WASTELAND - Schuld und Sühne. Russell Blake

WASTELAND - Schuld und Sühne - Russell Blake


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aus Pecos verpasst, während du gepennt hast.«

      »Ach. Was wollten sie denn haben?«

      »Tauschten den Mais, den wir zum Abendessen hatten und ein paar andere Kleinigkeiten gegen ein Erbsengewehr ein. Wollten eine Kleinkaliberbüchse für die Jagd.«

      »Haben sie erzählt, wie's da unten aussieht?«

      Dukes Miene verdüsterte sich. »Nicht gut.«

      »Wo genau kamen sie her?«

      »Haben sie nicht gesagt.«

      »Aha.«

      In der Ferne erklangen Gewehrschüsse, leise, aber unverkennbar. Beide Männer erstarrten.

      Kapitel 6

      »Hast du das gehört?«, flüsterte Duke.

      »Klar doch.«

      »Klang so, als käme es aus dem Norden, stimmt's?«

      Lucas nickte und sein Gesicht war ernst. »Oben vom Highway.«

      Sie tauschten Blicke aus. »Denkst du, was ich denke?«, fragte Duke.

      Wieder ein kurzes Nicken von Lucas. »Er hat die Straße genommen, obwohl du ihn gewarnt hast.«

      »Lass es mich übers Funkgerät versuchen. Er hat ein Walkie-Talkie dabei und müsste noch in Reichweite sein.«

      Sie gingen ins Gebäude zurück. Duke nahm einen Kopfhörer aus dem Regal neben dem Kurzwellengerät und schaltete es ein. Der Händler sprach hastig, wobei er die Sprechtaste gedrückt hielt. Als er sie losließ, lauschte er angespannt.

      Es kam nichts außer Rauschen.

      Duke versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis, schüttelte den Kopf und legte den Kopfhörer neben das Funkgerät.

      »Du weißt so viel wie ich.«

      Sie hörten einen weiteren Schuss, noch leiser als die ersten. Lucas sah nachdenklich zur Tür, bevor er eine Entscheidung traf. »Wird Zeit für einen Ausritt.«

      »Du willst seiner Spur folgen?«

      »Ich sehe keine andere Möglichkeit.«

      »Ich würde ja jemanden schicken, aber …«

      »Ich weiß.«

      Dukes Söldner verdienten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie den Handelsposten verteidigten. Durch Clems Abwesenheit waren ihre Reihen bereits ausgedünnt. Duke konnte auf keinen seiner Männer verzichten, besonders kurz vor Einbruch der Dunkelheit. »Er kannte das Risiko.«

      »Könnte auch irgendein anderes armes Schwein gewesen sein.«

      »Das wäre aber ein seltsamer Zufall.«

      Keiner von ihnen glaubte an Zufälle.

      Lucas löste sein M4 von den Satteltaschen, prüfte das Magazin und stieg in den Sattel. »Wir verschwenden nur kostbare Zeit.«

      »Pass auf deinen Arsch auf.«

      Lucas ritt durchs Tor, seine Augen funkelten zornig. War Clem wirklich dumm genug gewesen, ihre Warnung zu ignorieren? Welche Folgen hatte es für das Überleben der Frau? Dukes Männer waren zäh, aber vielleicht hatten sie schon zu viel Zeit hinter den sicheren Mauern des Außenpostens verbracht. Es brauchte nicht viel, um da draußen sein Leben zu verlieren – eine schlechte Entscheidung genügte. Er hoffte, dass Clem sich nicht so dumm angestellt hatte, doch sein Bauchgefühl riet ihm, keine Wunder zu erwarten.

      Auf einem Pfad entlang des Flusses fand er die Spur von Clems Pferd und folgte ihr in schnellem Trab. Normalerweise hätte er Tango die Entscheidung über das Tempo überlassen, aber er musste zuerst herausfinden, was geschehen war. Nach einer halben Stunde in nördlicher Richtung bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen – die Hufspuren führten zum alten Highway, der nur eine halbe Meile entfernt lag.

      Statt denselben Fehler wie Clem zu machen, verlangsamte Lucas das Tempo und folgte weiter dem Fluss. Er blieb auf einem Wildpfad, der gerade breit genug für Tango war. An der nächsten Gabelung sah er sich gezwungen, einer zweispurigen Straße zu folgen, die zu einer Brücke über einen breiten Canyon führte. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als er hinübergaloppierte. Hier gab es keine Deckung, wenn es ein Heckenschütze auf ihn abgesehen hatte. Er ließ Tango immer wieder das Tempo wechseln und achtete auf verräterische Signale, aber er hörte nichts außer dem Wind und dem Rauschen des reißenden Flusses unter sich.

      Auf der anderen Seite angekommen, wägte Lucas seine Chancen ab und zügelte Tango, damit er zu Atem kommen konnte. Noch während er das tat, bemerkte er eine Staubfahne über dem Highway. Er holte sein Fernglas aus der Satteltasche und hängte es sich um den Hals, bevor er hindurchblickte. Definitiv eine Staubwolke, der Größe nach von mehr als einem Reiter.

      Er folgte einem anderen Pfad nordwärts. Als er sicher war, die Reiter umgangen zu haben, lenkte er Tango auf den Highway zu. Seine M4 hielt er griffbereit. Fünfzehn Minuten später erreichte er die Straße und hielt bei einer Gruppe Büsche, um abzusteigen.

      Die Spuren im Straßenstaub waren frisch und sahen nach mindestens einem Dutzend Reiter aus. Da sie mitten auf dem Highway ritten, wusste Lucas, dass sie sich keine Sorgen um ihre Sicherheit machten – sie waren das Gefährlichste, was auf der Straße unterwegs war.

      Er blickte nach Norden und hob das Fernglas wieder an seine Augen. Der Highway war weitestgehend leer, nur ein paar skelettierte Fahrzeugwracks lagen am Straßenrand. Es erstaunte ihn immer wieder, dass Überlebende allen Ernstes auf den Randstreifen fuhren, wenn ihren Wagen der Sprit ausging, als ob sie davon ausgingen, irgendwo Benzin aufzutreiben und zu ihren Autos zurückkehren zu können. Eine trügerische Hoffnung, wie sich erwiesen hatte.

      Sein Großvater hatte mit dem Gedanken gespielt, seinen Maisschnaps solange zu destillieren, bis sie damit problemlos ein Auto betanken konnten, aber mit der Zeit hatte er die Idee fallengelassen. Lucas hatte immer argumentiert, dass ein funktionierendes Fahrzeug nur eine Einladung war, sich in Fetzen schießen zu lassen. Der Motorenlärm hätte in der einsamen Landschaft wie eine Alarmsirene gewirkt. Lucas war sich sicher, dass einige Fahrzeuge, insbesondere beim Militär, das Chaos überstanden hatten. Aber seiner Meinung nach war es Selbstmord, sich hier draußen, angesichts der vielen Halsabschneider, damit zu einem leichten Ziel zu machen.

      Er ging zu Tango zurück, stieg wieder auf und lenkte ihn von der Straße herunter auf einen Pfad, der parallel dazu verlief. Dieser führte quer durch Farmland, das seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr bepflanzt oder bewässert worden war. Sämtliche Zäune waren von Tornados weggepustet worden, die dann und wann über die karge Landschaft jagten. Nach einer Viertelmeile hielt er wieder an und spähte zum Highway hinüber. Diesmal erkannte er die unverwechselbare Silhouette eines menschlichen Körpers am gegenüberliegenden Fahrbahnrand.

      Lucas trieb Tango hart an und sprang aus dem Sattel, als er Clems Körper erreichte. Er beugte sich hinab, rollte den Mann auf den Rücken und ignorierte die Fliegen, die bereits begonnen hatten, um den Kopf des Toten zu schwirren. Er hatte ein Einschussloch in der Schläfe. Ein Kleinkaliber, nach der Größe der Eintrittsöffnung und dem Fehlen einer Austrittswunde zu schließen. Sie war mit geronnenem Blut verkrustet. Clems offene Augen blickten ins Leere. Lucas bemerkte auch die zerquetschten Finger und den gebrochenen Arm – klare Anzeichen von Folter. Er sah auch zwei Wunden in Clems Unterbauch, wo seine Flakweste mehrere Projektile gestoppt hatte, bevor die Keramikplatte nachgegeben hatte. Das waren wohl die Gewehrschüsse gewesen, die sie zuerst gehört hatten. Der Gnadenschuss war dann nach der hektischen Befragung gefallen. Es gab keinen Zweifel daran, dass Clem seinen Mördern alles erzählt hatte, was sie wissen wollten. Jeder in seiner Lage hätte das getan.

      Lucas hatte in seinen Jahren als Gesetzeshüter eine Menge übler Dinge gesehen, aber dann, als Überlebender, musste er entdecken, dass die Handschrift der Raider schlimmer war als alles, was er vor dem Kollaps erlebt hatte. Trotzdem ging ihm eine Frage nicht aus dem Kopf: Warum hatten sie ihn gefoltert, bevor sie ihn umbrachten? Er hatte ja nichts bei sich gehabt außer seiner


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