Unser Kosmos. Andere Welten.. Ann Druyan

Unser Kosmos. Andere Welten. - Ann Druyan


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      Kieselalgen mit mikroskopisch kleinem Siliciumdioxid-Skelett und Schmetterlingsschuppen. Fortschritte in der Mikroskoptechnik machten solche künstlerischen Arrangements im 19. Jahrhundert möglich.

      Eine etwa 500 Lichtjahre entfernte andere Welt aus der Sicht eines Künstlers. Kepler-186f wurde 2014 entdeckt und war der erste bestätigte erdähnliche Exoplanet.

      | DER KOSMISCHE KALENDER |

      1 JAHR = 13,82 MILLIARDEN JAHRE • 1 MONAT = 1,152 MILLIARDEN JAHRE • 1 WOCHE = 265 MILLIONEN JAHRE • 1 TAG = 37,84 MILLIONEN JAHRE • 1 STUNDE = 1,577 MILLIONEN JAHRE • 1 MINUTE = 26 276 JAHRE • 1 SEKUNDE = 437,93 JAHRE

      Die gesamte Zeit auf einen Blick, vom Urknall bis zum jüngsten Augenblick: Die Höhepunkte der kosmischen Evolution, verdichtet auf die Dauer eines astronomischen Jahres (also unter Berücksichtigung von Schaltjahren). Das winzige Funkeln in der rechten unteren Ecke veranschaulicht die Rolle des Menschen in diesem Kalender.

      | WELTAUSSTELLUNG 2039 |

      So könnte die Weltausstellung 2039 aussehen: Sie vermittelt Optimismus und zeigt die Wunder einer zukünftigen Welt. Die herbeiströmenden Besucher sind begeistert von den fünf Pavillons, die sich in einer großzügig angelegten Wasserlandschaft spiegeln.

      | WELTAUSSTELLUNG 2039 |

      Im Pavillon der möglichen Welten sind die Spiralarme unserer Galaxie begehbar angelegt, sodass die Besucher etwas über mögliche andere Zivilisationen in der Milchstraße erfahren – und darüber, welche Überlebenschancen sie haben.

      | PROLOG |

      Ich war ein Kind in hoffnungsvoller Zeit gewesen.

      Schon von meiner frühesten Schulzeit an wollte ich Wissenschaftler

      werden. Dieser Wunsch nahm feste Formen an, als ich zum

      erstenmal kapierte, daß die Sterne mächtige Sonnen sind, als es mir

      zum erstenmal dämmerte, wie unglaublich weit entfernt sie sein

      müssen, um als bloße Lichtpunkte am Himmel zu erscheinen.

      Ich weiß nicht, ob ich damals überhaupt das Wort »Wissenschaft«

      kannte, aber irgendwie wollte ich mich selbst in all diese Großartigkeit

      versenken. Ich war fasziniert von der Pracht des Universums,

      gebannt von der Aussicht zu verstehen, wie die Dinge wirklich

      funktionieren, dabei behilflich zu sein, tiefe Geheimnisse aufzudecken,

      neue Welten zu erkunden – vielleicht sogar im wahrsten

      Sinne des Wortes. Zum Glück hat sich dieser Traum zum Teil erfüllt.

      Für mich bleibt die romantische Liebe zur Wissenschaft so reizvoll

      und neu wie an jenem Tag vor über einem halben Jahrhundert, als

      mir die Wunder der Weltausstellung von 1939 gezeigt wurden.

      CARL SAGAN,

      DER DRACHE IN MEINER GARAGE

      ODER DIE KUNST DER WISSENSCHAFT,

      UNSINN ZU ENTLARVEN, 1997

      

      Ein zeitgenössisches Plakat mit den beiden Gebäuden Trylon und Perisphere, den Wahrzeichen der Weltausstellung von 1939 in New York.

      

      Futurama, die auf der Weltausstellung von 1939 entworfene Stadt von 1960, prophezeite vielspurige Autobahnen und Wolkenkratzer mit Dachgärten.

      

      Am Abend des 30. April 1939 wurde im New Yorker Stadtteil Queens die Zukunft zu einem Ort, den man besuchen konnte. Selbst ein Platzregen hielt 200 000 Menschen nicht davon ab, zur Eröffnungszeremonie der Weltausstellung nach Flushing Meadows zu kommen. Bis zur Schließung im Herbst 1940 besichtigten 45 Millionen Besucher dieses Land der Verheißungen im Art-déco-Stil mit dem Thema »Die Welt von morgen«.

      Einer davon war ein fünfjähriger Junge, dessen Eltern so arm waren, dass sie ihre Brotzeit selbst mitbringen mussten. 20 Cent für ein Schokoladeneis mit Sahne waren unerschwinglich, und das galt auch für die blauen und orangefarbenen Taschenlampen und Schlüsselanhänger aus Bakelit, die der Junge so gern gehabt hätte. Auch kindliche Trotzreaktionen halfen da nichts.

      Aber der Junge nahm etwas viel Wertvolleres mit: die Koordinaten für seinen weiteren Lebenslauf. Auf dem Spielplatz in der Halle »Elektrisches Leben« durfte der Junge gebannt einen durch Musik gesteuerten Lichtstrahler bedienen. Er hatte sich in die Zukunft verliebt und begriffen, dass die Wissenschaft der einzige Weg war, um dorthin zu kommen. Träume ähneln Landkarten.

      Diese zukünftige Welt hatte gleichermaßen egalitäre wie wissenschaftliche Ambitionen. Eine der Modellgemeinden hieß tatsächlich »Democracity«. Es gab keine Slums – dafür einen Fernseher, ein Gerät zur Textverarbeitung und einen Roboter. Die Besucher bekamen dort zum ersten Mal Dinge zu sehen, die ihr Leben verändern sollten. Doch an diesem letzten Aprilabend wollten sie dem größten Wissenschaftler seit Isaac Newton lauschen. Albert Einstein moderierte eine Vorführung, die die Kräfte der Natur in eine Art Choreografie einband, wie sie auch die Synchronschwimmer des Wasserballetts in der »Aquacade« der Ausstellung vorführten. Nach einigen einleitenden Worten legte Einstein den Schalter zu einem Spektakel um, das den größten künstlichen, im Umkreis von 65 Kilometern zu sehenden Lichtstrahl der Technikgeschichte versprach. Ein Aha-Effekt – aber nicht so überwältigend wie die Quelle dieser plötzlichen unerhörten Helligkeit.

      Auf der anderen Seite des East River, in Manhattan, kalibrierte Professor W. H. Burton Jr. vom Hayden Planetarium des American Museum of Natural History Instrumente, die geheimnisvolle Blitze aus unbekannten Teilen des Universums einfingen und in Licht verwandelten. Er entriss dem Kosmos Energie, so wie Prometheus den Göttern das Feuer stahl.

      Einige Jahrzehnte zuvor hatte der Wissenschaftler Victor Hess Strahlenblitze aus geladenen Teilchen entdeckt, die viele Male am Tag auf die Erde treffen. Ein einzelnes Proton kann dabei die Energie eines fast 100 Stundenkilometer schnellen Baseballs erreichen. Die Teilchen nannte man Kosmische Strahlung. Am Hayden Planetarium waren drei überdimensionale Geigerzähler installiert, die zehn kosmische Strahlen für die Eröffnung der Weltausstellung einfangen sollten. Ihre Energie wurde durch Vakuumröhren verstärkt und über Kabel in den Stadtteil Queens übertragen, wo Einstein und die Zuschauer warteten. Die kosmischen Strahlen sollten jene Energie liefern, die die Nacht zum Tag machte und dank der Wissenschaft eine neue Welt mit blendendem Licht überflutete.

      Aber zuerst erklärte Einstein dem Publikum, was Kosmische Strahlung ist. Man wollte ihm höchstens 700 Worte zugestehen, was er aber zunächst als unmöglich ablehnte. Die kosmischen Strahlen waren zu Einsteins Zeit ein Mysterium, und sie blieben es noch lange. Als die Arbeiten an diesem Buch begannen, enthüllte die Wissenschaft, dass die kosmischen Strahlen aus fernen Galaxien stammen und bei einigen der gewaltigsten Prozesse des Universums entstehen.

      Einstein hielt es ungeachtet der lästigen Redezeitbeschränkung


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