Die großen Western Classic 35 – Western. Howard Duff

Die großen Western Classic 35 – Western - Howard Duff


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hohen Uferrand. Der Mann hielt das Gewehr im Anschlag auf der Schulter. Er stand kaum dreißig Schritte hinter Tudor.

      Und dann schoß er.

      Die Kugel kam mit dem Brüllen des Schusses in Tudors Rücken heran. Der Schlag schleuderte Tudor die Waffe aus den Händen, und Tudor sah, ehe sie den Boden erreichte, daß Lauf und Magazinröhrchen verbogen waren.

      Der Schlag des Kolbens traf Tudor gegen die Hüfte. Er spürte den kurzen, scharfen Schmerz, hatte das Dröhnen des Schußnachhalles in den Ohren und hörte dann die scharfe, peitschende Stimme Kyhoes: »Stillsitzen – die Arme hoch! Hoch mit ihnen, sonst…«

      Spurfield wirbelte mit einem heulenden Triumphgeschrei herum, flog mit zwei Sprüngen nach rechts und warf sich auf Toddenhams Revolver. Ehe er wieder hochschnellte, hatte er die Waffe bereits auf Tudor gerichtet. In seinen Augen standen Haß und Hohn, als er Tudor über den Lauf der Waffe hinweg anstarrte und den Hammer zurückriß.

      Bratt Tudor trug keinen Revolver, auch an sein Gewehr konnte er nicht kommen. In einer Sekunde erkannte Tudor, daß er verloren hatte.

      Kyhoe war ein zu kalter und überlegt handelnder Mann, der kein Risiko einging. Er hatte eins schon vermieden, indem er zuerst das Gewehr aus Tudors Händen geschossen und dann erst Tudor angerufen hatte.

      Kyhoe mußte gewußt haben, daß eine Drohung in Tudors Rücken keinen Erfolg gehabt hätte, solange Tudor einen der drei rauhen Burschen vor sich hatte und ihn erschießen konnte, wenn Kyhoe feuerte und ihn traf.

      Einen Blick nur schickte Tudor zu seinem Pferd und dem von Spurfield, dem er auf vier Schritte nahe war. Dann streckte er langsam die Hände in die Höhe.

      »Kyhoe«, sagte er dann leise. »Also, Kyhoe. Glück für euch Burschen, wie?«

      »Du Hund!« schrie Spurfield voller Blut. »Ich blase dir das Gehirn aus dem Schädel, wenn du wieder einen Trick versuchst. Diesmal geht es nicht so leicht, Tudor. Jetzt kennen wir dich. Clay, laß den Hundesohn absteigen. Er hat immer noch sein Messer. Und ich traue ihm auch zu, daß er damit auch werfen kann.«

      »Ihr Narren!« fluchte Kyhoe oben bissig. Er war zu Fuß das letzte Stück herangeschlichen und sah finster auf die drei rauhen Burschen herab. »Wenn ich das verdammte Gefühl nicht losgeworden wäre, daß etwas schiefgehen könnte, was? Tudor, sitzen bleiben und nicht rühren. Wenn du etwas versuchst, werde ich schießen. Das ist kein Bluff, Mister, begriffen?«

      Tudor nickte knapp. Es war überflüssig, etwas zu sagen, denn Kyhoe war nicht der Mann, der nur drohte. Er würde schießen. Aus den Augenwinkeln sah Bratt Tudor, wie Toddenham im Bogen nach links lief. Der Mann fluchte leise und bissig, während er sich Tudor näherte und dann auf Spurfields Pferd stieg, nachdem er dessen Gewehr aufgehoben hatte. Toddenham ritt schräg von hinten an Tudor heran. Dann streckte er die Waffe vor und bohrte die Mündung in Tudors Rücken.

      »Zuck einmal mit dem kleinen Finger!« schwor er finster. »Dann hast du ein Loch zwischen den Rippen, du verfluchter Halunke. Nur immer ruhig und nicht bewegen!«

      Er riß Tudors Jacke mit einem Ruck hoch, nahm das Messer und steckte es ein. In seinen Augen flackerte die Wut, und wenn er auch sonst sicherlich Kyhoes Befehl abgewartet hätte, diesmal tat er es nicht. Toddenham holte aus. Er zog den Gewehrlauf blitzschnell zurück.

      Das Schnaufen des Mannes sagte Tudor genug. Er sah, wie Spurfields Augen aufblitzten und ein höhnisches Grinsen um Spurfields Mund zuckte.

      In der nächsten Sekunde traf Bratt Tudor der Hieb des Gewehrlaufes. Tudor sah, wie die Sonne explodierte. Die Welt verwandelte sich in gleißendes Licht, und er fiel verdreht am Pferd herab aus dem Sattel.

      *

      Kyhoe schloß die Augen vor Ekel und Widerwillen. Er wollte und konnte es nicht mehr mitansehen, wie sie den Mann behandelten, und blieb zurück. Tudor kollerte jetzt den Steilhang herunter. Die Hufe der Pferde hatten Staub aufgewirbelt, den Rest jagte Tudors rollender Körper in die Luft, so daß Tulor für Sekunden in der Staubwolke verschwand.

      Spurfield schrie gellend, indem er sein Pferd nach rechts trieb. Das Lasso, an dem er Tudor hielt, straffte sich, und Tudor wurde herumgerissen, bis er in einen Kakteenstrauch flog und die Stacheln an ihm wie Igelborsten kleben blieben.

      Dann hielten sie, denn Tudor blieb liegen.

      »Na, du Hungerleider?« schrie Larger mit seiner fistelnden, schrillen Stimme hämisch. »Auf die Beine, Mister, auf die Beine. Du wirst doch nicht schlappmachen wollen? Wie war das doch, wie weit sollten wir rennen? Jetzt rennst du. Auf die Beine, Hundesohn, du sollst…«

      Seine Stimme brach jäh ab. Und Kyhoe hob mit einem Ruck den Kopf.

      Auf dem Hang über ihnen stoben Steine unter Hufen davon. Ein Pferd prustete scharf, ein Sattel knarrte und das Gewehr dröhnte im Abschuß so hart, daß sie sich unwillkürlich duckten.

      Larger flog im selben Augenblick nach hinten. Er stürzte mit einem Schmerzlaut aus dem Sattel und schlug sich an einem Stein den schon vorher getroffenen Ellbogen auf. In Largers Hand blieb das Ende des Lassos liegen. Er stierte verstört auf das Stück Seil, ehe er den Blick hob und erstarrte.

      Tudor war, als die Kugel das Seil zerfetzte und es platzte, aus dem Busch geflogen. Jetzt lag er auf der Brust. Er nahm mühsam den Kopf in den Nacken, sah zum Hang empor und schloß die Lider.

      »Clay Kyhoe – pfui Teufel. Clay Kyhoe. Pfui Teufel, ihr Schurken.«

      Für Tudor kam die Stimme des Mädchens aus weiter Ferne.

      Das Corvan-Girl, dachte Bratt Tudor, das Mädchen – Rosalind Corvan.

      Kyhoe duckte sich noch tiefer. Er hob nicht den Kopf. Nach einem Blick auf Rosalind Corvans Gesicht hatte er genug gesehen. Sie glich sonst ihrer verstorbenen Mutter, nur die Augen hatte sie von Matt Corvan geerbt – und wahrscheinlich auch seinen schnellen, wilden Zorn.

      »Clay, mach ihn los, mach ihn augenblicklich los, hörst du?«

      »Rosy«, murmelte Kyhoe gepreßt. »Rosy, das kann ich nicht. Matt hat einen Befehl gegeben…«

      Weiter kam er nicht.

      »Das dachte ich mir!« schrie sie mit klirrender, zornbebender Stimme. »Das wußte ich schon, als ich die Pferde und diese drei Halunken nicht auf der Ranch sah. Daß dann auch noch dein Pferd fehlte, gab mir den Rest.

      Clay Kyhoe, das hätte ich niemals von dir gedacht. Pfui Teufel, Clay Kyhoe macht so eine schmutzige Sache mit, ausgerechnet du, das ist zuviel. Eines Tages gehe ich fort, eines Tages kehre ich diesem Land den Rücken. Mach ihn los, Clay, sofort!«

      Larger saß wie ein stummer, dicker Fisch mit Glotzaugen am Boden. Spurfield biß sich auf die Unterlippe, Toddenham war blaß geworden.

      »Rosy…«

      »Mach ihn los, Clay!«

      »Nun gut«, sagte Kyhoe. Seine Stimme klang geborsten. Er schien in dieser Minute um Jahre gealtert zu sein, denn sein Rücken wirkte krumm und sein Gesicht sah alt, grau und faltig aus. »Ist gut, Rosy, aber ich frage mich, was Matt dazu sagen wird.«

      »Das, zum Teufel, laß meine Sorge sein, verstanden? Ich bin immer noch seine Tochter, auch wenn…«

      Das andere verschluckte sie, aber Kyhoe wußte, was sie sagen wollte. Er hatte nie einen Mann gesehen, der sich selber mehr zum Narren machte wie Matt Corvan, seitdem er Elaine besaß.

      Kyhoe ritt heran, stieg ab und schnitt Bratt Tudor los. Tudor rollte sich herum. Er schien sich zu schämen, vor einer Frau am Boden liegen zu müssen. So bemühte er sich, mit zusammengebissenen Zähnen aufzustehen. Schließlich gelang es ihm, aber jeder konnte sehen, daß er am Ende seiner Kräfte war. Er schwankte wie ein Schilfrohr im Wind, und seine Arme hoben und streckten sich, um den Körper in der Balance zu halten.

      Es war eine beinahe furchtsame Bewegung mit der Kyhoe den Kopf hob, um nun Rosalind Corvan anzusehen. Es kam ihm vor, als verachte sie ihn jetzt. Sie mußte es tun, es entsprach ihrem gradlinigen Charakter.

      »Clay«,


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