Ein Reich der Schatten. Морган Райс

Ein Reich der Schatten - Морган Райс


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sie. „Aber Kyra überlebt immer. Sie ist der stärkste Mensch, den ich je getroffen habe.“

      „Wo ist sie?“ fragte er.

      Diedre dachte nach und erinnerte sich an das letzte Mal als sie Kyra gesehen hatte, als sie nach Norden in Richtung des Turmes unterwegs gewesen war.

      „Der Turm von Ur“, sagte sie.

      Marco sah sie überrascht an; dann erschien ein optimistischer Schimmer in seinen Augen.

      „Die Wächter sind dort“, sagte er. „Und andere Krieger. Männer, die mit uns kämpfen können.“ Er nickte begeistert. „Eine gute Wahl“, fügte er hinzu. „Wir könnten in diesem Turm in Sicherheit sein. Und wenn deine Freundin dort ist, dann umso besser. Es ist ein Tagesmarsch von hier. Lass uns gehen. Wir müssen uns beeilen.“

      Er nahm ihre Hand und ohne ein weiteres Wort gingen die beiden los. Diedre war mit einem neuem Gefühl von Optimismus erfüllt als sie in den Wald liefen und von dort irgendwo hin, immer in Richtung des Turmes von Ur.

      KAPITEL DREI

      Kyra wappnete sich als sie in das Feld aus Feuer schritt. Die Flammen schossen in den Himmel, versiegten aber genauso schnell wieder. Die Flammen wanden sich in vielen verschiedenen Farben und streichelten sie, als sie mit ausgestreckten Armen hindurchlief. Sie fühlte ihre Intensität, fühlte wie sie sie umschlangen, wie in einer dünnen Umarmung.

      Sie wusste, dass sie in den Tod lief und dennoch konnte sie nirgendswo anders hin.

      Und doch, unglaublicherweise fühlte sie keinen Schmerz. Sie verspürte ein Gefühl von Frieden, so als ob ihr Leben zu Ende ging.

      Sie sah nach draußen durch die Flammen, sie sah ihre Mutter, die irgendwo dort am weiten Ende auf sie wartete, auf der anderen Seite des Feldes. Sie fühlte Frieden und sie wusste endlich, dass sie in der Umarmung ihrer Mutter sein würde.

      Ich bin hier, Kyra, rief sie. Komm zu mir.

      Kyra starrte in die Flammen und konnte nur das Gesicht ihrer Mutter ausmachen, es war fast durchscheinend und halb hinter einer Flammenwand versteckt. Sie lief tiefer in die knisternden Flammen und war nicht in der Lage anzuhalten, bis sie von allen Seiten umringt wurde.

      Ein Brüllen drang durch die Luft, es war sogar lauter als das Geräusch der Flammen. Sie sah nach oben und war verwundert, dass sie einen Himmel voller Drachen sah. Sie kreisten und kreischten und als sie erneut nach oben blickte, sah sie wie ein riesiger Drache brüllte und nun zu ihr hinunterflog.

      Kyra spürte wie der Tod kam.

      Als der Drachen mit ausgestreckten Klauen näher kam, brach auf einmal der Boden unter ihr zusammen und Kyra merkte wie sie fiel und in Richtung Erde raste. Eine Erde, die voller Flammen war, ein Ort, an dem sie niemals entkommen konnte.

      Kyra öffnete überrascht die Augen und atmete schwer. Sie sah sich um und fragte sich, wo sie war und fühlte den Schmerz in jedem Teil ihres Körpers. Sie spürte den Schmerz im Gesicht, ihre Wangen waren geschwollen und pochten und als sie langsam ihren Kopf anhob, da sie nicht richtig atmen konnte, stellte sie fest, dass sie mit dem Gesicht im Schlamm lag. Sie stemmte die Handflächen in die weiche Erde, erhob sich langsam, wischte sich den Schlamm vom Gesicht und fragte sich, was gerade passiert war.

      Ein Brüllen durchschnitt die Luft. Kyra sah nach oben und fühlte wie eine Welle der Angst sie überkam, als sie etwas sehr Reales am Himmel erblickte. Die Luft war von Drachen erfüllt. Drachen aller Größen und Farben, sie kreisten, kreischten und spien voller Wut Feuer durch die Luft. Als sie sie beobachtete, sah sie wie ein Drache hinunterflog und einen Feuerwall Richtung Boden spie. Kyra sah sich wieder und wieder suchend um und ihr Herz setzte für einen Schlag aus, als sie realisierte, wo sie war: Andros.

      Nun kam alles zurück. Sie war auf Theon geflogen und nach Andros zurückgekehrt, um ihren Vater zu retten, als sie in der Luft von einer Horde Drachen angegriffen wurden. Sie waren aus dem Nichts am Horizont erschienen, hatten Theon gebissen und sie auf den Boden geworfen. Kyra realisierte, dass sie wohl ohnmächtig gewesen sein musste.

      Nun war sie von einer Hitzewelle, von Schreien und von Chaos in der Hauptstadt geweckt worden. Sie sah sich um und realisierte, dass die Hauptstadt unter Flammen stand. Überall rannten Menschen um ihr Leben, sie schrien, als die Flammen wie Wellen, wie ein Sturm herabkamen. Es sah aus, als ob das Ende der Welt gekommen war.

      Kyra hörte ein schweres Atmen und als sie Theon sah, wie er nah neben ihr auf der Seite verletzt auf dem Boden lag, sank ihr Herz hinab. Blut lief aus seinen Schuppen. Seine Augen waren geschlossen, seine Zunge hing auf der einen Seite aus dem Maul und er sah aus, als ob er fast tot war. Der einzige Grund, warum sie und Theon noch am Leben waren, war, dass sie beide von einem Schutthügel getarnt wurden. Sie waren wohl in ein Gebäude gefallen, das über ihnen zusammengebrochen war. Aber wenigstens hatte es sie versteckt und aus der Sichtweite der Drachen über ihnen gebracht.

      Kyra wusste, dass sie und Theon hier so schnell wie möglich rauskommen mussten. Es blieb ihnen nicht viel Zeit, bevor sie entdeckt werden würden.

      „Theon!” drängte sie.

      Sie drehte sich um und hievte den Schutt, der über ihr lag zur Seite. Endlich schaffte sie es, die großen Stücke von ihrem Rücken zu schieben und sich selbst zu befreien. Sie rannte rüber zu Theon und schaufelte hektisch den Schutt über ihm zur Seite. Sie war in der Lage die meisten der Felsen zur Seite zu rollen und doch als sie wieder und wieder schaufelte, um den schweren Felsen von ihm zu bekommen, der ihn hinunterdrückte, schaffte sie es nicht. Sie versuchte es wieder und wieder, aber so sehr sie es auch versuchte, sie kam nicht weiter.

      Kyra rannte hinüber und ergriff Theons Gesicht, verzweifelt ihn zu wecken. Sie strich über seine Schuppen und zu ihrer Erleichterung öffnete Theon langsam seine Augen. Aber dann schloss er sie bereits wieder und sie fing noch heftiger an ihn zu schütteln.

      „Wach auf!” schrie Kyra. „Ich brauche dich!“

      Theons Augen öffneten sich wieder leicht, dann drehte er den Kopf und sah sie an. Als er sie erkannte wurden der Schmerz und die Wut in seinen Augen weicher. Er versuchte sich zu drehen und hochzukommen, aber er war offensichtlich zu schwach; der Felsen drückte ihn nach unten.

      Kyra stemmte wütend den Felsen zur Seite, aber dann brach sie weinend zusammen, als sie realisierte, dass sie ihn nicht würde bewegen können. Er würde hier sterben. Und sie auch.

      Kyra hörte ein Brüllen, sah nach oben und erkannte, dass ein riesiger Drachen mit spitzen grünen Schuppen sie entdeckt hatte. Er brüllte vor Wut und begann in ihre Richtung zu fliegen.

      Lass mich zurück.

      Kyra hörte eine Stimme tief in sich wiederhallen. Theons Stimme.

      Versteck dich. Lauf weit weg von hier. So lange du noch kannst.

      „Nein!“ weinte sie zitternd und weigerte sich ihn zurückzulassen.

      Geh, drängte er. Oder wir werden hier beide sterben.

      „Dann sei es so, dann werden wir beide hier sterben!“ schrie sie. Eine eiserne Entschlossenheit überkam sie. Sie würde ihren Freund nicht im Stich lassen. Niemals.

      Der Himmel verdunkelte sich. Kyra schaute nach oben und sah wie der riesige Drache mit ausgestreckten Krallen auf sie zukam. Er öffnete sein Maul und zeigte Reihen scharfer Zähne und sie wusste, dass sie nicht überleben würde. Aber es war ihr egal. Sie würde Theon nicht im Stich lassen. Der Tod würde sie nehmen, aber nicht die Feigheit. Sie hatte keine Angst vorm Sterben.

      Nur davor schlecht zu leben.

      KAPITEL VIER

      Duncan lief humpelnd  mit den anderen durch die Straßen von Andros. Er versuchte alles um mit Aidan, Motley und dem jungen Mädchen Cassandra mitzuhalten, während Aidans Hund ihm in die Fersen kniff und ihn weiter drängte. Sein alter und treuer Kommandant Anvin hielt seinen Arm und sein neuer Knappe Septin war an seiner Seite. Anvin versuchte sein Bestes ihn anzutreiben, obwohl er selbst in schlechter Verfassung war. Duncan konnte sehen wie schlimm verletzt sein Freund war und es bedeutete ihm viel, dass er in diesem Zustand gekommen, sein Leben riskiert hatte


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