Wie im Flug. Ursula Stenzel

Wie im Flug - Ursula Stenzel


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href="#ue218cab7-4a76-4d5a-bae7-82ee710a0c37">Wiener Melange in einem Schweizer Café

       Diplomatische Betriebsamkeit

       20.Von Brüssel nach Wien und weshalb ich zur FPÖ wechselte

       Dem Weltkulturerbe verpflichtet

       Konflikt um die Garage am Neuen Markt

       „Rieu sagt Wien Adieu“

       Entfremdung von der ÖVP – Weg zur FPÖ

       Das europäische „9/11“

       21.Heinrich Schweiger – „Das fängt ja gut an“

       Endlich – das erste persönliche Kennenlernen

       Burgtheater-Groupie

       Heinrich Schweiger – „einsamer Partisan der Qualität“

       Trennung als Kitt

       Tierisches von Katzen und Vögeln

       Keine Ménage-à-trois

       Flucht in die Operette

       Nachsatz und Nachwort

       Anmerkungen

       Vorwort

      Immer wieder traten Freunde und Bekannte an mich heran, ich möge doch meine Erinnerungen aufzeichnen. Lange überlegte ich, ob ich zu den vielen Biografien noch eine hinzufügen sollte.

      Nicht jedes Leben, auch wenn es zu einem beträchtlichen Teil in der Öffentlichkeit stattfindet, muss unbedingt zwischen zwei Buchdeckel gepresst werden. Ich tat es dann doch, weil ich an einer Zeitenwende geboren wurde und so unterschiedliche berufliche Stationen durchlief, dass meine Erfahrungen, Erlebnisse und die Menschen, denen ich begegnen durfte, mehr als nur persönliche Bedeutung haben.

      Das beginnt mit meinen Eltern, denen ich die Gnade der Geburt zu verdanken habe, den frühen Prägungen, die sie mir vermittelten, und den Menschen, die zu Überlebenshelfern für sie und meine um 13 Jahre ältere Schwester wurden. Ihnen, die uns geholfen haben, die Hitlerzeit zu überstehen, wollte ich auf diese Weise danken. Da meine Mutter aus einer jüdischen Familie stammte, waren meine Eltern und auch meine Schwester in der NS-Zeit der Verfolgung ausgesetzt. Ich wurde daher von frühester Kindheit an politisch, aber auch kulturell geprägt. Davon handeln die Kapitel „Die Gnade der Geburt“, „Frühe Prägungen“ und „Die Überlebenshelfer“.

      Die Schwester meines Vaters, Vera Deutsch, geborene Stenzel, und ihr jüdischer Mann, Dr. Richard Deutsch, emigrierten in die USA. Auch sie haben Zeitgeschichte erlebt und erlitten und haben ihre Erinnerungen festgehalten, denen ich sehr persönliche Zeitzeugnisse entnommen habe, die bis in die Erste Republik zurückreichen. Ihnen widme ich eine Hommage. In meiner Familie war alles vertreten: Sozialdemokraten der ersten Stunde, jüdisches Großbürgertum der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, Christen und Agnostiker. Da meine Schwester einen Arzt heiratete, mit dem sie 13 Jahre in der DDR verlebte, wohin es seine polnisch-deutsche Mutter auf der Flucht aus Rumänien verschlagen hatte, habe ich auch die DDR hautnah kennengelernt und diese meine Eindrücke in dem Kapitel „DDR-Impressionen“ festgehalten. Meiner Schwester Marianne habe ich in diesen Erinnerungen viel Raum gewidmet, nicht nur, weil sie wie eine zweite Mutter für mich war, sondern weil sie auch ein großes lyrisches Talent hatte. Daher habe ich auch einige Gedichte von ihr veröffentlicht. Die Teilung Europas, die Erfahrungen des Kalten Krieges haben mich zum Journalismus gebracht.

      Die Kapitel 8 bis 12 handeln von meinen Anfängen im ORF, von großen journalistischen Persönlichkeiten, die mich gefördert haben, meinen ersten Reportagen, dem Sprung zur Moderation und wichtigen internationalen Ereignissen, über die ich berichten durfte, vom Zusammenbruch des Schahregimes im Iran bis zu dem Besuch Sadats in Jerusalem und dem Ende der Franco-Ära in Spanien. Ich berichte von meinem Sprung in die Politik, in die mich Wolfgang Schüssel geholt hat, damals noch als Außenminister und Vizekanzler. Die Kapitel 13 bis 20 schildern die vielfältigen Aufgaben, die ich im Europaparlament übernehmen durfte und die mich in die bis heute virulenten Krisengebiete unserer Zeit führten, von Afghanistan bis Korea, aber auch nach Polen, in die Ukraine und die Tschechische Republik, nicht zu vergessen Malta. Im Gegensatz zu meinem Mann, der leidenschaftlich fotografiert hat, habe ich während meiner Auslandsaufgaben auch aus Zeitgründen nicht fotografiert, weshalb diese Kapitel nur wenige Bilder enthalten, aber sie nehmen Bezug auch auf die aktuellen Entwicklungen. Zehn Jahre lang habe ich im Europäischen Parlament gearbeitet und bin ständig mit dem Flugzeug gependelt: von Wien nach Brüssel und Straßburg und von dort zu den verschiedensten Destinationen. Diese Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug und hat mich zu dem Titel meines Buchs inspiriert.

      Dass meine Ehe mit Heinrich Schweiger das ausgehalten hat, verdanke ich diesem wunderbaren Menschen und Schauspieler, dem ich das letzte Kapitel gewidmet habe und für den ich über seinen Tod hinaus große Liebe und Dankbarkeit empfinde.

      Selbstverständlich gehe ich auch auf meinen Wechsel von der ÖVP zur FPÖ und zu Heinz-Christian Strache ein, einen Wechsel, den viele meiner Freunde – aber auch Menschen, die mir fernstehen – als einen Bruch in meiner Vita empfinden. Das war er aber nicht, sondern ein Schritt zu einer Partei, die ich in der Phase meines Übertrittes für die bessere konservative Partei hielt, was sie möglicherweise, wenn sie das Tal der Tränen durchschritten hat, wieder werden wird. Der letzte Auslöser für diesen meinen Schritt war die sogenannte Flüchtlingskrise im Spätsommer des Jahres 2015, die ich als eine Invasion ohne Waffen und das österreichische „9/11“ empfand.

      Nach Beendigung meiner politischen Tätigkeit, zu der selbstverständlich auch meine zehnjährige Zeit als Bezirksvorsteherin des 1. Bezirkes, also der Inneren Stadt, gehörte, auf die ich ebenfalls eingehe, legte ich meine FPÖ-Mitgliedschaft zurück. Ich wollte diese meine Erinnerungen, die ich aus den Tiefen meines Gedächtnisses und zum Teil auch aus meinen Aufzeichnungen geholt habe, ohne Rücksicht auf irgendeine Partei verfassen und zu meiner Unabhängigkeit zurückkehren. Meine Erinnerungen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder Wissenschaftlichkeit. Vieles ist anekdotisch. Da ich nicht regelmäßig Tagebuch geführt habe, blieben nur sehr markante Ereignisse und Persönlichkeiten in meinem Gedächtnis haften. Ohne die Hilfe von DDr. Claudia Tancsits, die mich als Historikerin betreute, hätte ich dieses Buch nicht fertigstellen können. Dafür möchte ich ihr meinen herzlichen Dank aussprechen. Dem Lektor Mag. Werner Gut danke ich für sein Verständnis und seine Geduld. Ihnen, meinen Lesern, wünsche ich, dass Sie mein Buch als einen Beitrag zum Verständnis unserer Zeit ohne den Anspruch auf Besserwisserei empfinden und die Lektüre „wie im Flug“ genießen mögen.

      Ursula Schweiger-Stenzel


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