Not Available. Daniel Decker

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passierte, ist im Gegensatz zu den »Get Back«-Sessions unzureichend dokumentiert. In der Mittagspause, in der das Filmteam nicht drehte, gerieten Lennon und Harrison aneinander. Es wurde sogar davon berichtet, dass die Fäuste flogen. Harrison selbst dementiert diese Darstellung, die wiederum von George Martin gegenüber dem Lennon-Biografen Philip Norman gestützt wurde. Auch wenn er zu Protokoll gab, dass sich das Ganze schnell auflöste. Fakt ist, dass alle Beatles nach der Mittagspause in die Twickenham-Studios zurückkehrten und Harrison nach einem kurzen Abreagieren an der Gitarre seinen sofortigen Ausstieg bekannt gab und ging. Die übrigen Beatles wie auch Lindsay-Hogg, der spätere Apple-Geschäftsführer Neil Aspinall und George Martin waren mit der Situation überfordert. Während die einen sich Gedanken über die Weiterführung des aktuellen Projektes machten, überlegten die anderen, wie es überhaupt mit den Beatles weitergehen sollte. Vermutlich mehr aus Trotz schlug Lennon vor, Eric Clapton in die Band zu holen und ohne Harrison weiterzumachen. Sein scheinbar unschuldiger Vorschlag war eine erneute boshafte Spitze in Richtung des ausgestiegenen Beatles, denn Clapton war damals Harrisons bester Freund. Über die Gründe für dessen Ausstieg kann rückblickend nur spekuliert werden. Es dürften mehrere Aspekte zusammenkommen. So spielte es definitiv eine Rolle, dass Harrison sich als Songwriter von Lennon und McCartney nicht ernst genommen fühlte. Dann kamen noch die unterschiedlichen Arbeitsweisen hinzu. Ein Thema, das schon zuvor zwischen McCartney und Harrison für Unmut sorgte, und auch mit Lennon lag Harrison diesbezüglich nicht auf einer Wellenlinie. Zudem war er kein Freund des geplanten Live-Auftrittes und wollte den Aufwand so gering wie möglich halten. Über all dem stand dann auch noch die Dauerbeobachtung durch das Filmteam, was ihm bereits seit dem ersten Tag zu viel war.

       LET IT BE – DER FILM (1970)

      Erst nach der Trennung der Beatles kam »Let It Be« in die Kinos und dokumentierte die Arbeit an dem Album sowie das abschließende legendäre Rooftop-Konzert. Der Schnitt impliziert interessanterweise, dass Harrison die Beatles nach dem Streit mit McCartney am dritten Tag der Aufnahmen in Twickenham verließ. Die Spannungen innerhalb der Band waren nicht zu verbergen. Dies ist dann auch der Grund, warum diverse geplante Veröffentlichungen immer wieder abgesagt wurden. Bereits 1984 wurde die Veröffentlichung auf VHS in Deutschland und den Niederlanden nach nur wenigen Tagen zurückgezogen. 1992 wurde im Rahmen des Anthology-Projekts der Film unter der Leitung von Ron Furmanek restauriert, erschien letztlich jedoch nicht. Auch zu »Let It Be … Naked« war zeitweise ein Re-Release geplant. Im Juli 2008 verkündeten Starr und McCartney via Apple, dass sie keinen Film herausgeben wollen, »in dem sich alle gegenseitig auf die Nerven gehen.« Dass der Film 1970 überhaupt erschien, mag auch an einer vertraglichen Verpflichtung gelegen haben. Die Beatles hatten United Artists nämlich einen weiteren Film zugesichert. Allen Klein sah in dem Film nicht nur die Möglichkeit, den Vertrag zu erfüllen, sondern mit diesem und dem begleitenden Soundtrack-Album die Kassen von Apple wieder zu füllen. Seit Januar 2019 arbeitet »Herr der Ringe«- Regisseur Peter Jackson an einem neuen Film aus dem Rohmaterial, für den Giles Martin, Sohn von George Martin, die Musik neu abmischen wird. Die Premiere des Films ist für August 2021 geplant.

      Interessant ist, dass später der Eindruck entstand, dass McCartney der alleinige Schuldige für den Ausstieg des Gitarristen war. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Am schwersten wiegt wohl, dass Lindsay-Hogg die Szene mit dem Streit zwischen Harrison und McCartney im Film »Let It Be« direkt vor die Szene geschnitten hatte, in der er seinen Ausstieg verkündete. Auch war McCartney im Rückblick auf die Sessions durchaus selbstkritisch und übernahm immer wieder die Verantwortung für alles, was schief ging, so wie er bereits damals die Verantwortung für das ganze Projekt übernahm. Dabei waren die Gründe weit komplexer und ergaben sich aus dem zwischenmenschlichen wie musikalischen Zusammenspiel der drei Beatles, die sich bereits seit ihrer Teenagerzeit kannten. Fünf Tage später saßen dann alle Beatles zusammen am Tisch und versuchten die Differenzen zu klären. Leicht war das nicht, denn Harrison bekräftigte zuerst seinen Ausstieg und ließ sich innerhalb des fünf Stunden dauernden Gespräches nur schwer umstimmen. Erst durch mehrere Zugeständnisse schafften es McCartney, Lennon und Starr, den abtrünnigen Beatle zum Wiedereinstieg zu bewegen. Statt für einen Liveauftritt sollten die Sessions nun für eine neue Single und ein neues Album herhalten. Dafür wollten die Beatles die unheilvollen Twickenham Studios verlassen und im neuen Apple-Studio in der Savile Row in London die Aufnahmen beginnen. Dort tobte sich Alexis »Magic Alex« Mardas aus, Abteilungsleiter von Apple Electronics. Sein Versprechen, ein 72-Spur-Studio in den Räumen zu errichten, konnte er allerdings nicht einhalten, weswegen George Martin zwei Vierspurmaschinen von der EMI ausleihen musste.

      Ansonsten war Martin kaum an den Aufnahmen beteiligt. Der Anspruch, möglichst live und roh zu klingen, widersprach seiner Arbeitsweise und so überließ er den vakanten Posten Glyn Johns. Die Spannungen innerhalb der Band waren weiterhin zu spüren und legten sich erst, als mit BILLY PRESTON ein Freund aus den Hamburger Tagen als Keyboarder zu den Aufnahmen stieß. Preston sorgte nicht nur musikalisch für frischen Wind, sondern war auch der Grund, dass sich die übrigen Beatles zusammenrissen. Sein Input wurde auch dadurch gewürdigt, dass er als einziger Musiker überhaupt auf einer Beatles-Platte genannt wurde. So war auf dem Cover der Single »Get Back / Don’t Let Me Down« »The Beatles with Billy Preston« zu lesen. (Wobei nur wenige Pressungen überhaupt ein Cover bekamen, in England erschien die 7” vorerst ohne.)

      Lindsay-Hogg, der nun die Albumaufnahmen dokumentierte, hatte jetzt das Problem, einen passenden Abschluss für seinen Film zu finden. Das große Finale mit einer ungewöhnlichen Liveshow war nicht mehr geplant. Letztendlich konnten McCartney und er einen Kompromiss mit der übrigen Band finden. So sollten zum Abschluss der Aufnahmen einige wenige Songs auf dem Dach des Apple-Gebäudes gespielt werden. Ein Hubschrauber, wie von Lindsay-Hogg gewünscht, war allerdings nicht mehr für die Filmaufnahmen zu gewinnen. Dankenswerterweise kam aber die Polizei zur unangekündigten Show und Lindsay-Hogg konnte es im fertigen Film so aussehen lassen, dass das Konzert deswegen abgebrochen werden musste. Dabei konnten die Beatles tatsächlich noch wie geplant einen weiteren Song nach dem Eintreffen der Beamten spielen.

       APPLE VS. APPLE

      1968 gründeten die Beatles mit Apple Corps ein Multimediaunternehmen, das in vielen Bereichen tätig war. Neben den Labelaktivitäten produzierte Apple auch Filme, war ein Verlag, Musikstudio und sogar eine Elektronikfirma. Apple Electronics wurde von John Lennons Freund Yanni Alexis Mardas alias »Magic Alex« geleitet. Magic Alex hatte große Pläne, doch umgesetzt wurde das wenigste. Selbst ein Radio in Apfelform schaffte es nicht auf den Markt, da die Herstellungskosten den Endpreis in die Höhe getrieben hätten. Dennoch hielten Apple Corps die Markenrechte für Elektronikprodukte unter diesem Namen. Als dann Steve Jobs und Steve Wozniak mit Apple-Computern auf den Markt kamen, waren die Anwälte schnell zur Stelle. Zwischen 1978 und 1981 stritten sich die beiden Firmen, bis man sich außergerichtlich einigte. Apple Computers zahlten 80.000 Dollar an Apple Corps und versprachen, sich vom Musik- Business fernzuhalten. Als Apple dann 1986 Soundchips und Midi in ihren Rechnern anboten, sahen Apple Corps ihre Bedingungen nicht erfüllt und klagten 1989 erneut.

      1991 wurde Apple dann wegen eines Sampling-Systems dazu verdonnert, 26,5 Millionen Dollar an Apple Corps zu zahlen. Auch aufgrund des iPods und iTunes gab es Rechtsstreits zwischen den beiden Firmen. Das Verhältnis zwischen den Beatles (vertreten durch Apple Corps) und Steve Jobs (vertreten durch Apple Inc.) hätte also nicht schlechter sein können. Dabei war es angeblich sogar sein Beatles-Fantum, dass Jobs bei der Namensgebung inspirierte. Hörer*innen bekamen den Streit nur indirekt mit, denn die Beatles verweigerten sich lange den Streamingplattformen. Erst 2010, neun Jahre nach Start von iTunes, wurde der Gesamtkatalog für die Apple-Plattform freigegeben.

      Offiziell waren die Aufnahmen zu »Get Back« am 31. Januar 1969 abgeschlossen und Glyn Johns erstellte einige Rough Mixes für die Band. Danach ruhten die Aufnahmen erst mal. Dabei waren die Beatles nicht untätig. Nahezu nahtlos machten sie sich an die Arbeit zu einem neuen Album. »Abbey Road« entstand wieder mit George Martin als Produzenten und griff dabei auf einiges Material zurück, das bereits bei den »Get Back«-Sessions gespielt wurde. Zusammen mit McCartney mischte Johns Anfang April 1969 dann die Single-Versionen von »Get Back« und »Don’t Let Me Down«, beide wurden bereits eine Woche später stark beworben veröffentlicht. Erstmals


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