Lina und der magische Schmetterling. Kiki Kreuder

Lina und der magische Schmetterling - Kiki Kreuder


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Wiesen und durch schattige Wälder. Wenn sie andere Wanderer traf, erkundigte sie sich nach dem magischen Schmetterling: „Könnt ihr mir sagen, wo ich den magischen Schmetterling finde?“

      Doch die Antwort war stets die gleiche: „Magischer Schmetterling? Noch nie gehört!“ Lina sank der Mut. Wie sollte sie den magischen Schmetterling finden, wenn ihn niemand kannte?

      Lina ging am Rande dichter Brombeerhecken entlang, hinter denen hohe Bäume wuchsen. Plötzlich erklang eine dunkle Stimme: „Oh du lieber Augustin, Augustin, Augustin, oh du lieber Augustin ... verflixt! Jetzt habe ich schon wieder den Text vergessen!“

      Lina schaute sich um und fragte sich: „Wer singt dort im Wald? Ob ich es wagen soll, herauszufinden, wem die Stimme gehört?“ Vorsichtig ging sie weiter. „Und wenn es ein böser Mann ist?“ Lina blieb stehen. „Vielleicht ist es aber auch jemand, der mir sagen kann, wo ich den magischen Schmetterling finde.“

      Unschlüssig sah Lina sich um und entdeckte eine hochgewachsene Gestalt auf einer kleinen Lichtung zwischen den Bäumen. Sie wagte sich ein paar Schritte weiter und erkannte, dass die Gestalt ein Esel war! Ein Esel, der sprechen und singen konnte!

      „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, ding dong, ding dong. Nein, ich glaube, das ist wieder der falsche Text.“ Der Esel kratzte sich am Kopf und entdeckte Lina. „Wer bist du? Was willst du hier?“, fragte er.

      „Du kannst sprechen!“, rief Lina.

      „Aber natürlich kann ich sprechen!“, polterte der Esel entrüstet. „Wenn ich singen kann, dann kann ich auch sprechen!“ Wütend sah er das kleine Mädchen an.

      „Entschuldige bitte, in meiner Heimat können die Tiere nicht sprechen“, erzählte Lina.

      Der Esel sah sie mit großen Augen an. „Dann musst du von sehr weit her kommen, denn hier können alle Tiere sprechen. Und jetzt störe mich nicht weiter, ich muss meine Lieder üben, ich will ein großer Sänger werden!“

      Er drehte sich um und begann erneut zu singen. „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, ding ... verflixt!“ Lina musste kichern. Wütend drehte sich der Esel um. „Wenn du es besser weißt, dann sing du doch.“

      Lina begann zu singen: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp, klipp klapp. Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach.“ Sie sang das Lied zu Ende und der Esel sah sie nachdenklich an.

      „Kannst du noch andere Lieder?“, fragte er.

      „Ja natürlich!“, antwortete Lina stolz.

      „Oh, mein liebes Kind“, sagte der Esel. „Kannst du mir helfen, die Lieder zu lernen? Ich möchte doch so furchtbar gerne ein großer Sänger werden und ich fürchte, alleine schaffe ich es nicht.“ Der Esel sah sie mit großen, bittenden Augen an.

      „Hm, ich würde dir ja gerne helfen, aber ich muss den magischen Schmetterling finden. Weißt du, Esel, in meinem Dorf sind alle zerstritten und niemand redet mehr miteinander. Wir möchten, dass alles wieder so wird wie früher und deshalb muss ich den magischen Schmetterling finden, damit er uns hilft.“ Lina blickte ihn mit ihren blauen Augen an.

      „Der magische Schmetterling?“ Der Esel runzelte die Stirn. „Ich habe mal eine Geschichte vom magischen Schmetterling gehört, der mit einem Flügelschlag alles verändern kann. Vor vielen Jahren traf ich einmal einen Seemann, der um die ganze Welt gereist ist. Vielleicht kann er dir helfen.“

      Lina fragte aufgeregt: „Und wo finde ich den Seemann?“

      „Nun ja“, sagte der Esel, „wenn du mir hilfst, die Lieder zu lernen, dann sage ich dir, wo du den Seemann findest. Und du kannst heute Nacht in meiner Hütte schlafen. Ein kleines Mädchen wie du sollte nicht nachts allein im Wald umherstreifen.“

      Lina strahlte. „Abgemacht!“, sagte sie.

      So kam es, dass Lina und der Esel bis spät in die Nacht sangen und sangen und sangen. So lange, bis der Esel alle Lieder auswendig konnte. Müde und matt und alle Arbeit satt legten sie sich schließlich hin, Lina in des Esels Strohbett und der Esel auf den Boden. „Nur für diese Nacht, morgen möchte ich wieder in meinem Bett schlafen“, beschwerte er sich und drehte sich auf die Seite.

      Sie schliefen tief und fest bis zum nächsten Morgen. Lina erwachte zuerst und weckte den Esel. „Wach auf, ich muss nun gehen. Bitte sage mir, wo ich den Seemann finde.“

      „Oooh“, gähnte er und erzählte müde: „Wenn du den Wald verlässt, nimm den rechten Weg. Er wird dich zur roten Palme führen. Dort findest du auf dem obersten Palmenwedel eine Wegbeschreibung.“

      „Eine Wegbeschreibung auf einer roten Palme?“, fragte Lina ungläubig.

      „Ja, die Blätter der Palme sind rot. Und jetzt lass mich weiterschlafen. Ein großer Sänger braucht ausreichend Schlaf!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und fing sogleich an zu schnarchen. Lina musste ein bisschen schmunzeln, echt klang dieses Schnarchen nicht.

      „Nun denn“, dachte Lina. „Auf zur roten Palme!“

      *

      M

      Auf ihrem Weg hielt Lina immer wieder Ausschau nach einer roten Palme. Doch nirgends konnte sie sie sehen! Grüne Blätter, braune Äste, gelbe Blüten. Doch keine rote Palme! Es war zum Verzweifeln!

      Die Sonne schien unablässig auf ihren Kopf herab und als sie ihren höchsten Stand erreichte, war es so warm, dass Lina sich ein schattiges Plätzchen am Fuße einer hohen Eiche suchte. „Puh, ist das warm!“, schnaufte sie und nahm aus ihrem Reisebeutel eine Flasche kühles Wasser. „Ahh, das tut gut.“

      Lina war viele Stunden gewandert und hatte sich keine Pause gegönnt. Die Hitze und der angenehm warme Wind machten sie schläfrig. „Uaah“, gähnte sie und streckte die Arme weit nach oben. „Ich bin soo müde. Ich gönne mir ein kleines Nickerchen.“ Lina legte sich auf das weiche Moos, das unter der Eiche wuchs, und bettete ihren Kopf auf ihren Lederbeutel. Es dauerte nicht lange und sie fiel in tiefen Schlaf.

      Zwei Stunden schlief sie tief und fest, sie hörte nicht die zwitschernden Vögel oder die wiehernden Pferde, die nahe auf einer Weide standen. Sie hörte auch nicht das Kinderlachen, als ein helles Glöckchen erklang. Sie erwachte durch einen süßen Geruch, der ihr in die Nase stieg. Langsam öffnete sie die Augen. Die Nase in die Luft gestreckt, schnupperte sie. „Mh, was riecht denn hier so gut?“, fragte sie sich. „Es riecht nach ... nach ... also, was ist das für ein leckerer Duft!“ Es roch nach frischen Erdbeeren, nach cremiger Vanille, nach dunkler Schokolade. „Mh, ich muss sofort herausfinden, woher dieser Duft kommt“, sagte sie und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Schnell nahm sie ihren Lederbeutel und sprang auf.

      Lina schaute sich um und entdeckte am Ende des Weges, den sie vor wenigen Stunden gegangen war, eine rote Spitze. „Das könnte ein Haus sein“, murmelte sie. „Ja, das sieht aus wie ein rotes Spitzdach. Mal sehen, ob der süße Duft von dort kommt!“

      Freudestrahlend hüpfte sie den Weg entlang und je näher sie der roten Spitze kam, umso stärker wurde der betörende Duft. Lina erkannte ein weißes Haus mit einem großen, rechteckigen Fenster neben der Tür. Das Fenster war mit vielen bunten Schleifen geschmückt, Kinder liefen aufgeregt vor dem Eingang umher, eine Glocke aus Gold hing über der Tür und klingelte hell und deutlich, wenn ein Kind das Haus betrat oder es verließ.

      „Das muss es sein. Aus diesem Haus mit den hübschen Schleifen kommt der himmlische Duft!“ Aufgeregt rannte sie los, so schnell, dass sie fast gegen einen Jungen gelaufen wäre, der ein Eis in der Hand hielt. Sie blieb verwundert stehen und starrte ihn an.

      Lina hatte noch nie ein Eis wie dieses gesehen. Die Waffel war abwechselnd mit weißer und brauner Schokolade überzogen, die unterste Kugel war strahlend blau wie der Himmel an einem wunderschönen Sommertag. Eine leuchtend rosa Kugel mit kleinen lila Pünktchen lag darauf. Als Lina die dritte und oberste Kugel sah, stockte ihr der Atem. Die Eiskugel


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