Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Weißen gewünscht hätten, daß sie ihr Übergewicht über die farbigen Völker für immer behielten, dann hätten sie niemals Neger, Inder, Siamesen, Indianer am Weltkriege aktiv teilnehmen lassen sollen. All diese hunderttausende, die das große Morden mitgemacht haben und lebend heimkehrten, hatten den lächerlichen Respekt vor den Europäern verloren und wurden zu Aposteln der neuen Zeit, wo es keine Farbenunterschiede mehr geben wird … Gebe Gott, daß niemals die dunkle Farbe sich gegen die helle blutig empört …! Wer dabei unterliegen würde, wissen Sie!“

      Er, Bell Dingo, Apostel der Schwarzen des fünften Erdteils, wird nächste Woche Ehemann sein …

      Ich bin allein auf der Ruxa-Farm, und ich lebe, wie es mir gefällt … Ich werde die Schmalspurbahn wieder herstellen, ich werde … nein, – ob ich es so lange hier aushalte, ist doch fraglich. Es ist zu viel Kultur ringsum …

      Wenn ich diese Zivilisation plötzlich hasse, dann gehe ich in das Tal hinab hinter dem Parke, wo das Negerdorf liegt und nackte schwarze Rangen mit prallen Bäuchlein wie die Trommeln mir entgegen rennen und … um Süßigkeiten bitten … Kinder sind überall gleich, auch was die Bäuche betrifft. Und aus den Hütten des Dorfes dringt Gestank hervor, und Weiber und Männer in äußerst spärlicher Bekleidung grüßen mich und fragen in unglaublichem Kauderwelsch nach Bell Dingo.

      … Ich sitze am Ufer des Weihers, in dessen Tiefen wundervolle Leuchtfische hin und her huschen wie ruhelose Seelen …

      Aber Robb und Paloma haben den Frieden gefunden, – meine Insel ward ihnen ein Sarg, wie ihn kein Liebespaar mehr besitzt, und dieser Sarg liegt in zweihundert Meter Tiefe in einer Bucht des trügerischen Golfes von Carpentaria.

      Wochen sind verstrichen …

      Wochen, seit ich mit der Papptafel, die Ethels bebende Hand bemalt hatte, in die Tiefe fuhr.

      Paloma sei gnädig!!

      Nichts weiter stand auf dem mit Fett getränkten Pappstück. Ich fand das Fenster, und die Blende stand offen. Lichtschein drang mir entgegen, ich drückte die Tafel und mein Gesicht an das Glas und sah mitten im erleuchteten Raume zwei innig umschlungene Gestalten stehen …

      Sie küßten sich, und meine Faustschläge gegen die Scheibe blieben unbeachtet.

      Die Luft ward mir knapp, ich mußte wieder empor zum Licht, und kaum hatte Dingo mich an Bord des Kutter gezogen, als …

      … ja, als beide Trossen gleichzeitig rissen und der Sarg mit den liebenden Lebenden hinabfuhr in die grüne Dämmerung …

      Ungeheure Blasen stiegen dann auf …: Der Wasserdruck hatte sicherlich das Fenster zerstört, und – – das Ende war da, und das Meer beruhigte sich über der Gruft.

      Ethel hatte das Furchtbare dank Dingos zarter Fürsorge überwunden. Immer wieder habe ich ihr beteuern müssen, daß es auch wirklich wahr sei, wie ich Robb und Paloma geschaut hatte: Eng umschlungen – zwei Liebende – ohne Haß, ohne Todesfurcht …

      Und das hat Ethel aufgerichtet, und bald konnte sie einsehen, daß das Schicksal hier vielleicht die beste Lösung gefunden hatte.

      … Im Weiher gleiten helle Schatten – ruhelose Seelen …

      Ruhelos wie ich …

      Alles, was das Leben mir schenkte, waren nur Seifenblasen.

      Eines Tages wird auch dieses Idyll auf der Ruxa-Farm vorüber sein, und ich werde neue Pfade suchen, die wieder in die Straße abseits des Alltags münden … –

      Mein schwarzer Boy kommt und erzählt mir schlotternd eine seltsame Geschichte …

      Man müßte der Sache eigentlich auf den Grund gehen …

      Ich werde es tun.

      Die Geisterburg

       Inhaltsverzeichnis

       1. Maleachi schwindelt

       2. Die rotbraune Wildkatze

       3. Ein Mann von einst

       4. Das weiße Känguruh

       5. Buschfeuer

       6. Vor Walhallow-Station

       7. Achi redet allerlei

       8. Austin ist wieder da

       9. Operettenwalzer

       10. Einer von der Wells-Expedition

       11. Old Dobber

       12. Bensons Sarg

       13. Die zwölf

       14. Armand schöpft Gold

       15. Die Stunde des Gerichts

      1. Kapitel

       Maleachi schwindelt

       Inhaltsverzeichnis

      Wo der kleine Lump all den Unsinn her hatte, war nicht festzustellen. Es gehört mit zu Maleachis Eigentümlichkeiten, nur gerade so viel zu erzählen, wie er für angemessen hält. Stiehlt er mir zehn Zigaretten, bekennt er eine, nascht er die Zuckerdose leer, sind’s nur drei Stückchen gewesen, selbst wenn besagte Dose voll war.

      Maleachi ist im übrigen seinem berühmten Namensvetter, dem kleinen Propheten, geistig verwandt. Auch er, mein Pferdeboy auf der Ruxa-Farm, weissagt so allerlei. In den vierzehn Tagen, die ich nun hier in Nordaustralien zusammen mit einer Dienerschaft reinblütiger Australneger den hochverehrten „Mussu“ spiele, hat Maleachi fünferlei prophezeit, und alles ist eingetroffen … Zum Beispiel – fünftens, und das war gestern früh, als er mir meine Beinkleider beim Bügeln angesengt hatte und ich ihm dieserhalb einen „Vortrag“ hielt … „Mussu“, sagte er und bewegte die Nüstern seiner Knollennase wie ein schnupperndes Kaninchen, „du nicht mehr lange tragen weiße Tropenanzüge. Ich träumen von langen Ritt und von helle schöne Missu. Du uns verlassen bald.“

      „Besitzt du ein Traumbuch, Achi?“ fragte ich mißtrauisch.

      Sein Blick verriet mir, daß Traumbücher nicht zum eisernen Bestand seiner Missionsbildung gehörten. –

      „Also, mein lieber Achi,“ meinte ich am Abend darauf, nachdem er mir seine phantastische Geschichte erzählt hatte, „du gestattest wohl, daß ich berechtigte Zweifel hege. Du solltest nicht all die alten Nummern des Austral-Magazin lesen, dein Geist wird dadurch allzu stark angefeuert.“

      Achi stand vor meiner Bank am Weiher in all seiner verblüffenden Magerkeit und Länge und nachlässiger Ungrazie seiner unsymmetrischen Glieder. Er hob den Affenarm gen Himmel, und der Ärmel seiner Jacke rutschte


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