Haller 18 - Weihnachten. Группа авторов

Haller 18 - Weihnachten - Группа авторов


Скачать книгу
mit ihrer erstaunlichen Stimme vor ein paar Monaten dem Sopran beigetreten war, ging es dort Schritt für Schritt aufwärts. Stefanie selbst hatte ihren Alt im Griff und Kranich war zugegebenermaßen musikalisch genug, um die tiefen Lagen mitzunehmen. Und die Tenöre, na ja, selbst die wurden allmählich besser. Was für ein Glück war das eigentlich, andere bei dem zu unterstützen, was einem selbst das Schönste und Wichtigste überhaupt ist: Singen.

      In der Probenpause ging Stefanie an den vor ihr stehenden Sängerinnen vorbei, um die Toilette aufzusuchen. Dabei stolperte sie jedoch über die pinken Weihnachtseinkaufstüten der Piqué und fiel nach vorne– ausgerechnet die schmale Nadine fing sie auf.

      »Vorsicht, Frau, ähm, Stamitz! Ich hab’ Sie … ist alles okay?«

      Das klang und war geistesgegenwärtig. Die kleine Pop-Studentin musste erstaunlich kräftig sein, denn es wurde gar kein richtiger Sturz. Sie half Stefanie auf, ihre Finger fühlten sich an Stefanies Unterarmen rau und warm an. Einen kurzen Moment waren sie sich mit ihren Gesichtern so nahe, dass Stefanie direkt durch Nadines starkes Make-up hindurchsah: Blaue Augen, für die verheult kein verstörend neuer Ausdruck war. Gut kaschierte Flecken, weder Akne noch Allergie. Lippen, die ganz leicht zitterten.

      Stefanie richtete sich auf. »Ja, alles gut, so ziemlich, danke!« Der nächste Satz sprach sich wie von selbst aus ihr heraus: »Nadine, du hast eine Stimme, so schön, dass es ein Grund zu leben ist.«

      Nadine blickte sie überrascht an, öffnete den Mund, wandte sich dann aber ab. Stefanie fühlte, wie ihr eigenes Gesicht rot wurde– was war das denn gewesen?–, und ging schnell zur Damentoilette im Keller.

bild schmidt dörte beschert

      Dörte Schmidt: beschert

      Nach der Pause arbeitete Friedrich Feld zunächst konzentriert mit den einzelnen Stimmen am letzten Schliff für die übrigen Weihnachtslieder. Als sie danach, und für eine Generalprobe erstaunlich unfallfrei, den Mendelssohn durchsangen, verfing sich Stefanies Blick immer häufiger in Nadines verspiegeltem Kleid. Als wäre Stefanie einer der Anfang fünfzigjährigen Familienväter auf der Männerseite des Chores. Schließlich ließ Feld nach der einstudierten Zwangszugabe– »Last Christmas« auf Kurpfälzisch– noch einmal den Bach anstimmen, von Anfang bis Ende und mit allen Stimmen:

      »Brich an, du schönes Morgenlicht, und lass den Himmel tagen!«

      Stefanies Stimme flog auf kräftigen Schwingen durch den Saal. Weihnachtszeit und Einsamkeit gingen auf im funkelnd klaren Klang. Trotz der ziemlich sparsam verteilten Bühnenstrahler fühlte sie sich in taghelles Licht gebadet. Auch die übrigen Stimmen fanden zueinander und strahlten fast genauso vielfarbig, wie Bach es in seine Notensysteme eingewoben hatte. Sogar Friedrich Feld entspannte sich und schien wieder an ein erfolgreiches Weihnachtskonzert zu glauben.

      Als die Probe vorbei ist, strömen die Chorleute zügig nach draußen und mit Straßenbahn, Rollator, E-Bike oder SUV in ihre Mannheimer Wohnzimmer. Stefanie erreicht aus Gewohnheit als Letzte den Ausgang, so gerät sie in keine unangenehm ungewollten Gespräche. Zu ihrer Überraschung wartet vor den geriffelten Glastüren des Gemeindehauses Nadine – auf sie? Natriumgelbes Licht und Graupel tropfen von den Straßenlaternen auf sie beide herab.

      »Frau Stamitz, Stefanie, darf ich Sie etwas fragen?«

      Stefanie nestelt an ihrer Regenjacke. »Mich? Also – es tut mir leid … wegen vorhin, wenn es darum geht«, sagt sie stockend.

      Nadine sieht ihr mit leicht geneigtem Gesicht direkt in die Augen. »Stehen Sie auf Frauen?«

      »Also Nadine, ich meine, habe ich zu sehr herüber …« Stefanie wird fröstelig und überraschend warm zugleich, als sie den Rest des Satzes verschluckt.

      Nadine lächelt sacht: »Herübergestarrt? Kein Problem, nicht wichtig. Ich kann das aushalten.« Sie atmet kurz, aber tief durch. »Ich hatte vorhin so ein Gefühl. Es dich zu fragen. Ist ›du‹ okay?«

      »Es ist … alles okay. Ja, wirklich alles.« Mehr bekommt Stefanie nicht heraus.

      Nadine schüttelt ihren Kopf, eine dunkle Strähne rutscht an ihrem Mund vorbei. »Alles nicht. Nein, es ist nicht alles okay. Aber singen hilft. Über alles hinweg. Immer.«

      Dann schwingt die Studentin den ausgebleichten Eastpak-Rucksack, den sie in der Hand gehalten hat, über ihre schmale linke Schulter und schaut Stefanie in die Augen.

      »Ich würde gern Duette mit dir singen. Stefanie. Deine Stimme ist so überirdisch genial. Hab’ ich noch nicht erlebt, Hammer. Das ist wie Weihnachten zum Hören.« Nadines ganzes Gesicht strahlt jetzt. »Wir könnten sogar zusammen auftreten. Du hast die Literatur drauf von Bach bis Schönberg und ich den ganzen Rest. Barock und Roll!«

      Stefanies Brust wird mit einem Mal so weit wie der Himmel. Sie lacht in Nadines grüne Augen hinein, dann ruft sie in die Neckarstädter Nacht: »Brich an, du schönes Morgenlicht, lass uns den Himmel rocken!«

      Tja. So hat es also vor sechs Jahren angefangen mit dem Erfolgsduo »Matin & Stamitz – #BarockandRoll«. Bereits am Weihnachtsabend 2015 sangen sie erstmals gemeinsam vor einem kleinen, aber einflussreichen Publikum, der Auftritt wurde ein sensationeller Erfolg. Konzerte in der Region, dann im In- und Ausland folgten, ein Streamingportal und seit Pandemiebeginn Onlineformate. Sind Sie neugierig geworden? Dann buchen Sie noch heute das exklusive Weihnachtskonzert »Morgenlicht 2021«. Und genießen Sie online oder mit Abstand im Stamitzsaal des Mannheimer Rosengartens die Musik dieser beiden ungewöhnlichen Frauen, die auch außerhalb der Bühne ein Paar geworden sind.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgECWAJYAAD/4gxYSUNDX1BST0ZJTEUAAQEAAAxITGlubwIQAABtbnRyUkdC IFhZWiAHzgACAAkABgAxAABhY3NwTVNGVAAAAABJRUMgc1JHQgAAAAAAAAAAAAAAAAAA9tYAAQAA AADTLUhQICAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAABFj cHJ0AAABUAAAADNkZXNjAAABhAAAAGx3dHB0AAAB8AAAABRia3B0AAACBAAAABRyWFlaAAACGAAA ABRnWFlaAAACLAAAABRiWFlaAAACQAAAABRkbW5kAAACVAAAAHBkbWRkAAACxAAAAIh2dWVkAAAD TAAAAIZ2aWV3AAAD1AAAACRsdW1pAAAD+AAAABRtZWFzAAAEDAAAACR0ZWNoAAAEMAAAAAxyVFJD AAAEPAAACAxnVFJDAAAEPAAACAxiVFJDAAAEPAAACAx0ZXh0AAAAAENvcHlyaWdodCAoYykgMTk5 OCBIZXdsZXR0LVBhY2thcmQgQ29tcGFueQAAZGVzYwAAAAAAAAASc1JHQiBJRUM2MTk2Ni0yLjEA AAAAAAAAAAAAABJzUkdCIElFQzYxOTY2LTIuMQAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAWFlaIAAAAAAAAPNRAAEAAAABFsxYWVogAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAFhZWiAAAAAAAABvogAAOPUAAAOQWFlaIAAAAAAAAGKZAAC3hQAAGNpYWVogAAAAAAAAJKAA AA+EAAC2z2Rlc2MAAAAAAAAAFklFQyBodHRwOi8vd3d3LmllYy5jaAAAAAAAAAAAAAAAFklFQyBo dHRwOi8vd3d3LmllYy5jaAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAABkZXNjAAAAAAAAAC5JRUMgNjE

Скачать книгу