Gesicht des Wahnsinns. Блейк Пирс

Gesicht des Wahnsinns - Блейк Пирс


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landen bald“, sagte Shelley und unterdrückte ein Gähnen. „Wir sollten uns bereit machen.“

      Bereit machen, dachte Zoe. Und wie genau sollte man sich darauf vorbereiten an genau dem einen Ort zu landen, vor dem man sein ganzes Leben lang weggerannt war?

      Sie schnallte sich an, wohl wissend, dass sie keine andere Wahl hatte.

      KAPITEL FÜNF

      Die frühe Morgensonne warf alles in ein schimmerndes Licht, als Zoe Shelley zögernd über den Parkplatz folgte. Es beschlich sie das unangenehme Gefühl, sich an einem Ort zu befinden, der ihr zwar irgendwie bekannt vorkam, an den sie sich aber nicht gut genug erinnern konnte, um sich hier sicher zu fühlen.

      Und dann schwirrte da auch noch ein anderer Gedanke in ihrem Hinterkopf herum – und zwar die Befürchtung, dass sie hier, in unmittelbarer Nähe ihres Heimatortes, jederzeit jemanden treffen konnte, den sie kannte. Auf dem Parkplatz standen jede Menge Behördenfahrzeuge – der Van des Gerichtsmediziners, Streifenwagen der örtlichen Polizei und die Autos vieler anderer Offiziellen, die sich ein solches Großereignis sicher nicht entgehen lassen wollten. Was hier vor sich ging, war für die Menschen hier keineswegs alltäglich. Und genau deshalb waren sie nun auf die Unterstützung des FBIs angewiesen.

      „Sheriff Hawthorne?“, rief Shelley. Sie schützte dabei mit der einen Hand ihre Augen vor der Sonne und winkte mit der anderen einem braun-beige gekleideten Mann hinter einem polizeilichen Absperrband zu. Er winkte zurück und machte sich in ihre Richtung auf. Das weiße Haar des etwa eins achtzig großen Mannes leuchtete im Glanz der Sonne – fast so, als schwebte ein Heiligenschein über seinem Kopf.

      „Sie müssen die Mädels vom FBI sein“, sagte er mit Blick auf ihre Windjacken und schwarzen Anzüge mit FBI-Aufdruck. „Die Leiche ist schon weg. Mussten wir gestern Abend wegbringen, wegen des Wetters. Aber den Tatort könnt ihr euch ansehen, da ist noch alles so, wie wir es vorgefunden haben.“

      „Ich bin Agent Shelley Rose“, sagte Shelley und zeigte ihm, ganz nach Vorschrift, kurz ihre Dienstmarke. „Dann führen Sie uns doch bitte dorthin.”

      „Agent Zoe Prime“, fügte Zoe hinzu und ahmte Shelleys Bewegungen nach, bevor sie sich drehte, um den beiden zu folgen. Diesen Sheriff hatte sie immerhin noch nie zuvor getroffen. Hoffentlich ein gutes Omen.

      Das grüne Gras zu beiden Seiten des Wanderwegs glitzerte hell im Morgenlicht, frisch und mit einem Hauch von Morgentau bedeckt. Als würden sie durch eine Postkarte spazieren, dachte Zoe, als sie dem ausgetretenen Weg folgten. Er wurde offensichtlich viel benutzt. Zoes Aufmerksamkeit fiel auf das Gras, von dem der Weg umgeben war – an welchen Stellen es dünner wurde und wie der breite Eingang zum Parkplatz immer schmaler wurde, bis er schließlich gerade für eine Person reichte, ganz gleich einem Fluss, der vom Meer wegführt.

      „Sie wurde gestern Abend gefunden, richtig?“, fragte Shelley, nur, um sich noch einmal zu vergewissern.

      „Am späten Nachmittag“, bestätigte der Sheriff. „Ein Wanderer hat uns alarmiert, der noch die letzten Züge des schönen Wetters genießen wollte. Er wollte zu einem der höheren Hügel, um von dort den Sonnenuntergang über der Stadt zu genießen. Leider ist er nicht weit gekommen, sondern schon recht bald auf Miss Troyes Leiche gestoßen. Sie lag einfach auf dem Wanderweg – wie Sie gleich sehen werden.“

      Seine unheilverkündenden Worte standen in starkem Kontrast zu der malerischen Umgebung, in der sie sich befanden. Zoe sah sich auf dem Weg zum Tatort genau um. Nicht weit vor ihnen gingen drei Männer – sie trugen die gleiche beige-braune Uniform wie auch der Sheriff – ein Stück des Pfads auf und ab; höchstwahrscheinlich bewachten sie den Tatort. Aber um sie herum, links und rechts abseits des Wanderweges, gab es nicht viel Bemerkenswertes zu sehen – abgesehen von der sie umgebenden Hügellandschaft mit seinen Büschen, Sträuchern und einigen in der Ferne emporragenden weißen Windrädern. Sie zählte auf die Schnelle zweiundvierzig, aber es war natürlich nicht auszuschließen, dass da noch mehr waren, die man von hier, vom grellen Sonnenlicht geblendet, nicht erkennen konnte.

      Ihr fiel besonders auf, wie offen und ungeschützt dieser Ort war. Es gab hier keine Berge oder Wälder, in denen man sich verstecken, in denen man Schutz suchen konnte. Es war weit und breit nur die Hügellandschaft zu sehen, mit einigen vereinzelten Büschen hie und da. Nicht gerade der Ort, den sie sich aussuchen würde, wenn sie am helllichten Tage einen Mord begehen wollte.

      „Ein kühner Mord“, sagte sie, damit Shelley ihren Gedanken folgen konnte. „Hier gibt es keinerlei Deckung.“

      Shelley nickte und setzte sich etwas vom Sheriff ab, um mit Zoe zu sprechen. „Das Opfer mag allein gewesen sein, aber vollkommen isoliert war es nicht. Vom Parkplatz aus hätte man etwas sehen können. Wahrscheinlich nicht alle Details, aber genug, um zu wissen, dass hier etwas nicht stimmt.“

      „Und hätte das Opfer geschrien, dann wäre es wahrscheinlich gehört worden“, fügte Zoe hinzu und warf nochmal einen Blick zurück Richtung Parkplatz, um einen Eindruck von der Entfernung zu bekommen, jetzt, wo sie sich in der Nähe des Tatorts befanden. „Und wenn es dem Opfer gelungen wäre, aufzustehen, dann hätte es womöglich entkommen können. Oder es hätte zumindest die Aufmerksamkeit anderer erregen können. Der Mörder ist hier ein großes Risiko eingegangen.“

      Sie waren nun bei den anderen Polizisten angekommen, die eine Art Halbkreis um ein Areal hinter sich gebildet hatten und es tunlichst vermieden, dort hinzusehen. Aus der Nähe konnte Zoe nun auch erkennen, warum die Polizisten sich alle Mühe gaben, nicht in Richtung des Tatorts zu schauen: Der Boden hinter ihnen war blutgetränkt. Er hatte das Blut des Opfers förmlich aufgesaugt und dadurch einen roten Farbton angenommen, auf den Grashalmen waren noch dazu deutlich einzelne Blutspritzer zu erkennen.

      An einem weiteren, mit Absperrband abgetrennten Bereich ging Zoe in die Hocke, um den Tatort aus der Nähe zu betrachten und die Details genauer unter die Lupe zu nehmen. In aller Ruhe, als öffnete sie behutsam eine innerliche Schleuse, erlaubte sie es den Zahlen, allmählich wieder in den Vordergrund ihrer Wahrnehmung zu drängen.

      Das Opfer, Lorna Troye, hatte hier schier unfassbare Mengen an Blut verloren. Überall waren Blutspritzer zu sehen, der kreidehaltige Boden hatte sich geradezu vollgesogen. Einen so großen Blutverlust hätte das Opfer unter keinen Umständen überleben können, auch dann nicht, wenn ihm nicht der Kopf abgetrennt worden wäre. Das Blut sammelte sich an einem zentralen Punkt, direkt neben dem Wanderweg, aber auch abseits des ausgetretenen Weges und auf den glatten Kieselsteinen des Weges selbst waren Blutspritzer zu finden. Das deutete darauf hin, dass der Täter wiederholt und mit großer Kraft auf das Opfer eingehackt hatte, wodurch die Blutstropfen beide Seiten des Weges erreichten – und sicher auch die Schuhe, die Hose und vielleicht sogar die Vorderseite eines Hemdes oder T-Shirts des Täters bedeckten.

      Zoe umrundete den Tatort langsam, blieb dabei aber außerhalb der Absperrung, um auf keinen Fall Beweismittel zu vernichten. Der ausgetretene Pfad war flach und hart, es zeichneten sich keine Fußspuren darauf ab und es waren keine Kampfspuren zu finden. Ein Großteil des Blutes hatte sich in einer rauen Kerbe angesammelt, die von der Mordwaffe in dem weichen Untergrund hinterlassen worden war, als diese nach der Enthauptung in den Boden eingeschlagen hatte. Es muss ein harter Einschlag gewesen sein.

      War das ein Indiz für die körperliche Überlegenheit und physische Kraft des Täters? Möglicherweise. Aber vielleicht waren zum Abtrennen des Kopfes auch einfach mehrere Hiebe nötig gewesen. Im Bericht des Gerichtsmediziners zum vorherigen Opfer war von Anzeichen für Hackbewegungen die Rede gewesen – so als hätte der Täter mehrfach mit dem Schwert auf sein Opfer einschlagen müssen, bis er sein Ziel endlich erreicht hatte. Zoe untersuchte den Tatort noch etwas genauer, indem sie sich nach vorne beugte und mit ihren Händen – natürlich in Handschuhen – hie und da vorsichtig ein paar Grashalme zur Seite schob.

      Da – eine zweite Kerbe, nah bei der ersten, um fünfzehn Grad gedreht und etwa fünf Zentimeter weniger tief.

      Er hatte auf ihren Nacken eingehackt, bis er ihn schließlich vollständig durchtrennt hatte. Vielleicht war der Täter also doch nicht außergewöhnlich stark, auch wenn zum Durchtrennen von Knochen und Muskelsträngen sicher eine gewisse Kraft in den Armen vonnöten ist.

      „Viel


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