MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna

MOLINOS MERENDA - Gela La Vigna


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es einem in der fast schon zweiten Lebenshälfte mit 130 Sachen auf der Brennerautobahn und einem klebrigen Handy bei einem Gespräch mit dir gut gehen kann. Ja, danke der Nachfrage.“

      „Was bist du aber auch wieder sarkastisch. Ich mach‘ mir nur Gedanken, schließlich ist dein Auto nicht mehr das jüngste. Man weiß ja nie!“

      „Wenn das Gespräch noch länger dauert, steigt das Unfallrisiko ins Unermessliche!“

      „Schon gut, ich habe verstanden. Ciao, meine Süße!“

      „Ciao, Mamu!“

      Das telefonino wollte sich nicht mehr von Ihrer Hand trennen.

      Was war da nur in den Fußraum gekommen?

      Und wer hat es dahin gebracht?

       Marina konnte sich in keinster Weise erinnern, etwas derartig fest Anhaftendes in den Cinquecento gebracht zu haben.

      Jetzt musste schnell eine Fahrtunterbrechung her.

      Gut, dass Marina sich für die Brennerroute entschieden hatte.

      Nicht nur die Begegnung mit den Schweizer Kontrollbehörden wäre unter diesen Overload-Umständen sehr wahrscheinlich unglücklich verlaufen. Alles ausladen, ein Alptraum, und dann nur die Hälfte wieder reinkriegen. Oh, dio mio!

      Außerdem gab es mehr Möglichkeiten, irgendwo aus welchen Gründen auch immer, einzukehren. Aber die italienischen Mautgebühren, incredibile.

      Auf der Höhe von Lago di Garda Sud entschied sich Marina diese kleine Verschnauf- und Reinigungspause einzulegen. Die Beine verweigerten fast ihren Dienst, als Marina sich aus der Blechkiste schälte, benvenuti in Italia!

      In die Pumps musste sie erst einmal wieder reinschlüpfen als Barfußautofahrerin. Während sie mit ihren Zehen nach dem Schuh fischte, fühlte sich die andere Fußsohle schon etwas klebrig an. Der Kontrollblick gab Gewissheit, vermutlich Kaugummi oder Schlimmeres. Eine gründliche Reinigung verschiedener Körperteile sowie des telefoninos waren nun unvermeidlich. Das fing ja schon mal gut an.

      Marina entschied sich erst einmal eine Zeitung in den Fußraum zu legen, wieder ins Auto zu steigen und runter an den See zu fahren, natürlich barfuß, sonst wären ihre einzigen Pumps versaut. Also rein nach Peschiera, Parkplatzsuchen, in der Hochsaison kein leichtes Spiel.

      Schon wieder das telefonino.

      Oh, Gott, was lag auf diesem Urlaub für ein Fluch?

      „Pronto.“

      „Rina, bist du’s?“ Orla war dran.

      „Si, sono io.“

      „Bella, wann kommst du? Hoffentlich noch rechtzeitig zum Abendessen.“

      Marina blickte auf ihre Uhr.

      16.30 h.

      Das sah nicht gut aus.

      Gar nicht.

      „Du, Orla, ich brauch’ von hier mindestens noch vier Stunden und ich hab da noch ein kleines Problem.“

      Seufzen. Die Enttäuschung kam förmlich durchs Handy gekrochen.

      „Nein, mach dir keinen Stress. Ich dachte nur...!“

      Nein, Orla ihre ligurische Schwiegermutter war wirklich eine Seele von Mensch.

      Und ihr Essen, delizioso!

      Aber seitdem Pietro tot war, manchmal ein bisschen zu sehr Übermutter.

      Da waren durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten nach oben drin.

      Hupen. Lautes Hupen.

      Was für eine Ungeduld diese Italiener doch entwickeln konnten.

      Mist, Marina hatte vergessen weiterzufahren.

      Kolonnenverkehr mit größeren Stopps.

      In ihrem Fall war er wohl zu groß gewesen.

      Und noch immer kein Parkplatz weit und breit.

      Ok, dann nicht. Wasser löst eh keinen Klebstoff.

      Aber eine Pinkelpause war dringend nötig.

      „Rina...!”

      „Oh, ’tschuldigung. Ich hatte ein Problem mit...”

      „Alles in Ordnung?” Orlas Sorgen legten Marina beinahe schon den Würgegriff an ihre empfindsame Seele.

      „Ja, geht gleich wieder.”

      „Du kommst also nicht zum Abendessen.”

      „Wenn ihr nicht bis 10 warten wollt.”

      „Naja, du weißt die Kinder müssen ins Bett!”

      „Ne, kein Problem. Ein bisschen Diät schadet mir nicht.“

      „Ich heb dir was auf!“

      „Ja, danke. Wartet nicht auf mich!“

      „Fahr’ vorsichtig!“

      „Ja, versprochen, bis dann!“

      „Ciao, Rina.“

      „Ciao, Orla.“

      Das telefonino klebte an Marinas Hand. Unerbittlich.

      Wenn das so weiter geht, würde sie den Rest ihres Lebens mit diesem Funkenwerfer an ihrer Hand verbringen. Ein verfluchter Baumarkt muss her mit einem breiten Lösungsmittelangebot! Manchmal meinte es das Schicksal auch gut, denn schon sichtete sie einen großen Self direkt an der Straße, welcher sicher eine große Auswahl an Giften und Lappen im Angebot hatte.

      Inzwischen klebten auch die Pumps an Marinas Füssen.

      Vielleicht eine neue Marketing- Idee?

      Später, unter Umständen.

      Nach einer gründlichen Reinigung auf der Baumarkttoilette und einem kleinen Imbiss im angrenzenden Fastfood-Kiosk zwängte sich Marina wieder in ihren Fiat.

      Ihr blieb fast die Luft weg.

      Ob sie diese Fahrt ohne Schnüffel-Schäden überhaupt überleben würde?

      Sie öffnete die Autofenster soweit es möglich war. Die wehenden Kleider stopfte sie vorsichtshalber unter das Plastik-Riesenauto und zwischen die Flaschenmusik, der wandernde Instrumentenkoffer wurde mit einem Haarband an der Kopfstütze der Rücksitzbank befestigt. Nun hatte Marina das Gefühl zumindest ladungstechnisch betrachtet dem Rest der Fahrt ins Auge sehen zu können.

      17:00h, just in time, bis 22:00h, das wäre locker noch zu schaffen.

      Sonnenbrille drauf.

      Absolutes Italien-Muss, auch wenn die Sonne teilweise hinter Wolken verschwand. Was soll’s!

      Auffahrt Desenzano: Beeing on the road again.

      Marina stopfte Queen’s Champions in den player.

      Der Fahrtwind blies ihr um den Kopf.

      Endlich, naja bis auf den Geruch – echtes Urlaubsfeeling.

      Der Koffer sah diesmal von seinen unerwünschten Zwischenauftritten ab.

      Und auch sonst lief endlich alles nach Plan.

      Inzwischen war Marina schon fast bei der Abzweigung nach Genua angelangt, eine Superautobahn kerzengerade, dafür aber auch schweineteuer. Mit großen Schritten zum altbekannten Ziel, wenn sie nur schon über diesen nächsten Bergrücken wäre, der die Poebene von Ligurien trennt. In Gedanken zu sein, kann man sich bei dieser Kurvenfahrt mit ständigen Tunneldurchlässen kaum erlauben. Ein ständiges Wechselspiel von Licht und Schatten.

      Licht und Schatten, oh je, sie hatte das feine, papierne Schattenspiel-Theater für Chiara Zuhause vergessen. Das ging gar nicht, ihre Nichte würde zu Tode beleidigt sein, wenn ihr Bruder mit


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