Getting Pro. Andreas Mistele

Getting Pro - Andreas Mistele


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macht die störanfälligen unsymmetrischen Instrumentensignale symmetrisch und passt zudem deren Impedanz so an, dass sie auch an Mikrofoneingängen funktionieren.

      Mittels der Groundlifts konnten schließlich auch die „Antennen“ unterbrochen werden. Der Groundlift trennt die Masseverbindung vor und nach der Box auf und verhindert somit den Weitertransport der Störpotentiale auf der Masseleitung.

      Die anderen aufgezählten Funktionen sind eher praktisches Beiwerk.

      Was bringt die DI-Box nun im Studio? Da die Kabelstrecken überschaubar sind, geht es hier in erster Linie um die Impedanzanpassung, den Groundlift und um die Splitfunktion.

      Eine E-Gitarre direkt ins Pult oder den Preamp klingt immer muffig und matt. Wenn du aber eine DI-Box dazwischen schaltest, wird der Sound wieder gewohnt spritzig und klar. Gleiches gilt für E-Bässe und teilweise für Keyboards. Hier musst du einfach ausprobieren.

      Besonders bei E-Bässen und E-Gitarren ohne Humbucker-Tonabnehmer hat man oft Probleme mit Störgeräuschen. Diese Störungen kannst du durch Betätigen des Groundlifts der DI-Box vermindern.

      Die Splitfunktion kannst du nutzen, um ein cleanes Gitarrensignal aufzunehmen, während du beim Einspielen über einen Amp gehst, um ein authentisches Gefühl zu haben. Dabei geht das DI-Signal in den Preamp zum Wandler und das Splitsignal in den Gitarrenamp. Dies ist vor allem für späteres Reamping wichtig. Weitere Info hierzu findest du in einem extra Kapitel.

      Eine Regel besagt, dass passive Instrumente mit einer aktiven DI verwendet werden sollten und umgekehrt. Aktive Instrumente sind z. B. Gitarren mit aktiven Tonabnehmern oder Bässe mit aktiver Klangregelung. Es gehören aber auch praktisch alle Keyboards und Zuspielgeräte wie CD-Player etc. dazu, da deren Ausgangspegel so hoch sind, dass sie eine aktive DI-Box leicht überlasten könnten. Passive Systeme sind im Gegenzug passive Pickups von Gitarren oder Bässen.

      Nach meiner Erfahrung reicht aber in den meisten Fällen eine passive Box sehr guter Qualität für beide Anwendungen absolut aus.

      5.4Einpegeln

      5.4.1Basis

      Die Geschichte des Einpegelns ist eine Geschichte voller Missverständnisse! Zum einen wird häufig die analoge und die digitale Welt vermischt und zum anderen sind die Begriffe und Standards nicht jedem klar. Daher möchte ich erst einmal die gängigen Fachbegriffe erklären.

      5.4.1.1Schalldruck

      Schall beruht letztlich auf Luftdruckänderungen. Luftdruck wird in der Regel in Pascal (Pa) gemessen. Der für uns Menschen relevante Bereich beginnt mit der Hörschwelle eines gesunden Menschen bei 0,00002 Pa und endet mit der Schmerzgrenze bei 200 Pa.

      Dieser breite Zahlenbereich mit einem Verhältnis von über 1:1.000.000 ist recht unhandlich. Also führte man die Logarithmierung und das Verhältnismaß „Bel“ ein. Noch praktischer im technischen Alltag wird dieses Maß durch die Verwendung dessen zehnten Teils - und schon sind wir beim Dezibel. Alle Einheiten und Maße, die in Dezibel angegeben werden, sind logarithmisch.

      Diese Bezeichnung soll an den Physiker Graham Alexander Bell erinnern, der als der amerikanische Erfinder des Telefons gilt.

      5.4.1.2Schalldruckpegel

      Der Schalldruckpegel wird in dBSPL gemessen. Um aus dem Verhältnismaß Dezibel eine absolute Einheit zu machen, benötigen wir aber erst einen Referenzpunkt. Als Referenz ist unsere Hörschwelle definiert, die 0 dBSPL entspricht.

      Zur Veranschaulichung soll dir folgende Tabelle verschiedene Ereignisse und deren Pegel zeigen:

Ereignis(Entfernung)Schalldruckin PaSchalldruckpegelin dBSPL
Hörschwelle0,000020
Flüstern (10m)0,00006310
Studioaufnahmeraum0,000220
Ruhiges Schlafzimmer0,0006330
Ruhige Bibliothek0,00240
Ruhige Wohnung0,006350
Gespräch (1m)0,0260
PKW-Innenraum0,06370
Staubsauger (1m)0,280
Autobahn (1m)0,6390
Diskothekenbox (1m)2100
Kettensäge (1m)6,3110
Unwohlseinsgrenze20120
Schmerzgrenze63,2130
Düsenjet (30m)200140

      Manchmal wird der Schalldruckpegel als dBSPL(A) angegeben. Man spricht dann von einer „A“-Bewertung. Dieser Bewertung liegt zu Grunde, dass unser Lautstärkeempfinden über den gesamten Frequenzbereich auch von der Gesamtlautstärke abhängt. Daher empfinden wir auch Musik bei geringer Lautstärke als bassarm und matt, wogegen dasselbe Stück bei Zimmerlautstärke wieder satt und brillant klingt.

      Die „A“-Bewertung entspricht dabei weitgehend der menschlichen Hörcharakteristik. In der Studiotechnik hat diese Einheit jedoch wenig Gewicht. Sie wird in erster Linie bei der Festlegung von Grenzwerten für Lärmbelästigung im öffentlichen Bereich herangezogen. Hierbei kommen noch weitere Bewertungsskalen zum Einsatz (B, C und D).

      5.4.1.3Signalpegel

      Nun verlassen wir den mechanischen Bereich der Akustik. Sobald ein Signal ins Aufnahmesystem kommt, arbeiten wir nicht mehr mit Schalldruckpegeln, sondern mit Signalpegeln. Diese beschreiben den Pegel auf der Basis der elektrischen Spannung.

      Zur Darstellung des Signalpegels verwendet man in erster Linie die Pegeleinheiten dBV und dBu. Beide beziehen sich auf Voltzahlen, unterscheiden sich aber im Referenzpunkt.

      Die Pegeleinheit dBV hat als Referenzpunkt für 0 dBV den Pegel eines Sinus-Tonsignals von 1 Volt RMS.

      Dagegen beziehen sich 0 dBu auf den Pegel eines Sinus-Tonsignals von 0,775 Volt RMS.

      Dies ist erst mal verwirrend. Der Hintergrund ist jedoch einfach die unterschiedliche Herkunft von dBV (nordeuropäisch) und dBu (US-amerikanisch). Früher hieß letzteres übrigens noch dBv. Um Verwechslungen zum dBV zu vermeiden, wurde aus dem kleinen „v“ dann aber ein kleines „u“.

      Daraus resultiert:

      0 dBV = 1 Volt RMS = 2,2 dBu

      0 dBu = 0,775 Volt RMS = -2,2 dBV

      Kommen wir nun zum praktischen Einsatz: Die Signalpegel dBV und dBu kennst du von den Einstellmöglichkeiten deiner Soundkarte oder deiner Outboardgeräte. Diese arbeiten entweder mit +4 dBu oder mit -10 dBV als Referenz für ihren optimalen Arbeitspunkt. Dieser Arbeitspunkt ist das sogenannte Unity-Gain und beschreibt die Aussteuerung, bei der sich das Gerät in seinem bestmöglichen Verhältnis zwischen SNR und Headroom befindet.

      Grundsätzlich arbeiten professionelle und symmetrisch angeschlossene Geräte mit +4 dBu, wohingegen unsymmetrische Einsteiger- und Consumergeräte mit -10 dBV auskommen müssen. Dies liegt daran, dass die Bauteile für diesen Spannungsbereich deutlich günstiger sind.

      Es ergeben sich die folgenden Relationen:

      -10 dBV = 0,316 Volt RMS = -7,78 dBu

      +4 dBu = 1,23 Volt RMS = 1,78 dBV

      Der Unterschied zwischen -10 dBV und +4 dBu beträgt nicht wie häufig angenommen 14 dB, sondern nur 11,78 dB! Die Spannungsdifferenz zwischen dBV und dBu beträgt aber das Vierfache, daher haben die professionellen Geräte auch eine bessere SNR.

      Analoge Geräte besitzen einen nutzbaren Headroom oberhalb ihres Unity-Gains. So können Tonbänder bis zu +8 dB, einige Mischpulte sogar bis zu +28 dB ausgesteuert werden, ohne dass diese unschön verzerren. Im Gegenteil, es treten harmonische Verzerrungen auf, die dem Signal einen besonderen Charakter verleihen können.

      5.4.1.4Digitaler


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