Die großen Western Classic 35 – Western. Howard Duff

Die großen Western Classic 35 – Western - Howard Duff


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sie bebend. »Ich dachte immer, Clay Kyhoe wäre ein Mann.«

      Kyhoe senkte den Kopf und wandte sich ab. Dann ging er mit schleppenden Schritten zu seinem Pferd, saß auf und winkte Toddenham.

      »Laß sein Pferd und seine Waffe zurück«, befahl er kurz. »Und dann folgt mir.«

      »Clay, das wird Matt…«

      »Larger, wenn du noch mal das Maul aufreißt, ohne gefragt zu sein«, schrie Kyhoe, »schlage ich dir die Zähne aus! Du hast gehört, wir reiten zur Ranch zurück.«

      Kyhoe sah sich nicht um, als sie davonritten. Er hatte die düstere Ahnung, daß Rosalind bei diesem Mann bleiben würde. Kyhoes Verstand arbeitete trotz seiner schmerzlichen, bedrückten Stimmung wie immer. So wußte er, daß es vielleicht nur Rosalind gelingen konnte, den Wüstenmann zu besänftigen. Aber Kyhoe zweifelte auch daran.

      Er erinnerte sich zu gut an Tudors Worte, als sie ihn vor zehn Minuten über den Boden geschleift hatten. »Zuerst bringe ich euren Boß um, und danach kommt ihr an die Reihe. Das ist ein Versprechen!«

      Der macht es, wenn sie es nicht schafft, ihm das auszureden, dachte Clay Kyhoe bitter. Der Mann macht alles, was er sagt.

      *

      Rosalind Corvan konnte den Mann nicht ansehen. Sie hatte einmal einen Cowboy gesehen, der von einem wilden Stier auf die Hörner genommen worden war, aber der Anblick dieses Mannes war weitaus schlimmer.

      »Mister Tudor«, murmelte sie gepreßt, »nehmen Sie das Tuch. Es ist feucht, und ich habe auch Wasser Bitte, Mister Tudor…«

      Der Mann stand da und starrte auf irgendeinen Punkt, während sein Leib schwankte und sich wie eine Gerte bog.

      »Mister Tudor!«

      »Ja«, sagte Tudor. Seine aufgeplatzten Lippen bewegten sich. Er hob den Kopf und versuchte sie anzusehen. Dann streckte er, als täte er es in Trance oder im Traum, seine Hand nach ihrem feuchten Halstuch aus. Diese Bewegung jedoch war bereits zuviel für ihn. Er geriet aus dem Gleichgewicht, drehte sich wie ein Kreisel und stürzte zu Boden.

      Rosalind Corvan stieß einen erschrockenen Laut aus. Sie flog aus dem Sattel, riß die Wasserflasche los und sah den Mann vergebliche Anstrengungen unternehmen, wieder auf die Beine zu kommen. Er schaffte es nicht mehr.

      »Mein Gott, mein Gott«, flüsterte Rosalind Corvan entsetzt. »Tudor, liegen Sie still, bitte. Hier, trinken Sie, es wird helfen. Tudor, es tut mir leid, es tut mir schrecklich leid. Ich wußte es nicht, glauben Sie mir, ich hatte keine Ahnung.«

      Er trank, er schien nur die Wasserflasche zu spüren und an nichts sonst denken zu können als an einige Schlucke Wasser. Dann zuckte er leicht zusammen, denn sie begann mit dem Tuch seine Wunden zu säubern.

      »Es schmerzt, aber ich muß doch etwas tun«, flüsterte sie bedrückt. »Mister Tudor, halten Sie still, bitte.«

      Sie rutschte neben ihn, und er schien es sich gefallen zu lassen, daß sie ihm Wangen und Stirn abtupfte.

      »Es ist seine Furcht«, redete sie und betrachtete nun seine Schürfstellen. »Er hat immer gefürchtet, daß Siedler kommen und ihm das Land wegnehmen könnten. Wenn ein Mann groß wird, hat er Feinde, es bleibt nicht aus.«

      Tudor zuckte und stemmte sich auf. Er schaffte es und saß neben ihr.

      »Nein – nein«, sagte er langsam. »Ein guter Mann hat niemals Feinde, so groß er auch immer wird. Verstehen Sie – ein anständiger Mann wird keine Feinde haben. Wenn jemand über andere hinwegtrampelt und sie nicht achtet – man muß andere achten können, dann hat man keine Feinde. Er hat keine Achtung, das ist es – und Sie wissen es, Miss Corvan.«

      Rosalind Corvan schloß die Augen. Sie wußte plötzlich, daß Tudor recht hatte. Er kannte Matt nicht, aber er hatte ihn richtig beschrieben.

      »Er ist mein Vater, Mister Tudor. Er fürchtet nur, sein Land zu verlieren.«

      »Nicht so sehr das Land, seinen Besitz, seinen Reichtum, das Ansehen – und die Furcht, die man vor ihm hat. Das ist es«, murmelte Tudor. »Er hat sich immer mit Gewalt durchgesetzt.

      Was immer er tat, er tat es rücksichtslos – oder?«

      »Ich glaube ja«, flüsterte sie bedrückt. »Er mußte sich durchsetzen.«

      »Wie jetzt?« fragte Tudor bitter und grimmig. »Er wird nicht auf Sie hören, niemals, Miss Corvan. Und wenn, dann nur mit dem Gedanken, daß er mich auskaufen kann. Vielleicht glaubt er, mit seinem Geld etwas machen zu können, aber ich gehe hier nicht fort. Ich bin einmal fortgegangen, weil die Wüste mein Land fraß. Miss Corvan, danke für Ihre Hilfe, aber ich werde nicht weggehen.«

      »Mein Gott, es gibt so viel Land, Mister Tudor, überall. Wenn er Ihnen genug bietet…«

      Tudor schüttelte den Kopf. Er nahm die Wasserflasche hoch und trank, danach schien ihm noch besser zu werden.

      »Miss Corvan, ich tue niemand etwas, ich will nur meine Ruhe haben, meine Pferde züchten können. Dieser Platz hat mir gefallen, ich habe mein Haus gebaut. Ein Mann baut kein Haus, um wieder fortzuziehen.«

      »Aber – er setzt immer durch, was er will, Tudor«, stammelte sie. »Er ist so dickköpfig…«

      »Verbohrt«, erwiderte Tudor düster. »Er ist ungerecht und verbohrt – und Sie wissen das. Ich vertrage viel, ich schlucke auch einige Dinge. Das hier war zuviel. Ich werde es nicht vergessen – niemals, aber ich will noch einen Versuch machen, weil…«

      Dann schwieg er und sah zu Boden.

      »Weil?« fragte sie.

      »Vielleicht, weil Sie mir geholfen haben«, sagte Tudor langsam. »Ich möchte den Mann nicht töten müssen, dessen Tochter mir geholfen hat. Ich wußte schon in Flanigan, daß Sie anders sind, ich sah Ihre Augen und wußte, daß Sie – nun – daß Sie sich für ihn schämten. Ich glaube, es ist eins der bittersten Dinge dieser Welt, wenn sich Kinder für ihre Eltern schämen müssen. Miss Corvan, ich werde auf ihn warten – heute in drei Tagen – an dieser Stelle, genau hier, weil das beinahe die Weidegrenze ist. Dieser Platz liegt ein Stück auf seinem Land.«

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