Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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gebleicht. Das Haar zu einem Zöpfchen zusammengebunden und in einen modernen Anzug gehüllt, sah er eher aus wie der gelangweilte Sohn eines südamerikanischen oder saudischen Multimillionärs, als wie ein arbeitsloser Elektroingenieur.

      Ismael schaute auf die Uhr. Sein Bruder wollte um die Mittagszeit im Chelsea Park sein. Er würde die Waffe mitbringen, die Ismael für die Vollstreckung des nächsten Todesurteils brauchte. Unter all dem Gerümpel in seinem Einkaufswagen hatte er zwar eine Menge Waffen versteckt: Zwei Handgranaten, eine Uzi, eine Jericho-Pistole und reichlich Munition – doch nicht zu vergleichen mit der Waffe, die Raphael besorgen wollte. Eine wirkungsvolle Waffe. Eine Waffe, vor der es kein Entrinnen gab ...

      31

      Raphael stieg in den grünen Toyota und legte vorsichtig die Aktentasche auf den Beifahrersitz. Während er den Zündschlüssel umdrehte, sah er zwei Maskierte hinter der Schutthalde neben dem Haus auftauchen. Sie waren mit automatischen Gewehren bewaffnet. Im Laufschritt eilten sie in den Hinterhof.

      Sein Pulsschlag erhöhte sich. Er startete den Wagen und steuerte ihn aus der Parklücke. Im Rückspiegel entdeckte er zwei weitere Maskierte. Auch sie schwer bewaffnet. Sie stürmten in den Hauseingang hinein.

      Raphael stieß einen arabischen Fluch aus.

      Polizei!, schoss es ihm durch den Kopf. Er drückte das Gaspedal durch. Und musste im nächsten Moment auf die Bremse steigen. Zwei Männer standen vor ihm auf der Straße und winkten. Raphael sah, dass sie kugelsichere Westen trugen. Beide hielten Maschinenpistolen in den Händen. Er ließ das Fenster herunter.

      „Was gibt’s?‟

      „Warum so eilig, Mann?‟ Beide Männer kamen zu ihm an den Wagen. Zwei Waffenläufe richteten sich auf ihn. Sein Pulsschlag war ein einziger Trommelwirbel in seinen Schläfen. Er hatte das Gefühl, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle seines Körpers.

      „Ich hab Leute mit Schießeisen gesehen‟, sagte er in bestem Englisch. „Da wollte ich so schnell wie möglich verschwinden.‟ Er drückte die Kupplung durch und legte den ersten Gang ein. Sein Fuß schwebte über dem Gaspedal.

      „Steigen Sie mal aus, junger Mann.‟

      „Wer sind Sie?‟ Raphael wusste genau, wen er vor sich hatte. Aber Zeitgewinn war jetzt alles. Seine Rechte fuhr in die Außentasche seines Jacketts und schloss sich um eine Handgranate. „Wer gibt Ihnen das Recht mich einfach anzuhalten?‟ Er versuchte seiner Stimme einen ärgerlichen Klang zu geben.

      Der Mann zückte eine Plakette. „Das hier‟, blaffte er. Raphael erkannte einen Adler und eine Frau mit verbundenen Augen, die eine Waage in der Hand hielt. „FBI!‟

      „Sagen Sie’s doch gleich, verdammt ...!‟ Raphael wandte sich nach rechts und tat, als würde er sein Gurtschloss öffnen. Blitzartig zog er die Handgranate aus der Tasche. Mit den Zähnen riss er den Sicherungsbügel ab.

      Er schleuderte die Granate aus dem Auto. Gleichzeitig drückte er das Gaspedal durch und ließ die Kupplung los. Der Wagen schoss davon. Im Rückspiegel sah er die beiden Männer über die Straße hetzen, dann eine Explosion – ihre Körper wurden hochgehoben und auf den Asphalt geschleudert.

      Raphaels Atem flog. Er fluchte ununterbrochen vor sich hin. Wie besinnungslos kurvte er durch die Bronx. Erst als Polizeisirenen hörte, begann sein Verstand wieder zu arbeiten ...

      32

      Niemand öffnete – wir mussten die Wohnungstür aufbrechen. Krachend prallte sie auf dem Boden eines großen Zimmers auf. Zwei Männer sprangen von einem Tisch auf. Glas splitterte, ein Fenster sprang auf – Jay und Leslie drangen von der Feuerleiter aus in die Wohnung ein.

      „Hände an die Wand!‟, brüllte Jay. Milo und ich stießen die Männer an die Wand, zwangen sie, sich breitbeinig und mit Gesicht nach vorn dagegen zu stützen und tasteten sie nach Waffen ab. Jay und Leslie stürmten die drei weiteren Zimmer der Wohnung.

      „Mehr sind hier nicht‟, sagte Leslie. Milo und ich legten den Gefangenen Handschellen an. „Dafür ein hübsches Waffenarsenal.‟

      Ich folgte Leslie in eine Kammer. In Regalen lagen Handgranaten, Munitionsschachteln und Kisten mit Sprengstoff. An den Wänden hingen automatische Waffen.

      Ich tippte die Nummer der Zentrale in mein Handy. Eine Explosion ließ das Fensterglas klirren. Zusammen mit Jay stürzte ich ans Fenster zur Straße.

      Unsere beiden Kollegen lagen reglos auf dem Asphalt. Der grüne Toyota war verschwunden ...

      33

      Die Aktentasche unter den Arm geklemmt lief Raphael durch die Straßen. Von überall her Polizeisirenen. Eine Metro-Station. Er lief die Treppen hinunter und huschte in den nächstbesten Zug. Der brachte ihn nach Harlem.

      Dort hastete er über den Bahnsteig. „125. Straße‟ verkündete ein Schild an der Wand. Raphael lief die Treppe hinauf. Es regnete. Er zwang sich, langsamer zu gehen. In südlicher Richtung schlenderte er schließlich den Malcolm X Boulevard hinunter. Drei Blöcke weiter bog er in eine Seitenstraße ein.

      Er fand ein Geschäft für Skatermode. Ohne auf Qualität, Farbe und dergleichen zu achten raffte er Hose, Hemd und Jacke zusammen. Nur die Größe der Kleider interessierte ihn. Auch eine Sonnenbrille und eine Rastamütze nahm er mit.

      Ein paar Häuser weiter fand er einen Laden mit Eisenwaren. Raphael kaufte ein Rasiermesser. Zurück am Malcolm X Boulevard entdeckte er ein großes Kaufhaus. Er betrat es durch den Haupteingang. Vor der Rolltreppe studierte er den Hausplan. Die Toiletten befanden sich im dritten Obergeschoss ...


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