Zielobjekt Null . Джек Марс
Er grinste, sie allerdings nicht. Es lag in seiner Natur, zu versuchen, die Spannung mit seinen Kindern zu entschärfen, aber Maya war nicht bereit dazu.
„Was auch immer.“ Sie marschierte durch den Flur und in die Küche. Sie war sechzehn und für ihr Alter erstaunlich intelligent – manchmal, so schien es, zu intelligent für ihr eigenes Wohl. Sie hatte Reids dunkles Haar und seinen Hang zu einer dramatischen Debatte geerbt, aber in letzter Zeit schien sie eine Neigung zu jugendlicher Existenzangst oder zumindest einer schlechten Laune entwickelt zu haben. Dies war vermutlich auf eine Kombination aus Reids ständigem Herumlungern und offensichtlicher Fehlinformation über die Ereignisse, die vor einem Monat passiert waren, zurückzuführen. Sara, die Jüngere der beiden, stapfte die Treppe hinauf. „Ich werde mit den Hausaufgaben anfangen“, sagte sie leise.
Sie hatten ihn im Flur alleine stehengelassen. Reid seufzte und lehnte sich gegen die weiße Wand. Sein Herz sorgte sich um seine Mädchen. Sara war vierzehn und generell lebhaft und süß, aber wann immer das Thema aufkam, was im Februar passiert war, verstummte sie, oder verließ schnell den Raum. Sie wollte einfach nicht darüber reden. Vor ein paar Tagen hatte Reid versucht, sie dazu zu bringen, einen Therapeuten aufzusuchen, eine neutrale dritte Person, mit der sie sprechen konnte. (Natürlich musste es ein Arzt sein, der mit der CIA verbunden war). Sara lehnte mit einem einfachen und kurzen „Nein, danke“ alles ab und eilte aus dem Zimmer, bevor Reid noch ein weiteres Wort aussprechen konnte.
Er hasste es, die Wahrheit vor seinen Kindern verbergen zu müssen, aber es war notwendig. Außerhalb der Agentur und Interpol konnte niemand die Wahrheit wissen – dass er vor knapp einem Monat einen Teil seines Gedächtnisses als CIA-Agent unter dem Namen Kent Steele – unter Kollegen und Feinden auch bekannt als Agent Null – wiedererlangt hatte. Ein experimenteller Gedächtnisunterdrücker in seinem Kopf hatte dazu geführt, dass er für fast zwei Jahre alles über Kent Steele und seine Arbeit als Agent vergessen hatte, bis das Gerät aus seinem Nacken geschnitten wurde.
Die meisten seiner Erinnerungen als Kent hatte er immer noch nicht zurückerlangt. Sie waren irgendwo da drin, eingeschlossen in den Nischen seines Gehirns, aber sie tropften wie ein undichter Wasserhahn langsam zurück, meist ausgelöst von einem visuellen oder verbalen Hinweis. Die grausame Entfernung des Gedächtnisunterdrückers hatte etwas mit seinem limbischen System angerichtet, sodass die Erinnerungen davon abgehalten wurden, alle auf einmal zurückzukommen – und Reid war meistens froh darüber. Darauf basierend, was er über sein Leben als Agent Null wusste, war er sich nicht sicher, ob er sie überhaupt alle zurückhaben wollte. Sein größter Zweifel war, dass er sich an etwas erinnern würde, an das er nicht erinnert werden wollte, an eine schmerzliche Trauer oder schreckliche Tat, mit der Reid Lawson niemals leben konnte.
Außerdem war er seit dem Vorfall im Februar sehr beschäftigt gewesen. Die CIA hatte ihm dabei geholfen, seine Familie umzusiedeln; nach seiner Rückkehr in die USA wurden er und seine Mädchen nach Alexandria in Virginia gebracht, was nur eine kurze Fahrt von Washington entfernt war. Die Behörde half ihm, eine Stelle als Zeitvertragsprofessor an der Georgetown-Universität zu bekommen. Seitdem war alles wie ein Wirbelwind an ihnen vorbeigezogen: die Mädchen in der neuen Schule einzuschreiben, sich an seinen neuen Job zu gewöhnen und in das neue Haus in Virginia zu ziehen. Aber Reid hatte viel dazu beigetragen, beschäftigt und abgelenkt zu sein, indem er sich selbst viele Aufgaben erteilte. Er strich die Zimmer. Er rüstete seine Haushaltsgeräte auf. Er kaufte neue Möbel und neue Schulkleidung für die Mädchen. Er konnte es sich leisten; die CIA hatte ihm eine beträchtliche Summe für die Beteiligung an der Hinderung der Terrororganisation Amun zugesprochen. Es war mehr, als er jährlich als Professor verdiente. Sie überwiesen es in monatlichen Raten, um eine Überprüfung zu vermeiden. Die Checks wurden von einem gefälschten Verlag, welcher behauptete, eine zukünftige Reihe Geschichtslehrbücher zu erstellen, als Beratungsgebühr auf sein Bankkonto überwiesen.
Zwischen dem Geld und reichlich freier Zeit – er gab im Moment nur ein paar Vorlesungen pro Woche – blieb Reid so beschäftigt, wie er nur konnte. Denn nur für einen Moment anzuhalten, bedeutete, dass er nachdenken würde, nicht nur über sein gebrochenes Gedächtnis, sondern auch über eine weitere unangenehme Sache. Die neun Gesichter, die er gründlich überprüft hatte. Die neun Leben, die aufgrund seines Versagens beendet worden waren.
„Nein“, murmelte er leise, alleine im Eingangsbereich ihres neuen Zuhauses. „Tu dir das nicht an.“ Er wollte sich jetzt nicht daran erinnern. Stattdessen machte er sich auf den Weg in die Küche, wo Maya durch den Kühlschrank wühlte, um etwas zu essen zu finden.
„Ich denke, ich werde Pizza bestellen“, verkündete er. Als sie nichts sagte, fügte er hinzu: „Was denkst du?“
Mit einem Seufzen schloss sie den Kühlschrank und lehnte sich dagegen. „Ist in Ordnung“, sagte sie nur. Dann sah sie sich um.
„Die Küche ist schöner. Ich mag das Dachfenster. Der Garten ist auch größer.“
Reid lächelte. „Ich sprach von der Pizza.“
„Ich weiß“, antwortete sie mit einem Schulterzucken. „Du scheinst es in letzter Zeit vorzuziehen, das offensichtliche Thema zu meiden, also dachte ich mir, ich würde es auch tun.“
Er schreckte vor ihrer Direktheit zurück. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte sie ihn nach Informationen ausgefragt, die sein Verschwinden betrafen, aber das Gespräch endete immer damit, dass er darauf bestand, seine Vertuschungsgeschichte sei die Wahrheit, und dass sie wütend wurde, weil sie wusste, dass er log. Dann würde sie es für eine Woche oder so ruhen lassen, bevor der Teufelskreis erneut begann.
„Es gibt keinen Grund für solch ein Verhalten Maya“, sagte er.
„Ich werde nach Sara schauen.“ Maya drehte sich um und verließ die Küche. Einen Augenblick später hörte er sie die Treppe hinaufstampfen. Er kniff sich frustriert in den Nasenrücken. Es war in Zeiten wie diesen, dass er Kate am meisten vermisste. Sie wusste immer genau, was gesagt werden musste. Sie hätte gewusst, wie man mit zwei Teenagern umgeht, die etwas wie das, was seine Mädchen erlebt hatten, durchgemacht hatten.
Seine Willenskraft, mit der Lüge fortzufahren, wurde schwach. Er konnte sich nicht dazu bringen, die Vertuschungsgeschichte zu wiederholen, welche die CIA ihm zur Verfügung gestellt hatte, um Familie und Kollegen darüber zu erzählen, wohin er für die Woche verschwunden war. Die Geschichte war, dass Beamte des Bundesstaates zu seiner Tür gekommen waren, um seine Unterstützung in einem wichtigen Fall zu fordern. Als Professor einer Eliteuniversität war er in der einzigartigen Position, sie bei der Nachforschung zu unterstützen. Den Mädchen war gesagt worden, dass er die meiste Zeit seiner Woche in einem Konferenzraum verbracht, über Büchern gebrütet und Computerbildschirme angestarrt hatte. Das war alles, was er sagen durfte, und er konnte keine Details mit ihnen teilen.
Er konnte ihnen sicherlich nicht von seiner heimlichen Vergangenheit als Agent Null erzählen, oder davon, dass er dabei geholfen hatte, Amun davon abzuhalten, das Weltwirtschaftszentrum in Davos in der Schweiz zu bombardieren. Er konnte ihnen nicht sagen, dass er eigenhändig mehr als ein Dutzend Menschen innerhalb nur eines Tages getötet hatte, von denen jeder Einzelne zweifellos ein Terrorist war.
Er musste an seiner vagen Vertuschungsgeschichte festhalten, nicht nur für die CIA, sondern auch, um die Sicherheit seiner Mädchen zu bewahren. Während er waghalsig durch ganz Europa gejagt war, mussten seine Töchter aus New York fliehen und waren mehrere Tage auf sich selbst gestellt gewesen, bevor sie von der CIA abgeholt und in ein sicheres Haus gebracht worden waren. Sie wären beinahe von zwei Amun-Radikalen entführt worden – ein Gedanke, der Reids Nackenhaare zu Berge stehen ließ, weil es bedeutete, dass die Terroristengruppe Mitglieder in den Vereinigten Staaten hatte. Es hatte in letzter Zeit sicher zu seinem extrem überfürsorglichen Charakter beigetragen. Den Mädchen war gesagt worden, dass die beiden Männer, die versuchten, sie anzusprechen, Mitglieder einer örtlichen Bande gewesen seien, die versuchten, Kinder in der Umgebung zu entführen. Sara schien der Geschichte zwar skeptisch gegenüber zu stehen, akzeptierte sie jedoch auf der Grundlage, dass ihr Vater sie nicht anlügen würde (weswegen Reid sich natürlich noch viel schlimmer fühlte). Das, gepaart mit ihrer völligen Abneigung darüber zu sprechen, machte es leicht, das Thema zu umgehen und einfach mit ihrem Leben fortzufahren. Maya auf der anderen Seite zweifelte an