MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna

MOLINOS MERENDA - Gela La Vigna


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von unbelebten Dingen!“

      „Es ist auch mehr der Hersteller. Jamaha, meine ich.“

      „Hat der Hersteller das Saxofon gestohlen?“

      Marinas Magen begann sich im Kreise zu drehen.

      Wen hatte sie denn bitteschön hier vor sich?

      „Davon gehe ich nicht aus, ich habe gedacht, sie suchen den Dieb!“

      „Also wann genau wurde das Saxofon gestohlen?“

      „Am 13. Juli diesen Jahres!“

      Schreibattacke.

      „Uhrzeit?“

      „Zwischen 19.00h und 21.00h!“

      Schreibinferno.

      „Wo wurde dieses Saxofon gestohlen?“

      „In Albenga, aus meinem Cin...“

      Wütend knüllte der Fettige das Antragsformular zusammen.

      „Wenn der Diebstahl in Albenga passiert ist, ist auch das dortige Polizeiquartier zuständig,

      nicht wir hier in Dolcedo!“

      Der Übellaunige setzte sich wieder hinter sein Folterinstrument.

      „Das heißt also, ich muss nach Albenga?“

      „Wie ich schon sagte... aber jetzt dürfte ich sie bitten...“

      Marina verlies ebenso übellaunig die Kommandantur und lies dabei wohl etwas zu heftig die Tür ins Schloss fallen.

      Der Tag fing ja schon gut an.

      Eine der mittelalterlichen Brücken nach Ripalta.

      Damals gab es noch die vielen kleinen Handelsrouten über die Berge. Genau hier führte eine davon darüber. Ob es damals schon carabinieri gegeben hatte?

      Marina beschloss nach diesem unbefriedigenden Vormittag hier auf Sabine zu warten.

       The show must go on.

      Marina, sichtlich genervt von den carabinieri, eigentlich nur dem einen carabiniere, atmete tief durch und sammelte neue Energien für die Erkundung des Mühlenkomplexes mit den angrenzenden Ruinen. Brauchbare Teile davon waren zu Ferienwohnungen ausgebaut. Sie hatte den Fotoapparat mitgenommen, um ein paar Aufnahmen von den Gebäudedetails der Mühle zu machen. Dazu kletterte sie sehr waghalsig an den mittelalterlichen Mauerresten herum. Nicht nur einmal wäre sie beinahe abgerutscht, um in das Wasser des Rio dei Boschi oder auf die vom permanenten Wasserdurchfluss geglätteten Felsabbrüche zu stürzen. Dieser Wagemut wurde jedoch belohnt. Wohl wenig Menschen haben das Mühlrad von hinten, von den Schilfrohren rechts und links eingerahmt, so zu sehen bekommen.

      „Was treibst du da? Das ist ja lebensgefährlich“, Sabine reichte Marina die Hand als sie wieder versuchte die Brückenmauer zu überklettern.

      „Ciao. Ich habe tolle Motive gefunden!“

      „Dann machen wir zusammen ein Buch: Du die Fotos, ich den Text! Oder umgekehrt?“

      „Bist du denn Autorin oder Fotografin?“

      „Freie Journalistin! Also eher beides. Wobei frei manchmal auch bedeutet, befreit von Geld.“

      „Das tut mir leid!“

      „Naja, ich muss nicht jammern, für den Kurs hier hat’ s immerhin noch gereicht. Nur muss jetzt schon langsam neues Geld rein kommen. Sonst werde ich zuhause etwas knapp bei Kasse sein. Ich hab schon überlegt, ob ich nicht für eine deutsche Frauenzeitschrift einen Artikel über Selbsterfahrungskurse schreibe und natürlich, was dabei alles schief gehen kann.“

      „Du, das ist ein gute Idee. Dazu wirst du aber erst einmal einige Kurse finanzieren müssen, sonst fehlt dir der Vergleich!“ Marina kletterte mit Sabine im Schlepptau den alten Waschpfad nach unten und begann, sich ihrer Kleidung zu entledigen.

      „Lass uns doch mal versuchen, in diese Gumpen zu hüpfen. Das ist bestimmt erfrischend!“ Inzwischen nur noch mit der Unterwäsche bekleidet, versuchten die beiden Grazien in eine der tiefen Gumpen zu gleiten. Es gelang einigermaßen, nur wenig graziös.

      Die Sonne spiegelte sich im Wasser. Auch andere Spiegelungen tauchten auf: Schilfrohre, Brombeergestrüpp, vorbeiziehende Gänse, ihre eigenen Körper.

      Kleine Schatten im Wasser berührten Sabines Haut.

      Unter ihnen huschten einige kleine Fische vorbei.

      „Hoffentlich gibt es hier keine Piranhas!“ Sabine lachte.

      Ein Windhauch fuhr durch den Schilfgürtel.

      War es wirklich nur der Wind?

      Marina zuckte zusammen.

      Nadelstiche in ihrem Rücken.

      Sabine sah sich auch etwas verunsichert um. „Glaubst du, dass wir beobachtet werden?“

      „Iwo, jetzt ist doch Essenszeit, die Italiener sitzen bei Tisch und was kümmern uns schon ein paar Touristen? Du wolltest doch noch von deinem Kurs erzählen?“ Marina wollte sich ablenken und sich keinesfalls den Spaß an ihrem Bad verderben lassen.

      „Ich glaube Selbsterfahrung heißt für Fred alles Innere ohne Angst auf Verluste nach außen zu kehren.“

      „Heißt es das normalerweise nicht?“

      „Ja, doch schon, aber doch in einem etwas geschützteren Raum. Hier werden manche sehr verletzend und Fred unternimmt nichts dagegen. Also mir fällt es schwer, mich unter solchen Umständen vor Anderen zu offenbaren.“

      „Du magst diese Renate wohl nicht?“

      „Sie ist nur eine der Problempersonen. Ich habe manchmal den Eindruck, jeder versucht die schlimmsten Erfahrungen in den Raum zu stellen, damit er möglichst viel Aufmerksamkeit von den Anderen bekommt. Vom Missbrauch zu verschiedenen Nahtoderfahrungen, es ist einfach schrecklich. Ich habe das Gefühl, mit meiner einfachen Lebenskrise passe ich da nicht hin.“

      „Du solltest dir wirklich einen anderen Kurs suchen und auf die Ausschreibung achten. Ich denke, dass du auch die Qualität des Ausbilders vorher überprüfen solltest. Die meisten arbeiten eh mit einem Co-Therapeuten des anderen Geschlechts zusammen. Darauf solltest du beim nächsten Mal achten, dann bist du nicht so von dieser einen leitenden Person abhängig.“

      „Ich nehme beim nächsten Mal einfach Woody Allen!“

      „Oh, ich weiß nicht, Psychoanalysen sind eine langwierige Geschichte!“

      „Mit Woody wird’s aber bestimmt lustig. Und: Lachen soll die beste Therapie sein!“

      „Dann nimm doch gleich so ein Lachyoga-Seminar!“

      „Was soll das denn sein? Gibt’s so was wirklich?“

      „Klar, habe ich in dieser neuen Frauenzeitschrift gelesen, für die du den Artikel schreiben wolltest. Da lernst du erst einmal mechanisch zu lachen, solange bis alle Muskeln entkrampft sind und dann geht das Lachen erst richtig los.“

      „Lieber fange ich morgen erstmal mit einem normalen Yoga Kurs an. Peters Frau, die Israelin, bietet in ihrer Mühle so einen Kurs in Englisch an.“

      „Bist du so sattelfest in Sachen Britannia?“

      „Ich glaub schon, dass ich das auf die Reihe kriege, und wenn nicht, dann hilft ja noch die Zeichensprache.“ Sabine gestikulierte wild in der Luft herum.

      Beide brachen in inzwischen vertrautes Gelächter aus.

      „Na, dann haben wir mit unserer Lachtherapie ja schon mal angefangen!“ Marina lächelte noch immer.

      Sabine stieg aus dem Wasser, nicht ohne sich vorher die nasse Unterwäsche auszuziehen, um sich anschließend in ihr Kleid zu quälen. Der Stoff klebte sogleich auf ihrer Haut fest.

      Marina folgte


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