SUB ZERO. Matt James

SUB ZERO - Matt James


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anging, hatte ein anderer Mann – oder auch Möchtegern-Diktator – seine Finger in allem, was sie im Namen des wissenschaftlichen Fortschritts betrieben.

      Dr. Seth Donovan.

       Was für ein selbstgefälliger Grünschnabel.

      House war ein äußerst altmodischer Seebär. Er war der festen Überzeugung, dass man seinen Lebensunterhalt mit harter Arbeit und der richtigen Einstellung verdiente – was heutzutage scheinbar nicht den Respekt vor Älteren beinhaltete.

      Donovan war sechsundzwanzig Jahre jünger als House und es machte ihn absolut rasend, wenn er daran dachte, dass ein derart aufgeblasenes Arschloch bereits mit achtundzwanzig diesen Posten bekommen hatte. Theoretisch waren er und Donovan gleichgestellt, solange sie an Bord waren, aber er wusste genau, dass er nur scharf gucken musste und der kleine Scheißer würde sofort klein beigeben.

      Donovan war so rückgratlos wie die Kreatur, die er suchte.

      House konnte die Krake, wie die Männer es nannten, kaum weniger egal sein. Der einzige Grund, warum sie es so nannten, war Donovans gereizte Reaktion darauf. Aber House würde keinem seiner Männer seinen Willen aufzwingen, Donovan eingeschlossen. Er hatte schließlich auch mal in den Schuhen seiner Männer gesteckt – über zwanzig Jahre lang. Jeder Einzelne, unter dem House je gedient hatte, hatte sich als bürokratischer Kackfisch erwiesen.

      Er grinste. Ja, so hatte er die wichtigtuerischen Kommandeure genannt, als er noch im Dienst stand … Kackfische.

      House war kein typischer Navy-Mann. Er sprach oder dachte nicht wie die meisten Seefahrer. Er kam ursprünglich aus Albany, Georgia, und entsprach eher den Leuten aus dieser Gegend. Er war ein einfacher Mann und sagte immer unverblümt, was er dachte. Einfach gesagt, House kam direkt zum Punkt und nahm kein Blatt vor den Mund.

      Gianna war genauso. Man hätte sie bestimmt nicht als hochintelligent eingeschätzt, wenn man sie nur nach ihrem Äußeren und ihrem leichten Südstaatenakzent beurteilen würde. Außerdem hatten sie beide in gewissen Kreisen leichte Schwierigkeiten aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe. Gianna war jedoch noch schlechter dran als er, den sie wurde häufig als Halbblut bezeichnet.

      House hasste es, wenn man sie nur nach ihrer Hautfarbe beurteilte. Selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert warfen die Leute ihnen immer noch eigenartige Blicke zu, wenn sie erfuhren, was er und Gianna beruflich machten. Jedes Mal, wenn er jemandem erzählte, dass er ein hochmodernes Forschungsschiff der Navy kommandierte, war die Reaktion darauf stets die gleiche, garantiert.

      Derjenige war überrascht.

      Als Mittfünfziger war House bereits daran gewöhnt, aber Gianna in ihren Zwanzigern musste erst noch lernen, sich damit abzufinden.

      Neandertaler hatte er diese Menschen genannt, als sie noch klein war.

      Aber doch nicht alle, oder?, hatte sie mit Tränen in den Augen gefragt.

      Er hatte mit den Schultern gezuckt. Nicht alle von ihnen … das sind nur diejenigen, an die du dich erinnerst. Sei nett zu jedem und die Leute, die auch nett zu dir sind, die behalte im Gedächtnis.

      Diese Erinnerung brachte House unwillkürlich zum Lächeln, aber nur solange, bis einer seiner Männer mit dem Wetterbericht heraneilte. Der fiese Sturm, den sie erwarteten, hatte den Kurs geändert … und noch einmal an Stärke zugenommen. Außerdem würde er sie jetzt noch früher treffen. Ihr derzeitiger Ausflug zum Boden des Südlichen Ozeans war also ihr letzter. Eigentlich hätten sie noch zwölf Stunden Zeit haben sollen.

      Das wird eng, dachte er. House ging immer auf Nummer sicher. Die Sicherheit seiner Leute war seine oberste Priorität. Er schüttelte den Kopf. Das kann ich nicht riskieren …

      Seine verbale Drohung an Donovan, wenn sie auch aufrichtig gemeint war, nützte nicht viel, wenn dieser sich an Becker wenden würde. House hatte nun mal keine wirkliche Macht über den Wissenschaftler, nur die Fähigkeit, ihn einzuschüchtern. Wie die meisten Leute, die Macht ausübten, ohne sie sich tatsächlich verdient zu haben, gab Donovan normalerweise sofort klein bei, sobald sich ein Konflikt ankündigte, denn Männer wie er, hatten nie für das gekämpft, was sie erhalten hatten, und gaben deshalb schnell auf, um sich selbst zu schützen.

      House hingegen wäre an seiner Stelle lieber mit wehenden Fahnen untergegangen.

      Bei seinem letzten Posten auf einem militärischen Gefährt hatte er bei der Navy als stellvertretender Kommandant an Bord der USS Harry S. Truman gedient. Das Einzige, was er bedauerte, war, dass er vor Antritt seines einstweiligen Ruhestands niemals ein eigenes Schiff befehligt hatte.

      Das Kommandieren lag ihm einfach im Blut. Es fiel ihm leicht, aufgrund der Art und Weise, wie er seinen Job verstand. Wenn er die Leute um sich herum respektierte, würden sie diesen Gefallen erwidern. Falls sie den Respekt nicht zurückgaben, würden sie auf seinem Schiff nicht lange überleben.

      House musste lächeln, als er an die Jungs dachte, die es für eine gute Idee gehalten hatten, ihn zu verärgern. Normalerweise brauchte er immer nur ein paar Tage, bis er jemanden dazu gebracht hatte, Dinge anders zu sehen. Tagelang Toiletten zu schrubben konnte ganz schnell zu einer Erleuchtung führen.

      House hob seine linke Hand und aktivierte sein Headset mittels des neuen WPC-Systems. Der Wearable Personal Computer war eine Art tragbare Steuerungskonsole fürs Handgelenk. Er konnte buchstäblich alles. Der Touchscreen war fünf mal zehn Zentimeter groß. Die Kommando-Offiziere, House' rechte Hand mit eingeschlossen, hatten von DARPA jeweils ein Exemplar zu Testzwecken erhalten.

      Er drückte jetzt den All-Call-Button, wohl wissend, dass das Donovan wahnsinnig machen würde, denn der Mann war ein Gewohnheitstier. House hingegen lebte sein Leben spontan und intuitiv, als könnte jeder Tag sein letzter sein. Das machte ihn allerdings keineswegs waghalsig.

      House war eigentlich ganz genau das Gegenteil davon.

      Als er jünger gewesen war, war House geraten worden, das SEAL-Programm in Erwägung zu ziehen. Ein Admiral auf Landurlaub hatte beobachtet, wie er drei Trunkenbolde in einer kleinen Bar bezwungen hatte, und war extrem beeindruckt gewesen, dass House die Schlägerei vollkommen unversehrt überstanden hatte. Er hätte in dieser Nacht in Schwierigkeiten geraten können, aber der hochrangige Offizier hatte sich für ihn eingesetzt.

      House liebte es, einer der Jungs zu sein, ein Seemann der Sieben Weltmeere. Er konnte den Reiz daran nicht wirklich erklären. Er hatte zu dieser Zeit bereits einige Jahre das Leben eines typischen Matrosen gelebt, deshalb hatte er dem Admiral für seine Anregung gedankt und sich dagegen entschieden, seinen bisherigen Lebensstil aufzugeben. Er war nie ein SEAL geworden, aber auch in diesem Fall wäre er garantiert irgendwann auf einem Flugzeugträger wie der Truman gelandet.

      Doch House war kein typischer Matrose. Er war gerissen und hatte die Gabe, von vornherein sehen zu können, wie sich eine Situation entwickelte. Er konnte außerdem gut auf sich aufpassen und hatte einen Großteil des SEAL-Trainings auf eigene Faust bewältigt. Er war besonders geschickt im Kampf Mann gegen Mann.

      Die Gegend, in der er aufgewachsen war, könnte durchaus etwas damit zu tun haben, denn House war als Raufbold groß geworden und hatte sich auf den Straßen einer Stadt, von der die meisten noch nie etwas gehört hatten, allein durchschlagen müssen. Er war größtenteils ein guter Junge gewesen und nie auf der Suche nach einem Kampf gewesen, die Auseinandersetzungen waren immer zu ihm gekommen. Allerdings brannte bei ihm zugegebenermaßen auch mal schnell die Sicherung durch. In seinen jüngeren Jahren hatte ihn alles Mögliche auf die Palme bringen können. Heutzutage verwendete er seine Energie lieber darauf, andere anzuleiten und sich beim Training auszutoben.

      Er war das, was man einen Workout-Warrior nannte.

      Wenn er ein Telefon zum Werfen gehabt hätte, hätte er es allerdings spätestens nach dem Gespräch mit Donovan getan.

      Genau wie den Special Forces standen der Crew der Endeavor einige clevere Spielzeuge zur Verfügung.

      Sein WPC war mit einem Kehlkopfmikrofon verbunden. Das Einzige, was House daran missfiel, war der Aufkleber mit dem Computerchip, den er an seinem


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