Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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      Es war schon später Nachmittag, als wir zurück in die Federal Plaza kamen. Niemand von uns konnte sich recht darüber freuen, dass wir zwei Terroristennester ausgehoben hatten: Unsere beiden Kollegen mussten schwerverletzt auf einer Intensivstation behandelt werden. Einer von ihnen schwebte noch in Lebensgefahr.

      „Wir haben die Beschreibung des Flüchtigen an alle Reviere durchgegeben‟, sagte der Chef. „Auch Presse und Fernsehen sind informiert. So auffällig, wie sie den Mann beschrieben haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn haben.‟

      „Ihr Wort in Gottes Ohren‟, knurrte Jay.

      „Ich weiß, wie Ihnen zumute ist, Gentlemen.‟ Jonathan McKee seufzte bedrückt. „Es ist furchtbar, miterleben zu müssen, wie Männer, mit denen man für Recht und Gesetz kämpft, niedergemacht werden. Wir können nur hoffen und beten, dass unsere beiden Agenten mit dem Leben davonkommen. Ich werde noch heute Abend ihre Familien besuchen.‟

      Wir schwiegen ein Zeitlang. Dann begann Clive, von dem Einsatz in Brooklyn zu berichten. Sie hatten ebenfalls zwei Männer verhaftet. „Das Arsenal an Waffen und Sprengstoff in ihrem Schlupfwinkel hätte ausgereicht, einen ganzen Straßenzug zu entvölkern und in Schutt und Asche zu legen‟, schloss Clive.

      „Wie gut, dass wir es verhindern konnten‟, nickte unser Chef. „Wenn Sadr den Mossad-Mann nicht belogen hat, gab es nur diese zwei Stützpunkte der Al-Qaida in der Stadt. Möglichen Attentätern wäre damit also die Operationsbasis entzogen. Aber hüten wir uns davor, Entwarnung zu geben. Die islamistischen Terroristen sind hartnäckig. Das ist nun mal eine charakteristische Seite jeder Art des Fanatismus. Solange der Mann nicht gefasst ist, der unsere Agenten mit der Handgranate angegriffen hat, solange sind Miss Lewis und Mr. Valezki noch in Gefahr.‟

      Später telefonierte ich mit Sharon. Mit knappen Worten berichtete ich, was passiert war.

      „Das ist unglaublich, Jesse‟, sagte sie. „Diese Leute haben es tatsächlich geschafft, sich hier in New York City einen Brückenkopf zu errichten?‟

      „Sieht ganz so aus, Sharon. Aber dieser Brückenkopf existiert nicht mehr. Sie mögen sich noch im Big Apple versteckt halten, aber sie sind von ihrer Logistik abgeschnitten.‟

      „Das heißt?‟

      „Keine Waffen, kein Sprengstoff, kein Gerät, keinen Notunterschlupf ...‟

      „Dann können Mike und ich endlich ...‟

      „Nein‟, schnitt ich ihr das Wort ab. „Einer konnte fliehen, wie gesagt. Und der Mann kam aus einer Wohnung, die nur so strotzte von Waffen und Sprengstoff. Solange dieser Kerl nicht hinter Schloss und Riegel sitzt, gibt es keinen Grund zur Entwarnung ...‟

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      „Die Jungs vom FBI haben zwei Nester dieser Mistkerle ausgehoben‟, knurrte Miler. Er schob sich einen Cheeseburger in den Mund. Sie hörten den Polizeifunk mit. Der Regen hatte nachgelassen. Es war inzwischen kurz nach vier.

      Castle schüttelte den Kopf. „Ich fasse es nicht ...!‟, stöhnte er. „Diese bärtige Mörderbande schafft es tatsächlich, zwei Stützpunkte im Herzen Amerikas zu errichten ...‟

      „Das Herz Amerikas ist New York City ja nun gerade nicht‟, mampfte Miler. „Was für ′‚ne Gruppe steckt da überhaupt dahinter? Diese Hisbollah?‟

      Castle schüttelte den Kopf. „Nein. In der New York Times schreiben sie, dass das FBI die Terrorgruppe Bin Ladens verdächtigt. Al-Qaida nennt sie sich.‟

      „Al-was?‟ Miler leckte sich die fettigen Finger ab.

      „Al-Qaida. Das heißt auf Englisch schlicht und einfach: Die Basis.‟

      „Hey, Sarge!‟, staunte Miler. „Du bist ja schwer auf Draht!‟ Er fummelte ein Schachtel Marlboro aus seinem Uniformhemd.

      „Was glaubst du, warum ich Sergeant bin und du noch immer einfacher Officer bist?‟ Castle musterte den dicklichen Miler mit deutlichem Unwillen. „Wenn du rauchen musst, steigst du aus.‟

      Miler wuchtete sich aus dem Wagen und knallte die Tür zu. Er ging etwas abseits.

      „Arrogantes Arschloch‟, knurrte er und zündete sich die Zigarette an.

      Rauchend schlenderte er auf und ab. „Lauter Fanatiker ...‟ Er blickte an der Hausfassade hinauf. Hinter dem Balkonfenster im dritten Obergeschoss wusste er Valezkis Arbeitszimmer. „Da oben wohnt noch so ein Fanatiker ...‟ Er grunzte verächtlich. „Wohl dem der beharrlich bleibt in Gefahr ...‟ Miler schüttelte den Kopf. Leute wie Valezki machten ihn einfach nur fassungslos. „So ein Scheißdreck ...‟

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      Unruhig lief Ismael vor seiner Bank auf und ab. Irgendetwas war schiefgelaufen. Er spürte es in allen Knochen. Es war schon nach halb fünf – Raphael war bereits mehr als vier Stunden überfällig. Er zog die letzte Nil aus seiner Schachtel und zündete sie an.

      Gegen fünf sah er einen Mann über den Mittelweg des Parks schlendern. Er trug dunkle Hosen mit Taschen an den Beinen. Der Schritt hing ihm fast zwischen den Kniekehlen. Ein schwarzer Blouson schlotterte um seinen Oberkörper. Sein Gesicht war zur Hälfte durch eine lächerlich große Sonnenbrille verdeckt. Auf dem schmalen Kopf des Mannes saß eine Rastamütze.

      Ismael nahm seine eigene Sonnenbrille ab und musterte den Mann. Er war noch gut hundertfünfzig Schritte von seiner Bank entfernt. Zielstrebig hielt er auf ihn zu. Jetzt erkannte Ismael die Aktentasche unter dem Arm des Mannes. Und dann erkannte er den Gang – es war Raphael und niemand sonst!

      Er musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und ihm entgegenzulaufen. Raphael kam zur Bank. Am anderen Ende setzte er sich und zündete sich eine Zigarette an.

      „Was ist passiert, Brüderchen?‟ Ismael sprach, ohne den anderen anzublicken.

      „Sie haben beide Stützpunkte vernichtet ...‟

      „Bei Allah!‟, zischte Ismael. „Was für eine Katastrophe ...!‟

      „Ich kam gerade aus dem Haus, als sie angriffen. FBI. Dreißig Sekunden früher, und sie hätten mich gehabt.‟ Raphael berichtete mit ruhiger, fast unbeteiligt wirkender Stimme. „Ich musste eine Handgranate einsetzen, um mich und die Ausrüstung zu retten.‟


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