlich waren das angesehene Bürger, denen man besser zuhörte – nicht zuletzt, weil der Besitz solcher Ausrüstung bedeutete, dass diese Bürger, wenn sie wütend waren, der Obrigkeit ein paar buchstäblich bohrende Fragen stellen konnten. Noch eine Konsequenz dieser Wahlmethode war, dass die meisten wichtigen Angelegenheiten normalerweise durch die Ritter und die erste Klasse entschieden worden waren, bevor das Gesindel drankam, das mit Schleudern und spitzen Stöcken in die Schlacht zog. (Und wenn man die Ritter und die erste Klasse fragte, war das gar nicht schlecht so.)
300 v. Chr. Die ursprüngliche Standardeinheit der Armee war die Phalanx, ein fester Block aus Speerkämpfern. Nur war diese große, unbewegliche Einheit nicht gerade ideal, um hochbeweglichen Stammeskriegern durch die italischen Gebirge nachzujagen, also führte die Armee im 4. Jahrhundert v. Chr. den Manipel ein. Das war eine „Handvoll“ Männer (von manus, lateinisch „Hand“) oder, genau gesagt, 120 Mann. Die Soldaten kämpften in drei Reihen von Manipeln.
Die hastati stellten die vordersten Manipel. Sie bestanden aus frischen Rekruten, die unerfahren genug waren, um tapfer zu sein, und zu jung, um am Leben zu hängen. Die Männer dieser Manipel waren mit Schwertern und mit dem ausgerüstet, was bis heute die bevorzugte Wurfwaffe der Legion ist – mit dem schweren, pilum genannten Speer für kurze Reichweite.
Die principes, der zweite Manipel, hingen schon an ihrem Leben und kämpften desto verbissener, weil sie aus Erfahrung wussten, dass ein Sieg für sie die beste Garantie war, Frauen und Kinder wiederzusehen. Diese Soldaten waren ebenso bewaffnet wie die hastati, allerdings konnte ihre Rüstung hochwertiger sein.
Büste, die man für ein Bild von Gaius Marius hält. Marius’ Reformen betrafen nicht nur die römische Armee, sondern hatten auch weitreichende und nicht immer positive Auswirkungen auf die römische Geschichte.
Die triarii waren der Manipel in der letzten Reihe und bestanden aus Veteranen vom alten Schlag, die mit den langen Speeren aus der Phalanx kämpften und denen man zutrauen konnte, die Stellung zu halten, wenn alles andere versagte. Deshalb heißt der Ausdruck „es ist zu den triarii gekommen“ bis heute, dass die Lage verzweifelt ist.
100 v. Chr. Das konservative System der Republik zerstörte der demagogische General Marius, der dringend Soldaten brauchte. Damals führte Rom einen Eroberungskrieg in Numidien und bereitete sich auf einen Verteidigungskrieg gegen Germanenstämme aus dem Norden vor. Marius schaffte die Besitzregeln ab und brachte den Staat dazu, die Ausrüstung zu stellen. Außerdem führte er die Tradition ein, jeder Legion als ihr wichtigstes Symbol einen aquila zu übergeben, den Adler, der für Jupiter stand. Marius machte die Legionen zur Standardformation in der Schlacht, aufbauend auf der Kohorte, und so ist es noch heute.
Ein guter General war Marius zwar, nur dachte er oft nicht über die Folgen seiner Entscheidungen nach. Seine Systemveränderungen lösten kurzfristig Probleme, während sie für die Zukunft einen Riesenärger heraufbeschworen. Sobald der Staat einmal mit dem Ausrüsten der Soldaten angefangen hatte, begann die Entbäuerlichung der Armee, denn jetzt rekrutierte man die Legionäre nicht mehr nur aus den Landbewohnern, sondern auch aus den Armen in der Stadt. Da es keine Ernte gab, zu der die Stadtrekruten nach Hause mussten, blieben viele einfach bei der Fahne und verpflichteten sich Jahr für Jahr weiter. Das war ihren Generälen nur recht, weil Rom mit Kampagnen in so entlegenen Ecken wie Griechenland und Spanien begonnen hatte. (Um sicherzugehen, dass die Armee jedes Jahr zu Beginn der Feldzugsaison im Kriegsgebiet war, verlegte man den Jahresanfang auf Januar vor, und da ist er seitdem geblieben.) Das Problem war dann da, als die Soldaten nach rund zwei Jahrzehnten, in denen sie Jahr für Jahr anmusterten, zu alt zum Kämpfen waren und vom Staat verständlicherweise eine Altersversorgung erwarteten.
80 v. Chr. In diesem Fall meinte „Staat“ die Konsuln, die das nächste Gesetzespaket einbrachten, und da die Konsuln oft den Generälen verpflichtet – oder mit ihnen identisch – waren, die gerade einen Feldzug erfolgreich abgeschlossen hatten, begannen sich die Soldaten darauf zu verlassen, dass ihr General Vorsorge für ihr Leben nach dem Militär traf. Während das politische Leben in Italien immer turbulenter wurde, wurden die Generäle wichtiger und wichtiger. Die Politiker, über denen die Drohung eines Bürgerkriegs schwebte, entdeckten schnell, wie weitsichtig es war, große Mengen von arbeitslosen Einzelpersonen, die über beträchtliche Erfahrung in Nahkampfsituationen verfügten, nicht unnötig zu verärgern. Für Generäle wie Sulla und Pompeius wurde es zu einem Hauptziel, ihre Veteranen kampflos auf ein gutes Stück Land zu bekommen, nicht zuletzt, weil sich die Generäle dadurch die Dankbarkeit der Veteranen sicherten. Und falls es nötig wurde, waren diese Veteranen normalerweise bereit, wieder zum Schwert zu greifen, um sich zu revanchieren.
Ich bin Spurius Ligustinus aus der Tribus Crustumina und ich komme aus einer Sabinerfamilie. Mein Vater hat mir einen Viertelhektar Land hinterlassen und die kleine Hütte, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Dort lebe ich heute noch. […] Ich habe 22 Dienstjahre in der Armee verbracht und bin nun über 50 Jahre alt. Aber selbst wenn ich meinen Dienst nicht fertig absolviert hätte und wenn ich aus Altersgründen nicht dienstbefreit wäre, dann wäre es immer noch richtig, wenn ich entlassen würde.
LIVIUS, Römische Geschichte 42,34,2; 11–12
[Octavian] griff nach dem Konsulat, als er 20 war. Er brachte die Legionen in bedrohliche Nähe der Stadt [Rom] und schickte Gesandte, die im Namen der Armee den Konsulat für ihn forderten. Als der Senat zögerte, schlug der Anführer der Abordnung, ein Zenturio namens Cornelius, seinen Mantel zurück und ließ seinen Schwertgriff sehen. Er teilte dem Senat ohne Hemmungen mit: „Das wird ihn zum Konsul