Die großen Western Classic 45 – Western. Howard Duff

Die großen Western Classic 45 – Western - Howard Duff


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er nicht wie ein Mann aus dem Osten aus.

      Sie unterbrachen ihr Gespräch, als Ridgely sich näherte. Der Reiter zügelte sein Pferd unweit des Feuers.

      »Einen Schluck Wasser?«, fragte er.

      Einer der Männer am Feuer richtete sich auf, schöpfte mit einem Blechbecher eine dunkle Flüssigkeit aus einem Kessel und brachte ihm den Becher. Er sagte: »Ist Kaffee recht?«

      »Kaffee ist immer recht«, erwiderte Ridgely und trank mit kleinen Schlucken. Er hatte lange keinen Kaffee gehabt.

      »Trapper?«, fragte der bärtige braungebrannte Mann.

      »Scout«, antwortete Ridgely. »Fort Abraham Lincoln. US-Kavallerie. Mein Name ist Ridgely.«

      »Es wird Zeit, dass die Armee endlich etwas unternimmt«, sagte der Mann, der ihm den Kaffeebecher gebracht hatte.

      »Was soll die Armee unternehmen?«, fragte Ridgely.

      »Sie soll die Rothäute endlich zum Teufel jagen.«

      »Seid ihr auf dem Weg in die Black Hills?«, fragte Ridgely. »Goldsucher? Dann müssten wir euch zum Teufel jagen.«

      Ridgely trank den Becher leer und warf ihn neben das Feuer.

      »Wie meinen Sie das?«, fragte der bärtige Mann.

      Ridgely beachtete die Blicke der anderen nicht, die feindselig geworden waren.

      »Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass es einen Vertrag zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und den vereinigten Stämmen der Sioux, Cheyenne, Arapaho und anderer Indianernationen gibt. Er wurde vor einigen Jahren in Fort Laramie geschlossen. Die Zeitungen waren damals voll davon.«

      »Ich erinnere mich«, sagte der bärtige Mann. »Ich bin damals dabei gewesen. Ich bin Reporter, Mister Ridgely, und schreibe für die Bismarck-Tribune.«

      »In diesem Vertrag sind den Stämmen bestimmte Gebiete zugesichert worden. Unter anderem die Black Hills, in denen die Kulturstätten der Stämme liegen. Dort ist die Große Medizin, das größte Heiligtum.«

      »Humbug!« Der Mann, der Ridgely den Kaffee gebracht hatte, ging zum Feuer. »Ein Haufen Wilder, die mit dem Land, das ihnen gegeben worden ist, nichts anzufangen wissen.«

      »Würden Sie das auch sagen, wenn in den Black Hills kein Gold gefunden worden wäre?«, fragte Ridgely.

      »Ich denke, Sie arbeiten für die Armee?«

      »Muss ich deshalb blind und taub sein?« Ridgelys Haltung blieb entspannt, aber er registrierte, dass einer der Männer sein Gewehr heranzog. »Was hier stattfindet, ist einer der größten Vertragsbrüche, die ich miterlebt habe. Und das nur wegen Leuten wie Ihnen. Die Regierung war durchaus willig, den Vertrag zu halten – bis die Zeitungen die Nachricht von den Goldfunden hinausposaunten und Tausende von Diggern anrückten. Die ersten schickten wir zurück, aber als es immer mehr wurden, mussten wir die Grenzen der Reservation öffnen. Jetzt haben wir den Ärger mit den Indianern.«

      »Sie bestreiten also das Recht amerikanischer Bürger, sich in ihrem eigenen Land zu bewegen, wie es ihnen gefällt?«

      »Die Black Hills sind Indianerland«, antwortete Ridgely. »Würde es Ihnen gefallen, wenn sich jeder hergelaufene Tramp in Ihrem Vorgarten einquartiert und ihre Blumenbeete auseinandernimmt, weil er glaubt, dass er darunter ein paar Nuggets findet?«

      »Diese Rothäute wissen nicht, was eigenes Land und was ein Vertrag ist.«

      »Glauben Sie? Ich glaube fast, dass viele Leute im Osten davon keine Ahnung haben, sonst würden sie nicht immer wieder Verträge schließen und dann brechen.«

      »Hauen Sie ab, Mann!« Der Bursche, der sein Gewehr herangezogen hatte, richtete es jetzt auf Ridgely. »Ich sollte Sie wie einen räudigen Hund aus dem Sattel schießen.«

      »Nimm das Gewehr weg, Freundchen«, sagte Ridgely. »Der Letzte, der ein Gewehr auf mich gerichtet hat, liegt am Powder River begraben.«

      In seiner Stimme war Eis.

      »Wir sind sieben«, sagte der Mann, aber er schluckte. Unter dem harten Blick des Scouts war ihm nicht wohl zumute.

      »Sechs«, sagte der Bärtige. »Mit mir sollten Sie nicht rechnen.« Er richtete sich auf und entfernte sich vom Feuer.

      »Lass ihn in Ruhe reiten«, sagte ein anderer nervös. »Was geht es uns an, was der Mann redet.«

      »Er ist Scout der Armee. Die Armee soll uns beschützen. Ich lasse mir von so einem Bastard nicht sagen, dass ich ein Landräuber sei.«

      »Du bist noch was viel Schlimmeres, mein Junge«, sagte Ridgely. »Du bist der größte Idiot, den ich je gesehen habe. Du wirst keine drei Monate dort, wo du hinwillst, überleben. Wer ein Gewehr auf einen anderen Mann richtet, sollte nicht lange fackeln, sondern gleich abdrücken. Weil nämlich jeder, der eine Waffe auf sich gerichtet sieht, selbst gleich schießt.«

      Ridgely lehnte sich nur ein wenig zurück. Seine Rechte bewegte sich kaum. Er drückte auf den Griff des langläufigen Smith-&-Wesson-Revolvers, sodass das Holster hochschwang, und schoss durch den offenen Holsterboden.

      Die beiden ersten Kugeln schlugen direkt vor dem Mann mit dem Gewehr in den Boden. Dreckfontänen flogen in die Höhe. Grasfetzen trafen den Mann ins Gesicht. Sein Gewehr schwenkte herum. Er zog den Kopf ein und ließ das Gewehr fallen, um die Hände vor das Gesicht zu schlagen. Gleichzeitig stieß er einen hellen Schrei aus.

      Die dritte Kugel traf mitten in die Feuerstelle. Brennende Scheite und glühende Asche wurden hochgeschleudert. Ein flammendes Holz traf einen der Männer ins Gesicht. Ein anderer, der dichter am Feuer gesessen hatte, wurde von glühenden Ascheteilchen überschüttet. Er warf sich schreiend ins Gras und schlug sich mit den flachen Händen immer wieder auf den Kopf, während ein Teil seines Haars weggesengt wurde.

      Die Detonationen verhallten im Hügelland. Ridgelys Gesicht blieb unbewegt. Er sagte: »Kehrt um und fahrt wieder nach Hause. Wenn ich gewollt hätte, hätte jeder von euch jetzt eine Portion Blei im Leib. Der nächste, mit dem ihr es zu tun kriegt, wird nicht so rücksichtsvoll sein. In den Goldgräbernestern in den Black Hills herrschen andere Gesetze. Wenn ihr es überhaupt bis dahin schafft. Die Indianer sind nämlich auch unterwegs und schnappen sich, wen sie kriegen können.« Der Scout ließ den Revolvergriff los und fügte hinzu: »Falls es einem von euch einfallen sollte, mir in den Rücken schießen zu wollen, soll er sich das lieber dreimal überlegen. Beim nächsten Mal schieße ich nicht ins Feuer.«

      »Einen Moment, Mister Ridgely, Sir!« Der Bärtige, der abseits gestanden hatte, näherte sich. »Sie reiten doch nach Fort Abraham Lincoln. Zu General Custer.«

      »Richtig.«

      »Ich möchte mich Ihnen anschließen.«

      »Sie wollten doch ursprünglich in die Goldfelder.«

      »Da kann ich immer noch hin. Ich habe das Gefühl, dass es in der Umgebung von General Custer interessanter ist. Ich meine, Sie sind gewiss nicht zu Ihrem Vergnügen im Westen gewesen und reiten jetzt nach Fort Lincoln, um Custer zu sagen, dass das Wetter in den Badlands gut ist.«

      »Ich kann Sie nicht hindern, nach Fort Lincoln zu gehen, Mister.«

      »Kellogg«, sagte der andere. »Mark Kellogg. Bismarck Tribune.«

      »Custer mag Reporter«, sagte Ridgely. Er schaute zu, wie Kollegg zu den Pferden hinüberhastete, seine Habseligkeiten zusammenraffte und in den Sattel stieg, ohne sich weiter um seine bisherigen Reisegefährten zu kümmern.

      »Sie nicht?«, fragte ihn Kellogg.

      »Nein«, sagte Ridgely.

      »Vielleicht ändert sich das, wenn Sie mich näher kennen.«

      »Das glaube ich nicht«, sagte Ridgely und ritt an. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die anderen Männer. Keiner rührte sich. Jene, die von den umherfliegenden Brandscheiten getroffen worden waren, hatten ohnehin mit sich genug zu tun.

      *


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