Angriff der Tapferkeit. Морган Райс
von Durs eigener Größe. Er hatte Durs Handgelenk ergriffen, als die Klinge nur noch Zentimeter über Thor schwebte.
Durs wandte sich überrascht dem Mann zu.
„Andronicus will nicht, dass er getötet wird“, zischte der Krieger Durs finster an. „Er will sie alle lebend haben. Als Gefangene.“
„Davon hat uns niemand etwas gesagt!“, protestierte Durs.
„Die Abmachung war, dass wir sie töten könnten!“, fügte Dross hinzu.
„Sie wurde geändert“, sagte der Krieger.
„Das könnt ihr nicht tun!“, schrie Drake.
„Können wir nicht?“, antwortete er finster. „Wir können tun, was uns gefällt. Oh ja, und ihr seid nun auch unsere Gefangenen.“ Der Krieger grinste breit. „Je mehr Angehörige der Legion wir haben, umso höher wird die Bezahlung ausfallen.“
Durs sah den Krieger mit wutverzerrtem Gesichtsausdruck an und im nächsten Augenblick brach heilloses Chaos aus, als sich die Empire-Krieger auf die drei Brüder stürzten, sie niederrangen und ihnen die Hände fesselten.
Thor nutzte das Chaos und sah sich nach Krohn um, der neben ihm im Schatten stand und sich loyal an seiner Seite hielt.
„Krohn, hilf mir!“, rief Thor. „JETZT!“
Krohn sprang mit einem Knurren vor, stürzte sich auf einen den Krieger, der Thor festhielt und grub seine Zähne in dessen Hals. Thor konnte seine Hand befreien und Krohn machte sich über den nächsten Mann her, und dann den nächsten, bis sich Thor befreit hatte und sein Schwert ergreifen konnte. Thor fuhr herum und schlug mit einem einzigen Hieb drei Männern die Köpfe ab.
Thor rannte zu Reece, der ihm am nächsten war, und stach seinem Wächter direkt ins Herz, befreite ihn, sodass auch er sein Schwert ziehen und sich mit ihm in den Kampf stürzen konnte. Sie liefen zu ihren Legionsbrüdern, überwältigten ihre Wächter und befreiten Elden, O’Connor, Conval und Conven. Die anderen Krieger waren damit abgelenkt, Drake, Durs und Dross abzuwehren, und als sie bemerkten, was vor sich ging, war es zu spät. Thor, Reece, O’Connor, Elden, Conval und Conven waren alle frei und bewaffnet. Sie waren nach wie vor in der Unterzahl und wussten, dass der Kampf kein einfacher sein würde. Doch zumindest wussten, sie, dass sie eine Chance haben würden. Unerschrocken und leidenschaftlich stürzten sie sich auf ihre Feinde. Die noch verbliebenen hundert Krieger des Empire griffen an und Thor hörte weit über sich einen Schrei, blickte auf und sah Estopheles. Sein Falke stürzte sich herab und kratzte dem feindlichen Anführer die Augen aus, sodass er zu Boden fiel und sich vor Schmerzen wand. Estopheles griff nacheinander weitere Krieger an und schaltete auch sie, einen nach dem anderen, aus.
Während des Angriffs lud Thor einen Stein in seine Schleuder, spannte sie und traf einen Mann an der Schläfe, gerade bevor er ihn erreichen konnte. O’Connor gelang es, zwei Pfeile abzuschießen, und beide trafen ihr Ziel mit tödlicher Präzision. Elden spießte zwei Gegner gleichzeitig mit seinem Speer auf und sie stürzten zu Boden. Doch das war nur der Anfang – es blieben hundert Krieger übrig.
Unter lautem Schlachtgeschrei trafen sie aufeinander. Wie man es ihm beigebracht hatte, konzentrierte sich Thor auf einen Krieger und wählte sich dafür den aus, der am größten und gemeinsten aussah. Er hob sein Schwert und stürzte sich auf ihn. Dem Mann gelang es, Thors Schwerthieb mit dem Schild abzuwehren und parierte sofort mit seinem Hammer in Richtung von Thors Kopf.
Thor wich aus und als der Hammer neben ihm zur Erde sauste, zog er seinen Dolch und rammte ihn dem Mann in den Bauch, sodass er tot zusammenbrach.
Thor hob seinen Schild gerade rechtzeitig, um den Angriff von zwei feindlichen Kriegern mit ihren Schwertern abzuwehren. Er parierte und tötete dabei einen von ihnen. Er wollte gerade dem anderen einen Hieb versetzen, als er aus dem Augenwinkel sah, wie ein anderer ihn von hinten mit dem Schwert angriff. Er fuhr herum und wehrte den Hieb mit seinem Schild ab.
Thor wurde nun von allen Seiten angegriffen – sie waren zahlenmäßig immer noch weit unterlegen – und die Hiebe regneten nur so auf ihn herunter. Er hatte weder die Zeit noch die Energie, um anzugreifen – er konnte nicht mehr tun, als sich zu verteidigen. Und es stürzten sich immer mehr Männer auf ihn.
Er sah zu seinen Waffenbrüdern hinüber und erkannte, dass es ihnen nicht besser erging. Jedem von ihnen war es gelungen, ein oder zwei feindliche Krieger zu töten. Doch derart in der Unterzahl zahlten sie den Preis für ihre Tapferkeit – jeder von ihnen hatte bereits unzählige leichtere Wunden erlitten. Und das trotz der Hilfe von Krohn, der selbst einen feindlichen Krieger nach dem anderen attackierte, und der Hilfe von Indra, die Steine auf die Männer des Empire warf. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie umzingelt wären und sie sterben müssten.
„Befreit uns!“, kam eine Stimme.
Thor wandte sich um und sah Drake, der genau wie seine Brüder nur ein paar Meter weit weg gefesselt lag.
„Befreit uns!“, wiederholte er. „Und wir werden euch helfen, gegen sie zu kämpfen! Wir kämpfen für dieselbe Sache!“
Als Thor seinen Schild hob, um wieder einen harten Hieb abzuwehren, diesmal von einer Kriegsaxt, erkannte er, dass die Hilfe der drei von unschätzbarem Wert sein könnte. Ohne sie hatten sie ganz klar keine Chance, siegreich aus dem Kampf hervorzugehen. Thor war sich alles andere als sicher, ob er ihnen trauen konnte, doch er war an einem Punkt angelangt, an dem er nichts zu verlieren hatte. Immerhin hatten die drei Brüder selbst eine Motivation zu kämpfen.
Thor wehrte den nächsten Schwerthieb ab, ließ sich auf die Knie fallen und rollte zu den Brüdern hinüber. Er sprang auf, zerschnitt ihre Fesseln und schützte sie währenddessen vor den Angriffen der Empire-Krieger. Alle drei schnappten sich ihre Schwerter und warfen sich in den Kampf.
Drake, Dross und Durs stürzten sich schlagend und Schwerter schwingend in die Menge. Jeder von ihnen war groß und ein geübter Kämpfer, und die Verstärkung traf die Männer des Empire unvorbereitet, sodass binnen weniger Augenblicke etliche von ihnen fielen. Thor hatte gemischte Gefühle, sie nach allem, was sie getan hatten, zu befreien – doch in Anbetracht der Umstände schien es eine kluge Wahl zu sein. Besser als der Tod.
Nun, da sie zu neunt gegen die verbleibenden etwa achtzig Krieger kämpften, waren die Kräfteverhältnisse immer noch sehr zu ihren Ungunsten, aber wenigstens etwas besser als zuvor.
Die Waffenbrüder konnten sich auf ihre erlernten Fähigkeiten verlassen, auf die Übungen, die ihnen beim Training mit den Hundert in Fleisch und Blut übergegangen waren, die zahllosen Übungseinheiten, in denen sie umringt gewesen waren und in der Unterzahl gekämpft hatten. Sie taten, was ihnen Kolk und Brom beigebracht hatten. Sie zogen sich selbst in einen engen Kreis zurück und mit einander zugewandten Rücken wehrten sie die Angriffe der feindlichen Krieger als Einheit ab. Ermutigt durch die Ankunft von drei weiteren Kämpfern, verspürten sie alle neuen Mut und kämpften noch energischer als zuvor.
Conval zückte seinen Kriegsflegel, schwang ihn weit und schlug die Feinde immer wieder. So gelang es ihm, drei der Empire-Krieger niederzustrecken, bevor jemand ihm die Kette entriss. Sein Bruder Conven verwendete einen Streitkolben, zielte tief und zertrümmerte den feindlichen Kriegern die Beine mit der schweren gespickten Metallkugel.
Auf die kurze Distanz konnte O’Connor seinen Bogen nicht verwenden, doch er konnte seine beiden Wurfdolche aus seinem Gürtel ziehen, sie in die Menge werfen und damit zwei Krieger töten. Und Thor und Reece blockten und parierten virtuos mit ihren Schwertern. Einen Augenblick lang fühlte sich Thor optimistisch.
Dann sah Thor aus dem Augenwinkel etwas, das ihn störte. Er beobachtete, wie einer der drei Brüder sich aus der Gruppe löste und durch den Kreis spurtete. Thor wandte sich um und sah Durs. Er stürzte sich nicht auf einen Krieger des Empire, sondern auf ihn. Er wollte ihm in den Rücken stechen.
Es geschah zu schnell und Thor, der zwei feindliche Krieger vor sich abwehren musste, konnte sich nicht rechtzeitig umdrehen.
Thor war sich sicher, dass er sterben musste. In den Rücken gestochen von dem Mann, den er einst für seinen Bruder gehalten hatte und dem er naiv zwei Mal das Vertrauen geschenkt hatte.
Plötzlich tauchte