Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman. Patricia Vandenberg

Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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was ist denn hier los? Wir haben schon solche Angst um dich gehabt.«

      Tammy war ganz blaß, und Fabian hielt seine Hand ganz fest.

      »Ich möchte wissen, was die Leute reden«, verlangte Danny. »Verstehst du sie, Dad?«

      »Ach, da ist scheinbar ein alter Herr bestohlen worden. Du solltest dich darum nicht kümmern, Danny. Komm, du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt.«

      »Aber das Mädchen hat ihn nicht bestohlen«, rief Danny aufgeregt. »Sie haben Englisch miteinander geredet, und dann hat der Mann plötzlich in einer fremden Sprache etwas geschrien. Ich habe alles genau gehört, Dad.«

      »Du bist verwirrt, Danny«, meinte Fabian nachsichtig. »Komm, wir kaufen dir ein Spielzeug. Das wird dich ablenken.«

      »Ich will aber gar nicht abgelenkt werden«, beharrte Danny. »Was ich gehört habe, weiß ich genau. Du mußt es der Polizei sagen, Dad.«

      »Du wirst doch nicht etwa anfangen, Detektiv spielen zu wollen, mein Junge«, erklärte Fabian energisch. »Das wird sich schon alles aufklären. Die Italiener sind ein heißblütiges Volk. Alles verstehen kann ich auch nicht, aber der alte Herr scheint ein vornehmer Mann zu sein. Die Polizisten sind jedenfalls sehr höflich zu ihm.«

      »Er ist nicht vornehm, er ist gemein«, behauptete Danny aggressiv. »Er hat dem Mädchen Geld geben wollen, aber sie wollte es nicht haben. Ich habe es doch genau gesehen.«

      Tammy betrachtete ihn nachdenklich. »Vielleicht stimmt es, Fabian«, meinte sie. »Danny kann so etwas doch nicht aus der Luft greifen.«

      Fabian schüttelte den Kopf. »Als Ausländer soll man sich in einem fremden Land nicht in Sachen einmischen, die einen nichts angehen«, meinte er. »Danny hat eine rege Phantasie. Nun, die Sache scheint ja schon geklärt zu sein. Sie nehmen das Mädchen mit, und ihr kommt jetzt. Schau, Danny, was wir für schöne Dinge gekauft haben.«

      Aber das konnte Danny im Augenblick nicht beeindrucken. Trotzig starrte er dem Auto nach, in dem die Polizisten mit dem Mädchen davonfuhren.

      »Granny hat immer gesagt, man soll niemals achtlos an unglücklichen Menschen vorbeigehen«, sagte er eigensinnig. »Das Mädchen hat nichts getan. Er hat sich mit dem Messer sogar selber in die Hand gestochen.«

      »Nun glaube ich es aber«, brummte Fabian unwillig. »Unser Sohn sieht Gespenster.«

      »Es ist wahr«, rief Danny wütend. »Ich will kein Spielzeug mehr, und ich will auch nicht nach Melide, wenn du mir nicht glaubst.«

      »Wenn es dich beruhigt, werde ich mich morgen erkundigen, wie die Sache ausgegangen ist«, sagte Fabian ruhig. »Vielleicht lesen wir es auch in der Zeitung. Aber jetzt verdirb uns nicht den schönen Tag. Tammy ist schon ganz traurig.«

      Aber Tammy war nicht traurig, sie war nur nachdenklich geworden, da Danny gar so hartnäckig auf seiner Meinung bestand.

      »Du kannst uns nachher noch einmal alles in Ruhe erzählen. Jetzt müssen wir uns beeilen, daß wir zum Schiff kommen«, sagte sie.

      Danny folgte nur zögernd. Die Fahrt mit dem Schiff hatte keinen rechten Reiz mehr für ihn, und Swiss-miniature, die reizvolle Spielzeugstadt, auf die er sich so gefreut hatte, konnte ihn auch nicht auf andere Gedanken bringen.

      »Und ich habe doch recht«, sagte er plötzlich. »Ich finde es gar nicht schön, daß ihr mir nicht glaubt.«

      Als sie nach Lugano zurückkamen und zum Parkplatz gingen, sah er den fremden Herrn mit einem jungen dunkelhaarigen Mann aus einem großen Gebäude kommen. Gestikulierend redete der ältere auf den jüngeren ein.

      »Das ist er«, erklärte Danny eifrig, »und vielleicht ist das sein Sohn, wegen dem er sich mit dem Mädchen gestritten hat. Ich finde es ungerecht, wenn sie bestraft wird. Wenn ich mal groß bin und Kinder habe, glaube ich ihnen immer«, schloß er vorwurfsvoll.

      Fabian und Tammy wechselten einen betretenen Blick. »Auf der Heimfahrt erzählst du uns alles genau«, sagte Fabian nachsichtig, »und morgen werde ich mich erkundigen, damit du zufrieden bist.«

      »Morgen ist Sonntag«, knurrte Danny. »Da haben alle frei, und Zeitungen gibt es auch nicht.«

      Aber einigermaßen war er nun doch beruhigt, weil man ihm wenigstens Gehör schenkte, und er erzählte alles so genau, daß Fabian und Tammy doch zu der Überzeugung kamen, etwas Wahres müßte daran sein.

      Fabian entschloß sich sogar, auf der Polizeistation anzurufen. Aber man erteilte ihm nur die barsche Auskunft, daß der Conte Olivero über jeden Verdacht erhaben sei, und daß man die Ermittlungen ruhig der Behörde überlassen könnte.

      »Ich habe es dir ja gleich gesagt, Danny«, erklärte Fabian ruhig. »Man mag es nicht, wenn Ausländer sich einmischen. Der Herr ist ein Conte Olivero. Bestimmt ist er ein sehr angesehener Mann, und du hast dich getäuscht.«

      »Ich habe mich nicht getäuscht«, behauptete Danny wieder. »Ja, den Namen hat er auch gesagt. Mario heißt sein Sohn. Er hat gesagt, sie soll ihm nicht nachlaufen, das Geld nehmen und dann verschwinden.«

      »Er ist mir manchmal unheimlich«, stellte Fabian fest, nachdem Danny mit gutem Zureden doch zum Schlafen gebracht worden war. »Für einen sechsjährigen Jungen ist er einfach zu schlau.«

      »Er wird bald sieben«, erwiderte Tammy geistesabwesend. »Ich kann mir nicht helfen, Fabian. Wahrscheinlich ist Danny doch der einzige Zeuge, und wenn das Mädchen unschuldig ist, sollte man ihr wenigstens zu helfen versuchen. Es wäre nicht richtig, wenn man sie ihrem Schicksal überlassen würde.«

      »Ihr zwei Weltverbesserer«, meinte er weich. »Frag doch mal dein Amulett, Liebling. Vielleicht weiß es einen Rat. Guter Gott, hast du gesehen, wie der Juwelier es angestarrt hat? Er war ganz verzückt. Wahrscheinlich hätte er es dir am liebsten abgekauft.«

      »Es ist unbezahlbar«, erwiderte sie fest, »aber du hast mich auf einen Gedanken gebracht. Wenn es nötig ist…« Sie konnte nicht mehr weitersprechen, denn er verschloß ihre Lippen mit einem langen Kuß.

      »Nun aber Schluß für heute mit dieser Affäre«, meinte er dann. »Reden wir lieber von unserer Zukunft. Bald bist du meine Frau, Liebling. Ich kann es kaum erwarten.«

      Die Morgendämmerung erfüllte das Zimmer, während Danny sich an Tammys Bett schlich. Sie schlug die Augen auf, als seine kleine kühle Hand sie berührte. Verwirrt blickte sie ihn an. Sie konnte kaum die Konturen seines Gesichtes erkennen.

      »Es ist ja noch halbe Nacht, Danny«, murmelte sie schlaftrunken. »Warum bist du munter?«

      »Ich kann nicht schlafen. Ich muß immer an das Mädchen denken. Vielleicht haben sie sie eingesperrt, und sie sitzt nun im Gefängnis und weint. Warum sind die Menschen böse, Tammy?«

      Ja, wenn man das erklären könnte. Unwillkürlich mußte sie wieder daran denken, wie sehr Danny bösen Menschen ausgesetzt war, und daß er es nur einem glücklichen Zufall verdankte, daß er lebte, ebenso wie sie.

      Sie zog ihn zu sich ins Bett. »Wir werden uns bemühen, dem Mädchen zu helfen, wenn es nötig ist, Danny«, versprach sie. »Versuch jetzt zu schlafen.«

      »Wenn sie nun niemanden hat, der ihr hilft«, flüsterte er. »Wenn sie vielleicht gar kein Italienisch kann.«

      »Ich werde mich darum kümmern. Ich verspreche es dir, Danny.«

      Endlich schlief er wieder ein. Aber nun war es mit Tammys Schlaf vorüber, denn er wälzte sich unruhig hin und her, stöhnte und gab im Traum klägliche kleine Laute von sich.

      *

      Am Sonntagmittag kamen Stella und Holger, und endlich schien es, als wäre Danny abgelenkt. Holger war von der Fahrt doch recht angestrengt, und Danny war voller Rücksichtnahme.

      Stella war überglücklich, weil Fabian und Tammy zueinander gefunden hatten, und Sorgen brauchte sie sich nun auch keine mehr zu machen. Denn das war in Ordnung. Daß Fabian nicht nur einen Kompromiß geschlossen hatte, konnte man ihm vom Gesicht ablesen. Er


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