WASTELAND - Schuld und Sühne. Russell Blake

WASTELAND - Schuld und Sühne - Russell Blake


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34

       Kapitel 35

       Kapitel 36

       Kapitel 37

       Kapitel 38

       Kapitel 39

       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Kapitel 43

       Über den Autor

      Vorwort

      Die Serie WASTELAND zeichnet eine Zukunft, in der die Zivilisation nach einer Reihe denkwürdiger Ereignisse zusammengebrochen ist – eine tödliche, globale Pandemie und der daraus resultierende Zusammenbruch der Weltwirtschaft.

      Es wäre weit beruhigender, wenn man behaupten dürfte, dass so etwas nie geschehen könnte, aber tatsächlich treten Pandemien alle fünf oder sechs Generationen mit schöner Regelmäßigkeit auf. Gleichzeitig sind die globalen Finanzsysteme in einem solchen Maße vernetzt, dass das Ableben eines einzigen ›Global Players‹ zu einem systemischen Versagen führen könnte – eines, bei dem man das Vertrauen in Papierwährungen verlieren und die Welt ohne ein legales Tauschmittel dastehen könnte. Das Konzept des Fiat-Geldes hat in der Geschichte regelmäßig versagt und es ist interessant festzustellen, dass die sogenannten Reservewährungen immer etwa 30 bis 40 Jahre durchhalten, bevor sie wieder von einem neuen Währungsstandard ersetzt werden.

      Diese Theorie erwies sich schon als richtig, als der Dollar im Jahr 1944 das britische Pfund ablöste, und bewahrheitete sich erneut, als Nixon von 1971 bis 1973 den Goldstandard abschaffte: Der Petrodollar entstand. In 2008 wäre es beinahe wieder geschehen, hätten nicht alle Zentralbanken der Welt in nie gekannter Weise begonnen, frisches Geld zu drucken.

      Die Welt, die ich für dieses Szenario ersonnen habe, ist alles andere als nett, denn WASTELAND lebt von der dunklen Seite der menschlichen Natur, die erst dann zutage tritt, wenn die Ordnung zusammenbricht. Meiner Erfahrung nach, die ich während eines gewaltigen Hurrikans machte, bei dem in Mexiko für zwei lange Wochen die Strom- und Wasserversorgung zusammenbrach, die Straßen unpassierbar wurden, die Krankenhäuser geschlossen waren und die Gesetze keine Geltung mehr hatten, geschieht dann Folgendes: Wenn die Systeme katastrophal versagen, bleiben jene, die sonst für Ruhe und Ordnung sorgen, zu Hause, um ihre Lieben zu schützen. Die Gesetzlosen hingegen wittern ihre Gelegenheit, werden dreist und beherrschen die Straßen. Das Beängstigende daran ist, dass es nur eine geringe Anzahl Verbrecher braucht, um die Mehrheit unter solchen Umständen zu terrorisieren. Was das über unsere Spezies aussagt, ist nicht sehr schmeichelhaft. Aber es entstand auch erst vor Kurzem der irrtümliche Eindruck, dass die Welt ein friedlicher Ort sei und das Gute sich immer durchsetzen würde.

      Da es sich um ein fiktionales Werk handelt, habe ich mir einige Freiheiten genommen, was ein paar der Details angeht, insbesondere bei einer Kleinstadt in New Mexico und mit so ziemlich allem, was Pecos, Texas betrifft. Ich bin mir sicher, dass es sich dabei um einen wundervollen Ort handelt, um dort zu leben oder Urlaub zu machen – nur eben nicht in meiner apokalyptischen Zukunftsvision.

      Außerdem könnte ich mir ein Szenario erdacht haben, das manchem zu weit hergeholt erscheinen mag. Doch das trifft nur auf jene unter uns zu, die nicht den Hurrikan Katrina in New Orleans erlebt haben oder Odile in Baja, Mexiko. Für die, die selbst dabei gewesen sind, könnte das Szenario glaubwürdiger wirken, als ihnen lieb ist. Aber das macht es auch, zumindest in meinen Augen, zu einem interessanteren Leseerlebnis.

      Vielen Dank, dass Sie WASTELAND eine Chance geben, und ich hoffe, dass Ihnen die erste Episode Schuld und Sühne gefällt.

      Russell Blake

       2016

      Kapitel 1

      Lucas spähte durch sein Fernglas zum fernen Horizont, der durch die brütende Hitze der westtexanischen Sonne verzerrt wurde, und suchte die karge Landschaft ab. Grünlich-braunes Gestrüpp wuchs wie Tumore entlang der Hügel. Der große Hengst unter ihm bewegte sich mit einem trägen Schütteln des Kopfes. Lucas lehnte sich langsam vor, um ihm beruhigend auf den Nacken zu klopfen.

      »Ruhig, Tango. Ich weiß, es war ein langer Ritt«, murmelte er.

      Das Pferd beruhigte sich und Lucas kehrte zu seinen Beobachtungen zurück. Seine Lippen waren nur zwei dünne Linien zwischen zwei Tage alten Bartstoppeln. Die gerade Krempe seines Cowboyhutes aus braunem Filz überschattete stahlgraue Augen und eine Haut, die von einem Leben im Freien braun wie Bronze war.

      Ein heißer Wind kam aus den Bergen zu seiner Linken und brachte den Geruch von Regen mit sich. Ein Band pflaumenfarbener Wolken pulsierte vor Blitzen, dort, wo die Bergspitzen den Himmel berührten. Er schätzte, dass es noch ein gutes Stück weit weg war, mindestens vier oder fünf Stunden. Das erhöhte die Chancen, dass das Gewitter sich austobte, bevor es ihn erreichte.

      Nicht, dass er etwas gegen eine regnerische Nacht gehabt hätte. Er hatte sein Zelt und seinen Schlafsack und in seinen Satteltaschen war genug Proviant für Wochen. Es war schwer abzuschätzen, wie lange er brauchen würde, die Herde Wildpferde aufzuspüren, der er auf den Fersen war. Auf Expeditionen wie dieser war er immer auf alles vorbereitet, was Mutter Natur und ihre raue Landschaft ihm in den Weg stellen konnte.

      Lucas Aufmerksamkeit wechselte zu einer braunen Staubfahne, die in der Ferne aufstieg. Er nahm das Fernglas herunter und blickte hinauf in den Himmel. In ein paar Stunden würde es dunkel sein. Er warf einen Blick auf den alten Pilotenchronometer an seinem Handgelenk, nicht weil ihm die Uhrzeit etwas genutzt hätte, aber es half ihm beim Abschätzen der Entfernung. Die Staubwolke war etwa fünf Meilen entfernt. Er wollte sein Pferd nicht schon vorher auslaugen, denn er würde sein volles Tempo benötigen, um Tiere der Herde einzufangen. Das hatte Priorität.

      Er nickte wie zur Bestätigung. Bei lockerem Trab konnte er die Urheber der Staubwolke bis zur Dämmerung erreicht haben. Lucas rückte das M4A1 Sturmgewehr auf seinem Rücken zurecht und tastete dann automatisch nach dem Schaft seiner 7.62 Remington 700 Police DM in dem Futteral neben seinem Knie.

      Nicht, dass er sie heute benötigen würde.

      Immer vorausgesetzt, dass die Staubwolke auch von der Herde stammte.

      Es gab in diesen staubtrockenen Senken nicht viel zu holen, alle Gebäude waren vor langer Zeit aufgegeben und von allem befreit worden, was noch irgendeinen Wert darstellte. Aber das hielt die Plünderer aus Mexiko nicht auf, sich auf den Weg nach Norden zu machen. Die Situation südlich dessen, was einmal die Grenze gewesen war, war schlimm oder sogar schlimmer als hier. Und nach dem, was er bisher gehört hatte, war ein Menschenleben in den Augen dieser Aasgeier nicht viel wert. Sie lebten mehr recht als schlecht von dem, was sie sich Zusammenstahlen, und würden jedermann auf Sicht töten. Dabei spielte es keine Rolle, ob er ein Gringo oder ein Mexikaner war.

      Das war auch einer der Gründe, warum Lucas die verwaisten Highways mied, welche die Gegend durchzogen. Der Asphalt war nicht nur schlecht für Tangos Hufe, sondern es gab dort auch die schauerlichen Überreste jener Fahrzeuge, die zurückgelassen worden waren, als den Leuten der Sprit ausging. Selbst jetzt, fünf Jahre nach dem Tag, von dem jeder gesagt hatte, dass er nie kommen würde, waren die Autobahnen


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