Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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sagte Eddie.

      „Wohl beim Wettangeln gewonnen?“

      Sie waren glücklich wie kleine Kinder und freuten sich mächtig darüber, dass ich nun wider Erwarten doch noch mit ihnen kam. Deshalb machte es ihnen nichts aus, dass ich sie am laufenden Band aufzog. Ihnen war die Hauptsache, dass sie den von Pino Calva erhaltenen Auftrag zu einem guten Ende bringen konnten.

      „Du fährst!“, sagte ich zu Ernie. „Du setzt dich neben ihn“, sagte ich zu Eddie. „Ich sitze hinten allein — sonst kriege ich die Krätze, wenn ihr mir zu nahe kommt.“

      Sie machten alles, was ich wollte. Ich nahm den Revolver auf, der das Seitenfenster des Wagens durchschlagen hatte, Ernie putzte die Glasscherben für mich vom Sitz, stach sich einmal und lehrte mich einen Fluch, der inhaltlich und in der Länge alles übertraf, was ich je zu hören bekommen hatte.

      Wir setzten uns in den Thunderbird — und ab ging die Post.

      Mary Scott konnte warten.

      Das dachte ich zumindest noch zu diesem Zeitpunkt. Ich konnte schließlich nicht wissen, was sich inzwischen in ihrem Haus abspielte ...

      11

      Der Schrei der entsetzten Alten war markerschütternd, grauenerregend.

      Mrs. Scotts faltiges Gesicht war zu einer hässlichen, alten Fratze verzerrt. Der Schrei, der sich ihrer dünnen Kehle entrang, war dünn, brüchig, rasselnd.

      Der Schatten flog blitzschnell auf sie zu.

      Mozarts Klavierkonzert wirkte nun wie eine makabre Lautuntermalung dieser Schreckensszene.

      Die Illustrierte rutschte über den Wannenrand und flatterte auf den Boden.

      Mary Scott fasste mit zittriger Hand nach der silbernen Griffstange, die neben der Wanne in die Wand eingelassen war und dazu diente, um der alten Frau das Aufstehen zu erleichtern. Ihre zuckenden Finger umfassten die Stange. Sie zog sich daran hoch. Halb aufgerichtet starrte sie auf ihren Mörder. Ihre jämmerlich dünne Figur war mit weißen Schaumpolstern bedeckt, die ihr ein groteskes Aussehen verliehen.

      Da war der Mörder an der Wanne!

      Die Alte schrie aus Leibeskräften, während sie ihn entsetzt anstarrte. Sie hatte ihren Mund weit aufgerissen. Der Schrei war dünn und dürftig, altersschwach wie Mary Scott selbst.

      Der Mörder fasste blitzschnell nach dem löwenkopfgroßen Badeschwamm und klatschte ihn der alten Frau ins Gesicht. Der Schrei erstickte augenblicklich.

      Doch nicht nur der Schrei erstickte. Mary Scott hatte das entsetzliche Gefühl, ebenfalls ersticken zu müssen. Der dicke nasse Schwamm lag fest auf ihrem Gesicht. Er bedeckte ihre Augen, ihre Nase, ihren Mund. Sie bekam keine Luft, begann verzweifelt um sich zu schlagen.

      Badeschaum flog umher. Wasserfontänen spritzten hoch auf. Klatschend schwappte das Badewasser über. Doch der Mörder presste der alten Frau den Badeschwamm unerbittlich auf das Gesicht.

      Mary Scott stemmte ihre müden dürren Beine gegen die Wanne. Ihre schlaffen Lungen flatterten beängstigend. Sie kämpfte verzweifelt um ihr Leben, wollte Luft kriegen. Aus dem Schwamm rieselte Wasser in ihren immer noch weit aufgerissenen Mund. Es rann in ihre Luftröhre. Sie hustete, ihre Füße glitten ab, sie rutschte aus und fiel in den Badeschaumberg hinein.'

      Die Schaumkrone nahm sie wie ein Sumpf auf und schloss sich wieder über ihr. Luftblasen blubberten auf. Dann war ein schreckliches Gurgeln zu hören.

      Im selben Moment schnellte die Alte noch einmal an die Oberfläche. Hustend, spuckend, röchelnd spie sie das Wasser aus. Der Mörder schleuderte den Badeschwamm fort. Das nasse Gebilde klatschte gegen die Wandfliesen. Wasser spritzte nach allen Seiten.

      Nun fasste der unbarmherzige Mörder nach den dürren Schultern der Alten.

      Verzweifelt stemmte sich Mary Scott gegen ihn. Sie keuchte fürchterlich, und es war unwahrscheinlich, wieviel Kraft diese alte Frau in ihrer Todesangst hatte. Die weißen Haare mit der Blauspülung klebten in ihrem hässlichen, von übermenschlicher Anstrengung gezeichneten Gesicht.

      Es war ein tödliches Ringen zwischen dieser neunundsiebzigjährigen Frau und ihrem kräftigen Mörder.

      Selbstverständlich würde Mary Scott unterliegen. Es war nur eine Frage der Zeit. Sie war jetzt schon so gut wie tot, obwohl sie noch beachtlich kräftige Lebenszeichen von sich gab. Gurgelnd musste sie erneut unter die Wasseroberfläche.

      Noch einmal kam sie hoch. Sie hustete bellend, die falschen Zähne fielen aus ihrem Mund und plumpsten in die Wanne. Nun waren ihre ledernen Wangen schrecklich eingefallen. Sie war bereits vom Tode gezeichnet. Ihr Kopf war nur noch ein hässlicher Totenschädel. Ein nasser, erschreckender Totenschädel.

      Der Mörder beugte sich über sie. Er schlug mehrmals kräftig in ihr Gesicht und drückte sie erneut ins Wasser. Als ihr zuckendes runzeliges Gesicht nach einigen Augenblicken hochkam, bedeckte viel Schaum ihre greisen Züge.

      Weißer Schaum quoll aus ihrem Mund.

      Es ging mit ihr zu Ende!

      Sie spreizte noch einmal ihre dürren Hände gegen den Wannenrand, um zu verhindern, dass sie noch einmal unter den Wasserspiegel musste, doch der unbarmherzige Mörder machte kurzen Prozess mit ihr. Er schlug so lange auf ihre Finger, bis sie losließ.

      Als sie nach unten sackte, schlug der Schaum wieder über ihr zusammen. Zitternd und zuckend tauchten ihre Hände ein letztes Mal auf. Sie suchten Hilfe, suchten Halt, verkrampften sich in der Luft ... und klatschten schließlich kraftlos ins Wasser.

      Mary Scott war verschwunden. Sie kam nicht wieder hoch.

      Mit einem Mal war es still im Raum geworden. Mozart untermalte die grauenvolle Szene noch. Der Atem des Mörders ging rasselnd. Er hatte nicht gedacht, dass ihm diese alte Frau so schwer zu schaffen machen würde.

      Er wartete eine Minute.

      Um ganz sicherzugehen, dass die alte Frau tot war, nahm er das Radio, trat damit an die Wanne und ließ es ins Wasser plumpsen.

      Der Stromstoß jagte durch den toten Körper der Frau und zwang ihn, sich noch einmal wild aufzubäumen. Mary Scott tauchte wie ein Ungeheuer aus dem Schaum auf, fiel jedoch sofort wieder zurück.

      12

      Ein Mann wie Pino Calva brauchte in keiner kleinen Eigentumswohnung im stinkenden Stadtzentrum zu wohnen. Ein Mann wie Pino Calva konnte es sich dank seiner Cleverness leisten, einen herrlichen Bungalow in Western Springs, einem Vorort


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