Flügelschatten. Carolin Herrmann
Haufen, wir waschen das.«
»Unterwäsche ist im Schrank!«
»Beeile dich, wir lassen schon mal ein Bad ein.«
»Oh, das wird der Knüller, deine Haare werden viel besser aussehen, wenn wir uns darum gekümmert haben!«
»Mach dir keine Sorgen, wir bekommen das schon alles hin!«
Damit verschwinden sie wieder, noch bevor ich blinzeln kann. Verwirrt starre ich ihnen hinterher. Dieser Besuch hat mich aus dem Konzept gebracht, so aufgedreht, wie die Feen waren, ständig auf und ab flatterten und mir mit ihren schrillen Stimmen in das Ohr quietschten. Gleichzeitig sind sie auf ihre Weise liebenswürdig. Sie wirken viel zu aufrichtig, um sich zu verstellen und mich in die Falle zu locken.
Am besten ich halte mich daran, was sie gesagt haben, schaden kann es ja zunächst nicht.
Ich ziehe mir den groben Stoff über den Kopf und werfe ihn in eine Ecke. Kurze Zeit später folgt die Hose, die inzwischen schon ganz starr vor Dreck ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals andere Kleidung besessen zu haben. Jetzt trete ich zu dem Schrank an der Wand gegenüber und öffne zögernd und ehrfürchtig die Türen. Der Anblick lässt mich scharf die Luft einziehen.
Wunderschöne Kleider, aufgereiht auf ihren Bügeln, fließende, unfassbar weiche Stoffe in allen erdenklichen Farben, gefaltet und geordnet – leider nichts, was mir gefällt oder in meiner Größe vorhanden ist. Ich ziehe schon die Möglichkeit in Betracht, splitterfasernackt über den Flur zu laufen, andererseits kommt mir das irgendwie komisch vor, schließlich bin ich nicht wie im Wald das einzige menschliche Wesen. Also krame ich zusammenpassende fliederfarbene Unterwäsche hervor, streife sie über, öffne mit Schwung die Tür, renne raus und stoße prompt mit jemandem zusammen.
Vor Schreck keuche ich auf und stolpere ein gutes Stück zurück. Erst dann wage ich es, die Person mir gegenüber anzusehen, und mir wird ganz heiß. Ausgerechnet der eingebildete Kerl von gestern steht, nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, vor mir und hebt die dichten Brauen.
»Ich schätze, sie haben mich wegen dir rausgeworfen?«, knurrt er und nickt zu einer Tür weiter hinten. Ist da das Bad? Was hat Elijah noch gesagt? Ich würde am liebsten im Boden versinken, so unangenehm ist das alles.
Leider kann ich nicht einmal leugnen, dass er gut aussieht, zumindest bin ich mir sicher, dass der große Typ mit den kräftigen Oberarmen, über denen sich die sonnengebräunte Haut spannt, und mit dem flachen Bauch, auf dem sich die Muskelstränge abzeichnen, vieles ist, indes ganz sicher nicht unansehnlich.
Beiläufig streicht er sich eine dunkle Locke aus dem Gesicht, seine haselnussbraunen Augen blitzen auf. Ich versuche mit aller Kraft, nicht auf seinen durchtrainierten Oberkörper zu starren, und fluche in Gedanken darüber, dass es mir schwerfällt. Das darf nicht wahr sein!
Gerade weil er es mit einem frechen Grinsen bemerkt, könnte ich mich selbst dafür ohrfeigen, ihn dermaßen anzustarren. Es sollte besser verboten sein, so auszusehen, das ist ja gemeingefährlich.
Sag irgendwas, geh weiter!
Ich reiße meinen Blick los und sehe ihm ins Gesicht. Nicht gerade besser. Ein selbstsicheres und amüsiertes Schmunzeln umspielt seine Mundwinkel.
»Zufrieden?«, fragt er, grinst mir noch einmal frech zu und schiebt sich dann seelenruhig an mir vorbei, um in der Tür am hinteren Ende des Ganges zu verschwinden.
Ich klappe den Mund auf und zu, bringe jedoch keinen Ton heraus. Verflixt! So hatte ich mir das ganz bestimmt nicht vorgestellt, ausgerechnet ihm wollte ich sicherlich nicht als Erstes in die Arme laufen!
Die Feen, ein halb nackter junger Mann, dem ich nur in Unterwäsche begegnet bin, und das alles am ersten Morgen! Ich muss hier weg.
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