Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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auch bald fertig sein – oder zumindest in aller Harmlosigkeit versuchen, ihn finanziell zu ruinieren. Die Leute würden hinter seinem Rücken lachen und ihn bemitleiden – aber was brauchte das ihn schließlich zu kümmern. Wenn nur seine Mutter nichts davon hörte; doch die wohnte in den Vereinigten Staaten und lebte so zurückgezogen, daß der Londoner Klatsch kaum zu ihr dringen konnte. Sicher, ein wenig bestürzt wäre sie bestimmt über die leichtlebige Schwiegertochter; schließlich gab es aber noch schlimmere Dinge auf der Welt.

      In gewisser Weise war Mrs. Granger Collak eine sehr kluge Frau, vor allem hatte sie es auch verstanden, bei allen ihren Eskapaden stets einen gewissen Stil beizubehalten. Er wußte zum Beispiel, daß sie schweigen konnte wie das Grab, wenn es not tat. Das hatten selbst die schlauesten Rechtsanwälte erst kürzlich während ihres skandalösen Ehescheidungsprozesses erfahren.

      Jetzt wollte sie reisen und brauchte Geld. Das konnte er ihr geben. Er wollte dafür nur von ihr verlangen, daß sie sich so anständig wie möglich betrug.

      Um sieben Uhr geleitete Parker die Dame in das Arbeitszimmer.

      Sie trug ein Schneiderkostüm, das in seiner Einfachheit ihre extravagante Erscheinung unterstrich.

      »Bitte nehmen Sie hier Platz.«

      Er schob einen großen, bequemen Klubsessel an die Seite seines Schreibtisches, so daß sie ihm schräg gegenübersaß.

      »Nun, Mrs. Collak, was kann ich für Sie tun?«

      »Sie meinen, wieviel Geld nötig ist, um meine Sorgen zu verjagen?« fragte sie lächelnd. »Ich denke, dreitausend Pfund würden genügen. Natürlich könnte ich auch mit weniger verreisen«, fügte sie hinzu, »und am liebsten würde ich Sie überhaupt nicht darum bitten.«

      Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und holte ein Scheckbuch heraus. Mit der nicht verbundenen Hand riß er einen Scheck heraus.

      »Füllen Sie ihn bitte aus«, sagte er und reichte ihn ihr. »Und machen Sie ihn zahlbar für den Überbringer.«

      Erst jetzt sah sie, daß seine rechte Hand verbunden war.

      »Haben Sie sich verletzt?« fragte sie erschrocken.

      »Nicht so schlimm.« Bell gab ihr seinen Füllfederhalter, holte dann aus einer anderen Schublade die Kassette und öffnete sie. Sorgfältig drückte er den Stempel auf das Farbkissen, nahm den Scheck und stempelte seine Unterschrift darunter.

      »Man wird Ihnen diesen Scheck einlösen«, sagte er. »Und nun möchte ich noch kurz mit Ihnen sprechen.«

      Sie faltete den Scheck zusammen, steckte ihn in ihre Handtasche und lehnte sich in ihren Sessel zurück.

      »Bitte, glauben Sie nicht, daß ich Ihnen Ermahnungen mit auf den Weg geben will, die dreitausend Pfund wert sind«, begann er lächelnd. »Ich möchte über eine Angelegenheit mit Ihnen sprechen, die mich angeht.« Er rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Ich will mich nämlich verheiraten.«

      »Das freut mich aber«, sagte sie erstaunt. »Wer ist denn die Glückliche?!«

      »Ich weiß es noch nicht.«

      Sie beugte sich etwas vor und runzelte die Stirn.

      »Das wissen Sie nicht? Mein lieber Comstock, was soll denn der Unsinn?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Es ist kein Unsinn«, erwiderte er. »Ich habe mich noch nicht entschieden, ich wollte Sie fragen…«

      Er machte eine Pause. Irgend etwas hinderte ihn daran fortzufahren.

      »Nun?«

      »Ach, ich kann es Ihnen nicht sagen.«

      Sie schaute ihn aufmerksam an, dann lachte sie.

      »Wirklich, Comstock, Sie sind zu komisch – sagen Sie mir doch, wer es ist, und ich werde Sie sehr gern beraten.«

      »Ich muß mir alles noch einmal gründlich überlegen«, gestand er verlegen und erhob sich.

      Sie zuckte die Schultern, stand ebenfalls auf und gab ihm die Hand.

      »Es tut mir wirklich leid, daß Sie sich mir nicht anvertrauen wollen. Ich gehe jetzt wohl am besten. Haben Sie vielen Dank, Comstock.«

      Er machte eine abwehrende Handbewegung.

      »Sprechen wir vorerst nicht mehr darüber«, meinte er. »Ich werde Sie in den nächsten Tagen noch einmal aufsuchen. Sie werden die Stadt doch nicht sofort verlassen?«

      »Nein, ich bleibe bis Ende der Woche in London.«

      Er begleitete sie bis zur Haustür und öffnete diese.

      »Leben Sie wohl – und meinen herzlichsten Dank«, sagte sie noch einmal.

      »Auf Wiedersehen also!« verabschiedete sich Comstock Bell. »Vielleicht komme ich schon morgen zu Ihnen, wenn ich mehr Mut habe.«

      Sie dachte über seine Worte nach, als sie zu ihrer Wohnung in der Nähe von Knightsbridge zurückfuhr, und konnte sich sein sonderbares Benehmen nicht erklären.

      Als Bell allein war, setzte er sich in einen Sessel und schaute gedankenverloren vor sich hin.

      Er ließ sich ein einfaches Abendessen in die Bibliothek bringen, und nachdem er gegessen hatte, verschloß er die Tür. Parker, der vorbeiging, hörte das Klappern der Schreibmaschine.

      Um neun Uhr öffnete Bell die Tür wieder und ging nach oben in sein Zimmer. Dort klingelte er nach Parker.

      »Wer ist noch im Haus?« fragte er.

      »Thomas sitzt in der Küche, Sir.«

      »Sagen Sie ihm, daß er warten soll, bis ich nach ihm klingle. Ich möchte, daß Sie zur Charing Cross Station fahren und fragen, um wieviel Uhr die Nachtpost vom Kontinent ankommt.«

      »Soll ich nicht telefonieren, Sir?«

      »Nein, gehen Sie bitte selbst«, entgegnete Bell ungeduldig. »Ich möchte, daß Sie sich persönlich ganz genau erkundigen. Sollte ich nicht mehr zu Hause sein, wenn Sie zurückkommen, rufen Sie mich bitte im Klub an.«

      Er wartete, bis Parker das Haus verlassen hatte, dann begann er sich hastig umzuziehen. Aus einem gut verschlossenen Schrank holte er einen abgetragenen Anzug heraus und zog ihn an. Ein weicher Filzhut und ein Regenmantel vervollständigten seine Kleidung. Aus einer Schublade seines Schreibtisches nahm er ein dickes Paket Banknoten und ließ es in seine Tasche gleiten. Prüfend sah er sich im Zimmer um – der Anzug, den er ausgezogen hatte, fiel ihm ein. Er hängte ihn über einen Bügel in seinem Kleiderschrank und verschloß die Tür. – Gleich darauf eilte er die Treppe hinunter, öffnete vorsichtig die Haustür und trat auf die Straße.

      Sein ganzes Handeln war zielbewußt und energisch. Ohne nach rechts und links zu sehen, machte er sich in schnellem Tempo auf den Weg. Er vermied belebte Straßen, machte verschiedene Umwege und gelangte schließlich zur Kings Road in Chelsea. Gleich darauf bog er in eine Gasse ein, die zum Themseufer führte.

      Es hatte zu regnen begonnen; der Fluß lag schwarz vor ihm, Nebelschwaden trieben über die Wasseroberfläche. Das grüne und das rote Licht eines Schleppdampfers schimmerten schwach durch den milchigen Dunst. Bell ging am Ufer entlang, bis er zu einer kleinen Treppe kam, die direkt zum Fluß hinunterführte.

      Ein kleines Ruderboot hatte dort angelegt. Zwei Leute in glänzendem Ölzeug saßen auf den Ruderbänken.

      »Lauder!« rief Bell.

      »Jawohl, Sir«, antwortete eine Stimme, und das Boot wurde durch einen Ruderschlag bis unmittelbar an den Fuß der Treppe gebracht.

      »Geben Sie mir Ihre Hand, Sir.«

      Bell packte die Hand, die sich nach ihm ausstreckte, und sprang gewandt in das Boot. Die beiden Männer ruderten mit weitausholenden, kräftigen Schlägen auf die Mitte des Flusses zu.

      »Wir


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