Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde. Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen, Literaturhinweisen und Nachwort. E. T. A. Hoffmann
das bedeutungsvolle Klappern des Säbels auf dem Steinpflaster, öffnete die Äugelein hell und klar, wand sich aus Georgs Arm, riss das Fenster auf, warf dem Offizier ein Kusshändchen zu und schaute ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden.
»Gamaheh«, schrie die Distel Zeherit ganz außer sich, »Gamaheh, was ist das? – spottest du meiner? Ist das die Treue, die du deiner Distel angelobt?« – Die Kleine drehte sich auf dem Absatz herum, schlug ein helles Gelächter auf und rief: »Geht, geht, George! Bin ich die Tochter des würdigen alten Königs Sekakis, seid Ihr die Distel Zeherit, so ist jener allerliebste Offizier der Genius Thetel, der mir eigentlich viel besser gefällt wie die traurige stachligte Distel.« – Damit sprang die Holländerin fort durch die Türe, Georg Pepusch geriet aber, wie man denken kann, sofort in Wut und Verzweiflung und rannte wild die Treppe hinab, zum Hause hinaus, als hetzten ihn tausend Teufel. Das Geschick wollt’ es, dass Georg einem Freunde begegnete, der in einer Postkalesche saß und fortwollte. »Halt, ich reise mit Euch!« So rief die Distel Zeherit, flog schnell nach Hause, zog einen Überrock an, steckte Geld ein, gab den Stubenschlüssel der Wirtin, setzte sich in die Kalesche hinein und fuhr mit dem Freunde von dannen.
[62]Unerachtet dieser feindseligen Trennung war aber die Liebe zur schönen Holländerin in Georgs Brust ganz und gar nicht erloschen, und ebenso wenig konnte er sich entschließen, die gerechten Ansprüche aufzugeben, die er als Distel Zeherit auf Gamahehs Hand und Herz zu haben glaubte. Er erneuerte daher diese Ansprüche, als er nach etlichen Jahren wiederum im Haag mit Leuwenhöck zusammentraf, und wie eifrig er sie auch in Frankfurt verfolgte, hat der geneigte Leser bereits erfahren. – –
Ganz trostlos rannte Herr George Pepusch in der Nacht durch die Gassen, als der flackernde, ungewöhnlich helle Schein eines Lichts, der durch die Spalte eines Fensterladen im untern Stock eines ansehnlichen Hauses auf die Straße fiel, seine Aufmerksamkeit erregte. Er glaubte, es müsse in der Stube brennen, und schwang sich daher am Gitterwerk hinauf, um in die Stube zu schauen. Grenzenlos war aber sein Erstaunen über das, was er erblickte.
Ein helles, lustiges Feuer loderte in dem Kamin, der dem Fenster geradeüber gelegen; vor diesem Kamin saß oder lag vielmehr in einem breiten altväterischen Lehnstuhl die kleine Holländerin, geputzt wie ein Engel. Sie schien zu schlummern, während ein sehr alter ausgetrockneter Mann vor dem Feuer kniete und, Brill’ auf der Nase, in einen Topf kuckte, in dem wahrscheinlich irgendein Getränk kochte. Pepusch wollte sich noch höher hinaufschwingen, um besser die Gruppe ins Auge zu fassen, fühlte sich indessen bei den Beinen gepackt und mit Gewalt heruntergezogen. Eine barsche Stimme rief: »Seht mal den Spitzbuben, das wäre mir recht. – Fort, Patron, ins Hundeloch!« – Es war der Nachtwächter, der Georgen bemerkt hatte, wie er an das Fenster hinanklimmte, und nichts anders vermuten [63]konnte, als dass er einbrechen wolle ins Haus. Aller Protestationen unerachtet wurde Herr George Pepusch von dem Wächter, dem die herbeieilende Patrouille zu Hülfe geeilt war, fortgeschleppt, und auf diese Weise endete seine nächtliche Wanderung fröhlich in der Wachtstube. –
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