Der goldene Hades. Edgar Wallace

Der goldene Hades - Edgar Wallace


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taten ihm so wohl, daß er vorläufig nicht mehr den Versuch machte, sich zu erheben. Vorsichtig tastete er mit der Hand an den Kopf und entdeckte, daß man ihn oberflächlich verbunden hatte. Es blieb ihm im Augenblick nichts anderes übrig, als sich von der furchtbaren Schwäche zu erholen.

      Er schlief ein, erst als sich die Tür öffnete, erwachte er. Die beiden Leute traten wieder ins Zimmer. Tom ärgerte sich und fluchte über die Kabinenkoffer. Allem Anschein nach hatte Rosie nicht nachgegeben. Obwohl die beiden verächtlich von ihm sprachen, mußte der Mann doch eine gewisse Bedeutung haben.

      »Nun, was fangen wir mit dem Kerl hier an?« fragte plötzlich Sammy. Frank wußte, daß sie über ihn sprachen.

      »Wir wollen ihm noch bis morgen Abend Zeit lassen und einmal sehen, was wir mit Smith machen können.«

      »Glaubst du denn, wir könnten dem etwas anhaben?«

      »Smith? Aber bestimmt. Der hat das Geld – Rosie sagt es, und Rosie muß es wissen.«

      »Das macht allerdings einen Unterschied. Die Geschichte kompliziert sich, weil der hier nicht mehr in Betracht kommt. Und ich muß sagen, das ist nun schon der dritte Fehler, den Rosie in den letzten drei Monaten gemacht hat.«

      Sie hatten sich jetzt nach der anderen Seite des Zimmers gewandt und sprachen leise miteinander, so daß Frank ihre Unterhaltung nicht verstehen konnte. Er hörte nur, daß sie den einen Kabinenkoffer beiseite rückten, dann den zweiten öffneten und darin kramten. Frank hatte die Augen geschlossen, weil er sich schwach fühlte. Nach einer Weile wurde die Tür geschlossen. Die beiden hatten das Zimmer verlassen, und es herrschte wieder tiefes Schweigen.

      4

      Es tut mir leid, daß ich Sie stören muß.«

      Beim Morgengrauen stand Wilbur Smith mit dem Hut in der Hand in der Tür eines kleinen Zimmers. Der ältere Mann, der ihm geöffnet hatte, trug einen alten Mantel über den Schlafanzug und sah den unerwarteten Besucher mit schläfrigen Augen an.

      »Hier ist meine Karte.«

      Der Mann nahm sie und las.

      »Sie sind von der Polizei!« sagte er erschreckt. »Warum ...? Was ist geschehen?«

      »Es ist nichts Besonderes ...«

      »Sagen Sie mir nur nicht, daß Maisie ...«

      »Es ist nichts Besonderes passiert, für das Ihre Tochter verantwortlich wäre. Ich nehme an, daß Sie der Vater von Miss Maisie Bishop sind?« »Treten Sie näher. Ich mache Licht.«

      Das kleine Zimmer war einfach, aber hübsch eingerichtet.

      »Handelt es sich um das Geld?« fragte der Mann ängstlich. »Ich habe es auch nicht verstanden. Sehen Sie, Maisie fragte Mr. Alwin, weil er früher so freundlich zu ihr gewesen war, und ich war selbst ganz erstaunt, als sie das Geld nach Hause brachte. Ich wußte nicht, daß er so reich ist. Ich dachte, es müßte eine Verwechslung sein. Hat Mr. Alwin Sie deshalb hergeschickt?«

      Wilbur schüttelte den Kopf.

      »Nein, das gerade nicht, aber wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich gern Ihre Tochter sprechen.«

      Er wartete etwas ängstlich und atmete erleichtert auf, als er die Stimme des jungen Mädchens hörte. Gleich, darauf trat sie ins Zimmer. Sie war ein wenig bleich, sah aber trotzdem hübsch aus. In der Hand hielt sie mehrere Banknoten.

      »Wollten Sie mich deshalb sprechen?« fragte sie. Er nickte.

      »Mr. Alwin hat sie mir gegeben«, erklärte sie aufgeregt. »Ich dachte mir gleich, daß er sich geirrt haben müßte, aber ich nahm nicht an, daß er gleich die Polizei schicken würde ...«

      »Zunächst möchte ich Sie einmal darüber beruhigen – ich bin nur hergekommenem zu sehen, daß Ihnen nichts passiert ist«, entgegnete Wilbur freundlich. »Wegen des Geldes brauchen Sie sich den Kopf nicht zu zerbrechen. Ich brauche die Scheine für ein paar Tage, und wenn dann nichts geschieht, werde ich sie zurückerstatten.«

      »Es war mir so furchtbar peinlich, daß ich Mr. Alwin fragen mußte«, erwiderte Maisie. »Aber mein Vater hatte solche Geldsorgen, und wir sind seit mehreren Monaten die Miete schuldig. Ich habe erst alle anderen Bekannten um Hilfe angegangen, bevor ich mich an Mr. Alwin wandte ... Es ist entsetzlich, wenn man andere Leute um Geld bitten muß«, fügte sie mit stockender Stimme hinzu.

      »Ach, seien Sie nur deshalb nicht ängstlich«, erwiderte Wilbur lächelnd. »Ich sorge mich nur um Sie ...!«

      »Wieso?« fragte sie schnell. »Warum sind Sie um meine Sicherheit besorgt?«

      Er betrachtete die Banknoten genau und sah, daß jeder Schein auf der Rückseite den gelben Stempel aufwies.

      »Sehen Sie, das ist dieselbe Sorte Papiergeld.« Er zog den dicken Stoß Dollarscheine aus der Tasche, den Frank ihm übergeben hatte.

      Maisie war verblüfft.

      »Sie können sich selbst davon überzeugen, daß die Nummern fortlaufend sind und sich den Nummern dieser Scheine anschließen. Ich werde die Zahlen notieren.«

      Er schrieb etwas in sein Notizbuch und riß dann die betreffende Seite heraus.

      »Behalten Sie diesen Zettel, das sind die Nummern der Banknoten, die ich genommen habe. Und wie ich schon sagte, werden Sie die Scheine zurückerhalten – wenn inzwischen nichts Weiteres passiert. In der Zwischenzeit« – bei diesen Worten nahm er seine eigene Brieftasche heraus – »müssen Sie mir sagen, wieviel Geld Sie von Mr. Alwin leihen wollten, damit ich Ihnen die Summe vorstrecken kann.«

      Er sah, daß sie errötete, und lachte.

      »Sie müssen das als eine Leihgabe von Frank Alwin betrachten«, sagte er.

      Aber dann kam ihm der furchtbare Gedanke, daß Alwin wahrscheinlich schon längst tot war.

      Leise nannte sie eine verhältnismäßig geringe Summe. Er zog das Doppelte an Geldscheinen aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.

      Als er an diesem Morgen nach nur zwei- oder dreistündigem Schlaf in sein Büro kam, fand er eine Schar von Zeitungsberichterstattern, die auf ihn warteten. Wilbur Smith hatte seine eigenen Methoden mit der Presse, die sich in den meisten Fällen als gerechtfertigt erwiesen hatten.

      »Ja, Jungens«, sagte er, »es entspricht vollkommen den Tatsachen, daß Mr. Alwin verschwunden ist. Soviel ich weiß, ist er seit gestern Abend nicht mehr gesehen worden. Es steckt ein großes Geheimnis hinter der Sache, und ich habe bereits einen Anhaltspunkt.«

      »Besteht irgendwelche Verbindung zwischen diesem Verbrechen und der Ermordung von Higgins?« fragte einer der Anwesenden.

      Wilbur nickte.

      »Ich weiß nicht, wie die Geschichte herausgekommen ist, aber Sie sind auf dem richtigen Weg, wenn Sie das vermuten. Alwin ist ein sehr guter Freund von mir, und Sie können versichert sein, daß ich nicht eher ruhen werde, als bis man ihn aufgefunden und auch den Täter dingfest gemacht hat. Damit Sie nun nicht alles durcheinanderbringen und nachher widerrufen müssen, will ich Ihnen erzählen, was passiert ist.«

      Er berichtete alles, was er mit Alwin erlebt hatte, wie er ihn im Theater abgeholt und mit ihm zusammen zu Abend gespeist hatte, wie Alwin zum Telefonieren gehen wollte und nicht mehr wiederkam. Von den sonderbaren Banknoten und dem goldenen Hades erwähnte er jedoch keine Silbe.

      Das hielt er vorläufig für besser. Später konnte er der Presse immer noch davon Mitteilung machen, wenn es sich lohnte. Im Augenblick wollte er die geheimnisvollen Täter nicht warnen. Wenn sie erfuhren, daß er bereits auf der richtigen Spur war, konnten sie ihre Gegenmaßnahmen nur um so leichter treffen.

      Aber er mußte seine Ansicht darüber ändern, denn plötzlich stellte einer der Presseleute in der hintersten Reihe eine Frage.

      »Nun, wie steht es mit dem goldenen Hades, Smith?«

      Wilbur sah auf.

      »Wer


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