Cenodoxus. Jakob Bidermann

Cenodoxus - Jakob Bidermann


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Der Heiligkeit selbst bist ein Zier.

      Doct. Das helle Liecht im Königreich.

      Phil. Ja dessen glantz der Sonnen gleich.

      Doct. Deß Königs Hertz / Sinn vnd Gemüt.

      Phil. Der das gantz Königreich behüt.

      485Doct. Nun dises vnd dergleichen mehr

      Redt man mir alls zu Lob vnd Ehr /

      [27]Das gfällt mir auß der massen wol /

      Drumb mich kein Mühe nit tauren soll /

      Damit ich nur diß Lob behalt /

      490Das mir im Landt gibt jung vnd alt.

      Phil. Recht schön ist es vnd steht gar fein /

      Bey mennigklich hoch angsehen seyn /

      Wem soliches das Glück beschert /

      Kost was es wöll / ists alles werth.

      495Doct. Zu disem Endt halt ich mein Wacht /

      Schier stets in Büchern Tag vnd Nacht.

      [19]Phil. Was wird durch Menschen Lob bekannt /

      Kan nit vergehn / es hat bestandt.

      Doct. Dannoch wie mit so schlechter Mühe

      500Wie grosse Würdigkeit allhie

      Wie groß Ansehen / Herrlichkait /

      Hab ich erlangt sehr weit vnd brait.

      Fürs rechte Leben halte ich /

      Daß meine Werck vnd Thaten mich

      505Versterben lassen nimmermehr /

      Diß ist allein das ich begehr.

      Phil. Wann es schon wär der Willen dein /

      So konds doch nit verborgen seyn.

      Die Tugent ist dir eingepflantzt /

      510Die allenthalben an dir glantzt.

      Du wöllest oder wöllest nicht /

      Groß Lob vnd Preiß man dir doch spricht.

      Doct. O höchster Gott im Himmel droben /

      Mit höchstem Danck thue ich dich loben /

      515Das mich dein Göttlich Majestat

      Mit solchen Gnaden zieret hat /

      Das mich drumb neydet mennigklich

      Vnd doch bin keinem neydig ich.

      Phil. Diß Glücks ist dises Hertz wol werth /

      520Dem Glück ist solches Hertz beschert.

      Doct. Die armen Leut mich lauffen an

      Als Vattern der jhn helffen kan:

      Sie bitten mich demütigklich /

      Sie preisen / loben / lieben mich.

      525Damit ich jhnn zu hilffe kumb /

      Spendier ich Gelts ein grosse Summ.

      [20]Ich laß mich gar nit bitten / ja /

      Mit gebender Hand bin ich gleich da /

      Ehe das mich spricht ein Armer an /

      530Hab ich jhm offt gegeben schon.

      Phil. Die Tugendt der Barmhertzigkait

      Hat sich schon gantz in dich verklaidt.

      Doct. So leb ich auch gar mässigklich /

      Mit schlechtem laß ich gnügen mich.

      535Vil köstlicher seltzamer Trachten

      Thue ich mich gar mit nichten achten.

      So brich ich mir auch ab an Wein /

      So bhutsamblich als müst es seyn.

      Möchte einer kaum mein Mahlzeit kennen /

      540Vnd es nur ein Collatzen nennen.

      Man halt / der billigkeit gemeß /

      Ich sey der mässig Socrates.

      Phil. Ja wol auß / auß mit Socraten,

      Wann man dir wolt vergleichen den /

      545Vnd man jhn gegn dir halten soll /

      Ein Fresser / Sauffer war er wol.

      Doct. Wie ist nun auch so schöne Weiß

      Bey solchem hohen Lob vnd Preiß

      Nichts vbermütigs an sich haben /

      550Diß seynd ja trefflich schöne Gaben.

      Seins Glücks sich vbernemmen nicht /

      Gedencken / Glaß vnd Glück bald bricht /

      [29]Der guten Wolfahrt also gniessen /

      Als möcht mans noch entrathen müssen.

      555Das hab in acht genommen ich

      Zu jederzeit gantz fleissigklich /

      [21]Samb hett ich all mein gantzes Leben

      Auff jede Tugend gantz ergeben.

      Phil. Ein solches Lob ist selten fail /

      560Wird dennoch manchem auch zu thail

      Ders nit verdient; hie ist es wahr /

      Vnd wär noch vil warhaffter zwar

      Solch jetzt erzehltes Lob vnd Ehr /

      Wanns wär noch grösser vnd noch mehr.

      565Doct. Durch also löblich ehrlich Mittl

      Hab ich getracht nach Ehrentittl /

      Vnd ist sich zuverwundern nicht /

      Das man mir drumb vil Lobes spricht /

      Vnd mich hat lieb vnd schön die Welt /

      570Dieweil es auch Gott selber gfelt.

      Phil. Ja freylich / diß kein zweifel hat /

      Doct. Vor Arbeit bin ich müd vnd matt.

      Derwegen will in Garten ich /

      Im Schatten zuerquicken mich.

      [30]Die 4. Scena.

       Dama der Laggey

       Cenodoxus der Doctor.

       Mariscus der Schmarotzer.

       Labeo vnd Naso zween Diener.

       Dropax, Smilax zween Steckenknecht.

      Dama der Laggey erzehlt dem Doctor mit gelegenheit / es hab Mariscum den Schmarotzer ein wütiger Hund gebissen / vnder dessen kombt Mariscus zornig vnd wütig daher / will den Laggey tod haben / weil er jhne also in April geschickt / der Doctor aber vermaint / er sey [22] von einem Hundsbiß so wütig / läst jhn zu den Vnsinnigen führen.

      575Dam. Ist nit mein Herr an disem Orth?

      Doct. Hör Dama. Dam. Halt wer rüfft mir dort?

      Es ist mein Herr: Ist eben gut.

      Der Handel sich fein schicken thut.

      Doct. Was ist es / Jung? Sag was man will?

      580Dam. Beym Thor warten der Leut gar vil /

      Die all begeren nur allein

      Bey Ewer Gnaden selbst zuseyn /

      Doct. Waistu auch Dama von wesswegen?

      Dam. Es wolten etlich gern raths pflegen /

      585Etlich vmb hilff vnd


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