Das Tournier Der Ritter . Морган Райс
es gab eine Macht da draußen, von der Thorgrin noch nie gehört hatte, eine dunkle Magie, die es selbst mit Ragon aufnehmen konnte. Konnte es sein, dass ein Reich existierte, irgendeine dunkle Macht, ein finsterer Magier, von dem er nichts wusste?
Doch warum sollte er seinen Sohn angreifen?
Thor dachte zurück an den Tag, an dem er die Insel des Lichts unter dem Einfluss seines Traums in größter Eile verlassen hatte. Er hatte sich gezwungen gefühlt. Rückblickend erkannte er nun, dass er von einer dunklen Macht getäuscht worden war, die ihn von seinem Sohn fortlocken wollte. Thor begriff, dass die Zeichen die ganze Zeit über schon gut sichtbar gewesen waren. Wie hatte er sie ignorieren können? Welcher dunklen Macht war es gelungen, ihn vom Weg abzubringen?
Thor erinnerte sich an den Preis, den er zahlen musste – die Dämonen, die aus der Hölle entlassen worden waren, der Fluch des dunklen Lords, dass für jeden Mann der das Land der Toten verließ, ein Dämon freigelassen wurde.
Er war sich sicher, dass das eine seiner Prüfungen gewesen war – doch er war sich auch dessen bewusst, dass sie noch lange nicht vorbei waren. Welche anderen Prüfungen lagen noch vor ihm? Würde er jemals seinen Sohn zurückbekommen?
„Mach dir keine Sorgen“, hörte er eine süße Stimme.
Thor drehte sich um und sah Angel, die an seinem Hemd zupfte.
„Alles wird gut werden“, sagte sie lächelnd.
Thor lächelte sie an und legte ihr seine Hand auf den Kopf, wie immer getröstet von ihrer Gegenwart.
Er liebte Angel wie seine Tochter. Ihre Anwesenheit gab ihm ein gutes Gefühl.
„Und wenn nicht“, fügte sie hinzu, „dann kümmere ich mich darum!“
Stolz hob sie den kleinen Bogen, den O’Connor für sie gemacht hatte, und zeigte Thor, dass sie ihn spannen konnte. Thor lächelte amüsiert, als sie den Bogen an die Brust hob, einen kleinen hölzernen Pfeil anlegte und zitternd vor Anstrengung begann, die Sehne zurückzuziehen. Sie ließ die Sehne los und ihr Pfeil trudelte aufs Meer hinaus.
„Habe ich einen Fisch getötet?!“, rief sie aufgeregt, stürzte an die Reling und blickte voller Freude aufs Wasser.
Thor stand neben ihr und blickte ins schäumende Wasser hinab. Er war sich nicht sicher, doch er lächelte und sagte,
„Dessen bin ich mir sicher – vielleicht war es sogar ein Hai!“
Thor hörte ein fernes Kreischen und war plötzlich hellwach. Er erstarrte, griff nach seinem Schwert und studierte aufmerksam den Horizont.
Langsam löste sich der dichte Nebel auf und gab den Blick frei. Thors Herz sank. In der Ferne sah er dunkle Rauchschwaden, die zum Himmel aufstiegen und bald konnte Thor sehen, dass sie von einer Insel aufstiegen. Doch es war nicht irgendeine Insel. Er erkannte die steilen Klippen, die sich hoch über das Wasser erhoben und das große Plateau. Sie war unverkennbar:
Die Insel des Lichts.
Thor spürte einen Stich in seiner Brust als er sah, dass der Himmel über ihr von bösen Kreaturen schwarz gefärbt wurde, Gargoyles, die wie Aasfresser die Überreste der Insel umkreisten und dabei schrille Schreie ausstießen. Es war eine ganze Armee und unter ihnen stand die ganze Insel in Flammen. Nicht ein Fleck schien unbeschadet zu sein.
„SCHNELLER!“, schrie Thor gegen den Wind und wusste, dass es umsonst war. Er fühlte sich hilflos wie noch nie in seinem Leben.
Doch er konnte nichts tun. Er betrachtete die Flammen, den Rauch und die Monster, die sich davonmachten während Lycoples herzzerreißend schrie. Er wusste, es war zu spät. Nichts auf der Insel konnte überlebt haben. Was auch immer sich auf der Insel befand – Ragon, Guwayne, einfach alles – war ohne jeden Zweifel tot.
„NEIN!“, schrie Thor und verfluchte den Himmel als die Gischt ihm ins Gesicht schlug, während ein heftiger Rückenwind sie, zu spät, auf eine Insel des Todes zu trug.
KAPITEL ZWEI
Gwendolyn stand alleine im Ring im Schloss ihrer Mutter. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Das Schloss war verlassen, vollkommen leer, ohne Möbel, und selbst die wunderschönen Bleiglasfenster fehlten, die es einst geschmückt hatte. Das Sonnenlicht fiel durch die leeren Fensteröffnungen, Staub wirbelte durch die Luft und es fühlte sich an, als wäre dieser Ort schon seit tausend Jahren unbewohnt.
Gwendolyn sah aus dem Fenster hinaus auf die Landschaft des Rings, den Ort, den sie von ganzem Herzen geliebt hatte, der nun karg, verlassen und grotesk wirkte, als ob nichts Gutes mehr auf der Welt leben würde/
„Meine Tochter“, hörte sie eine Stimme.
Gwendolyn fuhr herum und erschrak, als sie ihre Mutter hinter sich stehend fand. Sie sah sie mit müdem und kränklichem Blick an, und glich ihren Erinnerungen an ihre Mutter kam. So hatte sie auf dem Totenbett ausgesehen, als wäre sie zu alt für ein Leben.
Gwendolyn spürte einen Knoten im Hals und bemerkte, wie sehr sie sie vermisste, egal, was zwischen ihnen vorgefallen war. Sie war sich nicht sicher, ob sie sie vermisste, oder ob es die Sehnsucht nach etwas Bekanntem war, ihrer Familie, dem Ring. Was hätte sie dafür gegeben, zu Hause zu sein in ihrer gewohnten Umgebung.
„Mutter“, antwortete Gwendolyn und konnte kaum fassen, dass sie vor ihr stand.
Gwendolyn streckte die Hand nach ihr aus, doch plötzlich fand sie sich an einem anderen Ort wieder, auf einer Insel am Rand eines Kliffs. Die Insel war verbrannt, alles roch noch nach Feuer und Asche und der Geruch von Schwefel hing schwer in der Luft. Sie sah sich um und als die Aschewolken vom Wind verweht wurden, bemerkte sie eine Wiege aus Gold, das einzige Objekt, das in der verkohlten Landschaft hervorstach.
Gwendolyns Herz pochte als sie nervös auf die Wiege zuging um zu sehen, ob ihr Sohn dort war und ob es ihm gut ging. Ein Teil von ihr freute sich unbändig darauf, ihn aufzuheben, an sich zu drücken und ihn nie wieder loszulassen. Ein anderer Teil fürchtete, dass er vielleicht nicht in der Wiege lag, oder viel schlimmer noch, dass er tot war.
Gwendolyn eilte auf die Wiege zu und beugte sich darüber. Ihr blieb fast das Herz stehen, als sie sah, dass die Wiege leer war.
„GUWAYNE!“, schrie sie.
Dann hörte sie einen Schrei, hoch oben in der Luft, der ihren erwiderte, und als sie aufblickte, sah sie eine Armee schwarzer Gargoyles, die davonflogen. Ihr stockte der Atem als sie sah, dass der letzte von ihnen in seinen Krallen ein weinendes Baby hielt.
Es war Guwayne, der von den Kreaturen unter einem finsteren Himmel davongetragen wurde.
„NEIN!“, schrie sie.
Gwendolyn erwachte schreiend. Sie richtete sich im Bett auf und sah sich nach Guwayne um, wollte ihn an ihre Brust drücken.
Doch er war nicht bei ihr.
Schwer atmend sah sie sich um und versuchte sich zu erinnern, wo sie war. Im schwachen Licht des frühen Morgens brauchte sie ein paar Sekunden um zu erkennen, wo sie war:
Das Joch. Das Schloss des Königs.
Gwendolyn erschrak, als sie etwas an ihrer Hand spürte, doch als sie hinsah, bemerkte sie Krohn, der ihre Hand leckte und dann sanft seinen Kopf auf ihren Schoß legte. Sie streichelte seinen Kopf, durchbrach dabei langsam den schweren Nebel des Traums und erlangte langsam die Orientierung wieder.
Guwayne, dachte sie. Der Traum hatte sich so real angefühlt. Sie wusste, dass es mehr war als ein Traum – es war eine Vision. Guwayne, wo auch immer er war, war in Gefahr. Er ist von einer dunklen Macht entführt worden. Sie konnte es spüren.
Beunruhigt stand Gwendolyn auf. Mehr denn je spürte sie den Drang, ihren Sohn und ihren Gemahl zu finden. Sie wollte sie sehen und in ihren Armen halten. Doch sie wusste, dass es noch nicht sein sollte.
Sie wischte ihre Tränen ab, wickelte sich in ihre seidene Robe und ging schnell über den kühlen Steinboden ans Fenster. Sie schob das bunte Bleiglasfenster auf und ließ das matte Licht der ersten Sonne ein, das die Landschaft blutrot färbte. Es war ein atemberaubender Anblick. Gwendolyn ließ den Blick über die Hauptstadt und die endlose