Die Nacht der Verwegenen . Морган Райс
sah ihr in die Augen und so schlimm der Schmerz auch war, aber der Schmerz ihres Verrats war schlimmer. Sterben kümmerte ihn nicht. Aber Sterben durch die Hand seiner Tochter zerriss ihn in Stücke.
Und als er fiel, begann sich die Welt unter ihm zu drehen. Duncan blinzelte verwundert und versuchte zu verstehen, warum die Person, die er am meisten auf dieser Welt liebte ihn verraten würde.
Doch Kyra lächelte nur zurück und zeigte keine Reue.
„Hallo Vater“, sagte sie. „Es ist so schön dich wiederzusehen.“
KAPITEL ZWEI
Alec stand im Maul des Drachen und umklammerte das unfertige Schwert mit zitternden Händen. Er war wie betäubt als das Blut des Drachen an ihm wie ein Wasserfall hinunterlief. Er behielt die Reihen scharfer Zähne, die alle so groß waren wie er selbst, im Auge und bereitete sich vor als der Drachen geradeaus nach unten auf den Ozean zustürzte. Er fühlte, wie ihm sein Magen gegen die Kehle drückte als das eisige Wasser der Todesbucht ihn begrüßte. Er wusste, wenn er nicht beim Aufschlag ums Leben kam, dann würde er sicherlich durch das Gewicht des Drachen getötet werden.
Alec war immer noch geschockt, dass er es geschafft hatte dieses riesige Biest zu töten. Er wusste, dass der Drache mit all seinem Gewicht und seiner Geschwindigkeit bis auf den Boden der Todesbucht absinken würde und ihn mit sich ziehen würde. Das unfertige Schwert konnte einen Drachen besiegen – aber kein Schwert konnte seinen Fall stoppen. Schlimmer noch, der Kiefer des Drachen, der nun entspannt war, kam immer näher, je mehr sich seine Kiefermuskeln entspannten und wurde zu einem immer näherkommenden Käfig aus dem Alec niemals entkommen würde. Er wusste, dass er schnell etwas tun musste, wenn er auch nur den Hauch einer Chance auf Überleben haben wollte.
Als das Blut von oben vom Maul des Drachen über seinen Kopf strömte, zog Alec das Schwert heraus. Der Kiefer hatte sich bereits schon fast geschlossen und Alec machte sich bereit und sprang. Er schrie, als er durch die eisige Luft fiel. Die rasiermesserscharfen Zähne des Drachen zerkratzten seinen Rücken und zerschnitten sein Fleisch. Für einen Moment blieb sein Hemd an einem Zahn des Drachen hängen und er dachte schon er würde es nicht schaffen. Hinter ihm hörte er, wie sich die riesigen Kieferknochen schlossen, fühlte wie ein Stück seines Hemdes abriss – und er so endlich in den freien Fall gelang.
Auf einmal ertönte ein Platschen und Alec erstarrte vor Schock als er in das frostige Wasser eintauchte. Die eiskalten Temperaturen nahmen ihm den Atem. Das letzte was er sah, als er nach oben blickte, war der tote Körper des Drachen, der nahe neben ihm in der Bucht aufschlug.
Der Köper des Drachen landete mit einem schrecklichen Schlag auf der Oberfläche
und riesige Wellen spritzten in alle Richtungen. Glücklicherweise verpasste er Alec gerade so und die Welle bewegte sich von ihm fort. Sie trug Alec gut vier Meter davon bevor sie verebbte – und dann, zu Alecs Schrecken, begann sie alles um sich herum in einem riesigen Wirbel hinabzuziehen.
Alec schwamm mit aller Macht und versuchte vom gefährlichen Strudel wegzukommen, aber es gelang ihm nicht. So sehr er es auch versuchte, wusste er doch, dass er als nächstes in die Tiefen des riesigen Wirbels gezogen werden würde.
Alec schwamm so gut er konnte und hielt immer noch das Schwert umklammert, er war bereits drei Meter unter der Wasseroberfläche und trat und schwamm in dem eiskalten Gewässer. Alec schwamm verzweifelt Richtung Oberfläche. Er sah das Sonnenlicht über sich funkeln und im selben Moment entdeckte er riesige Haie, die auf ihn zukamen. Er sah gerade noch den Schiffsrumpf über sich, der hoch oben auf dem Wasser trieb und wusste, er hatte nur noch wenige Momente Zeit, wenn er es lebend schaffen wollte.
Mit einem letzten Tritt schaffte es Alec schließlich an die Oberfläche, keuchte nach Luft und schon einen Moment später spürte er wie Hände nach ihm griffen. Er schaute nach oben und sah wie Sovos ihn an Bord des Schiffes zog und eine Sekunde später hing er bereits in der Luft und hielt immer noch das Schwert umklammert.
Doch aus dem Augenwinkel konnte er eine Bewegung wahrnehmen. Er drehte sich um und erblickte einen riesigen roten Hai, der aus dem Wasser sprang und sein Bein anvisierte. Ihm blieb keine Zeit.
Alec spürte das Schwert in seiner Hand summen und es sagte ihm was zu tun war. So ein Gefühl hatte er noch nie gehabt. Er drehte es herum, schrie laut auf, als er es mit all seiner Macht mit beiden Händen nach unten schlug.
Dann folgte das Geräusch von Stahl, der sich durch Fleisch schnitt und Alec sah geschockt zu als das unfertige Schwert den Riesenhai in zwei Hälften teilte. Im roten Wasser sammelten sich schnell die Haie, die die beiden Hälften auffraßen.
Ein weiterer Hai hatte es auf sein anderes Bein abgesehen, aber dieses Mal fühlte Alec wie er rechtzeitig hochgezogen wurde und mit einem dumpfen Schlag auf dem Deck landete.
Er rollte sich zur Seite und stöhnte, er war von Wunden und Prellungen übersät und atmete stark vor Erleichterung, er war verausgabt und pitschnass. Jemand wickelte ihm sofort eine Decke um die Schultern.
„Als ob es nicht schon reichen würde einen Drachen töten zu müssen“, sagte Sovos lächelnd, lehnte sich über ihn und reichte ihm einen Weinsack. Alec nahm einen tiefen Schluck und das Getränk wärmte seinen Magen.
Das Schiff wimmelte von Soldaten, alle befanden sich in einem chaotischen und aufgeregten Zustand. Alec war nicht überrascht, denn es kam nicht allzu oft vor, dass ein Drache von einem Schwert besiegt wurde. Er sah sich auf dem Deck um und entdeckte zwischen der Menschenmenge Merk und Lorna, die offensichtlich aus den wogenden Wellen gerettet worden waren. Merk sah aus wie ein Schurke, wahrscheinlich ein Mörder, während Lorna umwerfend und geradezu von himmlischer Natur war. Sie beide waren klitschnass, schauten verblüfft drein und waren glücklich am Leben zu sein.
Alec spürte, dass alle Soldaten ihn ehrfürchtig anschauten. Langsam kam er auf die Beine, er selbst war fassungslos über das, was er da gerade erreicht hatte. Sie schauten vom klatschnassen Schwert in seiner Hand hoch zu ihm, so als ob er ein Gott wäre. Er konnte nicht anders als selbst auf das Schwert hinunterzuschauen. Er fühlte das Gewicht in seiner Hand, es fühlte sich so an als sei es lebendig. Er starrte auf das mysteriöse, schimmernde Metall hinab, als ob es ein fremdes Objekt sei und er durchlebte in seinem Kopf nochmal den Moment als er den Drachen erstochen hatte und seinen Schock darüber als er dessen Fleisch durchbohrte. Die Kraft dieser Waffe ließ ihn staunen.
Aber vor allem kam Alec nicht umhin sich zu fragen wer er war. Wie war er, ein einfacher Junge aus einem einfachen Dorf, in der Lage gewesen einen Drachen zu besiegen? Was hatte das Schicksal für ihn vorgesehen? Er hatte das Gefühl, dass es kein normaler Weg sein würde.
Alec hörte das Schnappen von tausenden von Kiefern und schaute über die Reling und sah eine Gruppe von roten Haien, die sich nun auf den riesigen Kadaver des Drachen stürzten, der an der Oberfläche trieb. Die schwarzen Wasser der Todesbucht waren jetzt blutrot. Alec beobachtete den treibenden Kadaver und langsam wurde ihm bewusst, dass er es wirklich geschafft hatte. Irgendwie hatte er den Drachen besiegt. Er als einziger in ganz Escalon.
Laute Schreie erfüllten den Himmel und Alec schaute nach oben und konnte dutzende von weiteren Drachen entfernt in der Luft kreisen sehen, die riesige Feuerwellen spien und begierig auf Rache waren. Während sie ihn alle anstarrten, hatte er das Gefühl, dass einige von ihnen Angst hatten näher zu kommen. Einige von ihnen entfernten sich von der Gruppe als sie ihren Freund tot auf dem Wasser treiben sahen.
Andere jedoch schrien vor Wut und kamen direkt auf ihn zu.
Als er sie hinabfliegen sah wartete Alec nicht ab. Er rannte zum Heck, sprang auf die Reling und stellte sich ihnen. Er spürte die Macht des Schwertes in sich, es stachelte ihn an und als er dort stand spürte er eine neue eiserne Entschlossenheit. Es war, als ob das Schwert ihn führte. Er und die Waffe waren nun eins.
Die Horde Drachen kam genau auf ihn zu. Ein riesiger Drache mit leuchtenden grünen Augen führte sie an und kreischte als er seine Flammen spie. Alec hielt das Schwert hoch und fühlte die Vibration in seiner Hand, was ihm Mut gab. Das gesamte Schicksal Escalons stand auf dem Spiel, das wusste er.
Alec fühlte wie ihn eine Welle des Muts und der Entschlossenheit durchfuhr, die er zuvor nie gekannt hatte und stieß dann selbst einen Kampfschrei