Fritz Thurn. Galante Expeditionen. Anonym
blieb. Ich glaubte schon meine Bemühungen einstellen zu müssen, da sie mir ganz aussichtslos schienen, als ein unerwarteter Zwischenfall mir zu Hilfe kam. In einem von einer Dragonerpatrouille bei einem Bauern gefundenen Briefe des Schlossherren an General Aldringen fand ich den unumstößlichen Beweis dafür, dass der Baron den Feind heranrufen wollte, um meine Truppen ausheben zu lassen. Ich wollte den verräterischen Schuft, der sein Wort gebrochen hatte, sofort nach Kriegsrecht füsilieren lassen. Ich ließ ihm die Hände fesseln und zum Verhöre antreten. Da stürzte – es war am Abend – die Baronin, in einen leichten Peignoir gehüllt, zu mir ins Zimmer und sank vor mir auf die Knie. Um ihre Verzweiflung vor indiskreten Blicken zu bewahren, ließ ich meine Begleitung abtreten und bat die Baronin aufzustehen. Unter Schluchzen rief sie: »Nur wenn Sie mir das Leben meines Gatten schenken.« Als ich darauf nichts erwiderte, beschwor sie mich in ihrer Verzweiflung, alles, was sie besäße als Lösegeld zu nehmen, ja sie selbst zu töten, wenn nur ihr Gatte frei würde. Voll Bewunderung für die selbstlose Liebe des herrlichen Geschöpfes, suchte ich sie zu trösten und sagte ihr, sie sei nicht zum Tode, sondern in ihrer reizvollen Pracht zum Leben und zur Liebe berufen. Da warf sie mir einen verstörten Blick zu, ließ ihre Augen zum gefesselten Gatten schweifen und sagte totenbleich: »Nun denn, Sie unbarmherziger Henker, auch das noch. Sie können vor mir erreichen, was Sie wollen, wenn Sie meinem Manne das Leben schenken.« Die Situation begann für mich interessant zu werden. Ich sann nach und sagte endlich: »Baronin, Ihrem Gatten soll die Entscheidung zufallen.« Dabei hatte ich mich, gerührt vom unendlichen Leide des jungen schönen Weibes schon entschlossen, ihm den Gemahl unter allen Umständen zu erhalten. Ich wartete aber gespannt zu hören, wie sich der Baron, der seit seiner Inhaftnahme einen recht jämmerlichen Eindruck machte, zur kritischen Alternative stellen würde. Der Feigling stotterte nun zuerst unverständliches Zeug und sagte dann mit gesenktem Blick: »Was bleibt mir viel anderes übrig? Ich nehme dein Opfer gezwungen an und werde dir dafür ewig dankbar bleiben.« Mit einem Blick, in dem ich Enttäuschung, Erstaunen und Verachtung las, wandte sich nun die Baronin zu mir und sie sprach kalt und resigniert, indem sie herrisch das Schluchzen unterdrückte, das ihr in der Kehle saß: »Nun denn in Gottes Namen – das Urteil ist gesprochen.« Ich war von der Seelengröße der schönen Frau enthusiasmiert. »Madame«, sagte ich, mit einer vor Aufregung heiseren Stimme, »Sie gaben mir soeben das Recht, mir meinen heißesten Wunsch zu erfüllen. In Ihrer entzückenden kleinen Hand reichen Sie selbst mir den Becher mit dem Trunke, nach dem ich schmachte. Ich begnüge mich aber damit, diese Hand in Andacht und Verehrung zu küssen und ich danke für den Trunk, besiegt vom Adel ihrer Seele. Leben Sie glücklich mit jenem Elenden, der Ihrer nicht würdig ist.« Bei diesen Worten, die ich ohne Überlegung, nur meinem inneren Triebe folgend sprach, ging eine merkwürdige Veränderung in den Zügen der Baronin vor sich. Ihre Eiseskälte schmolz mit einem Male, aus ihren Augen, die mich vordem so abweisend angeblickt hatten, strahlten mir große Sterne warm entgegen und in ihrer Erregung tat sie automatisch einen Schritt näher zu mir. Als ich nun ihre zitternde Hand ergriff, um sie an die Lippen zu führen, fühlte ich, wie diese Hand meine Finger fest umschloss. Geheime Kräfte der Sympathie trieben uns zusammen. Ich konnte in ihrem Blick tiefste Rührung und Dankbarkeit lesen. Oder war es schon mehr, was aus ihm sprach? Noch wagte ich nicht, es zu hoffen. Da kam es leise von ihren Lippen: »Ich will mich an Vornehmheit des Empfindens von Ihnen, mein Herr, nicht besiegen lassen. Ich entbinde Sie Ihres Wortes, da ich mich freuen würde, Ihnen nun freiwillig zu gewähren, was Sie als erzwungen großmütig verschmäht haben.« Da verlor ich vor Entzücken die Besinnung, ich vergaß die Anwesenheit des Barons und riss das reizende junge Weib in meine Arme. Sie erwiderte meine heißen Küsse mit einer Wut, die ich nie erwartet hätte. Aus ihr sprach nur zu deutlich die Ranküne gegen den in seiner egoistischen Jämmerlichkeit endlich erkannten Gatten und der Unmut darüber, dass sie den Schatz ihrer Liebe an einen Unwürdigen verschwendet hatte. Endlich lösten wir uns aus der Umarmung. Ich sah meine Geliebte schwanken, fing sie in meine Arme neuerdings auf und bettete sie auf ein geräumiges Ruhelager, das sich knapp neben dem Gatten befand, der die ganze Szene voll feiger Wut beobachtet hatte. – Da reifte ein satanischer Plan in meinem Gehirne. Ich befestigte die am Rücken des Gefangenen zusammengebundenen Hände am Fensterkreuz und versperrte die Türen. Mir die Oberkleider vom Leibe reißend, eilte ich zur Baronin zurück, die mit geschlossenen Augen schwer atmend auf der Ottomane lag. Rasch hatte ich sie der dünnen Hülle entledigt, die mir die köstlichen Schätze ihres Leibes kaum verborgen hatte. Welch Wunderwerk der Natur war nun meinen geilen, entzückten Blicken preisgegeben! Da war nicht der kleinste Fehler an dem herrlichen Gliederbaue, nicht die geringste Schattierung an der statuenhaft weißen und doch so lebendig heißen Haut zu entdecken. Nie werde ich diesen prachtvollen, unverrückbar harten, hochgewölbten Busen, nie diesen ganz flachen, harmonisch konturierten Bauch vergessen, der abwärts, am Boden des sanft geränderten klassischen »U« in ein ganz schmales goldenes Vlies überging. – Entschlossen, die Baronin selbstlos, das heißt mit Hintansetzung eigenen Genießens, in ein Meer von Wollust zu stürzen, kniete ich neben ihr Lager nieder und begann damit, die Rubinspitzen ihrer Brüste mit aufreizenden Zungen- und Zahnküssen zu bedecken. Das Anschwellen der hart und dunkelrot gewordenen Warzen, wie das krampfhafte Zusammenziehen der Schenkel ließ mich erkennen, dass die Genussnerven sofort zu schwingen begonnen hatten. Ich hatte also nicht nur ein zauberschönes, sondern auch ein hochgestimmtes Instrument für mein Liebesspiel vor mir. Behutsam führte ich, ohne meine Lippen von ihrer Brust zu nehmen, den Mittelfinger meiner rechten Hand in die enge heiße Scheide. Leise, ganz leise liebkoste das Ende meines Fingers jene Stelle am Scheidengrunde, die bei manchen Frauen, allerdings nur bei wenigen, so überaus empfindsam ist. Zu diesen zählte offenbar die Baronin. Sie vermochte nicht mehr deutliche Zeichen höchster Erregung zu verbergen. Aber auch meine Selbstbeherrschung war zu Ende. Die Natur war stärker als mein Wille. Ehe ich es noch recht wollte und wusste, hatte ich meinen schon ganz ungebärdig gewordenen Liebesspeer in den reizendsten Frauenschoß gebohrt, den ich nach einem anderen, liebe Tante, kenne. In unendlichem Genusse schwanden mir die Sinne, als mein Widerspiel meinen wilden Bewegungen mit verständnisinniger Parallelaktion entgegenkam. Ich weiß nicht wie oft wir beide in dieser ersten Umarmung zum Gipfel der Wollust emporgeklommen waren. Ich weiß nur, dass mich die Geliebte glückselig anlächelte, als ich, aus meinem Taumel erwachend, die Augen aufschlug. Ein Geräusch vom Fenster her rief mir die Anwesenheit des armen Barons erst wieder in Erinnerung. Da stand der jämmerliche Wicht mit wutverzerrtem Antlitze. Was für Qualen der Eifersucht mochte er bei unserem Dithyrambos der Geschlechtsvereinigung ausgestanden haben. Ich empfand kein Mitleid mit ihm. Aber auch an der Baronin konnte ich nichts davon wahrnehmen. Als der Baron bemerkte, dass ihre Blicke jetzt zu ihm hinüberschweiften, kam es gepresst und gallig von seinen Lippen: »Ich gratuliere, Madame, zu ihrem fabelhaften Anpassungsvermögen. Ich werde mich allerdings nicht so leicht darein finden können, dass ich ein unverdorbenes Mädchen zu ehelichen vermeinte, in Wirklichkeit aber eine Dirne zum Weibe nahm. Sie aber mein Herr« und damit wandte er sich zu mir, »ersuche ich diese widerliche Szene nun zu beendigen und mich vom Anblicke der Dame zu befreien, die das Recht verloren hat, meine Gattin zu heißen. Mag sie ihren Lüsten nachgehen, wo und wie sie mag, nur vor meinen Augen nicht. Wäre ich frei, so würde ich von Ihnen, mein Herr, Genugtuung für den mir angetanen Schimpf fordern. Ein Appell an ihre Ritterlichkeit würde mir nichts nützen und darum unterlasse ich ihn.« Der Filou wusste mich an meiner schwachen Seite zu treffen. Ich erwiderte: »Ich stehe Ihnen, Baron, gerne zur Verfügung, sobald mich die Baronin entlässt, das will sagen, sobald ich meinen Kavalierdienst, den ich als Vertreter besorge, geleistet und beendet habe. Ich hoffe aber, dass die Baronin meine Auffassung und meine Wünsche teilt und mich noch nicht aus ihren Diensten verabschiedet.« Bei diesen Worten errötete die Geliebte und sie schloss neuerdings ihre Arme fest um mich. Das war mir die liebste Erklärung. Ich war aber entschlossen, den Baron für seine Herausforderung noch empfindlicher zu strafen. Überdies hatte ich erkannt, dass es seine Gattin selbst dazu trieb, ihn die Qualen der Eifersucht bis zur Neige kosten zu lassen. – Ich wusste sie also willfährig. So kniete ich denn abermals vor ihrem Lager nieder und drehte ihren Leib auf dem Ruhebett derart zu mir, dass ihre beiden Schenkel auf meine Achseln zu ruhen kamen, während ihr Haupt von der Wand hinter dem Lager gestützt wurde. Nun schob ich mit ihrer Hilfe noch ein Kissen zwischen ihren Rücken und die Wand. In dieser Gruppierung kehrte ich dem Baron den Rücken, während sich die beiden Gatten nur wenige Schritte voneinander entfernt in die Augen sehen konnten.
Gerne hätte