Die Nacht von Lissabon / Ночь в Лиссабоне. Книга для чтения на немецком языке. Эрих Мария Ремарк

Die Nacht von Lissabon / Ночь в Лиссабоне. Книга для чтения на немецком языке - Эрих Мария Ремарк


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hen später von einem Granatsplitter verwundet wurde. Die Erlebnisse während des Krieges sollten ihn entscheidend prägen.

      1919 aus der Armee entlassen, arbeitete er u. a. als Verkäufer von Grabsteinen, als Volksschullehrer und als Journalist. In dieser Zeit schrieb Erich Maria Remarque sein erstes Buch: den Roman „Die Trambude“. Der Roman „Im Westen nichts Neues“ (1929) machte ihn finanziell unabhängig, 1931 veröffentlichte er den Roman »Der Weg zurück«, in dem er die Heimkehr der Kriegsversehrten ins Nachkriegsdeutschland schilderte.

      1933 fielen seine Bücher wegen „Literarischen Verrats am Soldaten des Weltkriegs“ der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer, Erich Maria Remarque verließ Deutschland. Er ging ins Exil in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1947 annahm.

      Weitere Veröffentlichungen waren: „Drei Kameraden“ (1938), „Liebe Deinen Nächsten“ (1941), „Arc de Triomphe“ (1946), „Der Funke Leben“ (1952), „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ (1954), „Der schwarze Obelisk“ (1956). „Die letzte Station“ (1956), „Der Himmel kennt keine Günstlinge“ (1961), „Die Nacht von Lissabon“ (1962) und „Schatten im Paradies“ (posthum 1971).

      Remarque starb am 25. September 1970 in Locarno.

Der Roman „Die Nacht von Lissabon”

      Erich Maria Remarque greift in seinen zahlreichen Romanen immer wieder die Themen Krieg, Faschismus und Flucht auf. In „Die Nacht von Lissabon“ verarbeitet er ganz persönliche Erlebnisse aus der Zeit des Hitlerfaschismus. Zu Freiwild geworden, flüchten Menschen über die Schweiz nach Paris, nach Marseille, durch Spanien nach Lissabon. Von dort legen die Schiffe ab, die zum rettenden Kontinent Amerika übersetzen. Remarque schildert an der Geschichte des Josef Schwarz die unmenschlichen Strapazen, die tödlichen Gefahren dieser Flucht, aber auch Menschlichkeit und gegenseitige Hilfe unter Gleichgesinnten. In besagter Nacht von Lissabon erzählt Schwarz sein bisheriges Leben einem Fremden, den er für sein geduldiges Zuhören mit zwei Schiffskarten und gültigen Einreisevisa in die USA belohnt. Am Ende der Erzählung – ein neuer Tag ist inzwischen angebrochen – resümiert Josef Schwarz, dessen todkranke Frau freiwillig aus dem Leben geschieden ist, es wäre „ein Verbrechen, ein Leben mit Selbstmord zu verschwenden, das man gegen Barbaren … einsetzen kann“.

      1

      Ich starrte auf das Schiff. Es lag ein Stück vom Quai entfernt, grell beleuchtet, im Tejo*. Obschon ich seit einer Woche in Lissabon war, hatte ich mich noch immer nicht an das sorglose Licht dieser Stadt gewöhnt. In den Ländern, aus denen ich kam, lagen die Städte nachts schwarz da wie Kohlengruben, und eine Laterne in der Dunkelheit war gefährlicher als die Pest im Mittelalter. Ich kam aus dem Europa des zwanzigsten Jahrhunderts.

      Das Schiff war ein Passagierdampfer, der beladen wurde. Ich wusste, dass es am nächsten Abend abgehen sollte. Im harten Schein der nackten elektrischen Birnen wurden Ladungen von Fleisch, Fisch, Konserven, Brot und Gemüse verstaut; Arbeiter schleppten Gepäck an Bord, und ein Kran schwang Kisten und Ballen so lautlos herauf, als wären sie ohne Gewicht. Das Schiff rüstete sich zur Fahrt, als wäre es eine Arche zur Zeit der Sintflut*. Es war eine Arche*. Jedes Schiff, das in diesen Monaten des Jahres 1940 Europa verließ, war eine Arche. Der Berg Ararat* war Amerika, und die Flut stieg täglich. Sie hatte Deutschland und Österreich seit langem überschwemmt und stand tief in Polen und Prag; Amsterdam, Brüssel, Kopenhagen, Oslo und Paris waren bereits in ihr untergegangen, die Städte Italiens stanken nach ihr, und auch Spanien war nicht mehr sicher. Die Küste Portugals war die letzte Zuflucht geworden für die Flüchtlinge, denen Gerechtigkeit, Freiheit und Toleranz mehr bedeuteten als Heimat und Existenz. Wer von hier das Gelobte Land Amerika nicht erreichen konnte, war verloren. Er musste verbluten im Gestrüpp der verweigerten Ein- und Ausreisevisen, der unerreichbaren Arbeits-und Aufenthaltsbewilligungen, der Internierungslager, der Bürokratie, der Einsamkeit, der Fremde und der entsetzlichen allgemeinen Gleichgültigkeit gegen das Schicksal des einzelnen, die stets die Folge von Krieg, Angst und Not ist. Der Mensch war um diese Zeit nichts mehr; ein gültiger Pass alles.

      Ich war nachmittags im Casino von Estoril gewesen, um zu spielen. Ich besaß noch einen guten Anzug, und man hatte mich hineingelassen. Es war ein letzter, verzweifelter Versuch gewesen, das Schicksal zu bestechen. Unsere portugiesische Aufenthaltserlaubnis lief in wenigen Tagen ab, und Ruth und ich hatten keine anderen Visa. Das Schiff, das im Tejo lag, war das letzte, mit dem wir in Frankreich gehofft hatten, New York zu erreichen; aber es war seit Monaten ausverkauft, und uns hätten, außer der amerikanischen Einreiseerlaubnis, auch noch über dreihundert Dollar Fahrgeld gefehlt. Ich hatte versucht, wenigstens das Geld zu bekommen, in der einzigen Art, die hier noch möglich war – durch Spielen. Es war sinnlos gewesen, denn selbst wenn ich gewonnen hätte, hätte immer noch ein Wunder geschehen müssen, um auf das Schiff zu kommen. Doch auf der Flucht und in Verzweiflung und Gefahr lernt man, an Wunder zu glauben; sonst würde man nicht überleben. Ich hatte von den zweiundsechzig Dollars, die wir noch besessen hatten, sechsundfünfzig verloren.

* * *

      Der Quai war in der späten Nacht ziemlich leer. Nach einer Weile bemerkte ich jedoch einen Mann, der ziellos hin und her ging, dann stehenblieb und ebenso zu dem Schiff hinüberstarrte wie ich. Ich nahm an, er sei auch einer der vielen Gestrandeten, und beachtete ihn nicht weiter, bis ich spürte, dass er mich beobachtete. Die Furcht vor der Polizei verlässt den Flüchtling nie, nicht einmal im Schlaf, auch wenn er nichts zu fürchten hat – deshalb drehte ich mich sofort scheinbar gelangweilt um und verließ langsam den Quai wie jemand, der vor nichts Angst zu haben braucht.

      Kurz darauf hörte ich Schritte hinter mir. Ich ging weiter, ohne schneller zu werden, während ich überlegte, wie ich Ruth benachrichtigen könne, wenn ich verhaftet würde. Die pastellfarbenen Häuser, die am Ende des Quais wie Schmetterlinge in der Nacht schliefen, waren noch zu weit entfernt, als dass ich, ohne Gefahr, angeschossen zu werden, zu ihnen hatte hinüberlaufen können, um in den Gassen zu verschwinden.

      Der Mann war jetzt neben mir. Er war etwas kleiner als ich. „Sind Sie Deutscher?“ fragte er auf deutsch.

      Ich schüttelte den Kopf und ging weiter.

      „Österreicher?“

      Ich antwortete nicht. Ich sah auf die pastellfarbenen Häuser, die viel zu langsam näher kamen. Ich wusste, dass es portugiesische Polizisten gab, die sehr gut deutsch sprachen.

      „Ich bin kein Polizist“, sagte der Mann.

      Ich glaubte ihm nicht. Er war in Zivil, aber Gendarmen in Zivil hatten mich ein halbes dutzendmal in Europa festgenommen. Ich hatte zwar jetzt Ausweispapiere bei mir, die nicht schlecht gemacht waren, in Paris von einem Mathematikprofessor aus Prag, aber sie waren etwas gefälscht.

      „Ich sah Sie, wie Sie das Schiff betrachteten“, sagte der Mann. „Deshalb dachte ich…“

      Ich streifte ihn mit einem gleichgültigen Blick. Er sah nicht aus wie ein Polizist; aber der letzte Gendarm, der mich in Bordeaux* erwischt hatte, hatte so erbarmungswürdig ausgesehen wie Lazarus* nach drei Tagen im Grabe, und er war der unbarmherzigste von allen gewesen. Er hatte mich verhaftet, obschon er wusste, dass die deutschen Truppen in einem Tage in Bordeaux sein sollten, und ich wäre verloren gewesen, hätte mich ein barmherziger Gefängnisdirektor nicht ein paar Stunden später freigelassen.

      „Möchten Sie nach New York?“ fragte der Mann.

      Ich antwortete nicht. Ich brauchte nur noch zwanzig Meter, um ihn niederstoßen und entfliehen zu können, wenn es notwendig war.

      „Hier sind zwei Fahrkarten für das Schiff, das drüben liegt“, sagte der Mann und griff in seine Tasche.

      Ich sah die Scheine. Ich konnte sie im schwachen Licht nicht lesen. Aber wir waren jetzt weit genug gekommen. Ich konnte riskieren, stehenzubleiben.

      „Was soll das alles?“ fragte ich auf portugiesisch. Ich kannte ein paar Worte davon.

      „Sie können sie haben“, sagte der Mann. „Ich brauche sie nicht.“

      „Sie brauchen sie nicht? Was heißt das?“

      „Ich brauche sie nicht mehr.“

      Ich starrte den Mann an. Ich begriff ihn nicht. Er schien tatsächlich kein Polizist zu sein. Um mich festzunehmen, hätte er solche ausgefallenen Tricks nicht nötig gehabt. Aber wenn die Fahrscheine echt waren, weshalb konnte er sie dann nicht gebrauchen? Und wozu bot er


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