Keine normale Liebe. Robert Mirco Tollkien
unentwegt eine Stimme: „Sie sind mächtig! Sie sind überall! Sie werden dich kriegen! Sie sind mächtig! Sie sind überall! Sie werden dich kriegen! Sie sind mächtig! Sie sind überall! Sie werden dich kriegen!“
Tränen liefen nun über mein Gesicht.
„Lieber Gott, hilf mir! Lieber Gott, rette mich!“ schluchzte ich leise vor mich hin.
Im Inneren des Neutronensterns
Eine Kurzgeschichte in sieben Akten
Der Link
Des Felix Meyers Welthass richtete sich nicht gegen eine bestimme Ethnie, Hautfarben oder religiöse Gruppierungen. Er umspannte die gesamte Menschheit.
Einst lief im Nachtprogramm ein uralter Film, jedenfalls wenn man es aus Felix zeitlicher Perspektive betrachtete, in dessen Verlauf eine Großmacht mit einer ehemaligen einen thermonuklearen Krieg führte. Am Ende lag der gesamte Planet in rauchenden Trümmern, durch die die letzten Menschen gleich Kolonnen von Gespenstern zogen.
Felix hatte dieser Film gefallen, aber auf eine Art und Weise, wie sie von den Produzenten sicherlich nicht gewollt gewesen war.
Felix Meyer sehnte sich entschieden nach der Apokalypse.
Sein Zimmer war eine abgedunkelte Welt aus Schatten und finsteren Gedanken, in welcher pausenlos ein hochgerüsteter PC lief. Hier existierte eine andere Lichtquelle selten und in diesem Licht wirkte sein Gesicht blass und krank.
Wenn Felix nicht gerade irgendwelche Spiele gewalttätiger Natur austrug, suchte er in den Weiten des Netzes nach Gleichgesinnten, die seinen krankhaften Menschenhass teilten. Den Sinn des Lebens kannte Meyer nicht genau, doch nahm er an, dass dieser irgendwo zwischen einem schwer bewaffneten Amoklauf und einem kollektiven Suizid lag.
Als Felix die Anzeige unter die Augen kam, trieb er sich gerade in einem bestimmten Spieleforum herum. In schlichter weißer Schrift auf schwarzem Grund stand:
!Leave a cruel, boring, fucking world!
Wäre es kurz vor Beginn einer neuen Runde gewesen, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, auf diesen Link zu klicken, aber Zeit stand ihm in seiner Nochjugend reichlich zur Verfügung und so führte er den Zeiger der Maus darauf.
Es ging um endloses Leben, ferne Welten, Wesenstransformationen, hatte aber nichts mit den gängigen Religionen dieser Welt zu tun. Es ging weiterhin auch um eine extreme Form der Bewusstseinserweiterung, ohne dafür Drogen konsumieren zu müssen, welche Felix allesamt längst durchgetestet hatte und die ihm nichts Wahrhaftiges gegeben, seinen Hass auf die Menschheit nicht abgemildert hatten.
Weil Felix diese Thematik arg ansprach, dankte er seinem kleinen Quantum an Selbstdisziplin, zumindest in Englisch während der Schulzeit aufgepasst zu haben.
Meyer las und klickte und las und klickte; immer tiefer und tiefer hinein.
Der Professor mit der Milchkanne
Herr Professor Walter Habernau galt als wahrlich schräger Vogel. Er war eine weltweit anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Klassischen Philologie, aber außerhalb der Mauern von Universitäten oder der eigenen vier Wände kaum überlebensfähig. Den studentischen Hilfskräften gab er unter der Hand großzügiges Extrageld, damit diese ordinären Einkäufe für ihn erledigten. In den Regalschluchten eines Supermarktes hätte der alternde Akademiker gar heftige Panikattacken erlitten.
Secil, Studentin bereits im Masterstudiengang, ließ sich allerdings kein Geld auszahlen, sondern einmal die Woche von dem Herrn Professor selbstgemachtes Essen mitbringen, denn neben seinen Kenntnissen der Alten Sprachen eilte ihm der Ruf voraus, dass niemand so gesund und lecker an der Universität wie er kochen könne. Über gesunde Ernährung und vegetarische Kost betrieb Habernau einen gut besuchten Blog; seine zweite, große Passion.
Am heutigen Donnerstag stand noch eine späte Vorlesung über römisches Theater auf dem Programm. Singend stand der große Mann in der Küche und füllte aus einem gewaltigen, silbernen Topf mit einer Kelle beinahe klare Gemüsesuppe in eine kleine Milchkanne. Auf der Arbeitsplatte daneben standen zwei Boxen voller scharf angebratener Auberginen und Basmati Reis. Es war dies der Lohn Secils für einen getätigten Großeinkauf.
Nachdem die feine Kost zubereitet und verstaut worden war, fesselte den Professor das Programm des laufenden Smartfernsehers im Wohnzimmer. Im Bundestag diskutierte man heftig über ein soziales Thema. Weil Habernau stets in den Windungen seines Gehirns damit beschäftigt war, linguistische Probleme zu lösen, fiel ihm erst recht spät auf, dass es sich bei diesem Programm um die Aufzeichnung einer längst historisch gewordenen Debatte aus den Zeiten der Bonner Republik handelte. Obgleich diese Parlamentarier nicht mehr verbal miteinander stritten, die meisten von ihnen gar nicht mehr lebten, gelang es dem Philologen äußerst schwer, sich von dieser Sendung zu lösen. Erst als die Zeit wirklich drängte, machte er sich auf den Weg zum Hörsaal hin.
Draußen empfing ihn ein wundervoller Spätnachmittag im Mai. Der blaue Himmel über den prächtigen Stadthäusern wurde von vereinzelten, schneeweißen Wattewölkchen durchzogen. Die Bäume, welche die Straßenränder säumten, blühten in einem gesunden Grünton und die Menschen, die über die Gehsteige flanierten, wirkten ungemein entspannt.
Durch diese Postkartenszenerie stolzierte der Professor mit seinem Rucksack auf dem Buckel und der Milchkanne sowie einem Umweltbeutel mit den Essensboxen am langen Arm, wobei er schief, jedoch fröhlich einen Police-Klassiker vor sich hin trällerte: „…giants steps are what you take; walking on the moon; i hope my leg dont break; walking on the moon…“
Die goldene Sonne schien auf seine grauen Haare hinab und spiegelte sich leicht auf den dünnen Gläsern seiner eckigen Brille. Kraftvoll hallten seine Schritte von den Fassaden der Häuser wider und diese Geräusche mischten sich mit seinem schiefen Gesang.
„…walking back from your house; walking on the moon…“
Es schien, als könne es nichts Böses auf dieser Welt gegen.
Der Untergang des kubusförmigen Sternenschiffes
Einer, der sich für die Seite des wahrhaft Bösen entschied, befindet sich Millionen Lichtjahre entfernt, aber genau in jenem Moment, da der Professor seinen Weg in Richtung Universität macht, in argen Schwierigkeiten.
Durch die sterilen Gänge eines Raumzeitkrümmungssternenschiffes schubst das Energiewesen der Terrafinen den Major der Todesengel vor sich her. Längst ist der kubische Sternenkreuzer unter der Flagge der interuniversellen Bruderschaft von KreOkPu mit seiner zerstörerischen Fracht für Welten, welche sich einfach nicht verderben lassen wollen, vom Kurs abgekommen. Längst ist der Auftrag des Majors gescheitert und in dem Moment fragt der Todesengel sich, ob es besser wäre, mit diesem, seinem Schiff zu vergehen oder die Rache und den Zorn der Pyramidenkreatur zu spüren. Die Antwort auf diese Frage fällt leicht.
Zwei Meter an Größe misst der Todesengel und unter der schwarzen, körpereigenen Uniform zeichnen sich hybride Muskeln aus Fleisch und Silizium ab. Sein Gesicht gleicht einer Gasmaske, ist aber natürlich gewachsen, wobei wir, liebe Leserinnen und Leser, natürlich besser in Anführungsstriche setzen. Über die untertellergroßen Facettenaugen huschen rötliche, violette Schimmer. Es sind dieses die Ausdrücke tiefster Konzentration auf das, weshalb er nur transformiert wurde; den Kampf hinein bis in den Tod bestreiten!
Sein terrafinischer Gegner hat seinen Köper bereits vor Jahrmillionen abgelegt im Verlauf des letzten Schrittes hinauf der Evolutionsleiter und sich gewandelt zu einem Wesen reinster Energie. Er kann somit nun werden, was immer er in seinem Masse-, Energierahmen werden möchte. Zumeist sind es nur flimmernde Umrisse im Raume, die es von ihm zu sehen gibt. Nur gelegentlich blitzen dessen ursprüngliche Formen durch, die einen menschlichen Betrachter an einen aufrecht gehenden Hund mit humanoiden Gliedern