Soldat, Bruder, Zauberer . Морган Райс

Soldat, Bruder, Zauberer  - Морган Райс


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sie mit Delos’ Uralten verband.

      „Wer ist jetzt Anführer der Rebellion?“ rief Ceres. „Hat irgendeiner der Anführer überlebt?“

      Um sich konnte sie sehen, wie die Menschen die Hände in die Luft warfen und den Kopf schüttelten. Sie wussten es nicht. Natürlich wussten sie es nicht. Sie hatten auch nicht mehr Überblick als Ceres. Ceres wusste jedoch das Entscheidende: Anka war nicht mehr, denn Lucious hatte sie hinrichten lassen. Wahrscheinlich waren auch die meisten anderen Anführer tot. Oder sie versteckten sich.

      „Was ist mit Lord Wests Cousin Nyel?“ fragte Ceres.

      „Lord Nyel ist nicht mit uns in die Schlacht gezogen“, sagte einer von Lord Wests ehemaligen Männern.

      „Nein“, sagte Ceres, „das hatte ich vermutet.“

      Vielleicht war es besser so. Die Rebellen und Menschen von Delos wären einem Adligen wie Lord West angesichts dessen, was er repräsentierte, mit Vorsicht begegnet, auch wenn er ein tapferer und ehrenvoller Mann gewesen war. Sein Cousin war nicht halb der Mann, der er gewesen war.

      Sie fragte gar nicht erst, ob die Kampfherren einen Anführer hatten. Sie waren aus anderem Holz geschnitzt. Ceres hatte jeden von ihnen in den Trainingsgräben des Stadions kennengelernt und sie wusste, dass, auch wenn jeder von ihnen für zwölf normale Männer kämpfen konnte, sie nicht in der Lage waren, so etwas anzuführen.

      So blickte sie zu Akila. Er war augenscheinlich ein Anführer und seine Männer folgten klar seinem Beispiel. Doch schien er hier von ihr die Befehle zu erwarten.

      Ceres spürte die Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter.

      „Du fragst dich, warum sie auf dich hören sollten?“, vermutete er und kam damit der Wahrheit sehr nah.

      „Sie sollten mir nicht folgen, nur weil in meinen Adern das Blut der Uralten fließt“, wiederholte Ceres leise. „Wer bin ich schon? Wie könnte ich sie anführen?“

      Sie sah, wie ihr Vater dabei zu lächeln begann.

      „Sie wollen dir nicht wegen deiner Ahnen nachfolgen. Wenn es so wäre, dann würden sie sich an Lucious halten.“

      Ihr Vater spuckte in den Dreck, als wollte er damit ausdrücken, was er von diesem Gedanken hielt.

      Sartes nickte.

      „Vater hat Recht, Ceres“, sagte er. „Du hast viel für sie getan, deshalb wollen sie dir folgen. Deinetwegen.“

      Sie dachte darüber nach.

      „Du kannst sie zusammenhalten“, fügte ihr Vater hinzu. „Und zwar jetzt.“

      Ceres wusste, dass sie Recht hatten, aber es war noch immer schwer inmitten so vieler Menschen zu stehen und zu wissen, dass sie auf ihre Entscheidung warteten. Was würde geschehen, wenn sie es nicht täte? Was würde, wenn sie einen der anderen zwänge, die Führung zu übernehmen?

      Ceres hatte eine leise Ahnung. Sie konnte die Energie der Menge spüren, noch konnte sie in Zaum gehalten werden und doch war sie wie eine schwelende Glut, die sich jeder Zeit zu einem Flächenbrand entzünden konnte. Ohne die Vorgabe einer klaren Richtung würde sie umschlagen und zu Plünderungen der Stadt, zu noch mehr Toten und Zerstörung und vielleicht sogar zu ihrer Niederlage führen, wenn sich die unterschiedlichen Lager in die Haare bekämen.

      Nein, das konnte sie nicht zulassen, auch wenn sie unsicher war, was sie ausrichten konnte.

      „Brüder und Schwestern!“ rief sie und zu ihrer Überraschung trat augenblicklich ein Schweigen ein.

      Jetzt hatte sie die ungeteilte Aufmerksamkeit aller, mehr noch als zuvor.

      „Wir haben einen großen Sieg davongetragen, wir alle! Ihr alle! Ihr habt dem Reich die Stirn geboten und ihr habt den Todesklauen den Sieg abgerungen!“

      Die Menge jubelte und Ceres blickte sich um, ließ den Moment auf sich wirken.

      „Aber das reicht noch nicht“, fuhr sie fort. „Ja, wir könnten jetzt alle nach Hause gehen und wir könnten auf das Viele blicken, was wir erreicht haben. Vielleicht wären wir auch für einen Moment in Sicherheit. Doch irgendwann würden das Reich und seine Herrscher sich gegen uns und unsere Kinder erheben. Alles würde wieder so werden, wie es einmal war oder sogar schlimmer. Wir müssen das hier zu einem endgültigen Ende für uns alle führen!“

      „Und wie stellen wir das an?“ kam eine Stimme aus der Menge.

      „Wir nehmen das Schloss ein“, antwortete Ceres. „Wir nehmen Delos ein, sodass es uns gehört. Wir nehmen den Adel gefangen und setzten ihren Grausamkeiten ein Ende. Akila, du bist über das Meer zu uns gekommen?“

      „Das stimmt“, sagte der Rebellenanführer.

      „Dann geh mit deinen Männern zum Hafen und stell sicher, dass wir die Kontrolle über den Hafen haben. Ich will nicht, dass irgendein Adliger entkommt und eine Armee oder Flotte gegen uns mobilisiert.“

      Sie sah Akila nicken.

      „Das werden wir tun“, versicherte er ihr.

      Der zweite Teil war schwieriger.

      „Alle anderen, kommt mit mir zum Schloss.“

      Sie deutete auf die Festung, die über der Stadt thronte.

      „Zu lange schon steht sie als Symbol für die Macht, die sie über uns haben. Heute werden wir sie uns zurückholen.“

      Sie blickte in die Menge und versuchte, ihre Reaktion abzuschätzen.

      „Wenn ihr keine Waffen habt, dann besorgt euch welche. Wenn ihr zu sehr verletzt seid oder nicht mitmachen wollt, dann liegt darin nichts Verwerfliches. Aber wenn ihr euch dazu entschließt, dann werdet ihr sagen können, dass ihr an dem Tag, an dem Delos seine Freiheit errungen hat, dabei gewesen seid!“

      Sie machte eine Pause.

      „Menschen von Delos!“ rief sie mit donnernder Stimme. „Seid ihr bereit!?“

      Das Brüllen der Menge war ohrenbetäubend.

      KAPITEL DREI

      Stephania hing an der Reling ihres Boots. Ihre Knöchel waren so weiß wie der Schaum des Ozeans. Die Ozeanreise war alles andere als ein Vergnügen für sie. Allein der Gedanke an die Möglichkeit, so Rache zu nehmen, machte sie ihr erträglich.

      Sie gehörte zum Hochadel des Reichs. Wenn sie zuvor auf lange Reise gegangen war, dann hatte sie sich in den fürstlichen Gemächern großer Galeeren befunden oder in gepolsterten Wägen gut bewachter Geleitzüge und nicht eingeengt auf einem Boot, das im Vergleich zu dem gigantischen Ozean winzig wirkte.

      Doch es war nicht nur der fehlende Komfort, der es schwierig machte. Stephania rühmte sich damit, taffer zu sein, als die Leute es ihr zutrauten. Sie würde sich nicht beschweren, nur weil der leckende Kahn bei jeder Welle umhergeworfen wurde oder weil ihr die eintönige Kost aus Fisch und getrocknetem Fleisch missfiel. Sie würde sich nicht einmal über den Gestank beschweren. Unter normalen Umständen hätte Stephania ihr bestes Lächeln aufgelegt und sich mit der Situation abgefunden.

      Doch ihre Schwangerschaft erschwerte das. Stephania hatte das Gefühl, dass sie das Kind in ihr jetzt wachsen fühlen konnte. Thanos’ Kind. Ihre perfekte Waffe gegen ihn. Ihre Waffe. Es war etwas, das sie kaum hatte glauben können, als sie es erfahren hatte. Doch jetzt, da ihre Schwangerschaft ihre Übelkeit noch verschlimmerte und das Essen noch widerwärtiger machte, schien sie nur zu real.

      Stephania beobachtete Felene, die sich am vorderen Teil des Boots zusammen mit Elethe, Stephanias Zofe, zu schaffen machte. Die beiden hätten nicht gegensätzlicher sein können. Die Matrosin, Diebin und was auch immer diese Person in ihrer Kniehose und Tunika mit ihrem im Rücken geflochtenen Zopf war neben der Zofe in ihrem Seidenkleid und dem Mantel,


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