Der goldene Hades. Edgar Wallace
Büttenpapier hergestellt. Auf dem Blatt standen aber nur ein paar Worte, mit Schreibmaschine geschrieben:
»Warnen Sie Wilbur Smith. Wenn er seinen Freund retten will, darf er keine weiteren Nachforschungen über den goldenen Hades anstellen.«
Wilbur las die Zeilen mehrmals durch.
»Wann haben Sie denn den Brief erhalten?«
»Etwa eine halbe Stunde, bevor ich das Büro verließ. Er wurde dem Lokalredakteur als Rohrpostbrief zugesandt. Nachdem der die Sache gelesen hatte, erhielt ich das Schreiben, um es Ihnen zu geben. Was für eine Bewandtnis hat es denn nun mit dem goldenen Hades?«
Wilbur lächelte.
»Das möchte ich selbst auch sehr gern wissen, mein Junge. Bis jetzt tappe ich noch vollkommen im dunkeln. Ich werde den Brief an mich nehmen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Aber das ist doch nicht das erste Mal, daß Sie etwas vom goldenen Hades gehört haben?« fragte der Berichterstatter hartnäckig weiter. »Wenn Sie auch nicht über alles unterrichtet sind, können Sie uns doch wenigstens das sagen, was Sie wissen, Mr. Smith.«
Wilbur sah dem jungen Mann offen in die Augen.
»Das wäre genau das, was die Verbrecher herausfinden wollen, und deshalb werde ich Ihnen gerade das nicht sagen. Der Brief wurde ja nur zu dem Zweck an Ihre Redaktion geschickt. Vielleicht lebt Alwin noch; sie haben ihn entführt und wollen ein Lösegeld für ihn herausschlagen. Es ist möglich, daß sie ihn umbringen, wenn ich die Sache weiterverfolge. Aber darauf können Sie wetten, die Verbrecher haben den Brief nur an die Redaktion geschickt, damit Sie auf diese Spur gebracht werden und versuchen, alles was ich vom goldenen Hades weiß, aus mir herauszuholen, um es dann in Ihrer Zeitung zu veröffentlichen. – Aber auf den Leim gehe ich nicht.«
Er entließ die Presseleute und ging ins Nebenzimmer. Sein Vorgesetzter, der grauhaarige Mr. Flint, hörte seinen Bericht an, ohne ihn zu unterbrechen.
»Das hört sich an wie ein spannender Kriminalroman«, sagte der Chef, als Wilbur geendet hatte. »Es ist sicher etwas ganz Außergewöhnliches.«
»Ja«, gab Wilbur Smith zu. »So etwas haben wir noch nicht erlebt. Im Vergleich dazu ist die Sache mit der ›Schwarzen Hand‹ ein Kinderspiel und ein Mord im Chinesenviertel eine Kleinigkeit.«
Der Chef rieb sich das Kinn.
»Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle täte? Ich würde Peter Corelly mit der Aufklärung des Falles betrauen.«
»Peter Corelly!« sagte Smith schnell. »Ja, da haben Sie recht. An den habe ich im Augenblick nicht gedacht. Ich werde ihm telefonisch mitteilen, daß er mich in meinem Büro aufsuchen soll.«
»Wo ist das Geld?« fragte der Chef.
»In meinem Safe. Ich werde es herbringen und Ihnen zeigen.«
Einige Minuten später hielt Flint den dicken Stoß Banknoten in der Hand und betrachtete ihn genau.
»Zuerst müssen Sie natürlich herausbringen, wie das Geld überhaupt ins Theater kam. Mit dem Requisitenverwalter haben Sie ja schon gesprochen, wie Sie vorher berichteten.«
»Ja. Ich muß nun noch den Händler auskundschaften, von dem er die Scheine erhalten haben will. Vielleicht fallt dann neues Licht auf die Sache. Ich werde die Banknoten auch zur Staatsbank mitnehmen und sie dort prüfen lassen«, erklärte er und steckte sie wieder in die Tasche. »Auf jeden Fall kann ich dort erfahren, an welche Bank das Schatzamt die Noten ausgegeben hat. Wenn wir erst einmal so weit sind, werde ich sicher auch herausfinden, warum das Geld so sonderbar gestempelt ist und warum jeder, der das Geld in der Tasche hat, soviel Unannehmlichkeiten ausgesetzt ist.«
Er ging in sein Büro zurück, um sich telefonisch mit Corelly in Verbindung zu setzen, dann verließ er das Polizeipräsidium. Der Beamte, der den Dienst an der Tür versah, beobachtete, wie Wilbur ein Taxi anrief und fortfuhr. Drei Stunden später wurde der Detektiv anscheinend tot in einer leeren Wohnung in der Nähe der Jamaica Street aufgefunden. Nachdem er zum Hospital gebracht worden war, durchsuchte Peter Corelly Wilburs Kleider, aber die Banknoten waren verschwunden.
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