Der Prophet. James Goll

Der Prophet - James Goll


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werden jedoch die Fähigkeit und Autorität haben, sowohl andere zuzurüsten als auch Worte der Korrektur und Wegweisung zu sprechen.

      In diesem Kapitel möchte ich mir etwas Zeit nehmen, um vier Ebenen der prophetischen Gabe und Autorität zu unterscheiden:

      • Ebene 1: gelegentliche inspirierende Prophetie

      • Ebene 2: konsistente prophetische Begabung

      • Ebene 3: bewährter prophetischer Dienst

      • Ebene 4: das Amt eines Propheten.

      Hilfreiche Unterscheidungen

      Bei jeder Erörterung von Prophetie müssen wir uns daran erinnern, dass Gottes lebendiges Wort höher steht als alles, was wir uns selbst ausdenken können. Auch wenn wir hochgebildet und sehr erfahren sind, werden unser Wissen und unsere Weisheit zu kurz greifen. Selbst wenn wir es mit einer scheinbar einfachen und unkomplizierten Situation zu tun haben, sollten wir unsere eigenen Reaktionen im Zaum halten, bis wir sie mit dem Heiligen Geist überprüfen. Gottes Liebe ist sehr viel größer als unsere. Sein Überblick ist viel umfassender. Warum verlassen wir uns dann so sehr auf uns selbst, wenn er doch so viel besser ist?

      Dieses Schaubild stellt unsere Erfahrung mit prophetischen Äußerungen dar:

      Es geht einher mit den Ebenen des prophetischen Dienstes, die ich oben erwähnt habe:

      Diese Diagramme sind nicht dazu gedacht, dass du dich in irgendeiner Weise inkompetent fühlst. Vielmehr sollen sie dich ermutigen, Gottes Gegenwart noch mehr zu suchen, während du in deinem Gebrauch der Gabe der Prophetie wächst und reifer wirst.

      Es ist nicht so, dass inspirierende Prophetien oder schwache prophetische Worte, die viel vom menschlichen Herzen ausdrücken, wertlos sind – überhaupt nicht. Aber durchweg sollte es unser Bestreben sein, ein Sprachrohr Gottes zu sein, das so wenig wie möglich durch unsere kläglich unzureichende Auffassungsgabe verdorben ist. Noch einmal, wie Paulus es formuliert hat: „Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet!“ (1 Kor 14,1).

      Viele von uns wirken in verschiedenen Gaben und Gnaden, je nachdem, was unsere Umstände zulassen und erfordern. Ich selbst prophezeite schon früh, war aber dann als Pastor voll damit beschäftigt, mich um eine Gemeinde zu kümmern. Ich habe nicht einfach per Unterschrift erklärt: „Ich will ein Prophet sein.“ Gott hat einen Wunsch in mich hineingelegt, und ich glaube, dass er das bei jedem tut, den er beruft. Er wählt aus und wir reagieren darauf. Wichtig ist, dass man dem treu bleibt, wozu man im Moment berufen ist, auch wenn es nicht sehr aufregend ist. Treue bringt Wachstum (vgl. Lk 16,10).

      Damit meine ich nicht, dass du dir den Weg in eine neue Gabe oder eine höhere Stufe der Nützlichkeit verdienst. Nein, all das ist allein Gottes Geschenk. Aber du kannst lernen, es in der Kraft seines Geistes und mit seiner Liebe kompetent zu gebrauchen, wenn du ihn jeden Tag aufsuchst. Du kannst aus deinen Fehlern lernen und ebenso aus deinen Siegen. Du kannst lernen, die Stimme Gottes inmitten anderer Stimmen zu erkennen. Indem du all deine Sinne aktivierst, kannst du die verschiedenen Arten, wie er zu dir spricht, herausfinden. Du lernst seinen Weg der Liebe kennen.

      Ebene 1: Gelegentliche inspirierende Prophetien

      Alle Gläubigen, nicht nur diejenigen, die als „Propheten“ betrachtet werden, können prophezeien. Wusstest du das? Erinnere dich an das, was Petrus am Pfingsttag sagte, als er den Propheten Joel zitierte:

      Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott,

      dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch,

      und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen,

      und eure jungen Männer werden Gesichte sehen,

      und eure Ältesten werden in Träumen Visionen haben;

      und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde

      werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen,

      und sie werden weissagen.

      Und ich werde Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde … (Apg 2,17-19).

      Mit anderen Worten: Jeder Gläubige ist in der Lage, etwas auszusprechen, was Gott ihm in den Sinn bringt. Darüber hinaus fordert uns die Heilige Schrift, wie ich oben erwähnt habe, dazu auf, die Gabe der Prophetie zu suchen (vgl. 1 Kor 14,5).

      Gelegentliche inspirierende Prophetie kann die Form beiläufiger (aber inspirierter) Worte der Ermutigung annehmen, die anderen Menschen angeboten werden. Sie können wirklich kurz und bündig sein, wie z. B.: „Ja.“ Wenn es das ist, was Gott dir in den Sinn gebracht hat, ist es ein kleines prophetisches Wort. Du hast vielleicht den Eindruck, dass Gott es etwas stärker betont, oder du weißt, dass es etwas ist, an das du normalerweise nicht denken würdest, wenn du es aus dir heraus sagen würdest.

      Man „bringt nur den Eindruck zum Ausdruck“, um einen Satz zu entlehnen, den ich gehört habe. Du stellst fest, dass dein Herz im Takt mit Gottes Herz der Liebe und seines ermutigenden Trostes schlägt.

      Meistens handelt es sich dabei einfach um Begriffe, Gedanken oder Ideen, die Gott in den Sinn bringt, obwohl Menschen auf dieser Ebene gelegentlich auch Visionen, mentale Bilder oder prophetische Träume erhalten. Es ist zwar das Potenzial vorhanden, tatsächlich Gottes Worte auszusprechen, doch benutzen diese Menschen in erster Linie ihre eigenen Worte, um einen Gedanken auszudrücken, der ihnen in den Sinn gekommen ist.

      Solche Worte sollten nicht öffentlich vor großem Publikum verkündet werden, sondern sind eher in Kleingruppen oder im Einzelgespräch angebracht, und alle Beteiligten sollten bereit sein, sie zu prüfen (vgl. 1 Kor 14,29-33).

      Ebene 2: Beständige prophetische Gabe

      Das Schlüsselwort hier ist „beständig“. Propheten auf dieser Ebene erleben einen beständigen Fluss an Worten, offenen Visionen, Bildern und Träumen, und sie sind oft in der Lage, sie treffend weiterzugeben, zu interpretieren und anzuwenden. Ihr prophetischer Output beschränkt sich immer noch in erster Linie auf aufbauende Worte, aber sie empfangen auch Worte, auf denen eine größere Autorität liegt. Oft interessieren sich Menschen auf dieser Ebene der Begabung stark für das Fürbittegebet und sind treu darin. Das macht Sinn, denn während Propheten die Wünsche Gottes den Menschen bekannt machen, machen Fürbitter die Wünsche der Menschen Gott bekannt, insbesondere wenn sie sich bemühen, nach dem Willen Gottes zu beten.

      Nicht jeder empfängt prophetische Worte auf die gleiche Weise. Man kann anfangen zu verstehen, wie jemand Worte empfängt, indem man ihm zuhört. Einige werden mit: „Ich fühle …“ oder „Ich spüre, dass …“ beginnen, während andere berichten: „Ich habe die Stimme des Herrn im Traum gehört“ oder: „Ich bekomme ein Bild von …“ Andere haben vielleicht „offene Visionen“ (eine Theophanie), in denen sie die hörbare Stimme des Herrn hören können. (Eine Theophanie ist manchmal ein Hinweis auf eine Berufung über den prophetischen Dienst hinaus in das Amt des Propheten).

      In jeder Gemeinde wird es eine Reihe von Personen geben, die von den Mitbrüdern und Leitern gleichermaßen als prophetisch begabt anerkannt werden. Mit der Zeit könnte jemand mit einer beständigen prophetischen Gabe eingeladen werden, öffentlich in der Gemeinde zu dienen (wiederum in Übereinstimmung mit 1. Korinther 14,29-33). Dies geschieht normalerweise im Zusammenhang mit einer Ortsgemeinde, die unser Ausbildungsort für den Dienst an der Welt insgesamt ist. Diese Menschen sind insofern begabt, als sie ein ungewöhnliches Maß an Offenbarung haben, aber sie müssen nicht nur darin geschult werden, dem Protokoll des Hauses zu folgen, sondern auch darin, wie sie charakterlich reifer werden und in Bezug auf Gottes Absichten für die Gemeinde wachsen können.

      Richtungsweisende


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