SPUK. Howard Phillips Lovecraft

SPUK - Howard Phillips Lovecraft


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sehen sollte.

      Also, am nächsten Tag begraben wir Benny - es gab die übliche primitive Totenwache, die Frauen klagten und die Männer bekamen Gratisdrinks - halb Afrika schien sich auf die Beine gemacht zu haben; Sie wissen ja, wie geheimnisvoll sich Neuigkeiten im Land des schwarzen Mannes verbreiten.

      Auch Umtonga tauchte auf; er drückte weder Trauer noch Freude aus, sondern stand nur da und schaute zu. Ich wusste nicht, welchen Vers ich mir machen sollte. Der einzige Anhaltspunkt gegen ihn war der Mummenschanz vom vergangenen Abend, aber das konnte kein normaler Europäer als Mordbeweis betrachten. Ich neigte zu der Annahme, das Ganze sei ein erstaunlicher Zufall gewesen.

      Als die Beerdigung vorbei war, kam er auf mich zu. Warum du nicht töten Diener von Big Boss vor Thron von Großem Geist?, wollte er wissen.

      Ich erklärte, dass ein Todesfall zurzeit genug für das Haus sei. Dann bat er um seinen Stock und sagte, er habe ihn letzten Abend in Bennys Büro vergessen.

      Wie Sie sich vorstellen können, war ich sehr kurz zu ihm, aber ich kannte den Stock des alten Burschen so gut wie meine eigene Haarbürste; also ging ich ins Haus, um ihn zu holen.

      Da lag er auf dem Fußboden - ein vier Fuß langer Schlangenstock. Ich möchte sagen, Sie haben, schon mal so ein Ding gesehen; für Europäer macht man sie kürzer. Sie sind aus schwerem Holz geschnitzt, der Kopf der Schlange ist der Griff, der Schwanz die Spitze. Dazwischen sind fünf bis zwölf Windungen; überall sind die Schuppen eingeschnitzt. Der von Umtonga war sehr schön - ziemlich dünn, aber so schwer wie Blei. Er war schwarz und aus Ebenholz, glaube ich. Gab keinen Millimeter nach und hätte eine großartige Waffe abgegeben. Ich nahm ihn auf und gab ihn zurück, ohne ein Wort zu sagen.

      Ungefähr zehn Tage sah und hörte ich nichts von ihm. Die alte Rebecca hatte mit ihrem Gewimmer aufgehört und sich ans Geschäft gemacht. Benny musste ihr von allen Dingen erzählt haben, auf die es ankam, denn ich stellte fest, dass sie recht gut wusste, wie die Sachen standen. Wir einigten uns, dass ich als eine Art Geschäftsführer weitermachen sollte, und nach kurzer Zeit kamen wir auf Umtonga zu sprechen. Ich deutete an, dass die Zinsen ziemlich unverschämt seien und dass der Mann unter Umständen echt gefährlich werden könnte. Aber sie wollte nichts davon hören; man hätte gedacht, ich risse ihr die Augen aus, als ich vorschlug, die Zinsen zu ermäßigen! Sie starrte mich entgeistert an.

      Was geht Sie das an?, schrie sie. Ich brauche Geld, ich muss für die Zukunft m... äh, für meine Zukunft sorgen. Schicken Sie einen Boy mit einer Nachricht hin, sie wünschten ihn zu sehen, und wenn er kommt - sorgen Sie dafür, dass er zahlt. Also, ich konnte nur zusammen; die alte Vettel war irgendwie noch schlimmer als Benny. Ich schickte den Boy am nächsten Morgen hin, und einen Tag danach erschien Umtonga.

      Ich sah ihn in Bennys Büro, während sein Gefolge draußen wartete; ich saß in Bennys Sessel - in dem Sessel, in dem er gestorben war - und kam sofort auf die Sache zu sprechen.

      Er saß ein paar Minuten da und blickte mich nur an; sein zusammengeschrumpftes altes Gesicht war wie eine vertrocknete und schlecht gewordene Frucht. Seine schwarzen Knopfaugen glühten mit einem eigenartigen, bösen Feuer, und er sagte sehr langsam: Du... sehr mutiger junger Baas.

      Nein, sagte ich, nur geschäftlich, das ist alles.

      Du wissen, was geschehen mit altem Baas - er tot - Du wollen auch Großen Geist?

      In seinem starren Blick war etwas Unheilvolles und Mächtiges; es war schrecklich beunruhigend, aber ich wollte nicht nachgeben, und ich sagte ihm, ich wolle nichts als das fällige Geld oder den Gegenwert.

      Du vergessen Geschäft mit Umtonga?, schlug er vor. Du machen viel gutes Geschäft, mit andere Männer. Du nicht vergessen, Umtonga machen bösen Zauber - du sterben.

      Also, es war nicht mein Geschäft - es gehörte der alten Frau. Auch wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihm nichts erlassen können - es gab nur eine Antwort, dieselbe, die er von Benny bekommen hatte.

      Ich zeigte ihm Bennys Gewehr und erklärte ihm, wenn er irgendwelche schmutzigen Tricks vorhätte, würde ich sofort schießen.

      Seine einzige Antwort war eines der verächtlichsten Lächeln, das ich je auf einem menschlichen Gesicht sah. Damit verließ er mich und ging wieder zu seiner Leibwache nach draußen. Dann machten sie das gleiche Abrakadabra noch einmal, mit einem anderen schwarzen Hahn und einem anderen weißen Hahn - rutschten auf ihren Bäuchen herum, und der alte Mann tanzte, bis er wieder einen Anfall hatte und weggetragen wurde. Inzwischen war es Nacht geworden, und mir war ganz und gar nicht wohl zumute. Ich dachte an Bennys dunkelrotes Gesicht und seinen starren Blick.

      Ich aß mit der alten Schlampe zu Abend, und dann ging ich in Bennys Zimmer. Ich liebe meinen kleinen Abendtrunk, aber ich verzichtete ganz bewusst darauf; ich wollte in jener Nacht völlig nüchtern und wach bleiben.

      Ich glaubte, einer von Umtongas Leuten hätte Benny etwas getan, vielleicht seinen Drink vergiftet.

      Ich untersuchte sein Zimmer sorgfältig, und danach gab es keinen Platz mehr, wo man ein Seidenäffchen hätte verstecken können. Dann machte ich die Fenster zu und lehnte gegen jedes einen Stuhl, so dass niemand herein konnte, ohne ihn umzustoßen. Sollte ich doch einschlafen, würde das Geräusch mich wecken. Ich machte das Licht aus, damit sie kein Ziel für einen Speer oder Pfeil haben sollten, und dann setzte ich mich hin, um zu warten. Ich möchte nie noch mal eine solche Nacht verbringen, solange ich lebe. Sie wissen ja, wie man sich im Schlaf Sachen einbilden kann - also, es gibt kaum etwas, was ich mir in jenen Stunden nicht einbildete.

      Die kleinen Geräusche der Steppe kamen zu mir wie schleichende Feinde - ein halbes Dutzend Mal verlor ich beinahe die Nerven und hätte in die Schatten hineingeschossen, die seltsame Formen annahmen, aber ich war damals ziemlich zähe, und ich hielt durch.

      Ungefähr um elf wurde das Zimmer vom Mond beleuchtet; man hätte meinen sollen, dass es dadurch besser würde, aber es wurde nicht besser. Es vermehrte den Schrecken um einen neuen - das war alles. Sie wissen ja, wie unheimlich das Mondlicht sein kann; es ist irgendwie unnatürlich, und ich glaube, es ist viel Wahres daran, wenn man sagt, das Mondlicht habe etwas Böses. Breite Streifen davon bedeckten den Fußboden wie Reihen, wo es durch die Schlitze der Jalousien stumm und unheilvoll hereinströmte. Ich ertappte mich dabei, wie ich sie immer wieder zählte. Es schien, als werde ich von dem kalten, geisterhaften Licht hypnotisiert. Ich richtete mich mit einem Ruck auf.

      Dann bemerkte ich, dass sieh an dem Schreibtisch vor mir etwas geändert hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wieso - aber irgendetwas, das einen Augenblick vorher noch dagewesen war, fehlte jetzt.

      Ich erkannte sofort, was es war, und meine Handflächen wurden nass vor Schweiß. Umtonga hatte seinen Stock wieder vergessen - ich hatte ihn vom Fußboden genommen, als ich das Büro durchsuchte, und vom gegen den Schreibtisch gestellt; seine Spitze hatte sich in den letzten drei Stunden des Halbdunkels vor meinen Augen befunden - steif und aufrecht -, und nun war er verschwunden.

      Er konnte nicht hingefallen sein, das hätte ich gehört - mir müssen fast die Augen aus dem Kopf gefallen sein. Mir kam ein schrecklicher Gedanke - wenn der Stock nun gar kein Stock war?

      Und dann sah ich ihn - das Ding lag gerade und unbeweglich im Mondlicht, mit seinen acht bis zehn Windungen, genau wie ich es vorher ein Dutzend Mal gesehen hatte; ich musste geträumt haben, ich hätte es an den Schreibtisch gestellt - es musste die ganze Zeit auf dem Fußboden gelegen haben, und doch wusste ich tief in meinem Innern, dass ich mir etwas vormachte und dass es sich aus eigener Kraft bewegt hatte.

      Meine Augen ließen es nicht los - und ich beobachtete mit angehaltenem Atem, um zu sehen, ob es sich bewegte - aber es war anstrengend, so dass ich mich nicht auf meine Augen verlassen konnte. Die breiten Streifen des Mondlichts auf dem Fußboden begannen ganz leicht zu zittern, und ich wusste, dass mir meine Augen etwas vormachten; als ich sie wieder öffnete, hatte die Schlange ihren Kopf aufgerichtet.

      Meine Kleidung klebte mir am Körper, und von meinem Gesicht tropfte der Schweiß. Jetzt wusste ich, wer den alten Benny umgebracht hatte - ich wusste auch, weshalb sein Gesicht schwarz geworden war. Umtongas Stock war überhaupt kein Stock, sondern die giftigste Schlange in ganz


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