Regentschaft Des Stahls . Морган Райс

Regentschaft Des Stahls  - Морган Райс


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nach Antworten“, sagte er. „Doch nicht immer werden sie uns gegeben. Unsere Leben sind dazu da, gelebt zu werden. Die Zukunft darf uns daher nicht vorausgesagt werden.“

      „Doch man kann Hinweise darauf bekommen“, sagte Gwendolyn. „All die Prophezeiungen, die ich gelesen habe, all die Schriften, die Geschichte des Rings – weisen darauf hin, dass die Finsternis wie ein Damoklesschwert über uns hängt. Du musst es mir sagen. Wird sie über uns hineinbrechen?“

      Argon wandte sich ihr zu und sah sie an. Seine Augen voller Feuer, dunkler und furchteinflößender als sie sie je zuvor gesehen hatte.

      „Ja“, antwortete er.

      Die Schlichtheit seiner Antwort jagte ihr mehr Angst ein als alles andere. Er, Argon, der sonst immer in Rätseln sprach.

      Gwendolyn bebte innerlich.

      „Wird sie über King’s Court hereinbrechen?“

      „Ja“, antwortete er.

      Gwendolyns Gefühl der Angst wurde stärker. Sie war sich sicher, dass sie die ganze Zeit über mit ihren Gefühlen richtig gelegen war.

      „Wird der Ring zerstört werden?“

      Argon sah sie an und nickte langsam.

      „Doch es gibt noch ein paar Dinge, die ich dir sagen kann“, erklärte er. „Wenn du es wünschst, kann ich dir davon erzählen.“

      Gwendolyn dachte nach. Sie wusste, dass Argons Weisheit kostbar war. Doch das war etwas, das sie wirklich wissen musste.

      „Erzähl mir davon“, sagte sie.

      Argon holte tief Luft, wandte sich ab und betrachtete den Horizont. Gwendolyn kam es vor, als ob eine halbe Ewigkeit vergangen war, als er endlich zu sprechen begann.

      „Der Ring wird zerstört werden. Alles was du kennst und liebst wird ausgelöscht. Von dem Ort an dem du jetzt stehst, wird nicht mehr als verlöschende Glut und Asche übrig bleiben. Der gesamte Ring wird zu Asche zerfallen. Dein Reich wird zerstört. Dunkelheit zieht auf. Eine Dunkelheit schwärzer als alles, was es bisher in unserer Geschichte gegeben hat.“

      Die Essenz seiner Worte hallte in Gwendolyn wider. Seine Stimme drang bis zum Kern ihrer Existenz vor. Sie wusste, dass jedes Wort, das er sprach, wahr war.

      „Doch mein Volk kann es nicht sehen“, sagte sie mit zitternder Stimme.

      Argon zuckte mit den Schultern.

      „Du bist ihre Königin. Manchmal ist Gewalt nötig. Nicht nur gegen deine Feinde. Manchmal sogar gegen dein eigenes Volk. Handle nach dem, was du weißt. Erwarte nicht immer die Zustimmung deines Volkes. Zustimmung ist eine trügerische Sache. Manchmal, ist es ein Zeichen dafür, dass du das Beste für sie tust, wenn dein Volk dich am meisten hasst. Dein Vater war gesegnet mit einer Herrschaft des Friedens. Du jedoch, Gwendolyn, du wirst einer weitaus schwereren Prüfung unterzogen: Deine Herrschaft ist eine Herrschaft des Stahls.“

      Als Argon sich zum Gehen wandte, folgte Gwendolyn ihm.

      „Argon“, rief sie.

      Er blieb stehen, doch er drehte sich nicht um.

      „Ich flehe dich an – sag mir bitte noch eines. Werde ich Thorgrin jemals wieder sehen?“

      Er schwieg lange. Es war ein bedrückendes Schweigen, das ihr das Herz brach, und sie hoffte, dass er ihr diese eine Antwort gewähren würde.“

      „Ja“, antwortete er.

      Sie stand mit pochendem Herzen hinter ihm und sehnte sich danach, mehr zu erfahren.

      „Kannst du mir nicht mehr sagen?“

      Er drehte sich zu ihr um und sah sie mit traurigen Augen an.

      „Denk immer an die Wahl, die du getroffen hast. Nicht jede Liebe ist für die Ewigkeit bestimmt.“

      Hoch über sich hörte sie den Schrei eines Falken. Sie blickte gen Himmel. Als sie den Blick wieder Argon zuwenden wollte, war dieser schon verschwunden.

      Sie hielt Guwayne fest umschlungen und ließ den Blick über ihr Königreich schweifen. Ein letzter Blick. Sie wollte es so in Erinnerung behalten, wie es gerade eben war, fruchtbar und sprühend vor Leben – bevor alles zu Staub zerfiel. Voller Angst fragte sich welch schreckliche Gefahr hinter diesem Schleier der Schönheit lauern konnten. Sie schauderte, denn sie wusste, dass das Grauen sie zweifellos bald finden würde.

      KAPITEL SIEBEN

      Stara schrie als sie um sich schlagend dem Boden entgegenstürzte. Mit ihr waren Reece, Matus und Srog aus dem Fenster in den peitschenden Wind und Regen gesprungen, um Tirus‘ Männern zu entkommen. Sie sah die Büsche schnell auf sich zu rasen, und erkannte, dass sie es ihnen zu verdanken hatte, sollte sie den Fall überleben.

      Einen Augenblick später hatte Stara das Gefühl, dass jeder Knochen in ihrem Körper brach, als sie in einen der Büsche fiel und dieser ihren Sturz kaum bremste. Sie schlug hart auf. Wenigstens hatte der aufgeweichte Boden sie ein wenig abgefedert. Sie war atemlos, doch dankbar am Leben zu sein.

      Plötzlich gab der Schlamm unter ihr nach und gemeinsam mit den anderen rutschte sie in einer Schlammlawine den Hügel hinunter.

      Sie schlitterte den Abhang hinab und überschlug sich ein paarmal, wobei es ihr gelang, einen Blick zurück auf das Fort ihres Vaters zu werfen. Dankbar ließ sie sich vom Schlamm immer weiter von ihren Verfolgern forttragen.

      Als sie sich wieder umdrehte gelang es ihr im letzten Augenblick ein paar Felsbrocken in ihrem Weg auszuweichen. Der Schlamm war unglaublich rutschig und es regnete noch heftiger als zuvor. Sie versuchte abzubremsen, sich irgendwo festzuhalten, doch es wollte ihr nicht gelingen.

      Nackte Angst überkam sie, als sie sich erinnerte, wo dieser Hügel endete: Direkt an einem Kliff. Wenn es ihnen nicht gelang, schnell irgendwo Halt zu finden, mussten sie alle sterben.

      Stara sah, dass es den anderen ebenso wenig wie ihr gelang, abzubremsen, sie schlugen stöhnend um sich, doch sie fanden keinen Halt.

      Sie hob den Blick und sah, dass der Abhang schnell näher kam. Sie würden geradewegs über die Klippe rutschen.

      Plötzlich sah Stara, wie Srog und Matus nach links drifteten, auf eine kleine Höhle zu, die am Rand des Abhangs lag. Irgendwie gelang es ihnen, mit den Füssen voran in den Fels einzuschlagen, und kurz vor der Kante abzubremsen. Stara versuchte ihre Fersen gegen den Schlamm zu stemmen, und schrie, denn sie wusste, dass es nichts mehr gab, was sie aufhalten konnte.

      Plötzlich spürte Stara einen harten Ruck. Jemand hatte ihre Bluse an der Schulter gegriffen und sie damit vor dem Absturz bewahrt. Sie blickte sich um. Es war Reece. Er klammerte sich mit einer Hand an ein dürres Bäumchen am Rand des Abhangs, während er mit der anderen sie festzuhalten versuchte. Wasser und Schlamm rauschten an ihr vorbei, und drohten, sie loszureißen. Sie verlor jeglichen Halt und hing über den Rand. Für den Augenblick hatte er ihren Fall gebremst, doch sie fand nichts, woran sie sich hätte abstützen können.

      Sie wusste, dass Reece sie so nicht mehr lange festhalten konnte, und dass er sie bald loslassen musste, weil sie ihn sonst mit in die Tiefe reißen würde. Sie würden beide sterben.

      „Lass mich los!“, schrie sie ihn an.

      Doch er schüttelte verbissen den Kopf.

      „Niemals!“, schrie er, während das Wasser ihn umspülte.

      Plötzlich ließ er den Baum los, damit er mit beiden Händen nach ihren Handgelenken greifen konnte. Gleichzeitig schlang er seine Beine um den Baum und klammerte sich mit ihnen fest. Er riss sie mit aller Kraft zu sich hoch. Mit einem letzten Schrei der Anstrengung zerrte er sie aus der Strömung heraus und beförderte sie mit Schwung in die Höhle zu den anderen hinüber. Reece ließ sich von ihrem Schwung mitreißen und rollte selbst aus der Strömung während er ihr in die Höhle half.

      Als sie endlich in Sicherheit waren, brach Stara erschöpft zusammen, dankbar am Leben zu sein.

      Während sie auf klatschnass auf dem Boden lag und daran dachte, wie knapp sie dem Tod entronnen war, konnte sie nur an eines denken: Liebte Reece sie noch? Sie


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