Band 3 - Gott und die Welt. null Eifelphilosoph

Band 3 - Gott und die Welt - null Eifelphilosoph


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und die Welt

      Ich wollte heute etwas über Schuld schreiben, über Harakiri, erotische Cafés in Japan (wo es auch gebrauchte Mädchenunterwäsche in Automaten gibt und Geschäftsleute gemeinsam an Tischen sitzen, während unter den Tischen „leichte Mädchen” an ihnen „arbeiten”), Managementkultur in Deutschland – da fiel mir ein: Das geht gar nicht, wenn man nicht zuvor über Gott gesprochen hat!

      Der Terror der „Schuld” ist ohne den Terror der Religion gar nicht zu fassen!

      Und dann fiel mir ein: Ich habe noch nie etwas über Gott geschrieben – höchstens mal nebenbei, wo es unverzichtbar war. Dabei gehört es zum guten Ton einer philosophischen Praxis, keinem Gespräch und keinem Gedanken auszuweichen. Es sein denn, es geht um juristisch spitzfindige Korinthenkackerei oder schlecht versteckten Judenhass – darüber braucht man wirklich nicht mehr reden… – und der Gedanke „Gott” ist der höchste, den wir denken können.

      Leider ist es heute verboten und verpönt, über Gott zu reden.

      Kommen Sie – das merken Sie doch selber: Das Thema würden Sie doch nie offen in einer Kneipe ansprechen, oder? Eben so wenig würden Sie mit dem Problem bei der Kirche Zuflucht suchen: Sie wissen, dass die Priester ihre gut durchgekauten Phrasen selber nicht glauben.

      Es ist ein atheistisches Zeitalter, in dem wir leben: Das Reden über Gott ist verpönt, man kann froh sein, dass es noch keine eigenständige Diagnose ist. Dabei können wir Menschen gar nicht anders, als uns über Gott Gedanken machen: Das sagt uns die Physik.

      Ja – die Physik.

      Es gibt keine Bewegung im Universum, die nicht durch eine andere Bewegung angestoßen worden ist, ein Perpetuum Mobile ist unmöglich. Deshalb muss es einen ersten Beweger gegeben haben, der Energie aus sich selbst gewinnen kann … – was alle anderen Elemente im Universum nicht können.

      Lesen sie den Artikel bei Wikipedia1 dazu, sie werden denkwürdige Sätze finden (die der Philosophie schon seit Jahrtausenden plausibel sind):

       Jeder Mechanismus, der messbar die Energie im heute bekannten Universum vermehrt statt sie lediglich umzuverteilen, weist nach oben Gesagtem zwangsläufig auf einen noch ungeklärten Einfluss von außerhalb des physikalisch beschriebenen Universums hin.

      Spannend auch die weitere Diskussion dieses Satzes, in dem sich das atheistische Tabu der Moderne niederschlägt – obwohl die Physik hier auf einen klassischen Gottesbeweis gestoßen ist: den Gottesbeweis aus der Bewegung.

      Der Wikipedia-Artikel zu den Gottesbeweisen ist hier allerdings nicht zu empfehlen, weil unvollständig und im Grundansatz falsch: Es geht nicht darum, die Existenz von Gott durch die Vernunft zu beweisen, sondern um die vielen gedanklichen Phänomene, die sich die Vernunft ohne „Gott” nicht erklären kann.

      Schade, dass dies keine Erwähnung findet – hieraus resultiert nämlich die große Kritik an allen Gottesbeweisen: Bloß, weil etwas nicht anders zu denken ist, muss es nicht unbedingt wahr sein. Könnte auch ein grundsätzlicher Defekt des Denkens sein, das an sich nicht unfehlbar ist.

      An dem Tabu arbeiten übrigens viele – alle irdischen Mächte und Gewalten drängen Gott leidenschaftlich gerne aus dem Bewusstsein und dem Erfahrungsraum des Menschen.

      Die Politik möchte keine Mächte neben sich haben – erst recht keine, die die strikte Einhaltung von Moral fordern. Für die Wirtschaft ist Gott das größte Konsumhemmnis überhaupt, eine Horde von glücklichen Menschen, die Wind, Wetter und Sonne genießen, pilgern nicht in ihre Einkaufstempel um dem Konsum zu huldigen.

      Für die Kirche ist Gott selbst das größte Hemmnis ihrer Machtentfaltung: Wer bräuchte sie schon, wenn die Menschen – wie tausende Jahre zuvor – einfach selbst mit ihm reden würden? Die Schafe wären schlichtweg nicht steuerbar.

      Ja – schrecklich: Die Kirche braucht Gott und baut dazu die Religion, aber Gott braucht keine Kirche und eben so wenig eine Religion. Er spricht lieber selbst mit den Menschen, begegnet ihnen lieber persönlich – auf Schritt und Tritt: Als leises Flüstern im Wind, als schelmisches Glitzern in der Sonne, als warmer Sand unter den Füßen, als lieblicher Duft in lauen Abendnächten.

      Wie man ihn dort wahrnehmen kann, wird in den verschiedenen mystischen Schulen der Menschheit gelehrt – leider ein Wissen, dass während der von Ärzten, Juristen und Politikern durchgeführten Hexenprozesse in Europa nahezu vollkommen ausgerottet wurde. Und auch ein Grund dafür, dass wir heute in echter Halsabschneider-Esoterik baden, während wir uns an echte esoterische Traditionen – die wir heutzutage eher als „Mystik” bezeichnen würden – nicht mehr herantrauen: Zu tief sitzt das Trauma im europäischen Volk, das nachher noch weiter vertieft wurde.

      Vielleicht liegt hier auch der Grund dafür, weshalb der weiße Mann und seine Kannibalen-Kultur („Wétiko” ist der indianische Begriff für diese Kultur selbstvernichtenden Wahns2) so schädlich für die Welt ist. Und beständig weiter aus dem Gleichgewicht gerät wie unsere oben erwähnten japanischen Geschäftsleute (ja, die sind gelb – aber nach der mehrfachen Vernichtung ihrer eigenen Kultur durch den weißen Mann sind sie innerlich sehr weiß geworden … was sie so erfolgreich gemacht hat).

      Die grundlegenden Techniken der Begegnung mit Gott sind weltweit gleich und entsprechen höchsten wissenschaftlichen Anforderungen. D.h.: Jeder kann – wenn er will – dem Weg folgen und Gott begegnen, jeder wird dies als ein höchstes, beglückendes Erlebnis erfahren, das ihm für immer die Angst vor dem Tod nimmt und sie in eine große Freude verwandelt, der der Tod nur zur Tür wird, dorthin zu gelangen, wo die Quelle dieser Erfahrung zu Hause ist … – und man selbst auch.

      Die Experimente sind auch jederzeit für jedermann wiederholbar – eine unverzichtbare Anforderung wissenschaftlicher „Wahrheit”.

      „Glauben” muss man dazu gar nichts, der Begriff ist heutzutage vollkommen falsch übersetzt. Wer im ursprünglichen Sinne „glaubt”, hält Gott die Treue, auch wenn der Bürgermeister, der Staatsanwalt und der Pfarrer ihn mit Worten und Gewalt davon abhalten wollen. … Mit „annehmen, vermuten” hat dieser Begriff im Sinne der Tradition nichts zu tun, sondern mit einer inneren Gewissheit, die aus einer Erfahrung resultiert, deren Qualität weit über jener der sinnlichen Wahrnehmung oder jener der vernünftigen Konstruktion liegt. Andererseits aber seit hunderttausend Jahren von Menschen aus allen Kulturkreisen bestätigt wird … – außer von der „gereinigten” Kultur des weißen Mannes, die sich von Europa aus über die ganze Welt erhob und anschickt, sie in ihren Grundfesten zu zerstören.

      Ebenso ist eine Grundvoraussetzung überall gleich: Stille. Ohne sie ist es schwieriger, Gott zu treffen. Äußere Stille – aber auch innere: Der beständige Strom der Gedanken, das beständige Bewerten und Verurteilen der Umwelt muss eingestellt werden, ebenso das beständige innere Selbstgespräch, welches wir fälschlicherweise gerne „denken” nennen, obwohl es oft nur ein endloses, undiszipliniertes Geplapper ist.

      Ist es endlich still, reicht einfaches Zuhören – wenn man will.

      Ist man ideologisch voreingenommen – durch den modernen Kult des dogmatischen Materialismus (der die Menschheit durch Gifte, Plastikmüll, Strahlung, Ressourcenverschleuderung, Artenmassenmord und systematisierter Unmenschlichkeit an den Rand der Selbstvernichtung geführt hat) oder durch die verinnerlichten Dogmen einer jedweden Religion – so wird die Erfahrung nur schlecht gelingen, weil der eigene Wille, die selbst gewählte Weltdeutung für sich anzunehmen, der Erfahrung direkt entgegensteht. So ergeht es regelmäßig Soldaten einer jedweden Kultur, wenn sie auf einmal merken, dass der „Feind” eigentlich auch nur ein Mensch ist – eine Erfahrung, die blitzschnell verdrängt wird, um weiter Feinde töten zu können.

      So einfach kann das alles gar nicht sein, meinen Sie? Ist es aber. Besuchen sie doch mal die Zenklausen3 in der Eifel.

      Dort können sie Menschen begegnen, die – mit dem Segen des Trierer Bischofs – den weißen Mann an die Mystik des Zen heranführen. Als ehedem weiße Missionare in Asien, die festgestellt haben, dass in den weiten Teilen der asiatischen Welt (wo die Grundsätze des Feng Shui noch die Architektur bestimmen


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