Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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Frau hatten schon die Klinken der Ausgangstüren in der Hand. Eine drehte sich um und zeigte auf die letzte der Saaltüren. „Durch die kommen Sie auf der Höhe der letzten Reihen in den Saal‟, sagte sie mit dünner Stimme.

      Castle stürmte zu der Tür. Er lauschte. Musik und laute Stimmen drangen aus dem Saal nach draußen. Das Stück war in vollem Gang. Was sollte er machen? Er wusste, dass die Federal Plaza sich mit dem Theater in Verbindung gesetzt hatte. Aber das Stück lief noch. „Verdammt – was soll ich machen ...?‟

      Behutsam drückte er die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen Spalt. Die Musik wurde lauter. Er blinzelte in das Halbdunkel des Saales. Zahllose Köpfe und vorn auf der hellen Bühne ein Riesenspektakel.

      Wie sollte er in dieser Menschenmenge einen einzelnen Mann finden? Einen Mann, von dem er nur wusste, dass er arabisch aussah – was immer das heißen mochte – und einen Trenchcoat trug. Und nicht zu vergessen die Hornbrille. Vermutlich gab es in diesem dunklen Saal zwanzig oder dreißig Männern mit Hornbrillen ...

      Castle stutzte. In einer der vorderen Reihen sah er die Umrisse eines Mannes. Der arbeitete sich an den sitzenden Zuschauern vorbei zum Mittelgang. Als er den erreichte, richtete er sich auf. Castles Hand fuhr zum Kolben seiner Dienstwaffe. Der Mann trug einen Trenchcoat. Und tatsächlich – die Brille in seinem Gesicht schien eine Hornbrille zu sein ...

      7

      Die Zuschauer waren ganz bei der Sache. Eve O′Sullivan konnte die konzentrierten Gesichter sehen. Sie hörte Gelächter an den richtigen Stellen, sie sah betroffene Mienen an den richtigen Stellen. Und hin und wieder entdeckte sie auch jemanden, der empört den Kopf schüttelte.

      Auch gut. Eve gehörte nicht zu den Theaterautoren, die es allen Recht machen wollten. Und der heftige Widerspruch von Teilen der Presse hatte ihr eine Menge Publicity gebracht. Und schon den siebten Tag ein volles Haus.

      Sie stand hinter dem Proszenium – also dem seitlichen Vorhang, der die Bühne begrenzte – und blickte ins Publikum hinein. Der Mann in der siebten Reihe, der sich an den Knien der anderen Zuschauer vorbei zwängte, schien die Schnauze schon voll zu haben. Eve grinste. Bei jeder Vorführung hatten ein paar Leute die laufende Vorstellung verlassen. Sie betrachtete das als Kompliment.

      Eine Hand berührte sie von hinten an der Schulter. Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Der Regisseur. Er machte ein Gesicht, als sei ihm gerade eben gekündigt worden.

      „Wir müssen abbrechen, Eve‟, flüsterte er.

      „Bist du bescheuert?‟

      „Das FBI hat gerade angerufen – die Feds halten es für möglich, dass ein Bombenanschlag geplant ist ...‟

      „Was erzählst du da ...?‟ Eve hielt den Atem an. Gleichzeitig sah sie die Schlagzeile vor sich. „Bombendrohung unterbricht Apfelschnaps‟ Gute Publicity. Wann hatte es das zuletzt gegeben?

      „Wie zum Teufel willst du das hinkriegen?‟ Sie blickte zurück in den Saal. Der Mann, der genug von dem Stück hatte, stand jetzt im Mittelgang. Doch statt nach hinten zu einem der Ausgänge, ging er noch vorn in Richtung Bühne ...

      8

      Rotlichter blinkten, Menschenmassen standen vor dem Trassierband. Die Reifen unseres Mercurys schrien, als Milo auf die Bremse stieg. Wir stiegen aus und spurteten auf die Wand aus menschlichen Rücken zu.

      „Platz machen, FBI!‟, brüllte ich. „Lassen Sie uns durch!‟

      Die Leute wichen auseinander. Erschrockene Gesichter überall. Und faszinierte Gesichter. Die Gaffer genossen ihre Late Night Show – an diesem Abend Live. Kalte Wut packte mich. „Gehen Sie nach Hause, zum Teufel, wenn Ihnen was an Ihrer Gesundheit liegt!‟

      „Und an einem vorstrafenfreien Lebenslauf‟, knurrte Milo hinter mir. Wir sprangen über das Trassierband.

      „Eure Kollegen sind schon drin‟, sagte einer der vielen Cops auf der Vortreppe. Im Foyer trafen wir auf Jay Kronburg und Leslie Morell.

      „Wir sind grade erst eingetroffen‟, sagte Jay. „Ein Polizeisergeant sei angeblich da drin.‟ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Saaltüren.

      „Clive hat nochmal angerufen‟, sagte ich. „Wir sollen unter allen Umständen das Theater räumen.‟

      „Ich weiß‟, knurrte Jay. „Aber die Idioten haben noch nicht einmal die Vorstellung abgebrochen.‟

      „Okay.‟ Milo zog seine SIG. „Dann reden Jesse und ich jetzt mit dem Regisseur.‟

      Jay nickte. „Und wir gehen in den Saal ...‟

      9

      Sergeant Castle hatte sich an der letzten Reihe vorbei auf den Mittelgang geschlichen. Schritt für Schritt näherte er sich dem Mann. Der lief auf die Bühne zu. Von dort aus beschallte immer noch Rockmusik den Saal. Die Leute rechts und links von Castle begannen zu tuscheln. Wellenartig breitete sich die Unruhe über das ganze Theater aus. Nur die Schauspieler schienen nichts zu merken. Die Bühnenscheinwerfer blendeten sie.

      Castle lief schneller. Er richtete seine Waffe auf den Rücken des Mannes. Unmöglich, in diesem vollbesetzten Saal zu schießen. Das wusste der Sergeant genau. Aber wenn der Mann tatsächlich eine Handgranate bei sich trug, wenn es tatsächlich ein Terrorist war, wenn er das verdammte Ding scharf machte – es würde mehr Opfer geben, als eine verirrte jemals Kugel kosten konnte.

      Castle sah, wie der Mann die rechte Hand aus der Manteltasche zog. Und er sah das mehr als faustgroße, ovale Ding in seiner Hand. Castles Herzschlag schien plötzlich seinen Brustkorb sprengen zu wollen. Die Granate ... die verdammte Granate ... Mit beiden Fäusten packte er seine Dienstwaffe hoch.

      „Hände hoch!‟, schrie er ...


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