10 Urlaubskrimis Juli 2020 - Thriller Hochspannung. Alfred Bekker

10 Urlaubskrimis Juli 2020 - Thriller Hochspannung - Alfred Bekker


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fragen, hat D’Andrea die Kleine wie einen Minenhund vorgeschickt, weil er genau wusste, dass seine Feinde bei ihm zu Hause in Riverdale auftauchen würden!“, vermutete Sam Folder. „Ein skrupelloser Typ!“

      „Für uns aber im Moment in erster Linie ein Mordopfer“, stellte Mr McKee klar. „Und das bedeutet, wir werden mit derselben Energie und Sorgfalt ermitteln wie in jedem anderen Fall auch.“ Unser Chef wandte sich an Milo und mich. „Für Sie beide habe ich einen Termin auf Rikers Island gemacht. Tom Buscella will nur in Begleitung seines Anwalts befragt werden, was die Sache etwas komplizierter macht.“

      Milo und ich nickten.

      „Und dann möchte ich, dass Sie sich Jack Gabrielli vornehmen! Ich bin gespannt, was er dazu zu sagen hat, dass sein Onkel plötzlich im Lake Tappan aufgetaucht ist!“

      11

      Der Grauhaarige lenkte mit der linken Hand den Maverick durch den Lincoln-Tunnel. Die Rechte spielte mit dem Goldkreuz auf seiner Brust.

      Es gibt keinen Grund, nervös zu werden!, versuchte er sich einzureden. Alles lief doch wie geschmiert!

      Sonny D’Andrea war gerade noch rechtzeitig ausgeschaltet worden, bevor er sich ausführlich mit dem FBI unterhalten konnte.

      Im Radio lief Country-Musik.

      Der Grauhaarige summte mit. Seine Singstimme verfügte allerdings nur über einen tiefen und einen ganz tiefen Ton. Das Ergebnis war ziemlich dissonant.

      Nachdem er den Lincoln Tunnel passiert hatte fuhr er auf die Interstate 87 Richtung Paterson.

      Nach ein paar Kilometern erreichte er einen Parkplatz, bog ab und stoppte den Wagen. Auf dem Beifahrersitz lag eine Golftasche, in der er ein Spezialgewehr mit Laserzielerfassung verstaut hatte. Das nahm er an sich, stieg aus und schloss ab.

      Eigentlich schade um den Wagen!, dachte er. Ich hätte ihn gerne länger behalten...

      Aber das Risiko war einfach zu groß.

      Er nahm die Tasche mit der Linken über den Rücken, zupfte an dem Goldkreuz herum und ging auf einen unscheinbaren Toyota zu, der ein paar Meter entfernt geparkt war.

      Die Tasche mit dem Gewehr verstaute er im Kofferraum. Dann setzte er sich ans Steuer und griff nach seinem Handy. Natürlich ein Prepaid-Gerät, damit sich der Gesprächskontakt später nicht nachweisen ließ.

      „Alles erledigt“, sagte er einfach, als am anderen Ende der Leitung jemand abnahm.

      12

      Inzwischen lag der ballistische Bericht vor. Dave Oaktree, unser Chefballistiker schneite in das Dienstzimmer, das Milo und ich uns teilten.

      „D’Andrea und die Frau sind mit demselben Kaliber, aber mit verschiedenen Waffen getötet worden“, sagte Dave. „Beverly Reynolds wurde mit einer Automatik mit Schalldämpfer in den Kopf geschossen. Es gibt zweierlei Riefen, also besteht an der Verwendung eines Schalldämpfers kein Zweifel. Das Projektil, das Sonny D’Andrea getötet hat, wurde jedoch mit Sicherheit aus einem Gewehr abgefeuert. Vermutlich eine Spezialanfertigung. Beide Waffen sind leider bisher nicht aktenkundig.“

      „Ein Profi!“, lautete Milos Schluss. „Aber das haben wir ja ohnehin schon vermutet.“

      „Zwei Morde an einem Tag – und er hat immer die richtige Waffe dabei. Das ist auch nicht alltäglich!“, meinte ich.

      Eine halbe Stunde später erfuhren wir von unserem Kollegen Max Carter, dass der Ford Maverick höchstwahrscheinlich einem Mann aus Paterson gestohlen worden war. Allerdings konnte dieser keine weiteren sachdienlichen Angaben machen.

      Unser Termin auf Rikers Island ließ uns Zeit genug, um die Mittagszeit noch einen Snack zu nehmen. Wir kauften uns einen Hot Dog an der Worth Street, ganz in der Nähe des Bundesgebäudes an der Federal Plaza. Zurück schlenderten wir jeder mit einem Hot Dog in der Hand durch den Thomas Payne Park.

      „Ich bin mal gespannt, ob Buscella heute den Mund aufmacht“, sagte Milo.

      „Und ich bin gespannt, wer sein Anwalt ist und ihn bezahlt“, gab ich zurück.

      „Du meinst, da hat jemand Angst, dass Buscella etwas Verkehrtes sagt?“

      „Natürlich! Buscella selbst hat doch nichts mehr zu verlieren. Er ist an der Todesstrafe vorbeigekommen und sitzt lebenslänglich ohne Aussicht auf Bewährung. Wozu braucht der einen Anwalt, wenn er mit uns redet?“

      Zehn Minuten später saßen wir im Sportwagen und fuhren richtig Norden, um unseren Termin auf der Gefängnisinsel wahrzunehmen.

      Wir trafen Tom Buscella in einem karg eingerichteten Verhörraum. Er war ein Hüne von fast zwei Metern mit breitem Gesicht und kurz geschorenen Haaren. Die Unterarme waren voller Tätowierungen. Er trug Hand- und Fußfesseln.

      „Ich denke, die können Sie abnehmen“, wandte ich mich an einen der Wachleute.

      „Der Letzte, der das gesagt hat, war sein Psychologe und der liegt jetzt mit gebrochenem Rückgrat im Bethesda Hospital“, erwiderte der Wachmann. „Mister Buscella neigt nämlich zu einem aufbrausenden Temperament.“

      „Er wurde provoziert!“, mischte sich ein kleiner, dunkelhaariger Mann im kobaltblauen Dreiteiler ein, der sich als letzter in den Raum gedrängt hatte.

      Er gab mir die Hand und drückte sie übertrieben fest.

      „Brian Reddick von Reddick, Cameron & Partners, New York City. Ich vertrete Mister Buscella.“

      „Freut mich Sie kennen zu lernen. Ich bin Agent Trevellian und dies ist mein Kollege Milo Tucker. Für Ihren Mandanten steht hier nichts auf dem Spiel, wie Sie bedenken sollten!“

      Reddick grinste raubtierhaft und entblößte dabei zwei Reihen weiß blitzender und völlig gleichmäßiger Zähne. „Wollen Sie mir jetzt etwa vorschlagen, meine Arbeit nicht so gut wie möglich zu machen!“

      „Ganz bestimmt nicht!“

      „Dann ist es ja gut!“

      Wir setzten uns.

      „Hängen Sie mir ruhig noch etwas an, wenn Sie wollen“, knurrte Buscella. „Früher dachte ich, es sei ein Erfolg meines Anwalts, die Todesstrafe abzuwenden – heute denke ich, ich hätte es auf die Giftspritze ankommen lassen sollen...“

      „Dieses Problem sollten Sie mit Mister Reddick besprechen“, schlug ich vor. „Sie haben seinerzeit vor Gericht zugegeben, im Auftrag von Tony Damiani einen Mord begangen zu haben.“

      „Richtig. Die Kanaille, die ich niedergemacht habe, hieß Lee Kim – ein mieser koreanischer Drogenbaron. Die Justiz hätte mir eigentlich dankbar sein sollen, dass ich den


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