Lagezentrum: Ein Luke Stone Thriller – Buch 3. Джек Марс
hätte er den Erfolg genießen und das Team ausbauen können – aber er hatte sich dagegen entschieden. Jetzt war das SRT Vergangenheit und Luke Stones Rolle selbst ebenfalls. Er hatte sich zur Ruhe gesetzt. Nicht nur das, er war komplett untergetaucht und hatte sich nicht gerade Mühe gegeben, in Kontakt zu bleiben. Der Zusammenhalt eines Teams war ein wichtiger Bestandteil im Geheimdienst und unter Sondereinsatzkräften wie ihnen. Ohne Kontakt gab es keinen Zusammenhalt.
Was bedeutete, dass es im Moment auch kein Team gab.
Der Hubschrauber machte eine Kurve und flog nach Süden. Fast sofort wurde die Verwüstung deutlich. Das gesamte Gebiet unterhalb des Dammes war überflutet. Überall waren große Bäume ausgerissen und wie Streichhölzer herumgeschleudert worden. In wenigen Minuten erreichten sie das Gelände des ehemaligen Black Rock Resorts. Teile des Obergeschosses des Hauptgebäudes waren noch intakt und ragten aus dem Hochwasser heraus. Autos stapelten sich an der Außenwand des zerstörten Hotels, zusammen mit weiteren Bäumen, von denen einige ihre Äste zum Himmel streckten, wie Gläubige, die Gott um ein Wunder anflehen.
Die Autos, die Bäume und das Treibgut hatten sich zu einem Minidamm ineinandergeschoben, hinter dem sich ein breiter See gebildet hatte. Etwa ein Dutzend Zodiacs waren am Rande dieses Sees geparkt. Taucherteams in voller Montur bereiteten sich in mehreren Booten auf ihren Einsatz vor.
„Haben sie hier Überlebende gefunden?“, fragte Luke.
Der Pilot schüttelte den Kopf. „Keinen einzigen. Zumindest nach dem Stand heute Morgen. Allerdings fand man etwa hundert Leichen in der Cafeteria des Resorts. Sie bringen sie eine nach der anderen hoch. Ich glaube, sie haben noch nicht mit der Suche in den Zimmern begonnen. Vielleicht warten sie damit sogar, bis das Wasser abgesackt ist. Sich unter Wasser durch die Gänge zu bewegen ist gefährliche Arbeit und wahrscheinlich unnötig. Da unten lebt eh niemand mehr.“
Ed Newsam, der in seiner entspannten Art ausgestreckt dasaß, streckte sich und richtete sich nur einen Hauch auf. „Woher wollen Sie das wissen? Es könnte noch Luftblasen geben. Da unten könnten immer noch Leute sein, die auf Rettung warten.“
„Sie haben Unterwasser-Abhörgeräte auf den Booten“, sagte der Pilot. „Wenn da tatsächlich noch jemand am Leben ist, hat er gestern den ganzen Tag über keinen Mucks von sich gegeben.“
„Wenn ich das Sagen hätte, würden meine besten Taucher Raum für Raum durchgehen. Dass die Leute in der Cafeteria tot sind, wissen wir bereits. Und die Taucher wussten, dass ihr Job gefährlich ist. Die Zivilisten im Resort hatten jedoch keine Ahnung, was auf sie zukommt.“
Der Pilot zuckte die Achseln. „Wie dem auch sei, sie arbeiten so schnell sie können.“
Der Hubschrauber zog weiter nach Süden. Die Flut hatte eine Schneise durch das Tal geschnitten. Es sah aus, als wäre ein Riese durch den Wald gestapft und hätte die Bäume herausgerissen. Überall war Wasser. Das ursprüngliche Flussbett war nicht mehr zu erkennen.
Sie überquerten die Stadt Sargent, die immer noch mindestens zwei Meter hoch überschwemmt war. Die Verwüstung hier war allerdings nicht so verheerend. Es gab eine Menge leerer Grundstücke, wo vorher Häuser gestanden haben mussten – an anderen Ecken ragten Gebäude und Fastfood-Schilder noch wie Finger aus dem Wasser. Der Hubschrauber flog über ein Betongebäude, an dem sich ein Stapel von Autos und Geländewagen türmte. HONEST ABE'S GEBRAUCHTWAGEN besagte ein Schild, das halb aus dem Wasser ragte. Eines seiner Stützbalken war eingestürzt.
„Wie viele Tote gab es hier?“, fragte Luke.
„Fünfhundert“, sagte der Pilot. „Plus/minus ein paar Zerquetschte. Es fehlen immer noch 100 Menschen oder mehr. Es war früh am Morgen, und es gab keine große Vorwarnung. Viele Leute wurden noch in ihren Häusern weggefegt. Man liegt ruhig im Bett und auf einmal geht das alte Luftangriffssignal aus Zeiten des Kalten Kriegs los, was macht man da? Viele flohen anscheinend in ihre Keller. Das ist nicht gerade der Ort, an dem man sein sollte, wenn eine Flut kommt.“
„Niemand hat damit gerechnet, dass der Damm bricht?“, fragte Swann. Es war das erste, was er gesagt hatte, seit sie in den Hubschrauber gestiegen waren.
Der Pilot war mit seiner Steuerung beschäftigt. „Warum sollten man auch? Der Damm ist schließlich auch nicht gebrochen. Er wurde gebaut, um 1000 Jahre lang standzuhalten.“
„Okay“, sagte Luke. „Ich habe genug gesehen. Lasst uns mit dem Gefangenen reden.“
08:30 Uhr
Chattahoochee National Forest, Georgia
Das Lager erschien aus dem tiefen Wald wie eine Fata Morgana.
„Hübsch ist es ja nicht gerade“, sagte Ed Newsam.
Inmitten des Dunkelgrün des umliegenden Walds lag ein perfektes braun-graues Quadrat mit einer Seitenlänge von einem Kilometer. Als der Hubschrauber näher kam, konnte Luke Dutzende von Baracken ausmachen, die Reihe an Reihe standen, sowie ein großes, quadratisches Wasserreservoir in der Mitte des Lagers. Nebengebäude umgaben das Reservoir, das mit einem stählernen Laufsteg überquert werden konnte.
Der Hubschrauber begann seinen Landeanflug und Luke konnte zusehen, wie sich der Hubschrauberlandeplatz näherte. Er befand sich in einem Bereich in der äußersten westlichen Ecke des Lagers, mit einigen großen Verwaltungsgebäuden, einem Schwimmbad und ein paar Parkplätzen. Er konnte nun deutlich Betonflächen, eine Zufahrtsstraße, Straßen innerhalb des Lagers und eine Mauer mit Stacheldraht und Wachtürmen um den Rand des Lagers erkennen. Der Ort war wie eine offene Wunde inmitten des Waldes.
„Was ist das für ein Ort?“, fragte Luke in sein Headset.
Der Hubschrauberpilot war mit der Landung beschäftigt, aber nicht zu beschäftigt, um zu antworten. „Ich habe gehört, es heißt Camp Enduring Freedom“, sagte er. „Die Leute hier neigen dazu, es Camp Nirgendwo zu nennen. Offiziell gehört es zu uns, der Bundesagentur für Notfalleinsätze. Sie werden es auf keiner Karte finden. Ich schätze, es gibt keinen offiziellen Namen.“
„Also existiert es nicht?“, fragte Luke.
Der Hubschrauber flog jetzt tief, die grauen Gebäude des Lagers ragten um sie herum auf. Luke bemerkte, dass sich an den Gebäuden mit Stahldrähten verstärktes Glas befand.
Der Pilot schüttelte den Kopf lächelnd. „Was existiert nicht? Ich sehe hier nur unbewohnte Wildnis. Hier gibt es nichts als Wald.“
Ein Flugeinweiser in einer gelben Weste stand mit leuchtend orangefarbenen Stäben in der Hand seitlich des Hubschrauberlandeplatzes und winkte ihnen zu. Der Pilot setzte den Hubschrauber perfekt in der Mitte des Landeplatzes ab. Er schaltete den Motor ab und die Rotoren begannen sich sofort unter lautem Heulen zu verlangsamen.
„Wenn Sie den Chinesen sehen“, sagte der Pilot, „verpassen Sie ihm ein paar von mir.“
„So was machen wir nicht“, sagte Luke.
Der Pilot drehte sich um und lächelte. „Natürlich nicht. Ich fliege ständig Leute an solche Orte und zurück. Ich muss Leute wie Sie nur ansehen und weiß, wofür Sie hier sind, glauben Sie mir. Ein Blick hat mir gereicht und mir war klar, dass es für den Kerl langsam brenzlig wird.“
Er, Swann und Ed verließen den Hubschrauber mit eingezogenen Köpfen. Ein Mann wartete bereits auf dem Landeplatz, um sie zu begrüßen. Er trug einen grauen Geschäftsanzug und eine blaue Krawatte. Seine Haare wurden von den langsamen Rotorblättern des Hubschraubers umhergeblasen. Der Stoff seines Anzugs kräuselte sich. Seine schwarzen Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Er sah aus, als sei er gerade aus einem Pendlerzug in Manhattan gestiegen. Er war so fehl am Platz, wie es nur möglich war.
Als Luke näher kam, betrachtete er sein Gesicht näher. Sein Alter war schwer zu schätzen – weder alt, noch jung, irgendetwas dazwischen. Er streckte seine Hand aus. Luke schüttelte sie.
„Agent Stone? Ich bin Pete Winn. Man sagte mir, die Präsidentin hätte Sie geschickt. Danke, dass Sie uns besuchen kommen.“
„Danke, Pete. Bitte nennen Sie mich Luke.“
Luke, Ed und Swann folgten Pete Winn vom Hubschrauber weg zu einer