Getting Pro. Andreas Mistele

Getting Pro - Andreas Mistele


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vermeiden, aber die Resonanzen werden gleichmäßig über den gesamten Frequenzbereich verteilt.

      Es gibt drei Arten von Resonanzen:

      1 Axiale Resonanzen: Dies ist die typische stehende Welle zwischen zwei parallelen Wänden. Sie bewegt sich nur in einer Dimension und wird zwischen zwei Ebenen hin- und hergeworfen. Axiale Resonanzen sind die problematischsten, da sie den Pegel der betreffenden Frequenz verdoppeln, also um 6 dB erhöhen!

      2 Tangentiale Resonanzen: Diese Resonanzen entstehen durch das Reflektieren der Wellen entlang von vier Ebenen. Die Resonanz bewegt sich also in zwei Dimensionen. Das heißt, entlang der Wände bzw. entlang Wand, Boden, Decke und Wand. Dabei wird die betreffende Frequenz um 3 dB erhöht.

      3 Diagonale Resonanzen: Der Weg der diagonalen Resonanzen führt über alle sechs Ebenen des Raumes. Es werden alle drei Raumdimensionen genutzt und es kommt zu einer Erhöhung um 1 dB.

      Zum Herausfinden deiner stehenden Wellen nutzt du folgende Formel:

      f: gesuchte Wellenlänge in [Hz]

      c: Schallgeschwindigkeit (343 m/s)

      p: Variable zur Raumlänge

      q: Variable zur Raumbreite

      r: Variable zur Raumhöhe

      L: Raumlänge in [m]

      B: Raumbreite in [m]

      H: Raumhöhe in [m]

      Nun setzt du für die Variablen p, q und r aufsteigend ganze Zahlen ein. Die sich ergebenden Werte sind die Basiswellenlängen der betreffenden Resonanzen. Eine ganzzahlige Vervielfachung der Frequenz führt zu den weiteren Resonanzen.

      Die Reihenfolge der einzusetzenden Zahlen ist dann folgendermaßen:

1. 1006. 11111. 202
2. 0107. 20012. 222
3. 0018. 02013. 300
4. 1109. 00214. 030
5. 10110 220...

      Speziell zum Herausfinden der axialen Resonanzen kannst du auch diese Formel verwenden:

      f: gesuchte Wellenlänge in [Hz]

      c: Schallgeschwindigkeit (343 m/s)

      L: Raumlänge in [m]

      n: Zähler für die ganzzahligen Vielfachen

      Im Anhang findest du eine Tabelle mit einigen Wellenlängen zu verschiedenen Frequenzen.

      4.2.2Raumreflexionen

      Neben den Resonanzfrequenzen werden natürlich auch alle anderen Wellen an den Wänden, Decke, Boden und Gegenständen reflektiert. Bei relativ leeren quaderförmigen Räumen mit 10 m² bis 15 m² führt dies im ungünstigsten Fall zu einem scheppernden Klang, der obertonreich hallig und metallisch klingt. Man spricht dann von den typischen Flatterechos.

      Klassischer Test zum Herausfinden der Probleme: Kräftig in die Hände klatschen oder Musikhören und das Signal abrupt stoppen.

      4.3Akustikverbesserung

      Die wenigsten Homerecorder verfügen über speziell für Studiozwecke gebaute Räumlichkeiten, deren Baukosten leicht dem Zehnfachen des Gesamtwerts des Studioequipments entsprechen. Daher möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du deine Räume klanglich optimieren kannst, ohne dein Equipment wieder verkaufen zu müssen.

      Doch zuvor möchte ich darum bitten, folgende Worte aus dem Repertoire der Akustikverbesserung zu streichen: Eierkartons und Baumarkt-Noppenschaum. Beides ist praktisch wirkungslos. Abhaken.

      4.3.1Raumgeometrie als Resonanzkiller

      Wände zu versetzen, ist meist nicht ohne Weiteres möglich, eine Wand einzuziehen hingegen schon! So könntest du zum Beispiel einen vollflächigen Einbauschrank in deinen Raum integrieren, der dessen Quaderform aufhebt und somit viele Resonanzen stört.

      Der Einbauschrank sollte aus schweren Holzplatten gefertigt sein, geeignet sind OSB- oder Spanplatten ab 15 mm Dicke. Die Außenfläche kannst du mit Tapete oder Stoff beziehen.

      Alternativ kannst du natürlich auch eine Trockenbauwand mit Rigipsoberfläche in den Raum ziehen. Der Hohlraum hinter der Trockenbauwand sollte mit Dämmstoff (Mineralwolle, Hanf, Akustikschaumstoff etc.) gefüllt werden, damit das System nicht zum Schwingen angeregt wird. Auf diese Weise kannst du neben der Reflexionsbrechung zusätzlich eine sehr gute Bassfalle erhalten!

      4.3.2Diffusoren und Absorber

      Diffusoren verbessern den Nachhall, indem sie den eintretenden Schall diffus streuen. Gekaufte Diffusoren kosten erstaunliche Summen. Sicher, die Teile sind genau berechnet und aus edlem Holz gefertigt, dennoch sind es „nur“ unterschiedlich große Hohlräume und Oberflächen, die den Schall streuen.

      Wenn du das Geld hast, sind solche Kaufdiffusoren trotzdem eine gute Anlage. Sie funktionieren tadellos und sehen toll aus.

      Ich habe allerdings auch sehr gute Erfahrungen mit einfachen Möbelstücken als Diffusoren gemacht. Idealerweise stellst du mehrere asymmetrisch befüllte, offene Regale in deinen Abhörraum, am besten hinter deinen Hörplatz.

      Ein Holzdiffusor (HOFA)

      Absorber dämpfen den Schall, indem sie die auftretenden Schallwellen bremsen und dabei die Schallenergie in Wärmeenergie umwandeln.

      Bei den Absorbern gilt unbedingt: Der Mix machts! Großflächiges Anbringen von schmalbandig wirkenden Absorbern führt lediglich zu einer unausgewogenen Verschlimmbesserung.

      Prinzipiell gilt: Je dicker der Absorber, umso tiefer sind die Frequenzen, die er aufnehmen kann. Ausschlaggebend ist jedoch nicht nur die Dicke des Absorbers, sondern auch dessen Abstand zur reflektierenden Wand hinter ihm. Wird ein Absorber mit etwas Abstand montiert, kann er dünner sein als bei Montage auf der Wandoberfläche.

      Einfache Dinge wie Teppiche, Sofas und schwere Vorhänge sind überraschend gute Absorber. Bevor du also deinen Raum mit teuren Akustikmodulen bestückst, richte ihn erst mal fertig ein und schaue, was dann noch nötig ist.

      Besonders schick zum Verdecken unschöner Wände oder Schränke: Geraffter Bühnenmolton, den du einfach an Vorhangschienen von der Decke hängen lässt. Der Molton wirkt breitbandig in den Höhen bis runter in den oberen Mittenbereich. Der Stoff ist flammgehemmt und in vielen tollen Farben erhältlich.

      Mit etwas handwerklichem Geschick kannst du dir einfache aber sehr wirkungsvolle Breitbandabsorber selbst bauen.

      Hierzu baust du Holzrahmen aus schmalen Brettern, billiges gehobeltes Nadelholz ist völlig ausreichend. Der Rahmen sollte ca. 140 x 80 cm groß sein. Die Tiefe richtet sich nach der Dicke bzw. der Stärke des Dämmmaterials, sollte aber mindestens 10 cm betragen.

      In diesem Rahmen befestigst du dann vollflächig Mineralwolle (Steinwolle, Glaswolle). Du kannst die Wolle mittels gespannter Schnüre im Rahmen fixieren. Dabei sollte die Wolle bündig mit der späteren Vorderseite abschließen. Ein Abstand der Wolle zur Rückseite ist kein Problem, im Gegenteil: etwas Wandabstand erweitert bekanntlich den Wirkungsgrad nach unten.

      Im Baumarkt gibt es Mineralwolle häufig schon in Plattenform zu kaufen. Wenn du die Innenmaße deiner Rahmen an den Platten orientierst, musst du die Wolle schon nicht mehr schneiden! Meist halten diese Platten auch ohne weitere Befestigung im Rahmen fest. Über den Rahmen spannst du abschließend


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