Lautlos. Hans J. Muth
rel="nofollow" href="#u956c1ae5-ffbd-5814-850d-6026ef0c4baa">Kapitel 60
LAUTLOS
Hans J. Muth
Psycho-Thriller
Der erste Fall für Julian Thalbach
Impressum
Texte: © Copyright by Hans Muth
Umschlagsfoto: I-Stock
Umschlag: © Copyright by Hans Muth
Verlag: Hans Muth
Kapellenstr. 6
54316 Lampaden
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Nach dem Roman „Der Stimmentöter“, mit freundlicher Genehmigung des Verlags Stephan Moll, Burg Ramstein 2017
„Wenn seine Kindheit auch ganz verstummt wäre -
einmal wird sie wieder aufwachen und zu ihm sprechen.“
Peter Sirius, deutscher Dichter und Aphoristiker
Zum Inhalt
An einer Staustufe wird eine weibliche Leiche gefunden. Hauptkommissar Julian Thalbach kann schnell herausfinden, dass die Tote nicht ertrunken ist, sondern durch Fremdeinwirkung ums Leben gekommen ist. Offensichtlich wurde sie mittels einer Plastiktüte erstickt. Er macht noch am Fundort eine grauenvolle Entdeckung. Der Mund der Toten ist zugenäht. Bei der anschließenden Obduktion wird eine weitere unmenschliche Handlung zutage gefördert. Die Stimmbänder der Frau sind durchtrennt. Als ein weiterer gleich gelagerter Todesfall bekannt wird, sieht sich Thalbach einer brutalen Mordserie gegenüber, deren Motive er im psychologischen Bereich des Täters zu erkennen glaubt.
Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um einen Roman. Personen, die darin vorkommen, existieren in der Wirklichkeit nicht. Dennoch ist es nicht immer möglich, jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen zu vermeiden.
Kapitel 1
Er stand da wie ein Fels in der Brandung. So wirkte er nach außen hin.
Doch in seinem Inneren schoss das Wasser seines Lebens den Fels entlang nach unten und bildete einen See aus Tränen.
Er sah seine Mutter mit aufgerissenen Augen an. Seine Lippen bewegten sich und wäre es still im Raum gewesen, hätte man die zitternd gehauchten Worte aus seinem jungen Mund verstehen können:
„Mama! Bitte nicht mehr schimpfen!“
So stand er da, mit seinen sieben Lebensjahren, in denen er kaum auf schöne Momente, die ihm wie jedem anderen Kind so wichtig gewesen wären, zurückblicken konnte und sah zu ihr empor. Er sah ihren wütenden, stehenden Blick und die immerwährenden Bewegungen ihres großen und breiten Mundes. Der aggressive Hall ihrer Stimme übertönte seine Gedanken und irgendwann hatte er sie in seinem Kopf ausgeschaltet. Er hatte sich diese Fähigkeit nach und nach angeeignet und versetzte sich dadurch in eine Art Trance, die ihm überlebenswichtig schien. Das gelang ihm nur für eine kurze Zeit, doch es war immerhin diese Zeit, in der er glaubte, auf einer dunklen Wolke zu schweben, nichts und niemanden um ihn herum wahrzunehmen.
Er sah nur den sich auf und zu bewegenden Mund seiner Mutter, die ungepflegten Zähne, welche hinter ihren Lippen in unregelmäßigem Rhythmus aufblitzten und die irr erscheinenden Augen, die auf ihn herunter starrten. Manchmal, wenn sie sich zu ihm nach unten beugte, wobei ihr die blonden fettigen Haare vor das Gesicht fielen, roch er den Alkohol aus ihrem Mund. Dann schlich sich ein Gefühl der Schuld in sein kleines Herz, denn er war stets der Überbringer dieser Droge, von der sie inzwischen nicht mehr lassen konnte. Was sollte er tun? Ihm blieb doch keine Wahl.
Er sah ihren großen Mund und ihr verzerrtes Gesicht, doch er blieb tapfer stehen und sah sie nur an.
„Mama, bitte!“
Er sagte es so leise, dass er selbst seine Worte nicht hören konnte. Er hatte diese Situation schon oft durchmachen müssen in seinem jungen Leben. Einen Grund, ihn anzuschreien, ihn zu schlagen, hatte seine Mutter immer gefunden.
Er schloss die Augen und schaltete wieder einmal seine Wahrnehmungen einfach aus. Es war für ihn, als höre er eine Stimme aus einem gedämpften Raum, eine