Die Genesis aus biblischer Sicht. Roman Nies

Die Genesis aus biblischer Sicht - Roman Nies


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ließ, was im Erfahrungshorizont der Bewohner von Hiroshima und Nagasaki noch nicht vorgekommen war.

      Was Hume und alle Atheisten nicht beweisen können, ist, dass die Auferstehung Jesu Christi gegen die Naturgesetzlichkeiten verstößt. Vielleicht lässt die Natur, so wie sie wirklich ist, nicht so, wie wir denken, dass sie ist, viel mehr zu, als wir annehmen. Ganz gewiss tut sie das. Ja selbst, dass man Masse in Energie umwandeln kann, was bei einer solchen nuklearen Kettenreaktion geschieht, kann man als Wunder bezeichnen, wenn man Wunder so definiert, dass etwas Unerklärliches, nicht Erfahrenes geschieht.

      Atheisten widersprechen sich allerdings bei diesem Prinzip, nur auf das Erfahrbare zu setzen, selber. Sie wissen ja gar nicht sicher, was erfahrbar ist, sondern nur, was sie erfahren haben. Reicht die Erfahrung aller Menschen aus, um eine vollständige Beschreibung der Natur zu erhalten? Dann wäre ja auch das Forschen hinfällig. Man darf also Erfahrbares nicht mit Erfahrenem gleichsetzen.

      Unter dem Begriff des Aktualismus, der besonders in der Geologie bekannt ist, bezeichnet man die Annahme, dass alles was heute erfahrbar ist, schon immer und auf die gleiche Weise erfahrbar war. Demzufolge müsste das, was es heute nicht gibt, auch schon früher nicht gegeben haben. Aber diese These ist ebenso oft richtig wie nicht. Wenn der Colorado River heute wenig Material im Flussdelta ablagert, bedeutet das nicht, dass der Grand Canyon, durch den er fließt, viele Millionen Jahre alt sein muss, denn vielleicht hat sich auch der Fluss verändert. Vielleicht führte er früher mehr Wasser, floss schneller und lagerte viel mehr Material ab. Dass der Aktualismus nicht stimmen kann, sieht man schon an den vielen Naturkatastrophen, die gemächlichere und ungestörte Zeitabläufe umstürzen.

      Hume geht davon aus, dass es so etwas wie Naturgesetze gibt. Aber das, was er unter Naturgesetzen versteht, sind in Wirklichkeit nur Versuche der wissenschaftlichen Beschreibung, was in der Natur geschieht. Als Newton die Gesetze der Schwerkraft mathematisch formulierte, dachte jeder, dass es sich hier um etwas Unveränderliches handelte. Schließlich ist doch die Mathematik eine „exakte" Wissenschaft. Seit Einsteins Relativitätstheorie wissen wir, dass diese „Gesetze" so gar nicht in der Natur vorkommen, weil die Natur noch viel diffiziler geregelt ist und Newtons Gesetzmäßigkeiten nur im Groben „funktionieren". Seit der Entdeckung der Quantenphysik ist man davon abgekommen, streng deterministisch von nach Ursache und Wirkung ablaufenden Naturvorgängen zu reden. Das bedeutet, dass der Mensch bisher nur eine Annäherung an das, was in der Natur geschieht und wie es geschieht, erzielt hat. Und es sieht danach aus, dass das immer so bleiben wird, weniger vielleicht, weil der menschliche Verstand begrenzt ist als vielmehr, weil der Mensch Teil des Systemganzen ist. Er ist die Ameise, die die Welt aus der Perspektive des Ameisenbau-Bauers sieht und gar nicht anders sehen kann. Inzwischen ist man auch von dem Glauben abgekommen, dass die Mathematik eine exakte Wissenschaft sei. Sie setzt immer den schöpferischen, geistigen Input des Menschen voraus. Sie ist eine Rückmeldungsinstanz für das Vortasten des menschlichen Rechners. Sie bestätigt lediglich, ob man sich der erfahrbaren Wirklichkeit angenähert hat.

      Interessanterweise hat man sich ja auf anderen Gebieten erkenntnistheoretisch zu der Annahme durchgerungen, dass man postmodern alles als Wahrheit und damit eben gerade nichts als reine Wahrheit stehen lassen kann. Nur bei den Naturwissenschaften wehrt man sich gegen dieses gedankliche Konzept, das nicht der reinen Erfahrung entspricht, sondern einer weltanschaulichen Willenskundgebung. Nichts weiter als eine weltanschauliche Willenskundgebung ist jedoch der Naturalismus oder Materialismus, der unterstellt, dass alles auf natürliche, naturgesetzliche, rein materielle Ursachen zurückgeht. Dabei hat der Naturalismus tatsächlich eines mit der Naturwissenschaft gemein: er kann nur beschreiben, was existiert und wie es existiert. Niemals das Warum. Und beides, das Was und Wie, das man feststellt, kann nie den Anspruch erheben, die ganze Wirklichkeit abzubilden, weil man nie wissen kann, ob hinter dem Horizont, den man erforscht hat, noch weitere, neue Länder auftauchen. Kolumbus war sich bis an sein Lebensende sicher, sagt man, dass er Indien entdeckt hatte. Er befand sich in einem doppelten Irrtum. Erstens war Amerika nicht Indien, zweitens waren vor ihm schon andere Europäer in Amerika. Ähnlich könnte es sich mit der Theorie verhalten, dass Zufall und Auslese ausreichen, um vererbbare Information zu bilden und weiterzugeben. Man hat tatsächlich etwas entdeckt: dass Arten veränderlich sind und dass die natürliche Auslese eine Rolle dabei spielt. Aber dass dadurch keine Entwicklung, schon gar nicht eine Höherentwicklung oder gar die Entstehung des Lebens möglich ist, haben noch nicht alle verstanden. Indien liegt woanders!

      Biologen wissen, dass sie nicht den Schlüssel des Lebens gefunden haben, nur, weil sie wissen, wie das genetische Erbmaterial in der DNS aufgebaut ist, wie es an die nächste Generation weitergegeben worden ist und wie es Informationen in der Zelle abliefert. Auch hier wieder hat man nur das Wie und Was erforscht. So kann man auch den Verbrennungsmotor von Otto erforschen. Irgendwann weiß man, wie und zu was die Teile funktionieren. Aber niemand würde annehmen, dass der Zweck ein Verbrennungsmotor zu sein, sich zufällig ergeben hätte, denn man weiß ja, da steckt der Erfinder Nikolaus Otto, somit ein findiger Geist dahinter. Die Entstehung des Lebens auf der Erde ist für Naturwissenschaftler noch jenseits ihres Verstehenshorizontes, obwohl es sogar ein Teil ihres Erfahrungshorizontes ist. Das Leben muss entstanden sein, sonst wären wir nicht hier. Aber das Lebendige gibt immer nur Leben weiter, das schon da ist.

      Das ist unsere Erfahrung. Aber es befriedigt unseren Intellekt nicht, wenn wir sagen, da wir nie eine andere Erfahrung gemacht haben, müssen wir annehmen, dass es Leben schon immer gab. Zwar sagen die Naturalisten das nicht. Aber sie sagen etwas Ähnliches: Materie gab es schon immer. Dadurch verhindern sie, dass ein Schöpfergott bei ihnen den Fuß in die Tür bekommt. Gott soll in der Naturwissenschaft nicht vorkommen. Aber, wenn man alle Fakten abwägt, kann man die Lücke, die man entstehen lässt, wenn man Gott aus der Naturwissenschaft herausnimmt, nicht durch den Lückenbüßer Evolutionslehre schließen. Sie ist der „göttliche Sturmwind" der Materialisten und Atheisten, der zwar Chaos verursacht und das Licht verhüllenden Rauch aufsteigen lässt, aber nicht die ganze Wirklichkeit erfasst. Die Quantenphysik hat die Denker jedenfalls darauf aufmerksam gemacht, dass das Universum so beschaffen ist, dass es im Mikrokosmos in eine Sphäre führt, die sich dem forschenden Zugriff noch verwehrt und geeignet erscheint, eine offene Stelle im Denkgebäude gleich welcher naturalistischen Denkansätze zu bleiben. Manche sehen diese offene Stelle als einer Art Interface zu einer anderen Wirklichkeit. Aber auch das kann sich nur bewahrheiten, wenn man den Zugang zu dieser anderen Wirklichkeit dort zweifelsfrei verortet hat. Grundsätzlich kann man anzweifeln, dass man geistige Vorgänge jemals anders als nur auf dem geistigen Wege definieren kann. Die DNS besteht aus Atomen, aber nicht die Atome sind die Information zum Leben, ebenso wenig wie die Anordnung der Druckerschwärze in diesem Heft die Information der Nachricht des Geschriebenen ist. Nicht einmal die Anordnung der Basensequenzen oder die Anordnung der Buchstaben sind die Information, sondern das, was unser Geist darunter versteht.

      Dass die Buchstabenfolge des Wortes „Geist" bei uns an das denken lassen, was wir unter Geist verstehen, liegt nicht in den Buchstaben begründet, sondern in unserer Übereinkunft, dass die Buchstaben das bedeuten sollen. So gesehen kann es keine „zufällige" Information geben, denn es ist immer ein Geist, der aus einem Code einen Code macht. Ein Code kann niemals durch Zufall entstehen, weil alle Zeichenfolgen, ganz gleich, wie sie zustande gekommen sind, erst durch die Sinngebung zu einem Zeichen werden. Die Buchstabenfolge u-n-s-i-n-n erkennen wir nur deshalb als etwas „Unsinniges“, weil wir das deutsche Wort dafür haben. Einem Finnen sagt sie nichts. Zeichensetzung erfordert geistige Übereinkunft. Die Übereinkunft liegt in der Sprachgemeinschaft.

      Deshalb sagt die Bibel, naturwissenschaftlich präzise, im Anfang war der Logos, der alle Dinge willentlich und wissentlich, geplant und kreativ ins Leben gerufen hat (Joh 1,1ff). Und es ist auch kein Zufall, dass ausgerechnet dieser Logos derjenige war, der von den Toten auferstanden ist. Ganz gleich ob er das unter Berücksichtigung der von Ihm selber installierten Naturgesetzlichkeiten getan hat oder nicht, davon hängt der Fortgang und das Heil der Schöpfung ab, nicht von Naturwissenschaftlern, Naturphilosophen oder Naturschützern. Er hat diese Welt erschaffen, Er tut mehr als das Menschenmögliche, um die Schöpfung zu retten. Er steht als Schöpfer der Natur mit Seinen Möglichkeiten über der Schöpfung. Wunder sind für Ihn kein Tabu, sondern übliches Wirken. Die ganze Schöpfung ist ein Wunder. Und die Schöpfung steckt voller Wunder. Gerade weil alles so „wunderbar" funktioniert im Kleinen


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