Der kleine Hui Buh (Bd. 2). Ulrike Rogler

Der kleine Hui Buh (Bd. 2) - Ulrike Rogler


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sein Vater.

      Das kleine Gespenst wird vor Schreck unsichtbar.

      „Hui Buh“, flüstert Anton erstaunt, „wo steckst du denn?“

      „Hinter dir“, wispert er in Antons Ohr, „ich habe mich vorsichtshalber unsichtbar gespukt.“

      „Keine Angst“, beruhigt Anton ihn, „ich erkläre meinen Eltern, dass du nur helfen wolltest!“

      Doch bevor Anton die Scheune verlassen kann, nähert sich ein ziemlich dicker Mann dem Innenhof. Ein gemeines Grinsen huscht über sein Gesicht, als er den umgefallenen Bretterstapel sieht. Dann gibt er sich einen Ruck und setzt eine betrübte Miene auf.

      „Oh nein, was für ein riesiges Durcheinander!“, sagt er. Seine fröhliche Stimme passt dabei gar nicht zu seinem Gesicht. Dann klopft er sich auf den dicken Bauch und lächelt Antons Eltern falsch an. „So ein Pech aber auch“, schnarrt er. „Am besten, Sie nehmen mein Angebot doch an und verkaufen mir das alles hier. Dann sind Sie das furchtbare Chaos los.“

      Antons Mama schüttelt den Kopf. „Sie“, ruft sie empört, „wollen uns viel weniger zahlen, als der Hof wert ist!“

      „Ich“, grinst der Mann gemein, „bin der Einzige, der dafür überhaupt etwas zahlt. Und morgen, liebe Frau, zahle ich noch weniger. Also sollten Sie lieber gleich zustimmen.“ Gierig reibt er sich die Hände. „Ohne Kran können Sie die Renovierung sowieso vergessen.“

      Hui Buh schüttelt sich. „Wer ist dieser Schleimbeutel?“, wispert er Anton ins Ohr.

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      Anton lässt die Schultern hängen. „Das ist Herr Münzsack. Der will unseren Bauernhof kaufen.“ Traurig sieht er sich um. „Mama sagt, wenn wir nicht bald die ersten Zimmer vermieten, schafft er das auch. Denn dann fehlt uns das Geld“, erklärt er leise. „Dabei wollen wir doch ein richtiges Familienhotel aus dem Hof machen! Ganz toll soll das werden!“ Anton seufzt so tief, dass Hui Buh gleich mitseufzen muss. „Wir sind gerade erst hierhergezogen“, flüstert er dem kleinen Gespenst zu. „Und ich würde wirklich gern bleiben!“

      Hui Buh macht sich wieder sichtbar und richtet sich auf. „Keine Angst, Anton!“, raunt er. „Dieser Beutelsack wird sich noch umgucken! Ich hole jetzt meine Freundin Hedda Hex und gemeinsam fällt uns sicher etwas ein, um euch zu helfen! Huuui Buuuh!“

      Ohne auf Antons Antwort zu warten, schwebt er in Richtung Dach, durch eines der Löcher in den dunklen Himmel und saust los. Staunend blickt Anton ihm hinterher. Selber schweben kann Hui Buh wesentlich besser, als Bretter schweben zu lassen. Ob er und seine Hexenfreundin ihm wirklich helfen können, den Hof zu retten?

       Zwei magische Aufgaben

      In der Geheimzentrale für magische Wesen sitzt Hedda Hex mit gekreuzten Beinen auf dem Boden und liest aufmerksam in ihrem Hexenbuch. „Sturm, lauer Wind, heftiger Wind, Herbstwind …“, murmelt sie und dreht eine ihrer roten Haarsträhnen zwischen den Fingern.

      Über ihr baumelt Frederik an seinem Balken und gähnt müde. „Geht das auch ein bisschen leiser?“, grummelt er.

      Hedda schüttelt den Kopf. „Aber, Frederik, seit ich meine Brille habe, kann ich doch endlich alles lesen!“

      „Ich verstehe ja, dass du dich darüber freust“, seufzt Frederik. „Nur musst du unbedingt laut lesen?“

      Hedda überlegt kurz, dann antwortet sie: „Ja, muss ich. Laut lesen macht viel mehr Spaß!“

      „Wenn das so ist …“, Frederik blickt sich suchend um, „stecke ich mir wohl besser einen Pfropfen Spinnenweben in die Ohren.“

      Und schon versinkt Hedda Hex wieder in ihrem Lieblingsbuch, das mit den Hexensprüchen. Wenn sie die eines Tages alle kann, ist sie eine richtige, echte Hexe wie ihre Mutter.

      Ein Rumpeln auf dem Dach reißt Hedda aus ihren Gedanken. Im nächsten Moment öffnet Hui Buh das Dachfenster und schwebt hindurch. Aufgeregt saust er zu seiner Freundin. „Hedda“, ruft er, „los geht’s, wir müssen Balken verspuken … ähm, verhexen … also, zum Schweben bringen, meine ich.“

      „Was müssen wir?“ Hedda Hex sieht ihren Freund verwundert an.

      „Balken!“, japst Hui Buh atemlos. „Aufs Dach müssen sie. Damit wir dem blöden Münzsack eine Rechnung durch den Strich machen! Wir können ihn das Lehren fürchten und Anton helfen.“

      Hedda Hex runzelt die Stirn. Doch da ergreift Frederik das Wort: „Ah, Hui Buh, schön, dass du da bist!“, sagt er und flattert zu den beiden hinunter. „Ich habe nämlich die nächste Aufgabe für dich.“

      Hui Buh schüttelt energisch den Kopf. „Keine Zeit, Frederik, wir müssen …“

      „Lernen!“, unterbricht ihn die Fledermaus streng. „Lernen, wie ihr ein echtes Gespenst und eine echte Hexe werdet.“

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      Hui Buh nickt ungeduldig. „Das auch, aber …“

      „Nichts aber!“ Frederik setzt sich vor Hui Buh auf die Lehne eines alten Schaukelstuhls.

      Hedda Hex springt begeistert auf. „Stell dir vor, Hui Buh“, ruft sie, „ich darf heute lernen, den Wind zu befehlen! Ist das nicht toll?“

      „Ja schon“, stimmt ihr das kleine Gespenst zu, „es ist nur: Anton braucht uns dringender!“

      Frederik zieht die Augenbrauen hoch. „Anton, welcher Anton?“, fragt er, dann zuckt er mit den Schultern und redet weiter: „Ist auch egal, Hui Buh, denn deine heutige Aufgabe ist: Du besorgst dir ein wahrlich gruseliges Gespenster-Utensil.“

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      „Was für ein Spiel?“, fragt Hui Buh überrascht.

      „Kein Spiel“, schnaubt Frederik, „ein U-ten-sil! Also einen Gegenstand, der dich begleitet und perfekt zu einem Gespenst passt.“

      Hui Buh grübelt. Etwas, das zu ihm passt? Was könnte das sein?

      Hedda Hex fuchtelt derweil wild mit den Händen in der Luft und liest etwas aus ihrem Hexenbuch ab. Dann murmelt sie entschlossen: „Magie mach mit!“

      Kaum hat sie zu Ende gesprochen, da taucht wie aus dem Nichts eine dunkle Wolke in der Geheimzentrale auf. So tief über dem Boden schwebt sie, dass Hui Buh und Hedda Hex die Köpfe einziehen müssen. Sie saust durch die Regale, Bücher schlagen auf und fallen zu Boden. Balken knarren. Das Pendel der alten Standuhr rast hin und her, die Zeiger bewegen sich rückwärts. Und der Staub? Der Staub saust im Kreis durch den ganzen Raum herum. Zu Hui Buhs großer Freude wehen selbst Spinnweben durch die Luft.

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      „Ohhh!“ Er klatscht in die Hände. „Ein Spinnwebentanz! Verspukt gelungen, Hedda!“

      Da landet ein besonders großes Spinnennetz direkt in Frederiks Gesicht. Hektisch mit den Flügeln schlagend, gerät er aus dem Gleichgewicht. Der Schaukelstuhl unter ihm beginnt, immer wilder zu schaukeln.

      Eilig schnappt sich Frederik sein dickes Lehrbuch Meister Frederiks hohe Kunst des Spukens und Hexens von 1 bis Z und flattert damit unter einen Sonnenschirm, der in der Zimmerecke aufgespannt ist. Der weise Lehrmeister ahnt, was als Nächstes geschieht. Und tatsächlich wird die Wolke dunkler und dunkler. Schließlich fallen dicke Regentropfen heraus. Erst einer, dann noch einer und plötzlich schüttet es wie verrückt.

      „Hedda Hex!“, ruft Frederik. „Du sollst doch nicht hier drin hexen! Und schon gar keinen Regen, sondern Wind!“ Augenrollend streckt er einen Flügel in Richtung Tür. „Raus mit euch!“, befiehlt er. „Alle


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