Nimmt. Блейк Пирс
ist bekannt, dass Jillian und ich im Winter nach Süden ziehen? Also, wir befinden uns gerade in Arizona auf einem Campingplatz unweit von Phoenix. Heute Morgen lief in den örtlichen Nachrichten ein Beitrag, in dem gesagt wurde, dass die Leiche einer jungen Frau, nördlich von hier, unweit eines Wanderpfades, gefunden wurde. Ich rief bei der örtlichen Polizeiwache an und sie erklärten sich bereit ein paar Details mit mir zu teilen.«
Harry räusperte sich: »Jake, die Handgelenke der Frau waren völlig zerschnitten. Sie muss irgendwo ausgeblutet sein, aber nicht wo ihre Leiche aufgefunden wurde. Genau wie beim Opfer im Dyson Park. Ich wette, dass es sich um denselben Mörder handelt.«
Jake war jedoch etwas skeptisch.
»Ich weiß nicht Harry«, sagte er. »Der Mordfall in Colorado ist schon ziemlich lange her. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass jegliche Ähnlichkeit zwischen den beiden Mordfällen reiner Zufall ist.«
Harrys Stimme nahm einen ernsteren Ton an.
»Ja, aber was, wenn es kein Zufall ist? Was, wenn es sich in beiden Fällen um ein und denselben Täter handelt? Was, wenn sich die Sache zu einer Mordserie entwickelt?«
Jake unterdrückte sich den Seufzer. Er konnte die Reaktion seines Freundes gut verstehen. Harry hatte ihm mitgeteilt, wie bitterlich enttäuscht er gewesen war, weil er nicht in der Lage war, seinen Kollegen aus Gladwin und der Staatspolizei von Colorado beim Fang des lokalen Mörders zu helfen. Es konnte kaum wundern, dass ein neuer Mordfall mit ähnlichen Details Harry in Aufruhr versetzte.
Aber Leute, die alleine durch die Wildnis wandern, kommen manchmal um. Und manche Leute beharren darauf sich alleine auf den Weg zu machen, trotz aller Warnungen.
Jake wollte Harry nicht geradeheraus sagen, dass er sich seiner Meinung nach irrte.
Aber was kann ich ihm sagen?
Jake wusste es nicht.
Harry fuhr fort: »Jake, ich habe mir überlegt... ob du vielleicht diesen Fall unter die Zuständigkeit der Verhaltensanalyseeinheit bringen könntest? Jetzt, da es schon zwei Mordfälle in zwei verschiedenen Staaten sind?«
Jake wurde zunehmend unruhiger.
Er antwortete: »Harry, so laufen die Dinge normalerweise nicht. Es liegt an der Polizei in Arizona, ob sie Hilfe vom FBI anfordern wollen. Und soweit ich weiß, taten sie dies bislang nicht. Bis dies der Fall sein sollte, haben wir mit der Sache nichts zu tun. Wenn du sie aber dazu bringen könntest, das FBI anzurufen...«
Harry unterbrach ihn: »Das habe ich schon versucht. Ich konnte sie aber nicht davon überzeugen, dass ein Zusammenhang zwischen den Morden besteht. Und du kennst ja die Ansichten der örtlichen Polizisten, wenn es darum geht das FBI in ihren Zuständigkeitsbereich mit einzubringen. Sie sind nicht darauf versessen.«
Jake dachte sich, Nein, das sind sie nicht.
Es fiel ihm leicht sich vorzustellen, wie die Polizei in Arizona auf den Versuch eines pensionierten Polizisten reagieren würde, der sie davon zu überzeugen versuchte, dass ihnen etwas Wichtiges entgangen sei. Aber Harry hatte in einer Sache recht. Falls ein Mörder mehrere Taten in mehr als nur einem Staat begangen haben sollte, dann brauchte das FBI keine Einladung, um sich des Falles anzunehmen. Falls Harry recht haben sollte, dass es sich um denselben Mörder handelte, dann könnte das FBI eine Untersuchung beauftragen.
Falls Harry recht haben sollte.
Jake nahm einen langen, langsamen Atemzug. »Harry, ich weiß wirklich nicht, ob ich an meinem Ende etwas zu der Sache unternehmen kann. Es ließe sich nur schwer verkaufen, die zuständigen Leute hier dazu zu bewegen, daraus einen offiziellen Fall des FBI zu machen. Einerseits bist du dir sicher bewusst, dass das FBI keinen Fall annehmen wird, bei dem die örtliche Polizei davon ausgeht, dass es sich um eine Einzeltat handelt. Aber...«
»Aber was?«
Jake zögerte, sagte dann aber: »Lass mich darüber nachdenken. Ich melde mich dann bei dir.«
»Danke Kumpel«, sagte Harry.
Sie beendeten das Gespräch.
Jake zuckte ein wenig zusammen. Er wunderte sich weshalb, um Himmels willen, er Harry versprochen hatte ihn zurückzurufen.
Er wusste genau, dass er nicht in der Lage sein würde den leitenden Sonderagenten Erik Lehl davon zu überzeugen, den Fall in den Zuständigkeitsbereich des FBI zu stellen. Nicht aufgrund eines so mageren Zusammenhangs.
Verdammt nochmal! Ich bin ja selber nicht wirklich davon überzeugt.
Aber gesagt ist gesagt. Harry saß in Arizona und erwartete eine Rückmeldung von Jake. Und das Einzige wozu er in der Lage sein würde, war ihm das mitzuteilen, was er ihm hätte sagen sollen, schon bevor sie das Gespräch beendeten—das sich ihm keine Möglichkeit bot das FBI mit einzuschalten.
Jake starrte einen Augenblick lang auf sein Handy, im Versuch den Mut zum Rückruf aufzubringen. Aber er konnte sich nicht dazu bringen—zumindest noch nicht.
Stattdessen hockte er sich hin und begann sein Frühstück im Ernst. Es erschien ihm, dass vielleicht zusätzlicher Kaffee ihm dabei helfen könnte, besser über die Handhabung der Situation nachdenken zu können.
Vielleicht doch nicht.
Jake wusste, dass er in letzter Zeit keine besondere Scharfsinnigkeit zutage brachte. Tatsächlich fühlte er sich bereits etwas niedergeschlagen, noch bevor er Harrys Anruf erhielt. Und auch lag es nicht nur daran, dass er Riley Sweeneys Abschlusszeremonie abgesagt hatte.
Der Fall, den er zusammen mit Riley vor ein paar Wochen löste—der scheußliche Fall des Stacheldraht-Mörders—hinterließ ihn erschöpft und ausgebrannt. Mit zunehmendem Alter schien es ihm immer öfter so zu gehen. Seine Tatkraft erholte sich nicht mehr so schnell wie es früher der Fall war. Und er vermutete, dass es seinen Kollegen in der Verhaltensanalyseeinheit schon aufgefallen war. Tatsächlich vermutete er, dass dies der Grund war, weshalb ihm Erik Lehl seit dem letzten Auftrag keinen Außeneinsatz mehr zugeteilt hatte.
Und vielleicht war es auch gut so.
Vielleicht war er dazu noch nicht in der Lage.
Oder vielleicht war er überhaupt nicht mehr dazu in der Lage—und würde es auch nie mehr sein.
Er seufzte in seine Kaffeetasse, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging...
Vielleicht ist die Zeit zum Ausscheiden aus dem Dienst wirklich gekommen.
Dieser Gedanke ging ihm in letzter Zeit des Öfteren durch den Kopf. Dies war einer der Gründe, weshalb er sich die Mühe gemacht hatte Riley Sweeney zur Verhaltensanalyseeinheit zu versetzen. Der Grund weshalb er einen solch unerfahrenen Agenten sich als Partner ausgesucht hatte. In all den Jahren als Fallanalytiker war er noch nie auf jemanden gestoßen, der ein dem seinigen ebenbürtiges Talent besaß—der Fähigkeit sich in die Gedanken eines Mörders zu versetzen.
Wann auch immer er sich aus dem Dienst zurückziehen mochte, er wollte jemanden seines Kalibers hinterlassen, um seine Arbeit weiterzuführen—einen vielversprechend jungen Agenten der in seine Fußstapfen treten konnte. Aber Riley für all dies vorzubereiten könnte sich als keine einfache Aufgabe herausstellen. Er beschrieb sie oft als »ungeschliffenen Diamanten«.
Und in der Tat war sie ein ungeschliffener Diamant. Selbst jetzt, nachdem sie ihren Abschluss an der Akademie gemacht hatte, war sich Jake sicher, dass es viel Arbeit kosten wird, bis die verbliebenen Ecken und Kanten weggeschliffen sind. Ihre Impulsivität, ihre Neigung dazu, die Regeln zu biegen und sogar zu brechen und Befehle nicht zu befolgen, und ihr Mangel an Disziplin, wenn es darum ging ihre Begabungen voll einzusetzen—all dies wird noch viel Arbeit kosten.
Sie hat noch viel zu lernen, dachte Jake.
Und er musste sich die Frage stellen, ob er denn überhaupt noch die Fähigkeit dazu hatte, ihr all die Sachen, die sie noch lernen musste, beizubringen, besonders jetzt da es schien, dass er seine besten Zeiten schon hinter sich hatte.
Eine Sache schien jedoch sicher—er würde sie hart rannehmen